Echwarzivald-Wacht, Nr. 177
Äus Stadt und -Kreis Calrv
Dienstag, 3. August 1937
Ettvss vom „Slücksklre"
Schon im Mittelalter mar der Glaube an Die glückbringenden Kräfte eines vierblältri- gen Kleeblattes allgemein verbreitet. Zum ersten Male findet man diesen Volksglauben in einer Schrift des Tiroler Dichters Vin- teler, der im 15. Jahrhundert lebte, erwähnt. Er berichtet, daß man jedem Kleeblatt, das vier Blätter trage, die Eigenschaft zuschreibe, seinem Besitzer Glück zu bringen. Ein solches Blättchen befähige aber auch gleichzeitig, jeden bösen Zauber zu bannen und schwirr- delhaftes Gaukelwerk zu durchschauen. Der Glücksaberglaube, der sich an den Bierblätterklee knüpft, deutet ohne Zweifel auf den alten germanischen Volksglau, ben. der in der kreuzförmigen Gestalt des Blattes ein Sinnbild glückspen- dender Fruchtbarkeit und Wachstumskraft sah. Denn lange bevor das Kreuz die christ- liche Bedeutung erhielt, galt die Kreuzform in der Natur als Zeichen kraftvoller Fruchtbarkeit.
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Autozusammenstoß
Gestern mittag kurz nach 1 Uhr stieß ein hiesiger Personenkraftwagen bei der Einfahrt von der Eduard-Conz-Straße in die Stuttgarterstraße beim Straßen- und Wasserbauamt zusammen. Der Führer des Personenkraftwagens, der mit Vorsicht in die besagte Kurve mit Fahrtrichtung nach Stuttgart ein- fuhr, hatte einen die Straße abwärts kommenden Lastzug dadurch nicht bemerkt, weil sich der Lastzug in dem Augenblick, als der Führer des Personenkraftwagens die Kurve nur unvollständig übersehen konnte, in dem toten Winkel entlang dem Straßen- und Wasserbauamtsgebäude bewegte. Als dann der Führer des Personenkraftwagens den Lastzug bemerkte, waren die Fahrzeuge schon so nahe beisammen, daß ein Zusammenstoß unvermeidlich wurde. Die Frau des Besitzers des Personenkraftwagens erlitt bei dem Zusammenstoß eine Rippcnquetschung und mußte sofort in das Krciskrankenhans überführt werden.
Der LeijtlingskkMyf besiniM
Es ist bekannt, daß der „Leistungskampf der deutschen Betriebe" mit einem Betriebsappell in sämtlichen Betrieben beginnt, die ihre Teilnahme angemeldet haben. Bei diesem Appell werden die Betriebssichrer ihrer Gefolgschaft die Ziele be- kanntgeben, die sie sich im Leistungskampf gestellt haben. Ein Teil der gemeldeten Be- triebe hat diesen Appell bereits durchgeführt. — Die Mehrzahl wird ihn wohl für den Z. August 1937 ansetzen, der für das ganze Reich als Stichtag bekanntgegeben worden ist. Betriebe, für die dieser Termin aber aus irgend welchen Gründen ungeeignet erscheint, können den Appell auf einen der folgenden Tage verlegen.
Wir machen Vorschläge
für die, die mit dem Leistungskampf noch nicht recht Bescheid wissen
Ein Betriebsführer der sich am.„Leistungskampf der deutschen Betriebe" beteiligt, wird zwar kaum in Verlegenheit kommen, welche Maßnahmen zur Erhaltung und Steigerung der Arbeitskraft seiner Gefolgschaftsmitglieder ergriffen werden sollen. Falls es aber doch einen geben sollte, der sich über diese Fragen nicht rm klaren ist, dann kann ihm verraten werden, daß er nur die Forderungen zu berücksichtigen braucht, die hinsichtlich der betrieblichen Anlagen von „Volksgesundheit" und „Schönheit Der Arbeit" gestellt sind.
Vor allem muß darauf geachtet werden, daß die Arbeitsplatzgestaltung sauber und zweckmäßig ist und daß jede Gefahr aus geschaltet wird. Es sei beispielsweise bemerkt, daß viele Betriebe die Arbeitssitze in vorbildlicher Weise der zu verrichtenden Arbeit angepaßt haben während bei anderen die Sitzgelegenheiten leider immer noch so gestaltet sind, daß zwangsläufig Mückgratverkrümmungcn und ähnliche ge- sundheitliche Schädigungen die Folge sein müssen.
Wichtig ist auch, daß die Maschinen zweckmäßig und arbeitserleichternd aufgestellt werden, daß die Frischlustzuf u hr .entsprechend geregelt ist, daß die Arbeitsplätze bei Taglicht wie bei künstlicher Beleuchtung gutes Licht empfangen, daß Bäder und Waschräume eingerichtet werden und dergleichen mehr. Auch für die Arbeitspausen soll nach Tunlichkeit vor- gesorgt werden. Diesem Zweck dienen saubere Aufenthaltsräume. Ruheplätze. Grünanlagen und anderes.
Brief aus Hirsau
Die Kurverwaltung Hirsau veranstaltete letzten Donnerstag wieder eines ihrer mit Recht so beliebten Sommcrfeste. Der Kur- park erstrahlte im Schmuck ungezählter, bun- ter Lämpchen, und es war ein schönes Bild, die Festpolonaise durch die gewundenen Parkwege ziehen zu sehen. Voran marschierte die Musik begleitet von fackeltraaenden Kindern.
die sehr stolz auf ihr Amt waren, dann kamen 45 Paare mit Lampions. Schließlich landete alles im Kursaal, wo Preistänze ausgeführt wurden und wo noch, als die Lämpchen längst erloschen waren, fröhlichste Stimmung herrschte.
Viel ernster der Sonntagabend mit der Klosterbeschießung. Die Hirsauer Klosterbeschießung scheint sich eines guten Rufes zu erfreuen, denn auf allen Straßen sah man durch die Dunkelheit die Lichtpunkte der Autos hcrangleiten, und die umliegenden Höhen waren voll besetzt mit Zuschauern. Jeder kennt ja die Vorgeschichte des Klosters, das im Jahre 1692 von Melac in Brand geschossen und zerstört wurde. Mit wenig Fantasie kann man sich in jene Zeit zurückdenken, wenn man Sie Raketen von allen Seiten auf das Jagdschloß zuschießen sieht, wenn dann unter gewaltigem Krachen, das von ben Bergen vielfach widerhallt, Flammengarben aus den Ruinen schlagen und schließlich alles zusammen-
Ab 1. September Gerümpelfreiheit
Der Neichsluftschutzbund hat jetzt Richtlinien für die Entrümpelung der Dachböden herausgebracht, Sie auf Grund der Entrümpelungsverordnung des Reichslustsahrtministers durchgeführt werben muß. Jeder Hausbesitzer bzw. Mieter eines Bodenraumes ist verpflichtet, Vorsorge zu treffen, daß die Dachböden bis zum 1. September tatsächlich entrümpelt werden.
Wie wird da« Wetter?
Voraussichtliche Witterung für Württemberg und Hohenzollern bis Dienstag abend: Um Nord schwankende Winde, zeitweise bewölkt, später in zunehmendem Maße aufheiternd. Meist trocken, vereinzelt auch gewittrig. Mäßig warm.
Voraussage für Mittwoch: Weiterhin leicht unbeständige und vorwiegend trocken« Witterung, mäßig warm.
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Stammheim, S. Aug. Zwei Kühe, die vor sine Mähmaschine i« der Nähe des Ortes ae-
zubrechen scheint: Jagdschloß, Euleuturm und Kirche. In das nachdenkliche Schweigen klingt aus dem Dunkel eine Kinderstimme: „Vater, hat der M6lac das Kloster vom Flugzeug aus zusammengeschossen?"
Gtiidt. Freilichtsspiele Burg Kräheneck Pforzheim
Die Städt. Freilichtsptele Burg Kräheneck, Pforzheim, werden nach Goethes „Götz von Bevlichingen", Hinrich's „Krach u-n Jolan- the", Bunjes Soldatenlustspiel «Der Etap- pcnhase" und Hillers Volksstück „Der Schin- berhannes" als letztes Stück der Gommerspicl- zeit das ländliche Lustspiel „'s Herz in der Lederhos'n" des erfolgreichen Autors Maximilian Vitus in den Spielplan aufnehmen. — Der Besuch der Städt. Freilichtsptele ist im Vergleich zum letzten Sommer bis jetzt um rund 20 v. H. gestiegen
spannt waren, wurden von Bremsen gestochen und gingen plötzlich davon. Sie hielten erst wieder in einem Straßengraben. Da die eine Kuh stark gezogen hatte, brachte die andere unglücklicherweise einen Hinterfuß unter die Maschine, so baß er im Sprunggelenk abgedrückt wurde. Das Tier, bas kurz vor dem Kalben stand, mußte notgeschlachtet werden.
Herrenberg, 2. Aug. Samstag nachmittag traf, von München kommend, Korpsführer Hühnlein mit seinem Stab im Motor-HJ.- Lager bei Entringen ein. Mit größtem Jn- teresie besichtigte er bas Lager und erkundigte sich beim Lagerführer über alle Einzelheiten des Lagerlebens. Nach einer Ansprache setzten die Gäste ihre Fahrt nach Freiburg fort. — Auf der Rückfahrt von einem Flugmeeting in Zürich verunglückte die Abordnung der flugtechnischen Fachgruppe Stuttgart dadurch, daß eines ihrer Autos kurz nach Verlassen der Ortschaft Nebringen auf einen Baum aufsuhr und vollkommen demoliert im Hopfengarten landete. Vier erheblich Verletzte wurden ins Krankenhaus nach Herrenberg verbracht.
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Freudenstadt, 2. August. Im Hinblick auf' eine dieser Tage von der Gebietsführung dev Hitler-Jugend in Verbindung mit dem Württ^ Innenministerium durchgeführte Besichtigungsfahrt, die den württembevgischen Hitler- lugendheimen galt, dürfte eine amtliche Auf-, stellung der Leistungen des Kreises Freuden-, städt an die HI. von besonderem Interesse! fein. Danach erhielt die Hitler-Jugend in ihrer,) Gesamtheit im Jahre 1936 vom Kreise Freudenstadt 1474 RM. und im Jahre 1937: 3900. RM. Barzuwendungen. Außer dieser Leistung der insgesamt 40 Gemeinden hat der Kreisverband für den Ausbau eines HJ.-Freizeit- lagers des Bannes 126 zweitausend Reichsmark zur Verfügung gestellt. Zur Neuschaffung von HJ.-Heimen heben die Kreisgemeinden im Geschäftsjahr 1936/37 an Rücklagen 30 000 RM. eingestellt. Der Geldwert der Sachleistungen für die HI. (Ueberlafsung von Räumens Miete, Heizung, Beleuchtung, Anschaffung von Sportgeräten und Unterhaltung) beträgt insgesamt 4000 RM. Die Heimbeschaffung macht nn Kreise Freudenstadt weitere Fortschritte.
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Freudenstabt, 2. Aug. Auf dem Kreistag 1937 des Kreisverbandes Freudenstabt machte Landrat v. Matter interessante Mitteilum gen über die Entwicklung der Gemeinden des Kreises Freudenstadt während der letzten vier Jahre. Danach betragen die Steuerrückstände der Gemeinden jetzt nur noch 39 000 RM. ge, genüber 223 000 RM. im Jahre 1984. Der Gesamtschuldenbestand der Gemeinden und des Kriesverbandes hat um rund eine halbe Million RM. abgenommen und beträgt nur noch rund 5 Millionen RM. Insgesamt werden allein im Jahre 1937/38 von den Gemeinden und vom Kreisverbanb 231237 NM. Schulden getilgt. Bei dieser Abnahme der Verpflichtungen wurden aber von den Gemeinden des Kreises, der wirtschaftlich unter besonders ungünstigen Verhältnissen zu kämpfen hat, in den Jahren 1933 bis 1937 mehr Projekte ausgeführt als in den zehn Jahren von 1923 bis 1933, so eine ganze Reihe öffentlicher Gebäude, Schulen, HJ.-Heime, Schwimmbäder, Wasserleitungsbauten, außerdem wurden Walderwerbungen, Aufforstungen und Entwässerungen durchgeführt, ferner Straßen gebaut. Die einzige Schuld des Kreis- verbandes ist die noch rd. 1 Million betragende Kreiskrankcnhausschuld, erfreulicher- weise rentiert sich aber das Kreiskrankenhaus immer bester. Der Kreisverbanbs-Haushalts- voranschlag weist in den Ausgaben 1005 9st4 NM. Wd in den Einnahmen 566 308 RM. ans. Der Abmangel wird durch Restmittel und durch die Kreisverbandsumlage, die wieder 380 000 RM. beträgt, gedeckt.
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Freudenstadt, 2. Aug. Am Sonntag abend ereignete sich in der Htrschkopfstraße in Freudenstadt ein schwerer Unfall. Ein 8 Jahr« altes Kind lief beim Spiel einem badischen Kraftwagen vor die Räder und wurde überfahren. Ts erlitt Verletzungen am Kopf und einen Bluterguß im Gehirn.
Renninge«, 2. Aug. Im Jahre 1862, vor nunmehr 75 Jahren, ist in Renningen eine Postagentur errichtet worden, die schon zwei Jahre später wegen des starken Verkehrs zum Postamt erhoben wurde.
Gedersheim, 2. Aug. Hier bvMte eine Rie» sentomate geerntet werben. Sie wiegt 55Ü Gramm und mißt im Durchmesser 11 und i« Umfang 40 Zentimeter.
Epsendorf, Kr. Oberndorf, 2. August. Nach dem Besuch einer Gaststätte in Epiendorf verunglückten zwei Motorradfahrer auS Lackendorf und Flözlingen auf der Straße Epsendorf—Talhausen mit ihren Fahr- zeugen. Als der eine in hoher Geschwindigkeit in die 8-Kurve beim Sägewerk raste, verlor er die Herrschaft über das Kraftrad, das in den Straßengraben fuhr. Dabei wurde der Fahrer von seinem Rad etwa 16 Meter weit auf die Straße geschleudert. Der unmittelbar dahinter folgende, ebenfalls übermäßig schnell fahrende zweite Motorradfahrer konnte nicht mehr rechtzeitig seinem verunglückten Fahrtgenosfen ausweichen, streifte diesen und tat ebenfalls einen schwe- ren Sturz. Beide Fahrer lagen bewußtlos einige Zeit auf der Straße. Ein des Weges kommender Hitlerjunge verständigte die Nottweiler Sanitätswache, die die Schwer- verletzten, an deren Aufkommen gc» zweifelt wird, ins Krankenhaus einlieferte.
Huttlingen Kr. Aalen, 3. August. Tödlich verletzt wurde ein Lljähriger Metzgergeselle aus Hüttlingen ins Krankenhaus nach Aalen eingeliefert. Der junge Mann hatte sich in selbstmörderischer Absicht mit einem Viehtöter in die Stirn geschossen.
Sommerfreuden im Stammheimer Freibad
Eine Anlage, die in ihrer Art vorbildlich ist
pr- Es gibt Dinge, die offen daliegen und die doch entdeckt sein wollen. Für ben Chronisten, der — nebenbei bemerkt — nicht von der Calwer Gegend ist, war es wenigstens immerhin eine Entdeckung, als er an einem der letzten Nachmittage sich nach einem kühlenden Bad und nach Licht, Luft und Sonne sehnend einmal das Stammheimer Freibad aufsuchte, von dem man ihm so manches Schöne bereits erzählt hatte. Ohne daß er überheblich sein wollte, versteht der Chronist unter einem schönen Freibad schon mancherlei, und ist, in landläufigem Sinne gesagt, schon „etwas gewöhnt". Er dachte also gar nicht daran, vom Stammheimer Freibad so angenehm überrascht zu werden, wie er in Wirklichkeit überrascht war, als sich vor ihm, reizend in einer Talmulde gelegen und doch für jeden Sonnenstrahl von früh bis spät erreichbar, das Stammheimer Freibad auftat.
Nicht nur aus einem, sondern gleich aus zwei bzw. drei Becken lacht da einem das klarblaue Wasser entgegen. Entlang einer großen Terrasse und der Stirnseite der Becken winken blaue und rote und rosarote, in weiße Blumenkästen verpflanzte Blumen lieblich und schön, eine nette mit jungen Birken und anderen Sträuchern umstandene, von Gehwegen und Sitzbänken umsäumtc kleine Blumengartenanlage entlang der Längsseite trennt das eine große Schwimmbecken von den kleineren Becken, einem Plantschbecken für Kinder und einem tiefen Schwimmbecken, die miteinander so lang sind wie das große Becken gegenüber. Eine ausgedehnte Kabinen- anlage, eine herrliche Liegewiese, Turn- und Spielplätze mit allerlei Geräten, große Obstbäume und noch eine Erfrischungsstation mit Tischen und Stühlen unter schattenspendenden großen Schirmen gehören mit zu dem, was die Freuden des Stammheimer Freibades ausmacht.
Man fragt unwillkürlich sofort nach dem Planer und Erbauer dieser so originell und vor allem mit soviel Liebe geschaffenen Anlage, und man ist da das zweitemal überrascht, wenn man hört, daß das, was man vor sich hat, nicht auf einmal so geworden ist, sondern organisch gewachsen — allerdings bestimmt von einem unbeugsamen und festen Willen, erstanden unter der leitenden Hand des Hausvaters der Evangelischen Erziehungsanstalt in Stammheim. Als der Chronist nun das hörte, war er das örittemal erstaunt: Anstalt der Inneren Mission und Erbauerin und Eigentümerin eines solch schönen Freibades? Nachdem ihm aber der freundliche Hausvater und Schöpfer des Ganzen, Inspektor Gugeler, die Geschichte des Freibades erzählt hatte, war ihm alles klar. Als seinerzeit, im Jahre 1931/ 1932, der praktisch denkende und handelnde Hausvater, nur um Arbeit für die vielen in
die Anstalt als Arbeitslose wieder zurückgekehrten einstigen Zöglinge zu beschaffen, mit den Grabarbeiten für ein kleines Freibad für die Anstaltsinsassen anfangen ließ, wurde dieses Unternehmen als unmöglich und für die Anstalt der Inneren Mission als untragbar gehalten. Es gab also genug Widerstand. Als aber erst einmal das Plantschbecken für die Kinder und das größere Becken für die Schwimmer fertig war und dieses Bad sich bald als zu klein erwies, da zeigte es sich auch, wie wohl das Bad am Platze war. Weil man außerdem beim Baü auch gleich die technischen Neuerungen, so das Pctuniaverfahren für die Wasserbehandlung (Kampf gegen die Algen!) anwandte, und so ein tadelloses Bade- wasser schuf, war die Zukunft und Weiterentwicklung des Bades gesichert. Sein guter Ruf drang bald weit über Stammheim hinaus und bald baute man noch das große Becken nebenan und auch die technische Anlage immer weiter aus. Längst war ein nicht unwesentlicher innerer Widerstand gewisser Kreise gegen das Zusammenbaöen des männlichen und weiblichen Geschlechtes, von Jung und Alt überwunden und die gesunde, die reine Natürlichkeit achtende Moral hatte auch in diesem Bad der Inneren Mission über ungesunde Anschauungen gesiegt. Denn wer sollte und wollte sich bei dem Anblick des harmonischen Zusammenseins aller Jungen und Alten beiderlei Geschlechts in Wasser, Licht, Luft und Sonne, beim Anblick der Heranwachsenden kräftigen und gesunden Jugend nicht freuen?
So ist insbesondere auch nicht nur materiell durch den verstärkten Fremdenbesuch, sondern auch ideell durch das Heranwachsen einer gesunden, körperlich ertüchtigten Jugend die Gemeinde Stammheim Gewinnerin bei diesem Freibad. Heute tummeln in dem Bad üke Stammheimer Schuljugend, die Hitlerjugend, die Angehörigen der Gliederungen, die Sportler, Einheimische und Fremde, und vor allem auch die Schüler von Stuttgarter Schulen, die regelmäßig in den Räumen der Anstalt ihr mehrwöchiges Schullandheim aufgeschlagen haben. Gerade dieses Stammheimer Freibad zeigt schon jetzt augenfällig den Segen dieser Art der Schaffung von Plätzen für»ie Körperertüchtigung und Gesundung, und nicht zuletzt die Tatsache, daß ideellem Handeln der materielle Gewinn gewissermaßen als Dreingabe folgt. Das bestätigte uns auch der Hausvater, als er darauf hinwies, daß sich bas Bad wirtschaftlich insofern lohne, als es sich in Durchschnittssommern trotz der mancherlei Aufwendungen selbst trage, in guten Sommern sogar einen kleinen Ueberschuß abwerfe, und dabei den vielen Anstaltsinsassen und der Stammheimer Jugend kostenloses Baden und Tummeln in Licht, Luft und Sonne ermögliche.