257
Lairdwirthschaftliches.
Zur Vertilgung der Feldmäuse. Da die vielfach bekannt gemachten Mittel gegen die Mäuse zum größten Theile immer noch erfolglos geblieben sind, so dürfte noch folgendes in der „Zeitschr. d. landw. Central- Ver. f. d. Prov. Sachsen" mitge- theiltes Vertilgungsmittel neuerdings zu empfehlen sein, da es gewiß zu den wirksamsten und zugleich unschädlichsten gehört.
Hat man eine Saatfläche fertig, dann läßt man die Seitensurchen mit dem Pfluge glatt ausstreichen und von den Arbeitern mit nicht zu breiten Schaufeln reinigen. In diese Furchen kommen von 20 zu 20 Schritt 3 Quart haltende Töpfe mit 1 Quart Wasser angefüllt. Der Erfolg ist in den ersten Tagen erheblich; auf einem 30 Morgen haltenden Saat- fclde wurden am ersten Morgen 1100 Stück gefangen und ist so der am 8. September gesäete Weizen, in welchem circa 30,000 Stück gefangen wurden, mit wenigen Beschädigungen erhalten worden. — Zu der Ausführung des Verfahrens wähle man einen der zuverlässigsten Arbeiter, den man völlig zum Mäusevogt anstellt. Dieser Mann setzt die Töpfe in die Furchen, und zwar so, daß sie einen Finger hoch tiefer stehen, als die glatte Ebene der Furche beträgt, glättet die Furche wieder aus, macht aber von der feuchten Erde neben dem Topfe die Furche etwas enger, damit die Mäuse nicht neben dem Topfe wegzulaufen vermögen, und gießt nach der Ausführung das Wasser ein. Finden sich in der Saatfläche selbst Mäusewohnungen, so werden auch dort in die nächste Furche Töpfe eingesetzt und vom Topfe aus 10—12 Schritte die Furche geebnet, auch, wenn es nach den Saatbeeten zu erforderlich wird, mit einem Knüppelbahner geglättet, wie sie die Mäuse lieben. Es versteht sich von selbst, daß der Vogt mindestens einen Tag um den andern die Töpfe reinigt (mit einem alten Rahmlöffel) und, soserne es erforderlich wird, das Wasser er-'
neuet, oder die von Krähen hineingescharrte Erde rc. wieder herausfischt, auch Versetzung der Töpfe vornimmt, wo sich Stellen zeigen, an welchen das Ungeziefer sich ein- zumsten anfängt.
Dieses Verfahren gegen die Mäuse sieht nun allerdings etwas umständlich aus; indeß führe man nur zur Probe etwas aus, und man wird zufrieden sein und fortfahren. Kann man die erste Ausführung spccicll überwachen, so läßt sich rasch wegkommen, und der eine Mann wird wird nicht zu lange in Anspruch genommen. Ist die große Menge beseitigt, und hat der Zulauf nachgelassen, dann erst geht man zur sonstigen Vertilgung der Mäuse über.
Unterhaltendes.
Der Schulmeister von Friedethal.
(Fortsetzung.)
Der Greis konnte cs bald wagen in's Freie zu gehen. Als er in den großen Hof des Lehngerichtes kam, grüßten ihn die hin- und wievergehenden Dienstleute auf das Freundlichste. Er fühlte sich wunderbar wohl und doch auch seltsam davon berührt. Er schritt hinaus in's Dorf; da war gerade die Schule aus, und alle Kinder zogen vor dem fremden Manne ihre Käppchen und boten gute Zeit. Er konnte sich nicht enthalten einen kleinen muntern Bausbacken zu fragen: „Gehst Du gern in die Schule, Kleiner?" -— „Ja" — lautete die Antwort — „aber nich meh su gern, wie bei unser ahl'n guten Schul- meester!" — „Warum denn nicht?"— „I nu, bei dem war's schvnner." Nähere Gründe wußte der Kleine nicht anzugeben. Der Greis wandelte die Straße hinab, hier und da begegnete er einem Bauern, einer Bäuerin, einem Knecht, einer Magd; keines von allen versäumte den Fremdling artig zu grüßen, keines ging unsauber oder zerrissen, noch gar taumelnd von Trunkenheit. Er blieb dann und wann an einem offenen Hofthor stehen und sah hinein, da! war Alles so reinlich, da zeugte
Alles von Ordnung und Wohlstand. Hin und wieder konnte er auch einen Blick in eine Wohnstube thun — dieselbe Ordnung und Sauberkeit wie außen.
„Da waltet Gottes Segen sichtbar" — sagte er im Zurückgehen nach dem Lehngericht. „Erkenn' ich doch das wüste Streitthal nickt mehr wieder; hör' ich dock nirgends einen Fluch, nirgends einen Zank, begegnen mir doch allenthalben Zeugnisse des Friedens. Wunderbar! wunderbar!"
Abends saß der seltsame Gast, der es noch immer nicht der Mühe werth gehalten hatte, seine Wirths- leute und Samariter über seine Person aufzuklären, freilich auch von ihnen nicht darum befragt worden war, im traulichen Gespräch mit dem jungen Paare. Da wurde ihm eine neue Ueberraschung zu Theil. Ein schöner vollstimmiger Männergesang ertönte vom Hofe herauf. Es war der Cboral: „Wie groß ist des Allmächt'- gcn Güte!" Der Greis entblößte sein Haupt und faltete seine Hände. Das junge Paar that ein Gleiches. Lautlos, in tiefer Bewegung lauschten die Drei dem frommen Gesang. „Ach! wie kommen diese heiligen Weiheklänge hierher?" konnte der Fremde sich nicht enthalten auszurufen. »
„Es ist die Liedertafel aus dem Dorfe," sagte Alexander. „Der Ort ist klein und Jedermann nimmt da Theil an. des andern Leid und Freud. Natürlich erstreckt sich diese Theilnahme auch auf die Gäste des Dorfes — und so freut man sieb denn Ihrer Genesung und giebt nun diese Freude durch ein Ständchen kund."
„O die guten, lieben Menschen!" rief der Greis, „da erfüllt man ja auf das Schönste das Heilandswort: „Freut euch mit den Fröhlichen und weinet" — doch ein neuer Gesang unterbrach seine Rede. Als auch dieser, eine Motette von Schneider, zu Ende war, konnte der Greis sich der Thränen nicht erwehren, und von tiefer Rührung war er keines Wortes mächtig. Nachdem endlich