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Theater in Calw.
Sonntag, den 9- August (zweite und vorletzte Vorstellung):
Männertreue,
oder
Der Ehemann in der Klemme. Lustspiel in 1 Akt von Alberti. Hierauf:
Der Schitfskapitän u. die Unbesang'ne», oder
Die Entführung aus der Pensions- Anstalt.
Vaudeville in 2 Akten von Blum; die Gesänge von mehreren Meistern.
Zu zahlreichem Besuche ladet höflich ein Bertha Trandorf, Thcaterunternehmerin.
Arbeiterinnen-Gesuch.
In unserer Kratzenfabrik können sogleich 2 fleißige, geordnete Mädchen eintreten, denen wir bei gutem Lohn dauernde Beschäftigung zw sichern.
2)2. Dörtenbach und Schänder.
Nene Fruchtfäeke,
1 wärt. Scheffel haltend, sind billig zu haben bei
Aug. Schnaufer.
Nächsten Sonntag sowie die ganze Woche über sind frische Laugenbrezeln zu haben bei
Bäcker Pfrommcr im Biergäßle.
Tms untere Logis in meinem Hausantheil im Zwinger ist sogleich oder bis Martini zu vermie- then. Christof Widmann.
Stroh
Kutscher Moros kauft Stroh.
Unterhaltendes.
Der Schnlmcister von Friedethal.
(Fortsetzung.)
Alerander führte Klara an bezeichne- tenOrt. „Jst's nicht hier, wie in einem Tempel?" fragte Klara. — „Ja," erwicderte er, „nur erhabener und mehr zur Andacht stimmend, als in Tempeln von Menschenhand. Aber was wolltest du mir denn sagen?" — „Du sollst mit mir beten!" flüsterte
sic. „O wie gern!" rief er, „aber Worte find' ich nicht dazu: mein ganzes Fühlen und Denken ist ein Dankgebet zn dem Ewigen, der Dich mir gab." — „Du wirst wohl auch Worte finden — wenn — wenn ich Duftige, was Du ihm bald noch wirft zu danken haben," sagte sie mit flammendem Erröthen ihr Haupt an seiner Brust bergend.— „Klara! mein Engel! meinhimmlischesWcib!" rief Alerander ahnungsvoll aufjauchzend, „versteh' ich Dich recht? muß ich Gott danken für ein zweites holdes Leben in Dir?" — „So ist's," flüsterte sie ihn eng umschlingend. Da entströmten seinen Augen Helle Thränen — er sank mit ihr nieder und rief mit gefalteten Händen: „O Gott, welche Seligkeit giebst Du Deinen Kindern schon stier! Habe Dank, Du unendliche Liebe, und schirme das keimende Leben, schirme, schirme die Namenlostheure, die eö unter ihrem Herzen trägt!" Lange lagen die beiden liebersülltcn Menschen so vor dem Ewigen, nicht mehr mit Worten, aber mit seligen Thränen und Küssen betend. Plötzlich wurden sie durch ein Kracken und Schreien und Getöse aufgeschreckt, das von der Straße her an ihre Ohren drang.
„Bleib hier, mein Liebchen!" sagte Alerander, „ich will doch einmal sehen, was cs da drüben gibt. Es ist dort eine sehr schlechte Wegstelle, wo schon mehr als ein Unfall mit Fuhrwerk passirt ist und wegen deren Herstellung ich das Fvrstamt vergebens mit Anträgen bestürmt habe. Ich bin gleich wieder bei Dir."
„Du glaubst wohl, ich könnte erschrecken und etwas davon tragen?" fragte sie.
„Allerdings."
„Dann kannst Du mich schon mit Dir nehmen; bei Dir bin ich gefeit gegen allen Schrecken; auch Hab' ich nicht versäumt, mich auf meine neuen Pflichten emzuüben."
„Dann komm' mit, sagte er, und sie gingen nach der Stelle, von welcher das Getöse kam, das jetzt zum Theil in ein Aechzen und lautes Sprechen überging. Sie fanden einen Wagen mit gebrochener Achse
umgestürzt da liegen; der Fuhrmann hielt die sckeugewordcnen Pferde nur mit Mühe fest und war außer Stande, einem Greise beizuspringen, der mit blutendem Haupte halb unter dem Wagen lag und unvermögend sich hervorzuarbeitcn, jeden Augenblick bedroht war, daß die Pferde das Gefährt ein Stück fortreißen und ihn noch weit schwerer verletzen würden. Alerander sprang in den Hohlweg stinab, zog den Greis unter dem Wagen hervor und legte ihn auf den weichen MooSrand zur Seite des Weges. Gleich darauf ging das Fuhrwerk eine große Strecke weit fort.
Klara nahete sich schnell dem schwer verletzten Greise, band ihm ihr weißes Taschentuch um das blutende Haupt und bat ihren Gatten, nur eiligst Hilfe aus dem Dorfe zu holen, indcß sie bei dem Verwundeten bleiben wollte. „Ja, Du lieber Engel!" sagte er, „lindere Du seinen Schmerz mit Deiner milden Hand und Rede." Darauf eilte er von dannen. Klara setzte sich nun zu dem Verwundeten, legte sein Haupt aus ihren Schooß und fragte nach seinen Schmerzen. Er konnte nur schwache Laute von sich geben, schien aber ziemlich bei Bewußtsein zu sein. In seinem Blicke lag der Ausdruck des innigsten Dankes für die Sorgfalt, die er von der engelhaften Erscheinung erfuhr.
Nicht lange dauerte cS, kehrte Alerander mit seinen Knechten und Tagelöhnern zurück, deren zwei mit einer Nothachse und Stricken für das zerbrochene Gefährt, die andern mit einer Tragbahre und Betten versehen waren. Alerander selbst trug einen Krug mit frischem Wasser und eine Flasche Wein, auch hatte er sich mit einem Fläschchen stärkenden Liqueur versehen. Klara besprengte nun das Gesicht des Greises mit frischem Wasser und Liqueur, wusch seine Wunden und verband sie wieder, reichte ihm Wein, übergab ihn dann ihrem Gatten, ordnete die Belten auf der Trage und ließ den Verwundeten darauf legen. Dann setzten sich die rüstigen Träger in Bewegung.