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sen und ich komme heute, Sic um eine recht große Gefälligkeit zu bitten."
O, rief Frau Wirker, nut Freuden; was ick nur vermag, thue ich für Sie. Ich bin ja ohnehin Ihre große Schuldnerin und —
Und scben Sic, unterbrach Zillmer, da habe ick denn gedacht, daß mein Garten sofort geschützt sein wird, wenn die übrigens furchtsamen Obstdiebe wissen, daß Jemand in der Nähe wohnt und den hintern Theil des Gutes bewacht, während der Besitzer die Augen vorn heraus richtet. Im ganzen Dorfe weiß ich Niemand, den ich in mein Stübchen für Passend halten könnte und darum wollte ich nun Sie um den Gefallen bitten, mein Seitengebäude zu beziehen. Es gefällt Ihnen gewiß, da die Fenster in's Grüne hinausführen, was Ihren Augen wohlthätig sein wird; auch ist cs hell und cs stehen sogar schon einige Hausgeräthe darin, die Sie benutzen können, als wären sie Ihr Eigenthum. Das Stübchen ist freundlich ausgeweißt, so daß es mir selbst drinnen gefallen könnte. Im Kämmerchen können Sie mit Karl schlafen. Zins verlange ich nicht von Ihnen, denn Sie erweisen mir einen Freundschaftsdienst, wenn Sie die Wohnung beziehen. Sprechen Sie also ja, ich bitte rarum!
Die Frau war wie aus den Wolken gefallen. Zillmer führte sie ohne Umstände hinauf in das freundliche Logis und bemerkte mit Wohlbehagen, daß Mutter und Sohn die hübschen Räume mit großem Vergnügen betrachteten. (Forts, folgt.)
Ein seltsamer Contract. Die Londoner Aerzte sind bekanntlich sehr theure Herren, und ohne die erste Guinee zu haben, nimmt selten einer die Feder zum Receptschreiben in die Hand. Manchmal aber gelingt es doch, daß Einer umsonst von den Aerzten behandelt wird. So jüngsthin, als die Frau eines nicht gerade bemittelten Handwerkers lebensgefährlich erkrankte.
Herr Doktor, sagte Meister Win-
kclmaß zu dem cintretcnden Arzte, sehen Sie hier! Hier in diesem Tuschkasten liegen fünf funkelnagelneue Guineen; sie sind die Ihrigen, Si^ mögen nun machen, was Sie wollen, meine Frau umbringen oder gesund machen.
In der Hoffnung auf fünf Guineen kann man schon ein Recept schreiben, und nachdem der Herr Doktor sich überzeugt hatte, vaß zwei vollgiltige Zeugen die Giltigkeit des -angebotenen Colttrakts konstatircn konnten, schlug er ein und nahm die arme Frau m Cur, die nach we- ! nigen Tagen mit dem Tode dcrPa- ! tientin endete.
^ Kaum aber war, die letzte Schaufel Erde auf den Sarg der Todten gefallen, so stellte sich der Doktor ein, um die ausbedungenen fünf Guineen in Empfang zu nehmen.
Meister Winkelmaß machte ein pfiffig Gesicht und fragte: Haben Sie meine Frau umgebrachr, Herr Doktor?
Ganz gewiß nicht, war die Antwort. Der liebe Gott hat sie in seiner Weisheit und Gnade zu sich genommen.
Haben Sie dieselbe geheilt? fragte der Meister weiter.
Leider nicht, lautete die Antwort.
Nun, sagte der Handwerker, so begreife ich nicht, wie Sie das Geld von mir verlangen können; Sie haben ihrerseits den Contrakt nicht gehalten, was soll mich denn an ihn binden?
Der Herr Doktor ging ohne Geld heim, hat sich aber fest vorgenommen, keinen Puls mehr zu fühlen, ehe er das Geld im Beutel hat.
Ein nobles Gasthaus. Als einst Kaiser Joseph II. auf seiner Reise nach Frankreich auch Stuttgart zu berühren hatte, bot ihm der Herzog von Würtemberg sein Schloß zur Wohnung an. Der Kaiser aber dankte; er wolle im Gasthaus wohnen. Da befahl der Herzog in Stuttgart allen Gastwirthen die Schilde abzunehmen und ließ nur ein großes Schild vor dem Schloßthor aufhängen mit dem
Wappen von Oesterreich und der Ueber- schrift: Gasthof zum Kaiser Joseph ii. Dieser Einladung konnte der Kaiser nicht widerstehen. Als er im Schlosse abstieg, empfing ihn der Herzog in der Kleidung eines Gast- wirths; die vornehmsten Personen hatten ihre Stellen in den verschiedenen Zimmern eingenommen und spielten ihre Rollen sehr gut. Die schönsten Frauen waren mit den Mützen und Schürzen der Stubenmädchen herausgeputzt, die Cavaliere als Kellner verkleidet. Der Kaiser ging auf den Scherz ein, welcher den ganzen ersten Tag seines Aufenthalts in Stuttgart hindurch sestgehalten ward.
Das fehlt noch. Kaiser Franz hatte in der Nähe von Larenburg eine Musterwirthschaft anlegen lassen, die prachtvoll war, wie es mehr oder weniger alle dergleichen Anstalten sind, die zum Prunk oder Vergnügen von Jemand angelegt werden, dem ver Nutzen Nebensache ist. In der kaiserlichen Musterwirthschaft war z. B. der Boden eines Kuhstalls mit Marmorplatten gepflastert, die Krippen in den elegantesten Formen von Eisen hergestellt. Einst zeigte der Kaiser dem etwas sarkastischen Burgpfarrer Länderer den Kuhstall und sagte: „Nun, ich weiß schon, Sie finden überall etwas auszusetzen, fehlt hier noch irgend etwas?" — „Nichts, gar nichts, Ew. Majestät, erwiederte der Pfarrer, bloß für jede Kuh ein Sopha!"
Gold-Cours. Frankfurt, de» 23. September.
st. kr.
Pistolen.S 38—SV
Fricdrichsd'or . . . . S 33—38
Holland. 18 fl.-Stück . S 43
Dukaten.3 SV'/-,—81'/-
SvFrankcnstiicke . . . S 18—IS
Lngl. Kovereigns ... II 40—44 Preußische Kassenscheine. 1 45 —43'/,
Sonntag, denL7. September, wird predigen: Herr Dekan Heb er le.
Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.