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daS Thier in Bewegung gesezt, so er­leidet man eine solche unangenehme, schaukelnde Bewegung, daß.Leute genug gibt, die davon schwindlicht, ja völlig seekrank werden. Jezt hebt sich das Kameel vorne», und man starrt in den Himmel, jezt hebt cs sich hinten, und man blickt über seinen Kopf hin­aus in den Sand, jezt hebt cs sich an der rechten Seite, und man rutscht auf die linke, jezt hebt es sich auf der lin- . ken, und man rutscht aus die rechte Seite. Und das geht den ganzen Tag so fort, abgemessen und gleichförmig, wie ein Uhrwerk, in diesen vier höchst unangenehmen Tcmpo's.

Ohne der kleinen Fuhrwerk-Variatio­nen besonders gedenken zu wollen, der man sich aus einer solchen orientalischen Reise oft bedienen muß, als da sind: Eselswagen, Ochsenkarren, muß ich da­gegen unbedingt noch eines seltsame» Rittes erwähnen, den ich in der Nähe der Pyramiden in Ghizet bei Kario gemacht. Dieß war nömlich ein Ritt zu Neger. Um einen Arm des Nil zu passiren, auf dem sich zufällig keine Barken befinden, stehen dort immer eine Anzahl für diesen Dienst verwend­barer armer Kreaturen, die um ein Geringes an Geld den Reisenden auf ihre Schultern laden. Man schwingt sich auf, man nimmt das Stuck eines alten ShawlS, das der Neger um den Hals geschlungen hat, in die Hand, und fort geht es in einem Trabe in den Nil hinein. Anfänglich reicht ihm das Wasser bis an das Knie, steigt dann immer höher und zulezt schwebt mau nur noch über dem Was­ser, unter sich den schwarzen Wollkopf .des Negers, der, indem er auf die Tiefe der Fluth aufmerksam macht, ^uiiS zuweilen das Gesicht zukehrt und uns mit den lebhaften blizendc» Augen , und de» fürchterlichen schneeweißen Zäh­nen auf's Freundschaftlichste angrinzt.

Von einem deutschen Kasthofe.

Wenn man in früheren Zelten vom Mlwagen gestiegen war und seinen Ef­fekten, die auf den rüstigen Schulter» eines Postsubaitern-Beamten ruhten, voransschlcndcrte, und so daS Hotel erreichte, weiches man zu beglücken ge­dacht, so sah man vielleicht einen Kell­ner am Thore lehnen, die Nase des

Portiers aus seiner Loge hervorragen, und bemerkte den Lohnbedienten, der, nach herrschaftlichen Wagen auöspä- hend, an der Ecke stand. Aber alle drei bekümmerten sich nicht sonderlich viel um den mit Staub bedeckten, zu Fuß ankommcnden Passagier.Höch­stens etwas für de» vierten Stock'/' vachte der Kellner;kein Trinkgeld!" seufzte der Portier, und der Lvhnbe- tienle klagte in seinem Herzen:wenn cer die Merkwürdigkeiten der Stadt anschaut, so fragt er lieber an jeder Straßenecke zehnmal, che er mir etwas zu verdienen gibt!,,

Und gemäß dieser kühlen Ansichten war denn auch der Empfang des Ga­stes. Der Kellner, ohne seine Stel­lung am Thore zu verändern, besah Dich von oben bis unten, meinte: cS sei AUeö zu sehr überfüllt, und mur­melte-etwas von einem kleinen Zimmer im fünften Stock, hinten heraus, mit rer Aussicht auf die Brandmauer des Nachbars. Du wünschtest ein Zim­mer im zweiten oder dritten Stock, der Kellner lächelt mitleidig und zuckt die Achsel, die Nase des Portier ver­schwindet, indignirt: denn er seiest ist nicht im Stande zu begreifen, wie Je­mand, der zu Fuß ankvmmt, und vor­derhand noch gar kein Gepäck bei sich hat, in den zweiten und dritte» Stock verlangen kann. Du miethest also das Zimmer mit der Brandmauer-Aus­sicht, der Kellner zieht schläfrig die Glocke und überliefelt dich einem Col­lege», der vor dir die Treppen hinanf- eilt. Im zweiten und dritten Stock sichst du genug Zimmer leer stehen . . Könnte ich nicht vielleicht hier cm Zim­mer, haben?Sind für russische, englische, französische Herrschaften be- stimmt!" Da ist keine Gnade, du kommst doch unter das Dach und der Postbe­amte, der endlich nachkcucht, verlangt daS Doppelte, da er so hoch steigen muß.

Das ist nun heutzutage, Tank sei cs den Eisenbahnen und Dampfst jffeu, ganz anders geworden. Der Stand­punkt der Neisendenden ist vollkommen verrückt worden, und demnach auch die Ansichten deö Kellners, Portiers und Lohnbedienten ganz anders geworden.

(Fortsezung folgt).

Frucht rc. Preise

in Calw am 18. Sept. 1852.

pr. Scheffel

fl-

kr.

fl

kr.

fl-

kr.

Kernen

.

16

30

neuer

14

36

14

13

Dinkel

_

neuer

6

40

5

16

4

6

Haber

6

5

38

5

30

neuer

5

4

29

3

48

pr.

Simri

st-

kr.

fl

kr.

Roggen

1

20

1

12

Gerste

I

6

1

Bohnen

2

12

2

6

Wicken

1

36

.

Linsen--

Erbsen --

Ausgestellt waren 1 Scksfl. Kcr- iieir, 3 Schffl. Dinkel, 3 Schffl. Haber. Eingeführt wurden 72 Schffl. Kernen, 110 Schffl. Dinkel, 115 Schffl. Haber. Ausgestellt blieben Schffl. Kernen, 2 Schffl. Dinkel, 20 Schffl. Haber.

Weitere Notizen.

Kernen. Dinkel. Haber.

Lchfft. st. kr. Schfst. st. kr. Schfft. st. tr. 3 16 30 neuer 3 6

neuer

-

2

6

40

10

5

36

10

14

36

10

6

15

6

530

ro

14

30

10

6

neuer

20

14

10

5

48

20

5

6

13

30

20

5

30

10

4

40

3

13

24

10

5

15

4

4

36

11

13

20

5

10

4

30

10

4

48

10

4

15

10

4

15

10

4

12

6

4

12

10

4

-

3

4.

5

3

48

Brodtare:

4 Pfund

K

'rnenbrod

13

kr.

dto.

schwarzes

Brod l

1 kr.

1

Kren-

zerweck muß wägen 6'/-Lo!h. Flcisch- tarc: 1 Pfund Ochscnfleisch 9 kr. Rindfleisch 8 kr., Knbflench kr. Kalbfleisch 7 kr , Hammelfleisch 5 kr. Schweinefleisch unabgezogen 10kr., ab­gezogen 8 kr.

Stadtschulvheißenamt. Schuld!.

Redakteur: Gustav RiviniuS.

Truck und Verlag der Rivimuö'schen Buch« druckcrci in balw.