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Bald lag der Fremdling in einem zierlichen Zimmer des Lehngerichtes auf weichem Bette unter den Han­ken Klara's und ihres Vaters, der nn Besitz mancher wundärztlichen Kenntnisse, namentlich im Stande war, einen kunstgerechten Verband anzulcgen. Doch unterließ Alexan­der nicht, alsbald einen fahrenden Bo­ren nach Erlbach zu schicken, den dorti­gen Arzt herbeizuholen. (Forts, folgt.)

Jagd- und Lebensbilder aus Amerika.

Eine Härrnmuttcr.

(Schluß.)

Umkehren und der schrecklichen Bärin entgegentreten, konnte er un­möglich; weder unter noch über sich vermochte er andere Zweige zu er­reichen und weiter vor auf dem Aste durfte er sich auch nicht wagen, denn da trug er ihn nicht mehr und man vergesse es nicht er befand sich in einer Höhe von mindestens sechzig Fuß. Er konnte also dem wüthenden Thiere aus keine andere Weise entkommen, als wenn er aus dieser Höhe hinunter sprang, aber dieß war gewisser Tod.

Die Bärin kletterte unterdeß auf dem Aste immer weiter und weiter vor. Wir standen athemlos unten, luden unsere Gewehre von Neuem, fürchteten aber, nicht schnell genug damit zu Stande zu kommen.

Es war eine grauenhafte Minute, die ich in meinem Leben nicht ver­gessen werde, in welcher K. aber be­wundernswürdige Geistesgegenwart und Charakterstärke zeigte. Statt sich der Angst und Verzweiflung zu überlasten, behielt er seine Kalt­blütigkeit vollständig, um über seine Rettung Nachdenken zu können.

Da plötzlich kam ihm ein Gedanke und er rief uns zu:

Einen Strick! Emen Lasso! Werft ihn mir zu, aber um Gottes Willen rasch, sonst bin ich verloren!"

Zum Glück lag ein Lasso, ein langer schmaler Lederriemen mit einer Bleikugel an dem einen Ende, unter dem Baume bereit. Ich warf sogleich mein halbgeladenes Gewehr hin,

stürzte nach dem Lasso und faßte ihn kunstgerecht. Ich darf wohl sagen, daß ich eine ziemliche Geschicklichkeit im Lassowerfen erlangt hatte, und in dieser Kunst es mit jedem Süd- amcrikaner aufnehmen kann.

Ich stellte mich dann gerade unter den Ast, auf dem der Freund oben nicht weit mehr von der Bqrin schwankte, ließ ihn erst mir um den Kopf sausen, zielte gut und schleu­derte ihn in die Höhe. K. war, um Zeit zu gewinnen, auf dem Aste so weit vorgegangen als es nur möglich war. Die Bärin folgte ihm weiter und weiter. Unter der doppelten Last aber bog sich der Ast wie ein Bogen, und es war ein Wunder, daß er nicht brach.

K. saß rücklings auf dem Aste mit dem Gesichte nach dem Stamme und folglich nach der Bärin zu. Diese war kaum noch zwei Schritte von ihm entfernt, so daß er gewiß ihren heißen Athem bereits in dem Gesichte fühlte. Es war die höchste Zeit. Zum Glücke sauste da das Ende des Lasso herauf, gerade zwischen K. und die Bärin, und schlang sich um den Ast. Blitzschnell faßte ihn K., und eben als die Bärin die große Tatze ausstreckte, um ihren Feind zu packen, ließ dieser den Ast los und glitt an dem Lasso hinunter.

Leider aber war der Lasso zu kurz, denn es fehlten mindestens zwan­zig Fuß zwischen seinem Ende und dem Boden unten. Wir selbst hatten mit Entsetzen dieß bemerkt, doch gab es ein Mittel, den herabspringenden Freund aufzufangen. Wir hatten ja die Haut eines erlegten Büffels bei uns; diese nahmen wir und hielten sie unter dem Lasso ausgebreitet. K. sprang herunter darauf, und im nächsten Augenblicke stand er wohl­behalten neben uns.

Es war ein Augenblick des Triumphs. Der Ast, welchen die Last unseres Freundes tief niedergezogen hatte, schnellte, als er den Lasso los­ließ, mit Macht empor; die Gewalt dieser Bewegung kam so unerwartet und war so stark, daß die Bärin losließ, mehrere Fuß hoch emporge­

Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschlä

schleudert wurde und dann aus der Höhe herunter dumpf aufschlagend an den Boden fiel. Eine Zeit lang blieb sie bewegungslos liegen; aber sie war nicht todt, nur betäubt, und sie würde sich bald genug wieder auf­gerichtet und den Kampf von Neuem begonnen haben, wenn wir die Zeit nicht gut benutzt hätten. Wir jagten ihr jeder eine Kugel in den Leib, ich schoß sie namentlich in das Auge, u. so strecktenwir sie bald leblos nieder.

Die Jungen hatten sich aus dem Staube gemacht, und wir suchten auch nicht lange nach ihnen; von der Alten aber schnitten wir einige fette Nippen ab, und wer in seinem Leben jemals Bär-Coteletten gegessen hat, wird sich vorstellen können, wie vor­trefflich sie uns diesen Morgen nach bestandenem Abenteuer schmeckten.

Nachtrag.

Pforzheim.

FluHsperre.

Wegen der am Nonnen- und Blech­wöhr nothwendigen Reparaturen wird vom Montag, den 10., bis Sam­

stag, den 15. d. Mts., einschließlich, §

die Flößerei zu Pforzheim auf der r

Nagold und Enz gesperrt.

Dieß wird auf Requisition des s

großh. Oberamts Pforzheim hier- c

mit zur Nachachtung bekannt gemacht. s

Calw, 6. August 1857. ^

K. Oberamt. j

Fromm. §

Zum heutigen

Geburtstag

gratulirt herzlich G. M.

Gold - Cours.

Frankfurt, den 5. August. §

rl. kr.

Pistolen. 9 37 -38

FriedrichsN'or .... 9 SSSki

Holland. 10 fi.-Stiick . 9 4748

Dukaten. 5 30'/,31 Vs l

SOFrankenstücke ... 9 19 -S9 s

Engl. Sovereigns ... 11 4S4« ^

preußische Kassenscheine. 1 44'/«4S'/, 7

Sonntag, den 9. August (Erntefest) werden predigen: Vormit­tags : Herr Dekan Heberle; Nach- mittags: Herr Vicar Fischer.

ger.