Catwer Wochenblatt.

Amts- NN- Jtttelligenzblatt für den Bezirk.

Nro. 2Z-

Mittwoch 24 . März

1652 .

Amtliche Verordnungen und Bekanntmachungen.

C a l w.

(Für die Auswanderer). Nachstehende Belehrung eines Ein­wohners von New-Aork, wie sich die Auswanderer bei Ausführung ihres Vor­habens verhalten sollten, haben die Ge­meindevorsteher allen ihren Angehöri­gen, welche ausznwandern beabsichti­gen, zur Kennt,nß zu bringen.

Den 10. März 1852.

K. Obcramt. Fromm.

Guter Nath sür Aus­wanderer.

Die Behandlung der deut­schen Einwanderer in Ncw-Bork.

(Nach den Angaben eines menschenfreundlichen Amerikaners, Herrn R. S. Cvok in Ncwyork).

1. Die Betrügereien in New- Aork selbst

So oft ein Schiff, das von Europa her mit Auswanderern an Bord kommt, in der Ferne sichtbar wird, entsteht eine Bewegung im Hafen von New Kork. Da nähern sich mehrere hundert Ein­wanderer dem Ziel ihrer Hoffnungen. In ihrem stillen, hcimathliche» Törf- chen, fern im Innern Deutschlands, haben sie von Amerika gehört. Man hat ihnen gesagt, gutes, fruchtbares Land fei hier um geringen Preis zu kaufen, die Bewohner erfreuen sich freier bürgerlicher Einrichtungen, und die freie Bewegung dcS Christcnthums werde von keiner Staats- oder Kirckengewalt beschränkt. Ihre Hoffnungen sind durch die lange Seereise nur noch, mehr Ae-

hoben, und ihre Erwartungen gespannt Sie freuen sich, dem engen Schiffs­raum zu entfliehen und das Land ihrer Sehnsucht zu betreten. Indem das Schiff die Bay von New-Uork hinans- fährt, sehen sie die schönen Landhäuser mit ihren lieblichen Anlagen, das rege ^Treiben in der Stadt mit allen Zei­schen deö Wohlstands und die hohen Thürme der verschiedenen Kirchen'; sind ihre Erwartungen nicht bestätigt, daß sie in ein herrliches, blühendes Land gekommen seien?

Siche! da fährt ein Dampfbovt an sie heran, Männer entsteigen ihm, die ihre Sprache reden. Sie werden begrüßt als ankommcnde Landsleute. Man verheißt ihnen, aufs Beste für sie zu sorgen, ihnen eine schnelle, be­queme Ruse nach dem Innern zu ver­schaffen. Die Ankömmlinge, arglos, mit den Künsten des Betrugs nicht ver­traut, schenken ihnen Glauben und schlie­ßen, noch che sie landen, den Reise- Kontrakt ab.Manche vielleicht wei­gern sich, darauf einzugehcn. Aber sie­he! tndem sie landen, springen wiede­rum Männer ans ihr Schiff nnd reden ihnen zu, dock mitzukomme» auf ein Passage-Durean (loiuvuillinKotliee). um sich Reisescheme (tiokotb.) zu kau­fen. Weigern sich die Einwanderer noch immer, so nimmt der Eine dies Kind, der Andere ein andres Kind an dem Arm; damit gehen sie voraus, und die erschrockenen nnd verwirrten Eltern folgen ihnen endlich doch, wie ein Schaf dem Mezger nachfolgt. Oder sei's auch, daß die Einwanderer glücklich in ein Gasthaus gelangen, ohne bereits verkauft zu sein, so räth der Wirth ihnen an, sich ja alsbald eine gute Reiscgelegcnheit zu sichern. Unter dem Schein von Gefälligkeit und

Dienstbeflissenhcit führt er sie zu einem Bureau, mit dem er in Verbindung sicht und wo ihm ein bedeutender An- theil an dem Gewinn bereits zuqcsi- chcrt ist.

Alle solche Leute sind Mäkler (run- nei-8). DaS Bestechendste ist, daß sie im Namen der Obrigkeit zu den Ein­wanderern kommen. Sie tragen die Inschrift an sich:Privilegirtcr Mäkler sür Einwanderer" (ln- eonskti omi»,-nr,t runner): denn sie haben einen Erlanbnißschein (lieenso) für 20 Thaler gelöst. (Freilich eigent- lich einen Schein der Erlanbniß zu Be­trügereien und Erpressungen.) Wie kön­nen da die Einwanderer anders den­ken) als, solchen Männern dürften sio ruhig vertrauen? Ja, diese Mäkler ge­ben sich nicht selten für die von der Ob­rigkeit angestellten Beamten aus, de­nen der Eintvandcrer Gehorsam schul­dig sei! Wer sind aber diese Mäkler, die unter dem Schilde des Gesezeschew Einwanderer plündern und beranken? Ein Inhaber eines Paffage-Bnreau's, der selbst mehrere Mäkler unterhält', versicherte, sie seren dnrchgehendSMkfl- 'chen, wie man sie in Snig-Sing sein Zuchthaus bei New-Uork) nicht schlech­ter finden könne; wenn ihre Scband- tkatcn an den Tag kämen, so säßen die allermeisten morgen in Sing-Sing. Und diese Gräuel werden immer ärger. Seit einem Jahr ist's dahin gekom­men, daß die Paffagc-Bnreau's außer den Mäklern einige Schläger (tiKii^- tvrs, Fechter) besolden. Ein solcher Schläger erhält monatlich 60 120 Dollars. Dafür muß er dem Mäkler -elfen, Gewalt zu gebrauchen entweder gegen den Einwanderer oder gegen die andern Mäkler. Die Mäkler, deren es an 300 gibt, erhalten noch Mehr^