Schwarzwald-Wacht, Nr. 273
Mittwoch, 24. November 1337
Aus Stadt und ^rers Ealrv
Leichtsinn mit ernsten Folgen
Unverantwortliches Hantieren eines Lehrlings mit einer Luftpistole.
Gestern nachmittag wurde in der Bahnhof- straße in Calw ein Mann von einem Lchrjun- gen, der mit einer Luftpistole nach einem Hund schießen wollte, in die Stirn getroffen. Der Verletzte mußte sich znm Arzt begeben und das Geschoß entfernen lassen. Der Vorfall sollte allen Jugendlichen eine eindringliche Mahnung sein, mit Schußwaffen keinen Unfug zu treiben. Tiere sind keine Zielobjektc, derartige Rohheiten begeht kein anständig denkender Junge! Für eine Luftpistole gibt es nur e i n Ziel: die mit Kugelfang versehene Schieß-
sch-ibe.
^ Auerhahn im Dorf eingefangen
Aus Liebelsberg wird uns berichtet:
Als am Sonntagmorgen ein Junge im Streuschuppen Sägmehl holen wollte» sah er in einer Ecke einen großen Vogel sitzen. Beim Nähertreten flatterte dieser auf und suchte durch die Türe zu entkommen. Da stülpte der Junge kurz entschlossen seinen Streukorb über das aufgeregte Tier. Der Betreuer der Gemeinejagd, Karl Hanselmann, verbrachte es in ein Drahtgchege. Es war ein prächtiger junger Auerhahn. Schade, daß er den rechten Flügel hängen ließ. Wahrscheinlich hat ihn ein Raubtier verletzt, worauf er sich dann in den Schuppen flüchtete.
Der Auerhahn ist seit längerer Zeit in unseren Wäldern kein Standvogel mehr. Ab und zu streicht einer aus den zusammenhängenden Waldgebicten zwischen der Kleinen Enz und der Teinach zu uns herüber. Es wäre erfreulich, wenn durch den Schutz und die Pflege, die heute der Jäger dem Wild angedethen läßt, dieser stolze Vogel wieder eine feste Heimat bei uns finden würde.
Oberhaugstett und Liebelsberg verpachteten die Winterschafweide
Die Maul- und Klauenseuche im Nachbarland Baden hat auch die wttrttembergischen Schafhalter in eine Notlage gebracht. Sie können ihre W in t e r sch a f we i b e n in den meist schneefreien Lagen des Nheingebietes nicht beziehen. Nm die Schafherden durch den Winter zu bringen, forderte die Negierung die Gemeinden, die bisher keine Winterweidc hatten, auf. den Schäfern ihre Gemarkung zu öffnen. Am 11. November schlossen die Gemeinden Oberhaus st ett und Ltebels - berg deshalb gemeinsam einen Pachtvertrag mit den Schafhaltern Schaible, Stammhetm und Walz, Hochdorf, für die Zeit vom 18. Nov. bis 25. März ab. Die beiden Markungen werden abwechslungsweise je 8 Tage befahren. Die Zahl der Schafe darf 200 nicht übersteigen,' zunächst wurden 180 aufgetrieben. Der Pachterlös fließt in die Gemeindekasse.
Die Gemeinde Liebelsberg hatte bis zum Jahr 1000 eine Dauerweibc, die von einem ortsansässigen Schäfer befahren wurde. Die meist feuchten Wcideflächen wurden nach dem Weltkriege entwässert, wodurch man ca. 4 ha gutes Wiesen- und Ackerland erhielt. Während des Weltkrieges und in der Inflationszeit, als die guten Kleiderstoffe sehr knapp wurden, hielten verschiedene Bauern wieder Schafe, die -er frühere Schäfer betreute. Damals kamen auch das Spinnrad und der Webstuhl wieder in Schwung. Bei der in den letzten Wochen durchgeführten E n t r tt mp e l u n g s a k- tion wurden die alten Spinn- und Wcbgc- räte besonders geschont. Heute sind cs nicht Befürchtungen, baß man sie in nächster Zeit wieder brauchen könnte, die ihre Erhaltung fordern, vielmehr ist es eine gewisse Liebe, mit der die Besitzer an den Gerätschaften ihrer Väter hängen.
Und wenn jetzt wieder der Schäfer durchs Dorf tzieht, so freuen sich nicht nur die Jungen, sondern auch die Alten, bei denen er schöne Erinnerungen aus ihrer Jugendzeit wachruft.
Die praktische Auswirkung -er neuen Bürgersteuer - Aenderung
Das Bttrgersteuergesetz vom 1«. Oktober 1034 ist kürzlich erneut geändert worden. Während der neuen Regelung der allgemeinen Freigrenze beim Vermögensbesitz weniger Bedeutung zukommt, sind die folgenden Änderungen des Gesetzes besonders wichtig. Diese betreffen:
Eine Ermäßigung der Bürgersteuer für ältere Steuerpflichtige mit geringem
Einkommen. Bisher betrug der Steuergrundbetrag für Steuerpflichtige, di« einkommen- steuerfrei gewesen sind, 3 NM. und für Steuerpflichtige mit einem Einkommen bis zu 4500 NM. 6 NM. Die beiden Gruppen von Steuerpflichtiges, Sie nach den Steucrgrundbeträgen von 3 NM. und 6 NM. zur Bürgersteuer herangezogen wurden, waren verhältnismäßig hoch belastet. Die Höhe der Belastung wurde um so drückender empfunden, je höher das Lebensalter des Betreffenden war.
Im Anderungsgesetz ist deshalb bestimmt worden, daß bei Personen, die am Stichtag das 50. Lebensjahr überschritten haben, der Steuergrundbetrüg von 3 NM. um ein Drittel zu ermäßigen ist. Das gleiche gilt, wenn der Steuerpflichtige am Stichtag das 50. Lebensjahr vollendet und sein Einkommen nicht mehr als 2100 NM. betragen hat, auch für den Steuergrundbetrag von 6 NM.
Der Kreis von Stenerpflichtigen, denen
Kinderermäßigung zusteht, ist erweitert worden. Kinderermäßigung werben bei der nach dem Einkommen bemessenen Bürgersteuer gewährt, wenn am Stichtag mindestens zwei minderjährige Kinder zum Haushalt des Steuerpflichtigen gehörten. Wer ein Einkommen bis zu 2400 RM. bezieht, erhält eine Ermäßigung vom Steuergrundbetrag um je 2 NM. für das zweite und für jedes folgende minderjährige Kind. Übersteigt das Einkommen den Betrag von 2400 RM., so ermäßigte sich bisher der Stcuergrundbetrag für das zweite und dritte minderjährige Kind um je 1 NM. und um 2 RM. für das vierte und jedes folgende minderjährige Kind, jedoch nur, wenn das Einkommen 12 000 RM. nicht übersteigt. Neu ist nun, baß die Einkommensgrenze von 12 000 NM. auf 25 000 NM. erhöht worden ist.
Die Änderungen werden erstmals auf die Vttrgerstcuer für das Kalenderjahr 1038 Anwendung finden.
Das ist die Haustafel der NSDAP.
Sie bekundet, daß ein H^s unter der Betreuung der Partei steht
UliHrilst»»grn§
Als Reichsorganisationsleiter Dr. Ley km April des vergangenen Jahres die Neuorgani
sation der Partei in Zellen und Blocks anordnctch verfügte er gleichzeitig, daß in jedem deutschen Hause zur Unterstützung der Zellen- und Blockleiter eine für das ganze Reich einheitliche Haustafel anzudringen sei. Die Haustafel hat die Aufgabe, Mittler zwischen allen im Hause wohnenden Volksgenossen und den örtlichen Dienststellen der Partei und ihrer Gliederungen zu sein. Aus der Tafel sind die Anschriften und Dienststunden der zuständigen Ortsgruppe der Partei, der DAF. und NSB., sowie die Namen und Sprechzeiten des für das Haus verantwortlichen Blockleiters der Partei und der Blockwalter der DAF. und NSV. verzeichnet. Der untere Teil der Tafel ist für wichtige Mitteilungen der Partei und ihrer Gliederungen bestimmt und bietet so die Möglichkeit, allen Volksgenossen auf schnellstem Wege alles Wissenswerte aus der Bewegung bekanntzugeben. Bon den Hausbesitzern dürste die Schaf- fung der Tafeln besonders begrüßt werden, da mit ihrer Anbringung das wilde Ankleben von Zetteln und Plakaten endgültig sein Ende gefunden haben wird. Die Beschaffung der Tafeln ist über den zuständigen Blockleiter der NSDAP, möglich. Mit ihrer Anschaffung wird die Bereitschaft der Hausbesitzer bewiesen, die Bewegung in ihrer volksbetreuenden Arbeit zu unterstützen, und die Tatsache bekundet, daß das jeweilige Haus unter der Betreuung der NSDAP, steht.
Wachsamkeit und Einordnung tun not!
Das Geheimnis erfolgreicher Bekämpfung der Maul- und Klausenseuche
Da erinnere ich mich der trostlosen Jahre 1919/21. Man weiß, wie es drunter und drüber ging, kein Gehorsam, keine Vernunft. „Rette sich, wer kann!" war das Schlagwort. Kein Wunder, daß in solchem politischen Durcheinander auch die Maul- und Klauen- euche, als sie einmal da war, furchtbar um ich greifen konnte. Wie ein Leichentuch legte ie sich über weites deutsches Land. Für 8 4 0 Millionen Goldmark Schaden entstand damals an eingegangenen Tieren und an Milchausfall, und mehr als noch einmal so groß war der Verlust an den mittelbaren Folgen: Dauernde Unterwertigkeit der befallenen Tiere, Ausfall an Arbeitsleistung, Stockung von Handel und Wandel.
Seuchenbekämpfung ist Sache des Gehorsams und der Einordnung, ist Gemeinschaf t 8 l e i st u n g, bei der es auf jeden ein- zelnen ankommt. Damals lehnte sich ein Großteil der Bauern gegen viehseuchenpolizeiliche Anordnungen auf, Quacksalberei und Patentmedizin stand hoch im Kurse. Und nur deshalb
konnte die Seuche so furchtbare Folgen haben. Heute — wir haben gerade jetzt an der Westgrenze einen von Frankreich eingeschleppten Seuchenbefall — heute ist das anders: Es wirkt das Wunder der Disziplin. Noch nie wurden so einschneidende Beschränkungen des Tier- und Personenverkehrs, des Handels, des gesamten öffentlichen Lebens verfügt und . . . durchgeführt. Schulen und Märkte sind geschlossen, umfangreiche Schutzimpfungen nach neuestem Stande der Wissenschaft vorgenommen.
Warum? Das Klauenvieh' — vor allem Rind, Schwein, Ziege und Schaf — ist unentbehrlicher Bestandteil der Volkswirtschaft. «Äuchenbefall, das heißt Milchmangel, Gefährdung der Fettversor- gung, Fleischverlust, Arbeitsausfall, Gefähr- düng der Nahrungsfreiheit. Das muß und kann verhindert werden! Und es wird verhindert, dank der Wachsamkeit und Disziplin des letzten Volksgenossen im bedrohten Gebiet.
6 .—
Wie wird das Wetter?
Vorhersage für Mittwoch: Meist stark be, wölkt und neblig, aber vorwiegend trocken'. Bei schwachen Winden um Südost Temperaturen wenig verändert.
Vorhersage für Donnerstag: Vorwiegend bewölkt. Im Ganzen keine wesentliche Aenderung der Wetterlage.
Bad Lieveuzell, 23. Nov. Am Samstag hielt Ser Jahrgang 1807 im Gasthof „Zum Löwen" eine Vierzigerfeier ab, zu der über 50 Altersgenossinnen und -genossen erschienen waren. Kamerad Ludwig Beck eröffnete den unterhaltsamen Abend mit einer Ansprache.
Altensteig, 23. Nov. Durch einen Hanbels- aufsichtsbeamten wurden festgestellt, daß nicht alle Läden abends rechtzeitig schließen. Da in Gemeinden unter 3000 Einwohnern die Ausdehnung der Ladenöffnung bis 20 Uhr nur
während der Sommermonate (1. Mai bis 16. Okt.) erlaubt ist, wurden die Überwachungs- organe angewiesen, für eine genaue Beachtung der bestehenden Vorschriften zn sorgen.
Freudenftadt, 23. Nov. Die Metzgergenos- scnschaft Freudenftadt beabsichtigt an Ser Hcr- zog-Eugen-Straße eine 20 Meter lange und 0 Meter breite Viehhalle mit einem 10 Meter langen und 7F0 Meter breiten Anbau zu erstellen. Das Bauwesen enthält Stallungen für 51 Stück Großvieh, 135 Kälber und 120 Schweine, ferner einige Räume für die Verwaltung.
Magstadt, 23. Nov. Ein Ehepaar und ein weiterer Einwohner von hier fuhren in einem gemieteten Kraftwagen nach Weil der Stadt. Auf der nächtlichen Heimfahrt kam der Wagen bei der Steige von der schlüpfrigen Straße ab aufs Feld, wo er umstürzte und in Brand geriet. Der Ehemann Paul Schmidt erlitt schwere innere Verletzungen, denen er im Krankenhaus Sindelfingen erlag. Seine Frau
Heute ist SleichstiersKlchk«
Am 24. November 1933 erließ der Führer Adolf Hitler das Reichstierschuh, ge setz und gab damit dem deutschen Volk eine in der ganzen Welt einzig dastehende Waffe im Kampf um das Recht der Tiere, den im Reichstierschutzbund zusammengeschlossenen Tierschutzvereinen aber eine ausgezeichnete rechtliche und gesicherte Grund- läge für ihre Tierschuharbeit. Oberbürgermeister Staatsrat Dr. Krebs, der Leiter des Reichstierschuhbundes, dem auch die Landesgruppe Württemberg - Hohenzollern angehört, hat im Zuge der Neuordnung des deutschen Tierschutzes den 24. November 1937 zum Reichstierschutztag erklärt. An Stelle des Welttierschutztages am 4. Oktober, der nur von einem Teil der Tierschutz, vereine geseiert wurde, wird der Neichstier- schutztag am 24. November jeden Jahres von sämtlichen deutschen Tierschutzvereinen mit festlichen Veranstaltungen begangen, die die breite Öffentlichkeit für das hohe kulturelle Ziel des Tierschutzes gewinnen sollen.
So einzig dastehend das vom Führer erlassene Neichstierschutzgeseh auch ist, so wenig überflüssig ist das erzieherische Wir- ken der Tierschutzvereine. Die amtliche Be- gründung des Gesetzes betont ja, daß selbst mit dem besten Tierschutzgesetz noch nicht alles für den Schutz der Tiere getan ist; es muß darüber hinaus das Verständnis iür die Tieve und die Liebe zu dem stummen Geschöpf schon in der Schule geweckt und ge- lernt und zum Gemeingut aller Volksgenos. sen gemacht werden. Nur beides zusammen, Gesetz und Belehrung, vermögen zum ge- wünschten Erfolg, einem ausreichenden Schutze des Tieres, zu führen.
und der Fahrer kamen mit leichten Verletzungen davon.
Leonberg, 23. Nov. Ein Gartenbesitzer im Schützenrain stieß beim Schoren auf die Vorratskammer einer Maus, die nicht weniger als 371 Nüsse zusammengehamstert hatte.
Maulbronn, 23. Nov, Innerhalb des Klosterhofes, im Viehstall der Familie Seng und im Ziegenstall der Familie Kübler ist -ie Maul- und Klauenseuche ausgcbrochen. Die betreffenden Ställe und die Wirtschaft sind ge- schlossen worden. Das Klostertor wurde bis ans einen schmalen Durchgang geschlossen: davor und am Schulberg wurden breite Desinfektionsstreifen gelegt.
Pforzheim, 23. Nov. Da im benachbarte« Maulbronn die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist, sind nun auch für Pforzheim und Umgebung die üblichen Vorbcugungsmaßnah, men nötig geworden. U. a. mußte der hiesig« Wochenmarkt bis auf weiteres verboten werden.
Weltrekordstieger Dr. Wurster im Rundfunk
Der Reichssender Stuttgart bringt in der Sen- düng am Mittwoch, dem 24. November, 18 Uhr, unter dem Thema „Bremsklötze weg!" ein» Unterredung mit dem Weltrekordflieger Dr. Wurster. Dieser wird dabei fesselnde Ausfüh *n- gen über seinen kürzlich aufgestellten Weltrekord für Landflugzeuge und über die Durchführung derartiger Rekordflüge machen.
Schwarzes örett
parteiamtlich. Nachdruck verbot»«.
r'si'im-ümtm' mu osv'vÄen vptmmsskismm
DAF.-Kreiswaltung Calw.
Es besteht Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß die Zahlstellen in Neuenbürg und Nagold von der Verlegung der Dienststelle der Krciswaltnng Calw nach Hirsau nicht berührt werden, sondern nach wie vor bestehen bleiben.
Am Donnerstag, den 26. ds. Mts. findet auf der Geschäftsstelle der Deutschen Arbeitsfront eine Sprechstunde über Steuerfragen des Deutschen Handwerks statt und zwar in der Zeit von 0—11 Uhr. Gleichzeitig findet in der Zeit von 10—12 Uhr Rechts- beratung für Arbeitnehmer statt.
I 8^887 «i!8LL. j
NSKK. Motorsturm 18M 5S, Trupp Cal«.
Wegen der Maul- und Klauenseuche wird der gesamte Dienstbetrieb bis auf weiteres eingestellt.
cken 25. dtovember 1937, 20'/« libr Vortrsx cker Crtir. von keckmann von cker llirms ^kllLl 613im Lssle cles Hotels IValcktiorn ru OslHV A
! ,Mt cler ^eiLL unterwe§ 8 "
verdunrlen mit einer xroven Liläsekau !!
lieber 100 Hiss — rum leil Ickelübilcker In nstürllcben llerben. — Xrcblteiitur — Tenckrebekt — lnckuetrle — dlebguknsbmen — iAenscben — Keportszea usv. I^ikllrill ^ l* Li