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Amtsblatt sämtlicher vehöräen in 5ta<11 unck Rreis Cal w / Heimatblatt seit ckem Jahre 1826
Nr. 24S Calw» Dienstag, IS. Oktober 1S37 112. Jahrgang
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Autonomie für das Sudetendeutschtum!
Henlein fordert rasche Verwirklichung — Ein offener Brief an Präsident Benesch
Prag, 18. Oktober. Der Vorsitzende der Su- detendeutschen Partei, Konrad Henlein, hat an Präsident Dr. Benesch einen Offenen Brief gerichtet, in dem er die Ausschreitungen der tschechischen Polizei in Teplitz-Schönau vom Sonntag eingehend darstellt und erklärt, daß es nur der Besonnenheit der Abgeordneten' der Sudetendeutschen Partei zu danken sei, daß es nicht zu blutigen Zusammenstößen kam.
„Diese Vorkommnisse" — so schreibt Kon- rad Henlein — „stehen zu den Gesetzen der Verfassung des Staates in krassem Widerspruch und sind für ein tapferes und ehrlie- bendes Volk unerträglich. Solche Vorkommnisse sind geeignet, den Frieden im Staate und die Entwicklung Europas zu gefährden. Diese Vorfälle haben mir vollends die Erkenntnis gebiacht, daß unser guter Wille und unsere Warnungen offensichtlich mißachtet werden und daß jede weitere diktatorische Behandlung der sudetendeutschcn Folgerungen katastrophale Auswirkungen bringen kann. Diese mögen zwar geeignet sein, zu- näckist uns ins Unrecht zü setzen, müssen aber eine ruhige Entwicklung im Staate in Frage stellen. Die Ursache dieser Vorfälle sehe ich darin, daß die maßgebenden Regierungsstelle: in Widerspruch zu ihren eindeutigen Zusiche rungen und Erklärungen von untergeordneten Organen desavouier werden, ohne daß die Vorgesetzten Stellen dies' Faktoren zur Verantwortung ziehen. Dü praktischen Forderungen, die ich als Verantwortlicher und durch den Wahlausgang von 1935 legitimierter Sprecher des Sudetendeutschtums aus den gestrigen Vorkommnissen, die nur ein Glied in einer langen Kette darstellen, erhebe, lauten:
Unverzügliche Inangriffnahme der Verwirklichung der von mir und meiner Partei geforderten Autonomie. Ich erinnere Sie, Herr Staatspräsident, daß Sie seinerzeit im Kampf um die Entwicklungsfreiheit Ihres Volkes die Autonomie der Völker in den Ländern der böhmischen Krone als einzige Gewähr für die gedeihliche Zukunft der Völker erachtet haben. Nur rasche Verwirklichung der geforderten Autonomie mit dem praktischen Ziel der Selbstverwaltung der Volksinteressen und der Besorgung der staatlichen Agenda durch Deutsche im deutschen Gebiet vermag allein eine weitere Zuspitzung der innerpolitischen Verhältnisse hintan zu halten. Der Versuch der machtmätzigen Aufrechterhaltung eines einseitigen tschechischen ßerrschaftsver- hältnisses im Nationalitätenstaat macht jede gerechte, wirksame und konstruktive Lösung des Nationalitätenproblcms unmöglich."
Zum Schluß erklärt Konrad Henlein: „Ich erhebe diese Forderungen im Bewußtsein meiner Verantwortung als Sprecher des Sudetendeutschtums. Damit zeige ich aber gleichzeitig jenes Maß von Verantwor- tung auf, das Ihnen, Herr Präsident, und Ihrer Regierung in erster Linie zukommt." -»
Zu den unerhörten Vorfällen in Teplitz- Schönau teilt Abg. Karl Hermann Frank, der Pressestelle der Sudetendeutschen Partei zufolge, ergänzend mit, daß er nach seiner Einlieferung auf der Polizeiwache vom Wachkommandanten in heftigster Weise an- geschrien worden sei. Vorher sei er schon den Mißhandlungen der Polizisten ausgesetzt ge»^ wesen, indem er von ihnen mit Fußtritten und Box hieben traktiert worden sei. Als er in der Wache der Aufforderung sich niederzusetzen, nicht sofort nachgekom
men sei, habe ihn ein Wachmann gewürgt, ihm Kragen und Krawatte heruntergerissen und einen Boxhieb ins Gesicht verseht. der nach ärztlicher Feststellung eine Schwellung mit leichtem Bluterguß zur Folge gehabt habe. Eine Zeitlang seien die inzwischen hinzugekommenen Abgeordneten Kundt, Dr. Kellner. Dr. ZiPPelius und Birke Zeugen dieser Mißhandlungen gewesen.
Panikstimmung an der Prager Börse
Infolge der Unsicherheit über die Entwicklung der tschechischen Außenpolitik und wegen der fortdauernden Unklarheit über das Finanz- Programm der Regierung ist die Kauflust an der Prager Börse in den vergangenen Tagen außerordentlich gering geworden. Die Kursrückgänge hatten sich am Montag derart fortgesetzt, daß eine regelrechte Panikstimmung zu verzeichnen war.
Organisiert den wahren Frieden!
Flandin: Frankreich muß Deutschland die Hand reichen
Ligendericlit cler kl 8 ?resre
ek. Wien, 19. Oktober. Das „Neue Wiener Journal' veröffentlicht eine höchst bemer» kenswerte Unterredung mit dem ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Fl an» din. in der dieser eine Verständigung zwischen Deutschland. Italien. England und Frankreich als einzigenWegzur Rettung der Zivilisation Europas empfiehlt.
Nach einem Hinweis auf das Scheitern der Abrüstungspolitik in Eens und die wirtschaftliche Entwicklung während der letzten Jahre in Europa, erklärte Flandin n. a.: „Man muß Europa nehmen, wie es heute wirklich ist, »nd nicht, wie man es sich in seinen Wünschen vorstellt — wenn man den Geist der friedlichen Zusammenarbeit wieder in die Völker tragen will. Anstatt nun Kämpfe zu führen, die Europa in zwei feindliche Parteien zu zerspalten drohen, müßten wir endlich die Methoden der Vernunft wählen. Es ist an der Zeit, daß die Weststaaten. wie immer sie zu den totalitären Mächten stehen, einen WegderVerstän- digung suchen, derallen Staaten Euro- Vas zugute kommen würde.
Frankreich muß Deutschland und England Italien die Hand reichen. Europa muß sie für den Frieden organisieren. Diese Organisation ohne Deutschland und Italien durchführen zu wollen, hieße, nicht dem Frieden, sondern dem Krieg zustreben. D-as Problem
Unentwegtes Störungsfeuer Moskaus
Sabotage in der Spanienfrage — Nur 400Ü0 italienische Freiwillige
Moskau, 18. Okt. Das sich ständig gleichbleibende Störungsfeuer der Sowjets gegen positive Entwicklungen in der Spanienfrage leigt sich erneut ans der Behandlung der Sitzung des Londoner Nichteinmischungsaus- schusies durch die Sowjetpresse. Sie läßt in ihrer negativen Tonart das völlige Desintereise an einer beide spanischen Parteien bc- üessendeii sachlichen Regelung erkennen. Die französisch-englischen Vorschläge mißfallen in krster Linie deshalb, weil sie — wenn auch unter gewissen Bedingungen — die Anerkennung Francos als kriegführende Macht vor- ehe», ein Schritt, dem sich Moskau, wie betont wird, niemals anschließen werde. Obwohl man hier 'geflissentlich vorgibt, im ..Prinzip' die Evakuierung der Freiwilligen zu billigen, wird jedoch in den Prestekommen- wren ausschließlich die Forderung erhoben, Ule aus Seiten Francos kämpfen- °kn Freiwilligen aus Spanien ab- z» berufen. Nirgends findet sich auch nur klne Andeutung auf die internationalen Bri- pndcn der Valencia-Machthaber. Erneut er- hkben die offiziösen Blätter „Prawda" und --aswestija' schwere Vorwürfe gegen die Ne- Mungen von London und Paris, die der Wematischen Nachgiebigkeit gegen die „Angreifer" beschuldigt werden. Die Haltung der ^uwietunion in der Spanienfrage bleibe, so unrd allseitig hervorgehoben, „unverändert", «m Montagnachmittaa trat in London der
technische Unterausschuß des Nicht- einmischiingsausschusses zusammen, »m den Ausbau der spanischen Grenzkontrolle nach dem van Tulm-Hemming-Plan zu prü- fen.
Rur 40 WS italienische Freiwillige!
Nom, 18. Oktober. Wie „Jnformazione Di- vlomatica" zu den in der ausländischen Presse Über die Zahl der italienischen Freiwill'gen 'Limlaufenden Gerüchten erklärt, befinden sich alles in allem ungefähr 40 000 italienische Freiwillige, einschließlich Etappenpersonal, in Spanien.
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Nom, 18. Oktober. Die belgische Regierung hat Italien zur Teilnahme an der in Brüssel stattsindenden N e n n m ä ch t e-K o n s e renz ringelnden. In unterrichteten italienischen Kreisen schließt man die Möglichkeit nicht ans, daß Italien an dieser Konferenz teil- nehmen werde. Bis jetzt haben Frank reich. England, die Vereinigten Staaten von Nordamerika und Kanada der belgischen Negierung mitgeteilt, daß sie sich an der voraussichtlich am 30. Oktober in Brüste! zusammentretendcn Neunmächtv-Kon- ferenz beteiligen werden.
von heute besteht nicht in der Feststellung der Verantwortlichkeit für das Versagen der Einigungsbestrebungen in der Vergangen- heit, sondern in der Schaffung einer Soli, darität aller Söhne Europas für die Zukunft. Europas Zivilisation steht vor der
Wulst: Einigung oder Untergang?"
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Der iranzösische Ministerpräsident Chan- temps veröffentlicht in der von Baldur von Schirach heransgegebenen Zeitschrift „Wille und Macht" eine bemerken?- werte Erklärung, die wir im Auszug wiedergeben. Camille Chautemps schreibt, er habe sich den erfreulichen Anregungen an- geschlosten. durch die in diesem Sommer junge Deutsche und junge Franzosen in gemeinsamen Ferienlagern einander nähergebracht worden sind, und er sei bereit, die weitere Entwicklung dieser Zusammenkünfte zu fördern. Wenn es infolge der Lebenskraft und Tapferkeit der beiden Völker in der Geschichte des öfteren Zu- sammenstöße zwischen ihnen gegeben habe, so empfänden sie doch Hochachtung voreinander. Es lei daher Pflicht der Männer mit klarem Blick, an der gegenseitigen Verständigung zu Arbeiten. Aufrichtiger und eifriger könne dies aber niemand anders tun als die Führer unserer Präch- tigen Jugend, der französischen und der deutschen.
,zr.i Anschluß an diese Erklärungen finden zwei Aufsätze besondere Beachtung, die im gleichen Organ der französische Botschafter Francois-Poncet und der Jugend- sichrer des Deutschen Reichs. Baldur von § chirach. veröffentlichen. Francois-Poncet erklärt: Die Erfahrung zeigt daß eS die Inn- gen sind, die sich weniger unduldsam als die Alten gebärden. Vorzüge, die der Franzose nicht hat, findet man beim Deutschen; Tinge, die dem Deutschen fehlen, besitzt der Frau- zose. Es ist müßig, ausklügeln zu wollen, wer am meisten taugt. Das Wichtigste ist: Franzosen und Deutsche erg an» z e n si ch. Französisches Mitwirken bereichert den deutschen Boden. Deutscher Einfluß be- fruchtet den französischen Geist. Mögen auch die Generationen, die einmal Nutzen daraus ziehen werden, dazu beitragen, die beiden Hälften des Reiches Karls des Großen einan- der näher zu bringen und zwischen ihnen jene Beziehungen der gegenseitigen Achtung, der Eintracht und der guten Nachbarschast schaffen, nach denen die beiden Völker zu- tiefst sich sehnen!
Baldur von Schirach erklärt in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift: Wenn wir in den törichten Fehler verfallen sollten. unS zu hassen, haben wir alles zu verlieren, — wenn wir uns zu einer edlen Haltung gegenseitiger auf Wesenskenntnis gegründeten Achtung erheben, haben wir viel zu gewinnen: nämlich das Glück unserer Kinder. Möge in den Lagerfeuern- unserer geliebten Jugend die alte Gegnerschaft unserer Länder für immer verbrennen! Was wir dafür tun können, wird getan werden.
Sin Satze Preisstop
Durch die sogenannte Preisstop - Verordnung des Neichskommistars für die Preis- bildung. die am 26. November vor. Jahres erlasten worden ist. wurde ein allgemeines Preissteigerungsverbot, das rückwirkend vom, 18. Oktober >936 in Kraft trat, angeordnet. Seit nunmehr einem Jahr ist also jetzt das Preisniveau in Deutschland stabil geblieben. Einzelne ausnahmsweise Preiserhöhungen. die inzwischen bewilligt wurden, konnten durch andere Preissenkungen ausgeglichen werden.
Da eine Erhöhung der Löhne, d. h. als» der Barbezüge der Arbeiter in Deutschland zur Zeit nicht in Frage kommt, die Lebenshaltung andererseits aber nicht sinken darf, sondern im Gegenteil verbessert werden soll, hat sich die Preisstop - Verordnung als eine soziale Tat ersten Ranges erwiesen. Wir erkennen dies sofort, wenn wir einmal die Entwicklung der Preise im Ausland verfolgen, wo die Teuerung dauernd zunimmt und die Lohnsteigerungen hinter den Steigerungen der Lebenshaltungskosten so weit zurückblciben, daß dennoch der Lebensstandard der Bevölkerung immer mehr herabfinkt. Greisen wir nur einige Beispiele für die Teuerung im Ausland heraus, dis wir den letzten Meldungen der ausländischen Presse entnehmen:
Der Index der Milchpreise in England ist allein vom August bis September d. I. von 175 auf 202 gestiegen. Auch die Preise anderer landwirtschaftlicher Produkte, wie Eier und Schinken ulm.. haben gleichfalls stark angezogen. Nach einer Meldung der „News Chronicle" stehen die Preise für landwirtschaftliche Erzeugniste in England zur Zeitz auf ihrem höchsten Stand seit 1930. In Holland sind die Preise für Brot und Ge-^ bäck seit Jahresfrist um 12 l v. H.. für Kais um 21.8 v. H., für Fleisch um 16.7 v. H.. für Kartoffeln um 27,9 v. H.. für Gemüse um 7.6 v. H.. stir Kleidung um 21 7 v. H. nsw. angestiege».
In Frankreich, wo die Preiserhöhungen sich bekanntlich seit Bestehen der Volksfront dauernd überstürzen, sind die Nichtzif- sern kür die Lebenshaltungskosten vom zweiten auf das dritte Vierteljahr 1937 erneut von 606 auf 630 gestiegen. Vergleichen wir gerade diese Entwicklung in Frankreich mit der in Deutschland, so lei festgcstellt, daß der Lebenshaltungsindex in Frankreich im Oktober 1936. in dem Monat alio. als bei uns die Preisstop - Verordnung ertasten wurde, noch bei 540 stand. Demgegenüber ging der deulsche Lebenshaltnngsindex von 124.4 im Oktober vorigen Jahres bis in diese Tage nur auf l26 herauf, die Lebenshaltungskosten haben sich also tatsächlich in Deutschland seit Jahresfrist praktisch nicht verändert.
Als die Preisstop - Verordnung erlasten wurde, glaubten viele Wirtschastskrcise. mit dem Verdienen in Deutschland sei es jetzt vorbei. Diese Behauptung hat sich als durch, aus falsch erwiesen. Gerade im letzten Jahr ist in Deutschland in der Industrie außerordentlich gut verdient worden. Das zeigt, daß die Wirtschaft in bezug aus die Produktionskosten das getan hat. was sie sollte: Ta sie nicht mehr nach oben ausweichen konnte, ist sie nach unten ausgewichen. Tie Gewinne, die auf diese Weise erzielt wurde», kann inan der Wirtschaft durchaus gönnen. Tie Notwendigkeit, die Preise weiter zu senken und gleichzeitig Arbeitskräfte zu sparen, zwingt uns aber zu s c er durchgreifenden Nationalisierung unserer gesamten Produktion. Diese Nationalisierung kostet Geld, und die Wirtschaft muß daher die Verdienste. die sie auf Grund der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik erzielt, im Interesse des Volksganzen für die Nationalisierung verwenden.
Während man früher behauptete, daß bei einer Wirtschaftsbclebung die Preise notwendigerweise steigen müßten, hat die nativ- nalsozialistische Wirtschaftspolitik den Gegenbeweis angetretcn und zugleich durch eine Stabilisierung der -Prcisverhältnisse den Fortbestand der Konjunktur gesichert. Diese Konjunktur wird »m so nachhaltiger blci. den. wenn es gelingt. dtc^Preise weiter nach unten zu drücken End damit die Kanskraft der breiten Volksschichten zu erhöhen. Dieses Beispiel zeigt, E sehr Wirtschafts- und Sozialpolitik heutebei uns miteinander verbunden sind. "