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ling eilte mit dem Greise nach dem Schlöffe zu Durch, wo sich Emma aufhielt, damit sie aus des Augen­zeugen Munde erfahre, daß sie wirk­lich Wittwe sei.

Der Vermählungstag ward an­beraumt. In lautem Jubel, beim Becher und frohen Reigengetümmel ward er von Rittern nnd Knappen, von Edeldamen und Zofen auf dem Schlöffe zu Durch gefeiert. Schon senkte sich die Sonne des Tages und dunklere Schatten senkten sich über die Thäler. Da kam ein armer Pil­ger, entkräftet von den Beschwerden einer langen Reise, in der Mühle am Fuße des Schloßberges an und bat um einen Erfrischungstrank. Er blickte zu der Burg hinauf und er­kannte an den vom Kerzenlichte strah­lenden Zimmern, an den häufigen Schattengruppcn, die hinter den hell­erleuchteten Fenstern vorüberschwcb- ten, daß dort oben ein Freudenfest gefeiert werde. Als er den Müller um die Ursache desselben .fragte, ant­wortete dieser:Wahrlich, Ihr müßt weit Herkommen, daß Ihr noch keine Kunde davon erhieltet, wie unsere gnädige Frau sich heute mit Berch- told von Neuffen vermählt." Wen nennt Ihr Eure gnädige Frau?" fragte der Pilgrimm hastig. Gräfin Emma von Marstetten. Der Möringer war ihr Gemahl, aber er zog in das ferne Morgen­land und fiel dort im Kampfe mit den Ungläubigen. Lange trauerte die sittsame Wittib deßhalb, bis sie nun eingewilligt, des Neuffen's Ehe­gemahl zu werden."

Wie vom Blitze getroffen stand erst der Pilger ob des Gehörten; dann setzte er rasch den Becher hin und verließ mit hastigen Schritten den erstaunten Müller. Und den Schloßberg flog er hinan, und in den Gelaggaden drang er hinein, trotz aller Widerrede, bis dahin, wo die glückliche Braut saß, von des Bräutigams Armen umfangen. Un­bemerkt warf er einen Ring in Em- ma's Becher und blieb dann ruhig hinter ihrem Stuhle stehen, zu er­warten, was daraus erfolgen würde. Bald sah er, wie Emma den Becher

ergriff, sein Busen erhob sich, sein Herz pochte stürmend er sah, wie sie den Becher ansetzte, wie sie ihn rasch vom Munde nahm, wie sie erblaßte, den Ring aus dem Weine nahm und ^aufsprang von ihrem Sitze. Er hörte ihre Worte : er ist da, er ist heimgekchrt! wo der Ring ist, da kann er nicht fern sein."Wer?" fragte Berchtold bestürztMein Gattei mein ein­ziger, mein rechtmäßiger Gemahl!" Staunend drängten sich die Gäste näher, blickten umher im Zimmer, blickten wieder auf den Ring, den die wonnetrunkene Emma noch im­mer in den Händen hielt.

Eine leise Stimme flüsterte Emma zu:Kennst Du mich nicht, mein trautes Weib?" Und sie erblickte den Pitzer, prüfte seine Züge -- nur ein Augenblick und sie lag in seinen Armen. Sprachlos war der Liebenden Entzücken, aber eben so stumm auch des getäuschten Neuffen Schmerz.Beruhige Dich, Berch­told von Neuffen," sprach der Mö­ringer daraus, und reichte dem Jüng­linge die ritterliche Rechte:ich will nicht, daß meine Heimkehr Trauer einflöße in Jemandens Herz. Konn­test Du die Mutter lieben, so wirst Du auch die Tochter nicht verschmä­hen. Noch wenige Jahre und sie wird mannbar sein; dann sei sie Dein und mit ihr nach meinem Tode alles Gut, das ich jetzt besitze."

Unaussprechlich war die Freude Aller, und trunken vor Lust leerten die Ritter ihre Humpen auf das Wohl des edlen Möringers und seines Weibes, auf das Wohl Neuffen's und seines Fräuleins. Der von Neuffen wartete gern noch einige Jahre, bis 1154 der Möringer ihm seine Tochter gab und zugleich mit ihr die Herrschaften Marstetten und Weißenhorn, unter der Bedingung, daß Berchtold des Schwiegervaters Stammwappcn führe. Ihre Nach­kommen starben 1349 aus, wo dann besagte Güter an Baiern fielen. Nach dem Tode Georg's des Rei­chen kamen sie an Oesterreich, wel­ches sic später an die Grafen von

Fugger verkaufte, deren Haus sie noch jetzt besitzt.

Der Schulmeister von Friedcthal.

(Fortsetzung.)

Denkst Du auch noch an die Taufe unserer Klara?" nahm die Frau wieder das Wortwie da der Doctor Körner, der hier ge­boren, aber seit zehn Jahren nicht hier gewesen war, seinen Geburtsort gar nicht mehr erkannte und Abends wie aus den Wolken gefallen da saß, als die Bursche uns ein Ständchen brachten, wobei sie Dein sechsstim­miges Notturno so meisterhaft aus­führten? Da nannte er Dich einen Herenmeister, Du aber gabst Gott die Ehre und der heiligen Musika."

Ja die heilige Musika!" sagte Jonaswas wäre unser Werk wohl ohne die heilige Musika? Wie stände es überhaupt um die Civilisation ohne Kunst? Die Kunst hat mir mein Friedethal civilisirt"

Nnd die Liebe" fiel Han­na ein.

Liebe und Kunst sind Dioskuren" bemerkte er;sie sind unzer­trennlich. Ohne Liebe kein Kunst­sinn, ohne Kunstsinn keine Liebe Beide sind Blüthen einer Wurzel. Wo nicht viel Liebe im Herzen ist, da kann auch die Kunst nicht gedeihen, wo die Kunst nicht blüht, da sind auch die Herzen kalt. Nun, wir haben mit warmem Herzen die liebe Tonkunst gepflegt und mit ihr die Kunst der Menschenbildung verknüpft. Der Allgütige, der mit jedem treuen und redlichen Wirken ist, hat das unsere reichlich gesegnet, sein Name sei gelobt. Auch hat er uns an unfern Kindern die Freude erleben lassen, daß sie alle wackere Künstler geworden sind."

Ja" sagte Hannabis auf das jüngste. Es ist doch eigen, daß die Klara, obgleich sonst zu Allem geschickt, so wenig Anlage zur Musik hat. Sie wird nie einem ihrer Ge­schwister Nachkommen."

Das glaub' ich auch" ver­setzte ernun, Virtuosen können wir nicht alle sein. Klara ist bei