Bom Kriegsschauplatz der Richteiumischung
Planmäßige Freiwilligentransporte nach Spanien—Hauptquartier in Paris
cg. London, 16. Juli.
Die Frage der etwaigen Zurückziehung der auf beiden Seiten kämpfenden Freiwilligen in Spanien neben der Sorge um die Errichtung einer durchführbaren Kontrolle der Waffenlieferungen find im Brennpunkt der Erörterungen der Nichteinmischungsverhand- lungen gestanden. In dieser Frage stehen sich noch ausgeprägter, als dies bei allen Kon- trollgesprächen war, Theorie und Praxis gegenüber, oder sagen wir besser. Londoner Ausschuß - Theorie und Bolschewisten- Praxis. Zahlreiche Feststellungen, die von zuverlässigen Stellen in den letzten Monatett und Wochen hinsichtlich des Bestehens der roten Menschenwerbung in den europäischen Staaten gemacht wurden, haben in aller Deutlichkeit erkennen lassen, welche etwaigen „Erfolge' tatsächlich ein Entschluß, die Frei- willigen „zurückzurusen", auf roter «Seite haben würde.
Die roten Werbestellen arbeiten je nach der politischen Lage mehr oder weniger getarnt. Während die Werbung in Frankreich offen geschieht, gehen in anderen Staaten die roten Werber in mehr oder weniger geschickter Tarnung vor. In Erinnerung ist noch die Aushebung einer, roten Werbezentrale durch österreichische Polizei. Einen Rückschlag hat die rote Werbung auch in Holland erfahren, da es der niederlän. dischen Polizei gelungen ist, den roten Menschenschmugglern, die Erwerbslose durch große Geldversprechungen nach Spanien lockten. das Handwerk zu legen.
Durch Feststellungen, die sich anläßlich der Aushebung roter Werbestellen in verschiedenen europäischen Ländern ergaben, ourch Aussagen von „Freiwilligen', die noch während ihrer Reife von ihrem Wahn geheilt wurden, hat sich folgendes Bild ergeben: I n Paris befindet sich die große bolschewistische Sammelzentrale. Sie zahlt Unterhalts, und Verpflegungsgelder an die aus den verschiedenen Ländern geworbenen Freiwilligen, sie nimmt den roten Söldnern die Pässe ihrer Heimat ab und befördert sie mit spanischen Nationalausweisen versehen in kleinen Gruppen über die Pyrenäen oder von Marseille aus mit Küstenfahrzeugen nach Rotspanien. Zu die
sem Zweck wuroen einige Marseiller Dampfer umgebaut. Sie erhielten Schlaf, und Tagesräume, um jeweils eine große Anzahl von Freiwilligen aufnehmen zu können. Offiziell werden diese Schiffe als „Auswandererschiffe' bezeichnet. Es hat bisher noch nicht das Mißtrauen der zuständigen Zollbehörde erregt, daß jene „Auswanderer- schiffe' spätestens nach drei Tagen wieder in Marseille vor Anker liegen.
Der Pariser Zentrale unterstehen die kommunistischen Werbebüros in den übrigen Ländern. Die Leiter dieser Werbebüros werden von dem Chef der Pariser Zentrale jeweils ernannt. Eine besonders große Anzahl von Freiwilligen stellt die Tschechoslo- wakei, während der Transport bis zur kürzlich erfolgten Aufdeckung des großen Werbeapparates auf österreichischem Boden, vorwiegend über Oesterreich, Schweiz und Frankreich nach Spanien gingen, hat man sich nunmehr neben der Route über die russische Schwarz-Meer-Häfen vorwiegend auf den Abtransport von dänischen Häfen verleat.
In Kopenhagen werden die Frei- willigen zusammengebracht, die von der dänischen Sozialdemokratie in Verbindung mit den Kommunistischen Parteien anderer Länder der Organisation gestellt werden. Dem Freiwilligen werden bei der Werbung große Versprechungen gemacht. Es wird ihnen Siedlungsland, Arbeitsplätze und Geld zur Gründung einer Existenz nach dem Sieg der Roten in Spanien in Aussicht gestellt.
Alle Freiwilligen mußten sich verpflichten, die spanische Nationalität anzunehmen, damit sie der internationalen Kontrolle entgehen, wenn die Zurückziehung aller Freiwilligen einmal durch den Nichteinmischungs- Ausschuß verwirklicht werden sollte, lieber Esbjerg allein werden wöchentlich Gruppen von 50 bis 70 Freiwilligen nach Frankreich geschafft. Im Hafen Antwerpen wird ein Teil ausgeschifft und mit den regelmäßig von England eintreffenden Freiwilligen auf dem Landweg nach Paris befördert. Der andere Teil wird in Dünkirchen gelandet, um von dort umgehend Paris zu erreichen.
die deutsche Volksgruppe in ihrer kulturellen Entwicklung wie in dem Gebrauch ihrer Politischen Rechte keine Hemmnisse mehr zu über- winden haben wird. Tatsache ist, daß der Stellvertreter des Führers eine persönliche Stellungnahme.zu der begrüßenswerten Er- klärung des ungarischen Ministers abgegeben hat, in der er betont, mit welcher Freude die verständnisvollen Worte Innenminister Szells in Deutschland zur Kenntnis genommen wurden. Es wäre sehr begrüßenswert, daß von den Regierungen anderer Staaten, in denen auch deutsche Volksgruppen leben, Erklärungen im gleichen Sinne abgegeben würden. Dann wären die Haupt- guellen gegenseitigen Mißverständnisses und ernster Konflikte für alle Zeiten beseitigt.
Amt sürWMrhejlsi, in SG,
X Warschau. 15. Juli
Während die gesamte polnische Presse das „Ende' des Genfer Abkommens über den Minderheitenschutz im ehemaligen oberschlesischen Abstimmungsgebiet feiert — eine Auflistung, die zu teilen wir nicht völlig in der Lage sind —, teilt die polnische halbamtliche Agentur „Jskrq" mit, daß mit dem 15. Juli das Amt für Minderheitenfragen in Ostoberschlesien, das auf Grund des Genfer Ab-
Keine Sabotage
bet der „Slnbenburg Katastrophe?
Washington, 15. Juli Die Erhebungen der staatlichen Untersuchungskommission zur Aufklärung der Katastrophe des deutschen Luftschiffes „Hin- denburg" sind abgeschlossen. Ein ausführlicher Bericht wird im Laufe der kommenden Woche erwartet. Dieser Bericht soll eine Reihe von Theorien anführen, die im Zu- sammenhang mit der Katastrophe genannt wurden, doch werden darin keine end- ültigen Schlüsse über die Krachen des furchtbaren Unglücks gezogen. Besonders für die Sabotage-Theorie, die immer wieder hervorgeholt wurde und an die im ersten Augenblick auch Sachverständige zu glauben geneigt waren, scheint auf Grund der monatelangen eingehenden Untersuchungen keine Tatsache zutage gefördert worden zu sein. Der Untersuchungsausschuß erhält zwar auch heute noch lausend anonyme Hinweise, die sich mit den vielfäl- tigen Möglichkeiten einer Sabotage befaßen. Aber zu einem schlüssigen Beweis haben sie bisher anscheinend nicht ausgereicht.
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Umstellung auf Helium macht Umbau nötig
Tigenbericlit äer tiS-Lrosse
j. Friedrichshafen, 15. Juli Das Luftschiff „LZ 130' wird nicht mehr in diesem Jahre, sondern erst 1938 im April die Werft verlassen. Durch die Umstellung von Wasserstoffgas auf Helium ist nämlich eine Aenderung der Raumeinteilung gegenüber den bisherigen Plänen notwendig geworden. Die Tatsache, daß Helium um ein Drittel schwerer als Wasserstoff ist, hat verschiedene Dispositionen über den Haufen geworfen.
Das Luftschiff wird übrigens vorerst auf der Nordatlantik-Route, also nach USA., eingesetzt, denn sie ist mit 6000 Kilometer Wegstrecke um ganze 4000 Kilometer kürzer als die Route nach Südamerika. ,PZ 130" kann so im Nordatlantik-Dienst mit 40 Tonnen Brennstoff, einschließlich Sicher-
kommens gegründet worden war, aufgelöst wurde.
X Warschau, 15. Juli
Der Konflikt zwischen der polnischen Regierung und dem Erzbischof von Krakau, Fürst Sapieha, wurde durch Vermittlung des polnischen Außenministers bei gelegt. Nachdem der Erzbischof festgestellt hatte, daß sein erstes Schreiben an den Staatspräsidenten dessen Gefühle verletzt hat, bedauerte er dies und versicherte den Staatspräsidenten seiner Ergebenheit. Weiter erklärte er, daß die Särge der Könige, die für immer und endgültig in den Königsgrübern beigesetzt sind, sowie der Sarg des Marschalls Pil- sudski nicht mehr von ihrem Ort entfernt werden sollen. Wenn eine Aenderung einmal unbedingt und ausnahmsweise nötig werden sollte, so kann das nur noch nach einer vor- herigen Verständigung des Erzbischofs mit dem Staatspräsidenten geschehen. Der Staatspräsident hat unter diesen Bedingun- gen die Erklärung des Erzbischofs angenommen. so daß der Zwischenfall nunmehr beigelegt ist in dem der polnische Staat über die Machtansprüche des Erzbischofs die Ober- Hand behalten hat.
heitsvorrat, auskommen. Für die Südamerika-Fahrt wäre dagegen eine Gewichtserleichterung von 20 Tonnen notwendig, da die 10 000 Kilometer lange Strecke 60 Tonnen Brennstoff fordert. Die vier Rohöl- Motoren der Daimler-Benz- Werke sind bereits fertiggestellt. Der einzelne Motor hat eine Höchstleistung von 1250 ?8. Bei den Fahrten des Luftschiffes werden die Motoren jedoch nur zu einem Teil ausgenutzt,' es genügen 850 ?8, um eine durchschnittliche Marschleistung von 130 Kilo- Metern zu erzielen. Eine noch in Schwebe befindliche Frage ist die des Transportes von Helium aus Texas nach Friedrichshafen; es müssen Tankschiffe und Tankwagen beschafft werden.
po/iiifche Svrsrrachrichierr
Das neue Dienstgebäude der Reichskanzlei in Berchtesgaden ist nunmehr vollendet. In diesen Tagen konnte Staatssekretär und Chef der Reichskanzlei Dr. Lammers den neuen Bau beziehen und den Dienstbetrieb aufnehmen.
Neicysgerlkyispraftvent a. D. «Simons starb am Mittwoch im Alter von 75 Jahren in Nowawes. Er war Generalkommissar der deut- scheu Friedensabordnung in Versailles, von wel- chem Posten er vor der Unterzeichnung des Diktats zurücktrat. 1920/21 vertrat er das Reich als Reichsaußenminister auf den Konferenzen in Spa und London. 1922 zum Präsidenten "des Reichs- gerichts ernannt, war er von März bis Mai 1925 Stellvertreter des Reichspräsidenten. 1928 legte er sein Amt als Reichsgerichtspräsident zum Protest gegen eine Brüskierung durch die damalige Systemregierung nieder.
Beamte sollen höflich sein.
erklärt Reichsinnenminister Dr Frick in einem Erlaß an alle Behörden: „Im Dritten Reich ist der Beamte Diener am deutschen Volk. Mit dieser Stellung des Beamten ist jede unsachliche Schärte und Schroffheit und jede Unhöflichkeit !m schritt- lichen und mündlichen Verkehr mit den Volks- genossen unvereinbar. Ich erwarte daher von der Beamtenschaft, daß sie j-den, der sich mündlich oder schriftlich an die Behörde wendet, wenn auch bestimmt, so doch höflich ab- fertigt.'
Zur Vereinheitlichung des Feuerlöschwesens in organisatorischer und dienstlicher Hinsicht wurde vom Reichsführer ss und Chef der deutschen Polizei beim Stabe des Chefs der Ordnungspolizei die Dienststelle deS Inspekteurs deS Feuerlöschwesens geschaffen, dem sowohl die Berufs-, Pflicht- und freiwilligen Feuerwehren unterstehen.
Das deutsch-österreichische Prcsteabkommen wird in der römischen Presse als nationalsozialistischer Erfolg gewertet. Nach dem „Popolo di Roma' ist die deutsch-österreichische Verständigung eine der vorbildlichsten Errungen, schatten und Verwirklichungen der nationalsozia- listischen Idee, die ganz Europa als Vorbild dienen könnte.
„Wir sollen sie nicht schulmeistern"
O i g e n b e r i c b t äer -kresse
LA. London, 16. Juli.
Der Dekan der St.-Pauls-Kathedrale in London, Matthews, schreibt nach seiner Rückkehr aus dem Deutschen Reich in dem bisher als deutschfeindlich bekannten „Star" u. a.:
„Wir sollten die Deutschen nicht schulmeistern, weil sie der Demokratie aufsagten. Wir mästen versuchen, sie zu verstehen und wir sollten es uns nicht leicht machen. Im Nationalsozialsozia- lismus ist mehr richtiger Sozialismus, als wir gedacht haben. Wer in deutsche Familien kam, weiß, wie tief dieser «Sozialismus in das Privatleben eindrang. Fast alle Kinder besuchen dieselben Schulen. Damit ist die erste große Quelle der Klassenunterschiede ausgemerzt. Der Arbeitsdienst setzt diese Wirkung fort. Kein Zweifel, in der Hitlerjugend sind Züge, die ein Demokrat beklagen kann, aber niemand kann leugnen, daß diese deutschen Kinder glücklich und gesund sind."
Der Oberbürgermeister von Stoke on Trent fordert die Oberbürgermeister der größten englischen Städte auf, Reisen britischer Bürgermei st er ins Deutsche Reich ;u organisieren und erklärt dazu in der Presse: „Ich glaube, das wird bessersein, als Politiker zu entsenden."
in Klinik
Kklloinolkoiiioii von keonle k. braun
Eovvrigbt Union Deutsche VerlaaSaeselllchafr. Etat. 25
„Das scheint mir unter Männern nicht weiter frech', sagte der Kriminalrat ruhig.
„Er drohte aber und erklärte, es Paffe ihm nicht, daß Doktor Dutt so lange mit der Heirat zögere. Dabei war bis dahin zwischen Jutta Kaltenberg und Dutt noch nie von -er Ehe die Rede gewesen.'
,L8ann fand diese Besprechung statt?'
„Karl Kaltenberg lauerte mehrfach aus Doktor Dutt. Er wußte es einzurichten, daß er ihn auf der Straße — zufällig! — traf.'
„Besuchte er den Oberarzt auch in der Klinik?'
„Ja. KlemenS Dutt erzählte mir das ein- oder zweimal recht ärgerlich. Er hat ihn kurz abgefertigt. Zuletzt hat er diesen unange- nehmen Besuch noch am Morgen seines Todestages über sich ergehen lasten müssen.'
„Woher misten Sie das, Fräulein Helger?'
„Bon Klemens Dutt selber; er telephonierte mit mir.'
Letusch sah sie groß an. Die Frau war erregt, aber zweifellos wußte sie, was sie da aussagte. Er überlegte, was er sie noch fra- gen könne; aber dann verzichtete er. Ein sicheres Gefühl sagte ihm, daß er bis jetzt die Wahrheit gehört hatte. Von diesem Augenblick an aber würde Jeffie Helger ihre Antworten persönlich färben; die Abneigung Kegen alle, die den Namen Kaltenberg trugen, würde ihre Aussagen beeinflußen und «euiaer wertvoll machen.
„Sie werden wohl um eine kleine Polizeistrafe nicht herumkommen', meinte er. „Hat der Konditor Anzeige erstattet?'
„Ich weiß es nicht', antwortete sie etwas bedrückt.
„Den Spiegel müssen Sie natürlich bezah- len, aber ich denke, die ganze Geschichte läßt sich dann damit abtun.' Er nickte ihr zu. Inspektor Kilian spürte eine Kavaliersregung, er öffnete ihr die Tür und geleitete sie aus den Flur. Er sah ihr nach; als sie den Aus- gang am Ende des Ganges erreicht hatte, kehrte er in das Zimmer zurück. „Sie ist weg, Herr Kriminalrat.' Letusch nickte. Er klopfte mit dem Bleistift einen Takt auf die blaue Akte, die vor ihm lag. „Diese Geschichte wird uns tropfenweise aufgetischt', sagte er, und seine Laune war nicht zu erkennen. „Wußten Sie etwas von dem Bruder der Jutta Kaltenberg?'
„Ja', antwortete Kilian. „Er ist bei derselben Firma angestellt, wo auch der Ingenieur Bergotter tätig war. Aber daß er den Oberarzt kannte und in diesem Zusammen- Hang überhaupt eine Nolle gespielt hat, ahnte ich bisher noch nicht.'
„Rufen Sie an!' sagte der Kriminalrat kurz entschlossen. „Lasten Sie sich von der Leitung den Fahrer Karl Kaltenberg für eine Stunde freigeben und bestellen Sie ihn so- fort hierher! Wir müssen auch dieser Spur nachgehen.'
Kilian nahm den Fernsprecher auf. Er wollte gerade seine Verbindung verlangen als ihm ein Anruf des chemischen Labora- toriums zuvorkam. Der Leiter des Erken- nungsdienstes hatte sich mit dem Chemiker in Verbindung gesetzt, der den Handschuh des Kriminalrats präpariert hatte. Die Abdrücke waren sehr gut gelungen und ergaben klare Bilder der Hautlinien. Leider stimmten aber diese Lautlinien deS Assistenzarztes Kvmer-
ling durchaus nicht mit den Abdrücken überein, die man auf dem Griff des Brieföffners sichergestellt hatte.
„Durchaus nicht', wiederholte der Herr vom Erkennungsdienst noch einmal. „Bitte, sagen Sie das auch Herrn Kriminalrat Letusch!'
Kilian hängte erst noch einmal ab, dann berichtete er seinem Vorgesetzten. Letusch stieß einen Seufzer aus. Er verzichtete darauf, zu erklären, daß der Fall dunkler denn zuvor sei.
Der Inspektor sprach mit der Motorenfabrik. Jener Leiter, der der Polizei schon einmal Auskunft gegeben hatte, war am Fernsprecher. Er versicherte, der Fahrer Karl Kaltenberg werde sogleich geschickt werden. Als vielbeschäftigter Mann verzichtete er darauf, unnütze Fragen zu stellen. Der Fahrer wurde benachrichtigt. Keine Viertelstunde später stand er vor den beiden Beamten.
„Sie sind der Rennfahrer Karl Kaltenberg?' fragte Letusch. Er erkundigte sich, um irgend einen Anfang zu haben.
Der Mann nickte. Er drehte seine blaue Mütze. „Ja', sagte er dann noch. Sein Haar war blond und stand zu Bergen wie eine Bürste. Er versuchte es mit der flachen Hand zu ordnen, aber es blieb aufgerichtet. Er hatte grobe Züge, aber tiefliegende Augen, die klug und sicher in die Welt sahen. Das Kinn war eckig und hart. Dieser Mann wußte, was er wollte.
Letusch gingen diese Ueberlegungen durch den Kopf, als er Karl Kaltenberg betrachtete. Wahrscheinlich sagte er aus dieser Gedankenverbindung heraus: „Sie haben viele Nennen gewonnen?'
Der Gefragte zuckte die Achseln. „Wie man eS nimmt. Einige schon. Aber man gewinnt nicht immer. Eigentlich gewinnt überhaupt tue Maschine.'
Letusch neigte den Kopf als Zustimmung. „Sie können sich setzen", fügte er. „Ich habe ein paar Fragen an Sie zu richten. Woher kannten Sie den Oberarzt Doktor Dutt?"
Karl Kaltenberg leugnete nicht erst, wie Letusch gerechnet hatte. Er sagte: „Durch meine Schwester. Sie werden wohl erfahren haben, daß meine Schwester Jutta mit Doktor Dutt verlobt war.'
„Wir haben gerade erfahren, daß die beiden nicht verlobt waren!'
„So gut wie verlobt. Sie gingen schon lange miteinander.'
„Zu lange, fanden Sie, nicht wahr? Sie hätten gern gesehen, daß Doktor Dult nun Ernst machte.'
„Gewiß. Mädchen sind dumm. Sie verplempern ihre besten Jahre. Ein Mädchen muß heiraten.'
„Ihre Schwester hat einen Beruf; es eilte ihr wohl gar nicht mit der Heirat.'
„Beruf. . .' Karl Kaltenberg zog ein mißbilligendes Gesicht. „Kann sie sich wünschen, als Photographin alt zu werden? Ich war nie für diesen Beruf.'
„Sie äußerten diese Ansicht Doktor Dutt gegenüber einige Male, nicht wahr? Was entgegnete er Ihnen?'
„Er kam mir ziemlich grob. Ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern, meinte er.'
„Was taten Sie daraufhin?'
„Was hätte ich denn tun können. Herr Kriminalrat? Ich setzte meiner Schwester den Kopf zurecht und ließ die Dinge im übrigen laufen, wie sie nun einmal schon liefen.'
Letusch blätterte ablenkend in seiner Akte. Dieser Karl Kaltenberg machte einen ganz ordentlichen Eindruck. Er gab klare Antworten. wahrscheinlich log er nicht.
lFortseüuna tolaUi^«