Die Grundkredttbedingungen vereinheitlicht
Neue Erleichterungen im Kleinwohnungsbau geschaffen
seine westasrikanischen Besitzungen fast ein Weltmonopol. Rhodesien liefert ihm Kupfer in jeder Menge, die Goldküste deckt zwei Drittel des Weltbedarfs an Kakao. Sansibar den gesamten Nelken-Bedarf usw.
Man blicke auf den englischen Börsenzettel: Goldminen, die fast 100 v. H. Dividende zahlen. .Kupfergruben, deren Anteile auf 1700 v. H. stehenl So sehen Englands koloniale Sorgen auS. vor denen daS arme Deutschland bewahrt werden soll! Die afrikanischen Gebiete sind Raum ohne Volk, und während heute weit mehr Engländer aus den Kolonien nach dem Mutterlande zurückkehren, hat Deutschland weder eigene Rohstoffquellen, noch die Möglichkeit, solche aus dem reichen Boden des früheren Kolonialbesitzes zu erschließen. Dadurch, daß Karstedt immer wieder bei aller Anerkennung englischer .Kolonialarbeit Vergleiche anstellt zwischen den kulturellen Leistungen Deutschlands und Englands, wird dieses Buch zu einer starken Rechtfertigung des deutschen Rechtsanspruches auf seine .Kolonien. Darüber hinaus bereichert es in einzig, artiger Weise das Misten und die .Kenntniste um Afrika, seine Lebensbedingungen und wirtschaftlichen Möglichkeiten.
Deutsches Motorschiff sür Norwegen
LIgeobericdt äer 88 Presse sb. Danzig. 14. Dezember. Hier lies das Doppelschrauben-Motorschiff „Tirrana' vom Stapel, das von der Schichau-Werst für Norwegen gebaut wurde. „Tirrana' ist die dritte Einheit, die von Schichau-Danzig sür die größte Reederei Norwegens gebaut wird. Bei einer Tragfähigkeit von 11000 Tonnen wird das Schiff mit seinen zwei
Schichau - Dieselmotoren von zusammen 8800 PS. voll beladen eine Geschwindigkeit von über 16 Seemeilen in der Stunde erreichen. Die Treiböltanks sind sür einen Aktionsradius von fast 2000 Seemeilen de- mesten. Das ist nahezu der Umfang unserer Erdkugel. Das Schiff ist daher in der Lage, seine langen Reisen nach dem Fernen Osten, nach Australien und zurück ohne Zwischenbunkern auszuführen. Ein Teil der Laderäume ist besonders zum Transport von Pflanzenöl eingerichtet. Das Schiff wird bereits im Frühjahr betriebsfertig und ab- nahmebereit sein.
poM/che KürznacheichLen
Führertelegramm an Georg VI. von England
Anläßlich des 42. Geburtstages des Königs von Großbritannien hat der Führer und Reichskanzler ein Glückwunschtelegramm gesandt, das die Londoner Presse mit besonderem Nachdruck erwähnt.
Schirach wieder in Berlin Der Neichsjugendführer hat seine Studienreise durch Südosteuropa und Klcinasien beendet und kehrte am Dienstagabend wieder nach Berlin zurück.
Vom Führer begnadigt Der vom Gleiwitzer Schwurgericht zum Tod verurteilte Engelbert Gorgon wurde vom Führer zu 15 Jahren Zuchthaus begnadigt. Er hatte in großer wirtschaftlicher Notlage sein uneheliches Kind kurz nach der Geburt getötet.
Die Wehrmacht sammelte 248 000 Mark Am „Tag der nationalen Solidarität' wurden auch von der Wehrmacht Sondersammlungen zugunsten des Winterhiliswerkes durchgesührt AIS Ergebnis sind dem Winterhilsswerk 246 273.76 StM. überwiesen worden.
Berlin. 14. Dezember. Im Laufe des Sommers hat bekanntlich der deutsche Sparkassen- und Giroverband eine neue, zeitgemäße Musterschuldurkunde für Hypo- thekendarlehen ausgearbeitet. Gleichzeitig haben auch die Wirtschaftsgruppe ^ef- fentlich-Rechtliche Kreditanstalten und die Fachgruppe Private Hypothekenbanken neue Richtlinien für Hypotheken-Urkunden aufge- stellt. Der Reichs, und preußische Arbeitsmini, ster hat nunmehr angeordnet, daß im Reichs- bürgschaftsverfahren für den Kleinwoh» nunosbau bei Darlehen der genannten Geldgeber nur noch Schuldurkunden, die diesen Richtlinien und der Musterschnldurkunden entsprechen, zugelasten werden. Durch diese, im Einvernehmen mit den beteiligten Geldgebergruppen zustande gekommene Neuregelung ist ein großer Schritt zur Vereinheitlichung der Grundkreditbedin- gungen getan worden. Gleichzeitig bringt die Neuregelung auch eine Vereinfachung der Wohnnngsbaufinanzierung.
Die Reichsbürgschasten sür den Kleinwoh- nungsbau haben sich in den Jahren seit der Machtübernahme zu einem entscheidenden Mittel iür die Finanzierung des Kleinwoh- nungsbaues entwickelt. Ter Bürglchafts- höäuibetrag beläust sich seht auf 700 Mill. Reichsmark, lieber 500 Mill. RM. Reichsbürgschasten sind bereits zugesagt. Außerdem sind 200 Mill. RM. Reichsbürgschasten sür Kleinsiedlungen bereitgestellt worden, die allerdings erst zum Teil belegt sind. Die Gesamtzahl der mit den Reichsbürgschasten sür den -Kleinwohniingsba» mitgekörderten Wohnungen übersteigt 250 000. Der Lauwert
lohne Grund Bodens erreicht schätz,ingsweise Milliarden Reichsmark.
Tie Reichsbürgschait ist eine Realkreditmaßnahme. Sie dient bekannt, lieh dazu zweite Hypotheken aus dem Kapi- zalmarkt heraus dem Kleinwohnungsbau zu. zuführen um damit besten Finanzierung zu erleichtern und namentlich die öffentlichen Mittel iür die Nestsinanzie- rung auszubewahren. Ter Erfolg ist nicht ausgeblieben. Das Ergebnis ist daß sich letzt sämtliche Gruppen des organisierten Grund- kredites an der Hergabe nachstelliger Hypotheken gegen Neichsbürgschaft beteiligen.
Die neueste Maßnahme ist ein weiterer Schritt zur Vereinheitlich» ng der Grundkreditbedingungen. Durch die neue Maßnahme des Reicks- und preußischen Ar- beitsministers ist sichergestellt worden, daß die neuen Schiildiirkunden nunmehr allgemein auch im Reichsbürgschaftsverfahren angewendet werden. Die Maßnahme bringt zugleich eine weitere Erleichterung des Reichsbürgschaftsverfahrens und zwar a u ch iür die Bauherren. Verschiedene bisher notwendige Verpslichtungserklärung der Bauherren und der Geldgeber fallen künftig iort. Tie Neureaelnng paßt sich also ein in die ständiger. Bemühungen und Vereinfachung und Beschleunigung des Verfahrens, das bekanntlich auch weitgehend dezentralisiert worden ist. Alles in allem steht gegen- wärtia in der Reichsbürgschaft ein wirksames Werkzeug zur Finanzier« na des Wohnungsbaues und zur Durchsetzung der wohnunaSpoliiischrn Ziele der Neichsregierung zur Verfügung, das vorerst
Wieder zahllose Schießereien in Palästina
Oelleitung in Brand gesteckt -
Ligenderlekt cker 88 Presse
oZ. London, 14. Dezember. Die Unruhen in Palästina sind erneut in ein ernstes Sta- dium getreten. In diesen Tagen wurde der Scheich Mohammed El Katib von einem Unbekannten ermordet und der den Täter verfolgende arabische Polizist schwer verwundet. Bei Karkur wurde jetzt ein anderer Araber tot ausgestinden. Aus verschiedenen Teilen des Landes kommen weitere Nachrichten von Gefechten und Ueberfällen. In der Nähe von Endor wurde die Oelleitung dreimal in Brand gesetzt. Die Polizei stellte sofort in einem benachbarten Dorfe Nachforschungen an. die aber ergebnislos blieben. Zur Vergeltung wurden von ihr zwei Häuser zerstört. Starke Polizeiaufgebote verließen Haifa und Safed. um den nördlichen Distrikt zu durchsuchen, wobei sie von der Luftwaffe unterstützt werden.
Die englischen Zeitungen erwarten von der nunmehr in Palästina angekommenen Kommission, deren wegen seiner Schärfe bekannter Chef. S:r Charles Tegart. von dem ehemaligen Direktor des englischen Geheimdienstes. Sir David Petri, unterstützt wird, energisches Durchgreisen zur Wieder- Herstellung der Ruhe in Palästina, um die britische Autorität wiederherzustellen.
Der Kampf um Palästina scheint in seine entscheidende Phase getreten zu sein. Nicht nur in dem heißumstrittenen Lande selbst, sondern vor allem auch in den arabischen Nachbarstaaten ist die Erbitterung gegen England auss höchste aestiegen. Die Hirnich-
Arabien blickt auf 2bn Saud
tung des arabischen Scheichs Farham es Saadi hatte genau das Gegenteil von dem zur Folge, was die britischen Behörden mit ihrem unerbittlichen Durchgreifen bezwecken wollten.
Noch ernster und bedrohlicher aber entwickelte sich die Lage in den anderen arabischen Ländern. Die Massenkundgebungen und Proteste in Syrien und im Irak bezeugen diese Tatsache zur Genüge. Ter aus Jerusalem geflüchtete Großmufti organisiert von Bagdad aus erneut den Widerstand gegen England. In Transjordanien gärt eS ebenfalls. Nur der bedeutendste arabische Herrscher. König Jbn Saud, zögerte bis jetzt. Um so mehr sind in diesen Wochen die Augen der ganzen arabischen Welt auf diesen Mann gerichtet, der von jeher der geheime Gegenspieler Englands im Nahen Osten war. Wird der Wahabiten- König jetzt handeln? Sein Gesandter in London hat der englischen Regierung klar und deutlich zu verstehen gegeben, daß Saudi-Arabien eine Teilung Palästinas niemals hinnehmen werde. An der Grenze TranSjordaniens stehen die besten Truppen Jkm Sauds, verstärkt durch zahlreiche noma- visierende Wüstenstämme, um gegebenenfalls mit Waffengewalt das von ihm beanspruchte Akaba — die wichtigste Schlüsselstellung deS gleichnamigen Golfs des Noten MeereS — zu besetzen, wenn England seine Forderung wiederum ablrhnen sollte.
8trvut äs» Vögeln Putter!
Lei 8edues uuä prost loiäsu sio bittere k?ot.
Unverdrossene Arbeit sür Adoff Sitter
Berlin, 14. Dezember. Auf einer SA.- Führeriagnng der SA.-Gruppe Westmark sprach de'' Stabsführer der Obersten SA.- Führung, Obergruppenführer Herzog, über Maßnahmen und Pläne der Obersten SA.» Führung. Trotz aller organisatorischen Umbildungen, die manche Schwierigkeiten mit sich gebracht hätten und nun endgültig abgeschlossen worden seien, sei es gelungen, zwischen den alten Kämpfern und den jungen SA.-Män- nern die notwendige feste Bindung herzustellen. Ebenso wichtig sei aber auch, dag eine systematische Nachwuchsführerausbildung einen Erfolg gebracht habe, der nicht nur das Können der einzelnen gefördert, sondern auch den kameradschaftlichen Geist untereinander gestärkt habe. Die SA. sei nach wie vor dasKraftreservoirderPartei, weil die Schule des SA.-ManneS von Anfang an hart, Opfer verlangend und Einsatzbereitschaft fordernd und darum im tiefsten Sinne nationalsozialistisch sei. So erziehe die SA., wenn auch ihre Arbeit in der Stille und nicht in der breiten OeffentliHkeit stattfinde, in ihren Reihen Männer, die inneren Wert hätten und auS ihrer persönlichen Haltung und Bewährung die Kraft zu einem mannhaften nationalsozialistischen Leben schöpften.
Aufgaben -es WebrtvtrlfchaftsWrers
Berlin, 14. Dezember. Der Führer und Reichskanzler hat im Jahre 193K die Bildung eines WehrwirtschaftS-Füh- rer-Korps angeordnet. Der Reichskriegs- minister und die Oberbefehlshaber der drei Wehrmachtskeile können deutsche Staatsbürger. die sich um den materiellen Aufbau
der Wehrmacht besondere Verdienste erworben haben oder erwerben, zu Wehrwirt- schaftsführern ernennen. In dieser Ernennung kommt gleichzeitig die freiwillige Mitarbeit der Wirtschaft an allen Ausgaben der Landesverteidigung zum Ausdruck, entsprungen aus der wehrwirtschaftlichen Gesinnung und aus der Verpflichtung jedes einzelnen an die Wehrmacht.
Mit der Ernennung zum Wehrwirtschafts- führer verpflichten sich diese Persönlichkeiten in besonderem Maße zu einem Treuever- hältniszum Staat undzurWehr- macht. Auch im Ausland sind teilweise derartige Bindungen zwischen Wehr und Wirtschaft üblich geworden. In erster Linie ist diese Ehrung und Verpflichtung sür Führer der deutschen Wirtschaft vorgesehen, die durch hervorragende Leistungen die materielle Bereitschaft der Wehrmacht fördern.
Im Jahre 1937 sind durch den Neichs- kriegsmmister und durch den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine bereits eine Anzahl von Wirtschaftssührern zum Wehrwirtschaftsführer ernannt worden. Der Reichs- Minister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe hat für seinen Bereich am 10. Dezember 1937 die ersten Ernennungen feierlich ausgesprochen. In Kürze wird der Oberbefehlshaber des Heeres ebenfalls eine größere Anzahl von Betriebsführern als Wehrwirtschafts-Führer verpflichten.
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„Weshalb bist du gekommen?' fragt Prack.
„Weil du so einsam warst.'
Tann sprechen sie nicht mehr, gehen durch das Tor. Und nun beginnt sie m ihrem dünnen Flitter unter dem leichten Mantel zu zittern im krachenden Frost er zieht den schweren Pelz aus. will ihn ihr umlegen, wird abgewiesen. ..Teilen wir also.' Ta schlüpft sie in den rechten Aermel und er in den linken und es umgib; sie beide der weiche, warme Pelz und enger schmiegen sie sich aneinander. ..Nun wohnen wir wohl beide m einem Pelz.' Jawohl, und außer diesem Pelz haben sie wahrscheinlich beide keine Be- Hausung und keine bleibende Statt und haben wohl gerade deshalb zueinander gefunden...
Und sie gehen durch die Belgradstraße, biegen links ab bis sie zum pappelbestandenen Boulevard der Leopoldstraße kommen, gehen dem Siegestor zu. Wohin? Prack weiß es nicht, denkt nicht, fragt nicht, ist doch ,um Teufel auch kein Schürzenjäger, der auf das erste beste sich bietende Abenteuer hineinfällt. fühlt nur etwas, was er seit dem frühen Tode der Mutter nicht mehr gefühlt hat ...
Nach Hause kommen. Misten, wohin man gehört. Sagen dürfen ..Hier ist gut sein, bei dir' . . .
DaS fühlt er auf seinem Gange. Kein Mort Mit zwischen ihnen, stumm sprechen
nur die Velden Hände, vre irch nimmer loS- lasten mögen. Am Siegestor aber, wo die großen blaßroten Monde der Bogenlampen ;m schneidenden Nord schwanken, dort ist geheimnisvolle Bewegung, stumm, in ihre großen Mäntel gehüllt, ziehen vermummte Reiter durch das Tor . . . lautlos mit flaggenlosen Lanzen, es schnauben nicht einmal die Pferde, es ist ein Zug vermummter Gespenster . . .
Sie bleiben stehen. Prack weiß Bescheid, las gestern die Ankündigung in der Zeitung — es sind die bayerischen schweren Reiter, die draußen in Milpertshofen ausparkiert wurden in der Nacht und nun einziehen und heimkehren — sie kommen aus dem tiefen Rußland sie haben sich verzweifelt durchge- schlagen den weiten Weg nach der Heimat, sie kommen aus der Steppe, aus der Weite, aus dem groben Abenteuer ...
Da steht sie. denkt wohl daS gleiche, wie er. Leise an seinem Munde: sauntest du wohl daS Lied?' t
„Ich wußte eS.' ._,_.
Nichts weiter. Keine vorzeitige Liebkosung, keine vorzeitige Vertraulichkeit — wir find doch wohl beide nicht so. daß wir Liebesgeschichten beginnen mit ihrem Ende.
Händedruck. „Und nun muß ich wohl gehen.'
Gut. ..Und weshalb gingst du fort von dem Fest?'
„Weil wir beide kaum dorthin gehörten.'
Gut. Recht so. „Und wann sehe ich dich wieder?'
Es ergibt sich, daß sie morgen sich sehen werden ... morgen um elf Uhr. morgen vor der Feldherrnhalle ...
Gut. Nichts weiter. Nur der Händedruck.
„Gute Nacht, du.' ' ? ^ ' ' ' ' ' - ,
„Gute Nacht.' .
Schritte verklingen in knirschendem Schnee, eine Gartentür fällt ins Schloß. Prack geht, dreht sich nicht um. schlendert langsam durch die Ludwigstraße der Innenstadt zu ...
Denkt an dieses seltsame Gesicht, an die Stimme, die so heimatlich hart und herb klang. Kommt ans Kriegsministerium, wird angeschrien. ..Ausweis', schreit der Posten. Prack reicht seine Zigaretten hin und geht weiter.
Merkwürdige? Erlebnis. Er denkt nicht daran, baß er ihren Namen nicht kennt, er verläßt sich auf sein Fingerspitzengefühl. Dutzendware war das nicht. Nein, das durchaus nicht, es war alles in Ordnung, wie es war ...
Morgen um elf Uhr also. Und in diesem Gedanken kommt er zur Feldherrnhalle, sieht hier, wo er morgen sie treffen wird, etwas, was alle bisher gesehenen Nevolutionsbilder verblassen läßt. Ein Maschinengewehr zum etwaigen Bestreichen der Ludwigstraße »st dorr ausgebaut, der dazugehörige Posten aber wacht nicht, er hat sich ein Feldbett aus der Nesidenzwache geholt und hat sich ? bequem gemacht unter Wolldecken und hat gegen etwaige Schneefälle einen Regenschirm aus- gespannt und liegt unter dem Schirm und schnarcht wie ein Tampssägewerk. „Good bye'. sagt Prack, gibt dem Mann einen Klaps, hört eS hinter sich furchtbar fluchen, ist schon jenseits des Preysingpalais . . .
Wieder das fremde Mädchen. Keine Reichs- deutsche übrigens. Wahrscheinlich Baltin. Ist übrigens gleich.
Tann, als er den Promenadenplah über- quert. zerreißt in einer Seltengaste der Lärm einer wilden Schießerei die stille Schnee- nacht. Querschläger fahren ihm gellend um die Ohren, dann ist eS plötzlich wieder füll.
Prack bleibt stehen, zündet sich eine Zigarette an. Tie Liebe zuerst und dann der Tod. und beide dicht beieinander. Ach. und zur Stunde weiß er noch nicht einmal, wer sie eigentlich gewesen ist. —
JnS Ungemestene dehnt westlich der Düna sich die menschenleere Ebene, es gibt aut ihr freilich kein Siegestor und kein schimmernde» Diadem von Bogenlampen: bleiches Totenlicht ist trotz des Neumondes über der Eben« in dieser Nacht, metertief in ihrem kalten Schneegrabe liegt Gottes Erde, eisiger Wind heult durch eisige Leere — von der anderen Tünaseite. von Osten her. von Moskau kommt der Wind. —
Oede und verkästen liegt die fruchtbare Ebene, wo ein Bauerngehöft stand, liegt e» seit neunzehnhundertundsünfzehn schon zerschossen. wo durch diese schaurige Nacht noch ein Hund heult, da ist es ein verlassener, ein am Hunger krepierender Hund. Wo es aber in Chören heiser durch die Nacht bellt, da sind es streitende Wölfe, die um Aas sich balgen, wo im Dunkel Reiter traben, da sin» es keine Reiter, denen man gern die Tür öffnet: auS dem Osten, von Rußland her kommen die Wölfe, aus der russischen Steppe faucht der Wind, von Moskau her hinter den abziehenden Deutschen traben die Reiter der Noten. —
Bäuerlein aber im letzten noch besiedelten und jämmerlich verfallenen Gehöft denkt nach: es kam der Krieg, es kamen die Granaten. es kamen die Deutschen, sie blieben drei Jahre, sie hielten ihre fremde Ordnung, man richtete sich immerhin mit ihnen ein ..» man Pflügte wieder, hatte wieder eine Kuh.-
Ein kleines rotbuntes Kuhchen. ein mageres und jämmerliches Kuhchen. man könnt«! leben, immerhin...
"-"^.(Fortsetzung folgte.