13W kämpften beim Nagolder DNL -Kreisfest

Eine eindruÄsvolle Schau deutscher Leibesübungen

K. Gleichzeitig mit acht anderen schwäbi­schen Städten erlebte Nagold am Samstag und Sonntag, 17. und 18. Juli, ein Fest der deut­schen Leibesübungen, wie es in dieser Art bis­her noch nie gefeiert wurde und wie es nur ge­feiert werden konnte, seitdem der gesamte deutsche Sport hinter der einen Fahne des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen im gleichen Schritt und Tritt marschiert. Wie für alle anderen Kreise war es auch für den Kreis 5 Nagold das erste Kreisfest seit der Neuorgani­sation des DRL. Alle, die in diesem DRL.- Kreis Leibesübungen treiben: Turner und Leichtathleten, Fußballer und Faustballer, Schwimmer und Fechter, Schwerathleten und Schützen und Radfahrer, Männer und Frauen, Jugend und Alter waren zum erstenmal mit dabei und halfen mit, den Gedanken des Reichsbundes für Leibesübungen, sein Wesen und sein Streben in einer gewaltigen Schau vor aller Öffentlichkeit kundzutun.

Ohne Zweifel: Nagold als die Stadt, die zum erstenmal berufen war, Beherbergerin dieser Leistungsschau des Sportes im Kreis 5 Nagold zu sein, hat zusammen mit der DRL.-Orts- gruppenführung, mit den Stellen der Partei und ihrer Gliederungen und mit der gesamten Einwohnerschaft ihr Bestmöglichstes getan, um dem Fest den wirklich würdigen Rahmen zu geben. Sie hat dafür aber auch Wohl selten ein Fest von solcher Größe, Wucht und Schönheit gesehen, sie hat vielleicht selten so viele Fest­teilnehmer in ihren Mauern beherbergt wie gerade am letzten Samstag und Sonntag. Daß sie das aber konnte, trotzdem sie über beide Tage noch zwei Partien KdF.-Urlauber außer den Hpamendeutschen beherbergt, stellt ihrer Gast­freundschaft wiederum das beste Zeugnis aus.

Ein stilles Gedenken der Toten

Es konnte gewiß keine würdigere Einleitung des zweitägigen Festes geben, als es die kurze, schlichte Gedenkfeier war, in der die DRL.- Kreisführung zusammen mit den Vertretern der Stadt und der Partei droben am Ehrenmal auf dem Nagolder Friedhof der Gefallenen und Gestorbenen ehrend und dankbar gedachte.

Diesem stillen und feierlichen Auftakt folgte die offizielle Übernahme der vorbildlich vor­bereiteten Wettkamstfanlagen auf dem Hinden- burgplatz und im städtischen Schwimmbad. In­zwischen versammelten sich die Kreisfachwarte und die Sachbearbeiter, um noch einmal die Einzelheiten ihrer umfangreichen Arbeit wäh­rend der beiden Tage festzulegen. Um die­selbe Stunde waren auch schon die Faustball­kämpfer zur Vorentscheidung um die Kreis- yieisterschaft angetreten. Und damit hatte sich has gewaltige Organisationswerk dieses zwei­tägigen Ringens um den schlichten Eichenkranz endgültig in Bewegung gesetzt. Abgeschlossen waren die langwierigen Vorbereitungen, die Wettkämpfer hatten jetzt das Wort.

Die Schwimmer machten den Anfang

Schlagartig begannen sich in der dritten Nachmittagsstunde des Samstages die Wett­kampfstätten zu beleben. Kurze Zeit schon, nach­dem die ersten Nachmittagszüge einen guten Teil der Wettkämpfer und Wettkämpferinnen gebracht hatten, wurden draußen im Nagolder Freibad, nur wenige Minuten von der Haupt­kampfstätte entfernt, die ersten Schwimmwett- kcimpse gestartet. Die mit 17 Grad Celsius etwas niedere Temperatur des Wassers konnte der Hitze des Gefechts keinen Abtrag tun, in der sich die Schwimmer und Schwimmerinnen um

die Meter und Fünftelssekunden die spannend­sten Kämpfe lieferten. Gleich beim ersten Kampf, im 100-Meter Brustschwimmen der Jugend, ging es hart auf hart. Sieger wurde der Freudenstädter Fahrner mit 1,40,5 Minu­ten. Noch spannender aber war der Kampf um den Sieg im 100-Meter-Kraulen der Männer, den sich der Unteroffizier Kübler vom Stand­ort Horb in 1,13,3 Minuten sicherte, Im 50- Meter-Kraulen der Jugend teilten sich Deetjeu- Freudenstadt und Werner Schwarz-Nagold mit je 2,4,1 Minuten in den Sieg, die 100 Meter Brust der Männer gewann der Spaniendeut­sche, aus Göppingen gebürtige Herbolzheimer m der ganz ausgezeichneten Zeit von 1,34 Min.

Auch die Zwölfkämpfer und die alten Turner und Sportler hatten schon am Samstag mit das Wort

Nicht nur im nassen Element herrschte am Samstag mittag schon Hochbetrieb, sondern auch auf der großen Wettkampfanlage auf dem Hindenburgplatz. Die Zwölfkämpfer der Ober­und Mittelstufe und die Teilnehmer am Zehn­kampf Unterstufe, ferner sämtliche Wett­kämpfer aller Altersklassen waren hier zum Wettkampf angetreten. Wahrhaftig ein bunt­bewegtes Bild und doch voller Plan und Ord­nung. Es kann nicht sein, auf der Vielfalt die­ser Wettkämpfe jede Einzelheit hier festzuhal­ten, wenn wir aber etwas erwähnen wollen und sollen, dann das, in welch großer Zahl sich gerade wieder unsere Alten beim Wettkamps eingefunden hatten. 54 Jahre zählte der Älteste und gab damit ein Beispiel dafür, wie falsch es ist, zu meinen, daß man mit 30 Jahren schon zumalten Eisen" gehöre. Was tats, wenn bei diesen alten Wettkämpfern die Beine im Laus nicht mehr so schnell waren, wenn beim Kugel­stoßen keine so weiten Würfe mehr heraus­kamen wie einst: die Hauptsache ist, daß der Körper immer nochim Schuß" ist und dem

Spitzbauch vorgebeugt wird. Das will uns mehr erscheinen als mancher bequemeAuch- Sport".

Kreisreiter Philipp Baetzner sprach am Sams­tagabend herzerfrischende Worte zu den Wett­kämpfern

Vom Stadtackcr aus waren die Wettkampf- tcilnehmer unter Vorantritt der Stadtkapelle Nagold, der Fahnen und den Führern der Par­tei und ihrer Gliederungen und des DRL. zum Rathaus marschiert, um dort die DRL.-Fahne zu hissen. Nachdem DRL.-Kreisführer EPple den Flaggenspruch gesprochen und den Wett­kämpfern und Gästen seinen Gruß entboten hatte, nahm der frühere Krcisleiter des Kreises Nagold, Pg. Philipp Baetzner, das Wort, um kurz, aber um so treffender den Sinn der deutschen Leibesübungen darzulegen. Erst Adolf Hitler gab dem deutschen Sport seinen tieferen Sinn, erst er forderte, daß die Leibesübung ein­gebaut werde in die gesamte Erziehung des deutschen Menschen. Nicht die sportliche Lei­stung allein entscheidet, sondern der Geist und die Gesinnung, aus der heraus diese Leistung vollbracht wird.

Dieser öffentlichen Kundgebung schloß sich im Saalbau zurTraube" ein Kamerad- schaftsabend an, bei dem u. a. der Führer der DRL.-Ortsgruppe Nagold, Georg Kobele, und Bürgermeister Maier die Wettkämpfer und alle Festgäste aufs Herzlichste begrüßten. U. a. sah man Kreisleiter Philipp Baetzner- Nagold-Horb, den Vertreter von Kreisleiter Wurster-Calw, Kreisgeschäftsführer Waide- lich, Ortsgruppenleiter Raisch-Nagold und den Vertreter der SA., Sturmführer Leutze. Viel Freude machte der alte Turnersmann Pfrommer-Calw mit seinen begeisterten Worten, die er gelegentlich dieses Kamerad­schaftsabends an seine jungen Kameraden und Kameradinnen der Leibesübungen richtete.

Dar gewaltige Erleben am Sonntag

Bei strahlendem Wetter Wurden die Wett­kämpfe am Sonntagvormittag fortgesetzt Die Turner und Sportler und mit ihnen die Nagolder müssen beim Wettergott einen Stein im Brett haben, sonst hätte er sie nach dem reichlich zweifelhaften Wetter der letzten Woche, das noch bis zum Samstag anhielt, nicht just auf den Hauptfesttag mit so viel Sonnenschein bedacht. Strahlend hell war der Sonntag an­gebrochen, für die Wettkämpfer und Wett­kämpferinnen und für die vielen Zuschauer, die zum Teil erst jetzt mit den fahrplanmäßigen und mit Sonderzügen ankamen, eine Lust, schon frühe aus den Federn zu kriechen, für die Morgenfeier, bei der " Kreisdictwart Eberle auf der Hauptkampfbahn alle Wett­kämpfer und Wettkämpferinnen um sich ge­schart hatte, der rechte Unterton.

Um 7 Uhr schon traten die Schützen beim Schützenhaus an, um ihre Wettkämpfe fortzu- setzcn. Auch die Radfahrer gingen an den Start um 36 - Kilometer - Radrennen. Desgleichen ammelten sich die Schwerathleten und die Fech­ter aus ihren Wettkampfplätzen. Noch viel be­wegter, viel farbenfroher wurde jetzt das Bild, das sich dem Beschauer bot. Wo soll man an­fangen, wo aufhören, um dem Geschehen, um dem Gebotenen Ausdruck zu geben! Jetzt ist erst recht unmöglich, sich auf Einzelheiten fest­legen zu wollen. Doch machen wir einmal Ver­such bei den Zwölfkämpfen der Oberstufe-Ge­räteturnern. Bekanntlich stellt der Zwölf­

kampf Oberstufe im Geräteturnen die Krone der Leibesübungen dar. Das zeigten auch alsbald Spitzenkönner wie Eisele-Wildoad, Ernst Schertlin-Freudenstadt, Hugo Bacher­reudenstadt und ihre Kameraden aus dem agold- und Enztal. Aber auch im Zehnkampf der Geräteturner, in der Mittel- und Unter­stufe, warteten die Wettkämpfer mit guten Lei­stungen auf.

In unmittelbarer Nähe sehen wir unsere Leichtathleten um die Siegespalme strei­ten. Die Leistungen sind recht gut. Erwin Mast- Freudenstadt brauchte 11 Sekunden für den 100-Meter-Lauf. Sehr erfreulich waren auch die Leistungen in den anderen Wettkampfklaffen der Leichtathleten. So hatte z. B. der Unter­stufewettkämpfer Müller-Altensteig mit 1,60 Meter Hochsprung die gleiche Leistung vollbracht wie Witzelmaier in der Oberstufe und, was uns noch mehr freut, ist, daß sogar auch ein Jugendlicher, der Freudenstädter Heinz Fahr­ner, bei 1,60 Meter noch über die Hochsprung­latte kam.

Dicht umlagert war fast den ganzen Vormit­tag über der Platz der Fechter des Turn­vereins Calw und des Turnvereins Pforz­heim, die hier ihr Können im Mannschafts­fechten zeigten. Der Kampf wurde in Florett, Degen und Säbel ausgetragen und stellte an die Teilnehmer nicht geringe Anforderungen. Der Kampf endete mit 11:14 für den Turn­verein Pforzheim.

Etwas schwerer und massiger gings bei den" Schwerathleten zu, deren Wettkämpfe gleichfalls viele Zuschauer herbeilockteu. Noch nicht erwähnt haben wir dieTurneri u n e n, die jüngeren sowohl wie die älteren, die in ihren zahlreichen Wettkampfartcn nicht minder schlecht gefielen und besonders auch bei ihrem Gymnastik-Fünfkampf den Beifall der Zu­schauer für sich hatten. Noch eines, was hierher gehört und das Stimmungsbild der Wett- , kämpfe des Sonntagvormittags abrundete, war die völkische Aussprache, der sich alle Wettkämp­fer und Wettkämpferinnen unterziehen mußten.

Die Radfahrer, deren Kämpfe natürlich ! nicht minder großes Interesse erweckten und , bei denen es gleichfalls hart auf hart ging, hatten zur Mittagsstunde ebenfalls längst alles hinter sich. Beim 35-Kilometer-Radrennen ging cs in der Entscheidung nur um wenige Sekunden. Nach dem Start blieb das Feld zu­nächst beieinander, bis Hartmann-Schernbach einen gelungenen Ausreißversuch machte und dann die ganze Strecke hindurch über seine Ver- solgungstruppe triumphierte. Bei den Schüt­zen herrschte bekanntlich schon am Samstag­nachmittag Hochbetrieb, der am Sonntagvor­mittag alsbald wieder ausgenommen wurde. Spannende Kämpfe gab es in allen Klassen, vor allem auch im Pistolenschießen. ^

Die grotze Spor-schau

Für eine Stunde nur über den Mittag war das festliche Geschehen unterbrochen, um aber alsbald wieder und in gesteigerter Form rvei- terzugehcn. Die Partei mit ihren Gliederun­gen und die Vereine stellten sich auf zum gro­ßen Aufmarsch der Leibesübungen im Kreis 5 Nagold. Damit begann nun erst recht das Fest der Massen. Zu Tausenden säumten die Volksgenossen die Straßen der Stadt, als sich

der Festzng

von der Calwcr Straße her in Bewegung setzte. Ein imposantes Bild: voran ein Tur­ner-Spielmannszug, dann der Marschblock der Partei mit ihren Gliederungen und deren Fahnen. Hinter der Stadtkapelle die Fahnen­schwinger, die Fahnengruppe, der festlich ge­schmückte Zug der Radfahrer, und dann in wundervoller Abwechslung die Marschblocks der Turnerinnen im weißen Festkleide, der über 200 Jugendturner, der NO aktiven Tur­ner, der Fußballer in ihrem schmucken Dreß, der Schwimmer und schließlich der Marsch­block der Schützen. Am Adolf-Hitler-Platz nahm Gauftthrcr Dr. Klett, der es sich nicht nehmen ließ, in Begleitung von Gausport­wart Rupp, auch bas Fest des Kreises 3 Na­gold kurz persönlich zu besuchen, den Vorbei­marsch ab.

Ans dem Feftplatz,

auf der großen Wettkampfbahn, marschierten nach dem Festzug die einzelnen Marschblocks auf. Viele Hunderte umsäumten um diese Zeit schon als Zuschauer das weite Feld. Ganz kurz nur nahm Kreisführer Epvle bas Wort, ein« mal um alle die vielen Gäste zu begrüßen und zum andern, um die Wettkämpfer ange­sichts dieses großen Aufmarsches auf der Wettkampfbahn auf die Notwendigkeit einer großen und geschlossenen Sportgemeinschaft hinzuweisen.

Auf zahlreichen Feldern führten jetzt die einzelnen Vereine, die Turner und Sportler, sowie die Turnerinnen die vorgeschriebene Grundschulung vor, die sich viel von dem früheren Vereinswetturnen unterscheidet und ganz neue, der Gemeinschaftsarbeit viel dienlichere Wege geht. Erwähnt sei hier noch die gute Organisation, der reibungslose Ab­lauf dieser Vorführungen, sobaß kurze Zeit

Mord

in Klinik

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»Ja", sagte Kilian. Letusch zog seinen Hand­schuh aus. Er mußte selber lächeln.Ich habe starken Verbrauch in diesen vorbereiteten Handschuhen. Gott sei Dank fiel es Herrn Kaltenberg nicht auf, daß ich mir kurz vor seinem Abschied den rechten Handschuh an­zog." Er reichte das Leder etwas achtsam über den Tisch.Seien Sie so gut, Kilian; man soll uns raschest mitteilen, ob wir in Karl Kaltenberg endlich den Mann gefaßt haben, der den Brieföffner in Händen gehabt hat."

Kilian nahm den Handschuh mit spitzen Fingern und ging damit hinaus.

Am Nachmittag dieses Tages bekam Kri­minalrat Letusch den Besuch einer Dame, der ihn höchst erstaunte. Er hatte Fräulein Elga Nusy nur an jenem Morgen in der Klinik gesprochen. Da hatte sie im Bett ge- legen, und es war ihm nicht möglich gewe­sen. sich ein Bild zu machen, wie sie außer­halb des Krankenlagers aussehen mochte. Er war erstaunt. Sie war viel größer, als er «dacht hatte. Unwillkürlich sah er auf ihre Hände. Das war nun schon bald eine Manie. Er schalt sich innerlich selber, aber er stellte fest, sie hatte ausdrucksvolle, wenn es für eine Dame nicht kränkend war, wollte er sagen: große Hände.

Sofort war der Gedanke da. daß diese Kranke eine Zeitlang ausgewesen war. Die Zeit stimmte angeblich nicht überein mit den Minuten, in denen der Mord an Doktor

Dutt geschah. Aber was war auf alle diese Aussagen zu geben!

Er machte sich seine Gedanken, während sie scheinbar unbekümmert war.Ich bin gestern aus der Klinik entlassen worden", sagte sie.Doktor Komerling hat mir drin­gend eine Nachkur empfohlen, und ich sehe ein, daß ich mich noch erholen muß. Natür­lich kann ich das hier nicht in der Stadt."

Sie wollen also verreisen?"

Ja. Ich weiß noch nicht, wohin. Doktor Komerling hat mir einige Plätze empfohlen, und ich habe dort wegen Unterkunft ange­fragt. Bielleicht entscheide ich mich nyn sehr rasch, wenn die Antworten eintreffen. Ich bin deswegen noch einmal zu Ihnen gekom­men. Sie sollten nicht denken, ich sei Ihnen davongelaufen." Sie lächelte schwach. Es ge­lang nicht ganz echt.

Letusch tat eine unbestimmte Handbewe­gung. Sie fuhr fort:Dann wollte ich mich von Ihnen hören, wie die Untersuchung steht. Vinzenz Vergotter war mein Detter, und Doktor Dutt hat mich lange behandelt. Ich möchte gern wissen, wie diese tragischen Ge­schehnisse Zusammenhängen."

Sie glauben, daß da Zusammenhänge überhaupt bestehen?" Letusch tat verwundert. Ihr Vetter starb an den Folgen eines Auto- unfalls. und Doktor Dutt wurde ermordet. Vermuten Sie da Zusammenhänge. Fräulein Nusy? Wie kommen Sie darauf?"

Sie ward verlegen.Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse macht mich stutzig", sagte sie unsicher.Seit ich meines BetterS Tod er- fahren habe, grübelte ich darüber nach, wie das alles möglich sein konnte. Geht ei Ihnen nicht ebenso?"

Er zuckte die Achseln.Wir kommen mit dem Fall nicht recht weiter", gestand er.Ed ist sehr schade, daß Sie in den paar Minuten Ihres AufseinS an jenem Taae. als Sie sich

auf den Gang hinauswagten, niemand be­merkt haben. Gerade in den Minuten muß einiges geschehen sein." Er sah sie ernst an und überprüfte dies hübsche, noch sehr blaffe Gesicht.

Es geschah der Mord?"

Vielleicht", antwortete er ausweichend und unbestimmt.

Sie seufzte. -Und wenn ich etwas gesehen hätte, Herr Kriminalrat?'

Dann wäre es Ihre Pflicht gewesen, es mir zu sagen", sagte er betont, nahm sich aber sofort zurück und schloß freundlicher: Dazu wäre natürlich noch immer Zeit. WaS haben Sie gesehen, Fräulein Rush?"

Die Schauspielerin zögerte.Es ist wahr- scheinlich belanglos. Ich möchte nicht mit dummem Gerede etwas aufbauschen. Schwe­ster Luise war immer sehr nett zu mir..."

Es ist also etwas mit Schwester Luise", stellte Letusch sest.Es ist selbstverständlich, daß niemand Ihre Aussage als dummeS Gerede auffassen oder meinen wird, daß Sie etwas aufbauschen wollen. Sagen Sie. waS Sie sahen!"

Als ich aus den Flur kam", berichtete Fräulein Nusy zögernd,schaute ich mich halb ängstlich, halb triumphierend um. Ich wollte nicht gesehen werden, denn ich war auf verbotenem Wege. Anderseits war ein« gewisse Genugtuung in mir. schon so weit wi^er aufzusein, daß ich allein gehen konnte. Ich hätte es gern jemand wissen lasten. Ich schaute den Gang entlang, nach rechts, zur Tür. Da öffnete sich behutsam ich hatte jedenfalls den Eindruck, daß es behutsam und zögernd geschah die Tür zum Zim­mer Nummer eins. Schwester Luise war im Zimmer. Sie steckte den Kopf heraus, be­merkte mich und dachte wohl, daß sie nicht gesehen worden war. Jedenfalls zog sie rasch die Tür wieder zu."

Schwester Luise blieb also im Zimmer?"

Sie blieb im Zimmer, solange ich auf , dem Flur war. Es handelte sich vielleicht um eine Minute. Ich suchte eilig mein Lager , wieder auf. Wir haben beide das Zusam­mentreffen niemals erwähnt." ;

Schwester Luise befand sich im Zimmer Nummer eins. Daß wir uns da einig sind. > Im Zimmer Nummer eins lag Vinzenz Ver- , gotter."

Das erfuhr ich später, ja. Er war viel- ! leicht gerade gestorben, und Schwester Luise wollte mir den Anblick, überhaupt die Nach- richt noch ersparen." !

Dann hätte sie immerhin keinen Grund gehabt, sich zurückzuziehen. Sie konnte auf > den Flur treten, die Tür hinter sich zumachcn und Sie ausschelten und wieder ins Bett bringen. Das wäre ein in diesem Fall ge- > gebenes Verhalten gewesen."

Allerdings: aber man überlegt nicht so > rasch."

Letusch schüttelte den Kopf.Es scheint mir gar nicht belanglös, was Sie mir da ' erzählen. Fräulein Rush. Schwester Luise wollte zweifellos von Ihnen nicht gesehen werden. Aber der Grund, weswegen sie dies Zusammentreffen mit Ihnen scheute, muß ein anderer gewesen sein. Sie wird uns das aufklären können."

Also wollen Sie e? 'lir sagen?" Fräulein Nusy erschrak.Hätte ich eoch nur den Mund < gehalten!" ,

Letusch wollte sie belehren, aber er ver­zichtete; Kilian kam herein: er machte sein sorgenvolles Gesicht; selbst der Grub an den Besuch hellte seine Züge nicht auf. Letusch warf ihm einen fragenden Blick zu. und Kilian sagte undurchschaubar: Die Finger­abdrücke deS K. K. kommen nicht in Frage.* ^

(Fortsetzung folgt.) 4