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Amtsblatt sämtlicher Lehörcken in Ztaät unä ltreis Calw / Heimatblatt seit äem Jahre 182b

Stk. 178

Calw, Mittwoch, 4. August 1937

112. Iahrgonp

Das Reich von der Tschechoslowakei beleidigt

Sudelendeutsche Kinder dürfen nicht ins Reich wegendeutscher Hungersnot"

Berlin, 3. Aug. 1937.

Die deutsche Presse hat sich vor einigen Ta­gen mit unerhörten Vorgängen in der Tsche­choslowakei beschäftigt, die nur als eine Brüs- kierung des Deutschen Reiches aufgcfaßt wer­den können. In den sudetendcutschen Gebieten der Tschechoslowakei herrscht bekanntlich eine ungeheure Arbeitslosigkeit. Ein außcrordent- ltch hoher Prozentsatz der Sudetendcutschen ist schon seit vielen Jahren erwerbslos. Der­artige Bilder des Hungers und des Elends wie in den sudetendcutschen Gebieten der Tschechoslowakei sieht man in Europa sonst vergebens. Deutsche Stellen hatten sich bereit erklärt, eine große Zahl von unterernährten sudetendcutschen Kindern in Deutschland auf­zunehmen und ihnen einen Erholuygsaufent- halt zu gönnen, damit sie wieder zu Kräften kommen. Diese Ausreise ist von Ser Regie­rung der Tschechoslowakei verhindert worden.

Nachdem die tschechoslowakische Presse zu­nächst de» Ausführungen der deutschen Zei­tungen nur wenig entgegenznsetze» vermochte, ist unnmehr eine Stellungnahme der gesamten tschechoslowakische« Presse erfolgt, die in Form und Inhalt eine so weitgehende Ueverein- stimmung anfweist, datz sie vermutlich von offi­ziöser Seite stammen dürfte. I« dieser Stel­lungnahme der tschechoslowakische« Presse wird nicht mehr «ud nicht weniger gesagt, als daß die Ansreife der sudetendeutsche» Kinder mit Rücksicht auf die angeblich in Deutsch­land herrschende Verknappung zahlreicher Lebensmittel nicht hätte genehmigt werden könne« (!j.

Ferner behauptet die tschechische Presse, die mit der Durchführung der Aktion beauftrag­ten deutschen Stellen in der Tschechoslowakei hätten es an der notwendigen Organisation fehlen lassen und die vorgeschriebenen For­malitäten ungenügend erfüllt. Insbesondere sei nicht angegeben worden, um wieviele Kin­der cs sich genau handeln würde, und wohin diese Kinder geschickt würden.

Die Kinder bekämenPferdefleisch"

DerDeutsche Sozialdemokrat" schießt dann den Vogel ab, indem er behaup­tet, die sudetendcutschen Kinder würden in Deutschland nicht nur keine Butter bekom­men, sondern sie würden dazuhin noch ge­zwungen, zur Wiederbelebung altgermani- schcr SittenPferdefleisch" zu essen. Demgegenüber versucht die Prager Presse und andere Regierungsorgane krampfhaft nachzuweisen, wie gut man in der Tschecho­slowakei für die sudetendcutschen Kinder sorgt.

Was der Mangel an Organisation anbe­langt, so weist die Bundesleitung des Bundes der Deutschen auf die Eingabe hin, die der Prager Landesbehöröe im April des Jahres zugesandt wurde und aus der hervorgeht, daß die Kinder in Heimen an der Ostseeküste, in Thüringen usw. unter Aufsicht eines eige­nen Personals, das sich aus Mitgliedern des Bundes der Deutschen zusammensetzen würde, untergebracht werden sollten. Es. wurde gleich­zeitig darauf hingewiesen, Satz die Heime und Namen der Aufsichtspersonen er st nach Er. halt der behördlichen Bewilli. gung genannt werden können. Ausdrücklich wurde aber betont, daß nur Kinder von Ar­beitslosen, Sie vorher ärztlich untersucht wer­den, in die reichsdeutschen Heime geschickt werden sollen, und daß die Auswahl der Kin­der insbesondere nicht durch irgend welche anderen Gründe beeinflußt werden darf.

Die Behauptung, datz in Dentschland eine grotze Lebensmittelknappheit herrsche und die sndetendeutschen Kinder deshalb in Dentsch­land nicht die nötige Pflege haben mürben, ist eine so ungeheuerliche Beleidigung -es Deutschen Reiches, daß sie mit äntzerster Schärfe znrückgewiesen werde« mutz. Die zahl­reiche» Arbeitslosen in -er Tschechoslowakei mürbe« sich glücklich schätzen, menn sie täglich so viel z« esse« hätten wie der ärmste deutsche Arbeiten

DieZeit", das Blatt der Sudetendeutschen Partei Konrad Henleins, hält mit den bös­willigen Verleumdungen und Verdrehern der Wahrheit scharfes Gericht. Das Blatt kenn­zeichnet diese Hetzmanöver als das, was sie in Wahrheit sind, ein Glied mehr in der Kette der Feindseligkeiten gegen das Tritte Reich und die Sudetendeutschen.

*

Die Berliner Morgenblätter nehmen in energischen Kommentaren zu den unverschäm­ten Lügen der tschechischen Presse Stellung, mit denen das Ausreiscverbot für sudeten­deutsche Kinderbegründet" werden sollte.. DerVölkische Beobachter" schreibt: Wenn die Organe eines Staates, dessen treibende poli­tische Kräfte die Existenzgrundlage einer Volks­gruppe von 3)H Millionen Menschen seit nun­mehr fast 20 Jahren mit erschütternoem Er­folg untergraben haben, sich anmaßen, in einer derart beleidigenden Art eine hilfreich aus­gestreckte deutsche Hand zurückzustoßen, dann enthüllen sie damit nur unfreiwillig Zusam­menhänge, die leider seit langem jedem Ein­sichtigen klar werden. Trotz aller billigen Be­teuerungen erweist sich immer wieder, daß der Prager Wunsch nach korrekten Beziehungen zum Deutschen Reich eine Redensart ist, die immer dann vergessen wird, wenn es sich darum handelt, sie zu verwirklichen. Das Tragische dieses Falles ist nur, daß als Opfer der Prager Politik 6000 unterernährte Kinder ans dem

sudetendeutschen Gebiet ein weiteres Jahr ohne Aussicht auf eine Erholung dahinleben müssen.

Ein neuer Zwischenfall

Eger, 4. Aug. 1937.

Aus Eger trafen auf dem Bahnhof Ser Grenzstadt Asch 31 Kinder aus Plan und Kut­tenplan in Böhmen, mit zwei Begleitpersonen ein. Ein in Bayern tätiger Sudetenöeutscher aus Kuttenplan hatte für die Kinder in Re- hau in der Nähe von Hof in der bayerischen Ostmark Gastplätze ausfindig gemacht. Die deutschen Gasteltern hatten sich bereit erklärt, die Jungen und Mädel einige Zeit bei sich aufzunehmen, um ihnen die Kinder sind zum größten Teil unterernährt eine Fe­rienerholung.zu bieten. Die beiden Begleiter wollten mit den Kindern zum Zollamt gehen, um dort einen Passierschein für den Grenz- übertritt zu erwirken. An der Grenze sollten die Kinder dann von ihren Betreuern über­nommen und nach Rehau gebracht werden.

Der Transport wurde bereits in Asch von der Staatspolizei aufgehalten. Die Kinder mußten in einem Schulzimmer in Asch über­nachten. Nach eintägigem Aufenthalt mutzten die enttäuschten Jungen und Mädel wieder in ihre Heimatorte zurückgebracht werden, da die tschechoslowakischen Behörden in Asch sich weigerten, die Ausreisebewilligung für die Kinder zu erteilen.

Das größte tschechische Unternehmen vor der Pleite

P rag, 4. August.

Die Firma Nekvasil, Bau-AG. in Prag, das größte Unternehmen in der Tschechoslowakei und eines der bestbeschäftigten Unternehmen ihres Zweiges, ist in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die Gesellschaft wandte sich an ihre Banken, mit denen nun über eine Flottmachung verhandelt wird. Die Verbindlichkeiten an die Banken setzen sich aus Bauvorschüssen zusam­men, die 7080 v. H. des Bauaufwandes er­reichen und bei den Finanzierungsbanken nun­mehr 12 Millionen Tschechenkronen auSmach- ten. Wie die tschechischen Blätter zu berichten wissen, beträgt das Passivum an die 20 Mil­lionen Tschechenkronen. Die Firma begründet ihre Schwierigkeiten damit, daß der Staat bei ihr Bestellungen auf Staatsbauten für 90 Mil­

lionen Tschechenkronen gemacht, das Geld je­doch der Firma nicht ausgezahlt habe.

Das Blatt der sndetendeutschen Partei,Die Zeit", schreibt dazu: Der Name Nekvasil ist nicht gerade dazu angetan, im Sudetendeutsch­tum angenehme Vorstellungen wachzurufen. Bekanntlich hat diese Firma durch die uner­hört niedrigen Angebote fast sämtliche öffent­lichen Bauten im sndetendeutschen Gebiet an sich gebracht, ohne auch nur im geringsten dar­an zu denken, sudetendeutsche bodenständige Ar­beiter einzustellen. In letzter Zeit tauchte auch der Name der Firma im Zusammenhang mit einigen schweren Bauunfällen auf, die sich bei der Durchführung der von Nekvasil übernom­menen Arbeiten ereigneten.

Angst vor der Isolierung

3n Paris ist man nervös Borwürfe an Moskau

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gl. Paris, 3. August.

Der Briefwechsel zwischen dem britischen Ministerpräsidenten Chamberlain und dem Chef der italienischen Regierung, Mus­solini. steht im Vordergrund der Kom­bination der gesamten westeuropäischen Presse, ohne daß es möglich wäre, sich ein eindeutiges Bild über den Stand der An- nSherungsbemühungen und ihre Zusammen­hänge mit der Nichteinmischungsfrage und den Westpakt-Berhandlungen zu machen. Fest steht nur, daß die von Chamberlain an­scheinend versprochene Anerkennung der Er­oberung Abessiniens durch Italien in der englischen Oefsentlichkeit nicht mehr auf den Widerstand stößt, dem sie noch vor wenigen Wochen auch in amtlichen Stellen begegnet wäre. Ueber die Gerüchte von einer Vier- mächte-AussPrache im Oktober in London ist Konkretes mcht zu erfahren, so daß man sich der Auffassung zuneigt, daß es sich bei diesen Gerüchten um einen Versuchsballon handelt.

Das Beachtenswerteste an all diesen Kom­binationen ist eine gewisse Aufregungder französischen Oefsentlichkeit, die in Pressestimmen ihren Niederschlag findet und in der Befürchtung gipfelt, daß dre Annäherung zwischen London und Rom ohne Pariser Ver­mittlung zustandekommrn könnte. Ein Teil der Presse drangt darum die Regierung, sich recht­zeitig in diese AnnäherungSve Handlungen ein­

zuscyauen, wovet keineswegs klargestellt ist, oo dieses Drängen nicht von Moskau veranlaßt wurde, um die Verhandlungen ähnlich wie im Nichteinmischungsausschuß stören zu können. Frankreichs Außenminister Delbos empfing am Dienstag sogar den Sowjetbotschafter Suritz, um ihn nach Mitteilungen aus un­terrichteten Kreisen davon zu überzeugen, daß die Unnachgiebigkeit Moskaus im Londoner Nichteinmischungsausschuß die Quelle aller Schwierigkeiten sei. Bei dieser Gelegenheit soll Delbos Suritz auch darauf hingewiesen haben, daß Frankreich u n m ö gli ch die auf national­spanischer Seite kämpfenden marokkanischen Truppen als ausländische Freiwillige ansehen könnte da dadurch ein Präzedenzfall geschaf­fen werden könnte, der unter anders gelagerten Umständen Frankreich am schwersten träfe.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß man sich in Paris augenblicklich noch bemüht, von Moskau die Erlaubnis zu er­halten, General Franco als kriegführende Macht anzuerkennen und andererseits Ita­lien in London zu verdächtigen, um sich nach Möglichkeit in die zwischen London und Rom laufenden Verhandlungen einzu- schalten. In der Nichteinmischungsfrage son- Viert der Vorsitzende des Londoner Ausschus­ses Lord Plvmouth noch immer tue- Möglichkeiten einer Wiedereinberufung ohne bisher einen Termin festsetzen zu können. Der deutsche Botschafter von Ribben- trop hat jedenfalls London kür einen län­geren Urlaub verlassen.

Jas Ärmste in Mze

Ministerpräsident Generaloberst Görin^. beauftragte den Reichs- und Preußischen Er­ziehungsminister Rust mit der Säuberung aller öffentlichen Kunstsammlungen im Sinne der vom Führer am Tage der Deutschen Kunst gegebenen Richtlinien.

Die britisch-italienischen Verhandlungen haben Paris in nicht geringe Nervosität der- setzt, weil man am Quai d'Orsay nicht begrei­fen will, daß zwei große Staaten sich ver­ständigen können, ohne die Vermittlung Frankreichs in Anspruch zu nehmen.

Die japanische Regierung hat einen Pro» test Sowjetrußlands über einen angeblichen Ucberfall auf das Sowjetkonsulat in Tientsin schärfstens zurückgewicsen, da dieser Protest nur der Diskriminierung der japanischen Aktionen in Rordchina dienen soll.

BilikM anerkennt Irma

Salamauca, 4. Aug. 1937.

Bo« amtlicher Stelle wird mitgeteilt, daß nach dem Besuch eines Vertreters -es Hei­lige« Stuhles bei dem Chef des Diplomati­sche« Kabinetts in Salamauca, der in der ver­gangenen Woche stattgefnnde« hat, die «atio» «alspanische Regierung nunmehr durch den Vatikan offiziell anerkannt morde« ist. Zum nationalspanische« Geschäftsträger beim Vati­kan wurde der bevollmächtigte Minister Chur» r«ca ernannt.

Moskau ohne Lebensmittel

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rp. Warschau, 4. August.

Schon seit einiger Zeit ging aus Meldun­gen, die aus dem Innern Rußlands eintra­fen hervor, daß die Maßnahmen der roten' Machthaber zur Behebung der Lebens- MittelknaPPPheit in den Städten ohne Erfolg geblieben sind. So ist es in Moskau und Leningrad in den letzten Tagen kaum möglich gewesen, auch nur den dringendsten Bedarf an Kartoffeln. Gemüse und Fleisch zu befriedigen. Nach einer Anweisung der Zentrale der weiß-rus­sischen Genossenschaften in Minsk versuchen die Bolschewisten die Bauern, die infolge des Mangels an Saatgut und Düngemittel selbst Hunger leiden, zur Ablieferung ihres eigenen Bedarfs zu zwingen. Die GPU. arbeitet mit der Methode, daß die Nichtablieferung der den Bauern noch ver­bliebenen letzten Zentner Getreides «als Sabotage" geahndet wird.

Im Rahmen der großen Verhaftung?- und Hinrichtungswelle werden in letzter Zeit auch wiederum Priester hingerichtet. In Petro- sawoda wurden mehrere Priester, unter ihnen ein 77 Jahre alter Geistlicher wegen Sabotage" zum Tode verurteilt und er­schossen. Der jüngste der Hingerichteten Prie­ster war 66 Jahre alt. Amtlich wurde be- kanntgegeben, daß zum Volkskommissar für das Gesundheitswesen der Sowjetunion M. F. Boldyrew ernannt worden ist. Dabei verlautet nichts über das Schicksal seines Vorgängers Kaminski, den hart­näckige Gerüchte bereits seit einiger Zeit zu den Verhafteten zählten. Die Ernennung Boldhrews läßt keine Zweifel mehr darüber bestehen, daß Kaminski endgültig in Ungnade gefallen ist. Kämmst: ist bereits der vierte Volkskommissar, der spur­los von der Bildstäche verschwindet, indem einfach auf seinen Posten ein anderer er­nannt wird, ohne daß über die Amtsent­hebung des Vorgängers auch nur die ge- ringste Bemerkung erfolgte.

HarabteS betrete« verbeten'

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ckk. Danzig, 3. August. In Zoppot traf das amerikanische Weltrundreise-Schiff Reltance" ein. Es war mit 450 Amerikanern von Leningrad gekommen. Die Fahr­gäste berichteten, daß die geplante Stadt» befichtiguna nicht stattsinden konnte, weil den Reis«terlnehmein das Betreten deSSowjet- Paradieses" aus leichtverständlichen Gründen verboten worden war.