renken, daß wir uns an die Politik dös englischen Kolonialministe, riums gebunden fühlen. Das Juden­tum ist bereit, den letzten Tropfen Blut zu ver- hießen (jüdisches Blut?!) in einem Vcrtcidi- aungsakt, der seine letzte Hoffnung bedeutet. London wird sich dessen bewußt sein müssen, daß es nicht nur die Erbitterung der 400 000 in Palästina, sondern auch den Haß der 10 Millionen Juden in allen Ländern der Welt (!) auf sich laden wird, wenn es Vorhaben sollte, seine Teilungspläne in Palästina den Forderungen des Ärabertums anzupassen." Dieser Aufruf hat vom ersten bis zum letzten Wort den Stempel jüdischen Charakters. Er ist nichts anderes als eine offene Drohung anLondon, das Weltjudentum mobilisieren zu wollen, wenn sich die englische Kolonial- Politik dazu entschließen sollte, die Rechte des Ärabertums zu beachten.

Militärische Maßnahmen Englands

Was die Entwicklung in Palästina selbst betrifft so ist England zurzeit dabei, im -Hinblick auf die täglich wachsende Konflikt­

stimmung zwischen Arabern unv Judentum seine militärische Stellung auszubauen. Mit größter Eile werden in den wichtigsten Ge­bieten des Landes neue Straßen gebaut, militärische Stützpunkte errichtet und die Truppenbestände verstärkt. Ueberall wer­den Vorbereitungen getroffen, um dem Mili- tär Möglichkeiten zur raschen Bewegung zu verschaffen. In den letzten beiden Monaten ist der Esfektivbestand der britischen Truppen in Palästina auf über 10 000 Mann erhöht worden. Ta jedoch täglich neue Abteilungen der britischen Kolonialarmee in Palästina eintreffen. hat sich diese Zahl inzwischen noch wesentlich erhöht.

Wie entscheidet Genf?

Nach der Annahme des Teilungsplanes durch das britische Kabinett wird Kolonialminister OrmsbyGore wahrscheinlich am 30. Juli der Mandatskommission des Völkerbun­des dieseRadikallösung" unterbreiten. Die endgültige Entscheidung dürfte dann voraus- sichtlich im September auf der Vollsitzung der Genfer Liga auf Grund des Berichtes der ge­nannten Kommission fallen.

Barrikade« gegen

Französische Eisenbahnarbeiter I

X Paris, 8. Juli.

lieber 3000 Angehörige der Neimser Nah­rungsmittelindustrie befinden sich seit Mitt­woch im Streik. Am frühen Morgen kam es bereits am Eingangstor eines Werkes zu Zwischenfällen, bei denen Polizei und Mobil- garde mit dem Gummiknüppel Ordnung schaffen mußten. Durch Barrikaden vor den Emgangstoren des Werkes versuchten die Streikenden, die Arbeitswilligen am Betreten der Fabrik zu hindern. Es kam hierbei zu einer heftigen Schlägerei zwischen beiden Parteien.

Auch der Verband der französischen Eisen- bahnarbeiter ist mit den Vorschlägen der Negierung nicht einverstanden. Der Verband gab am Mittwoch bekannt, daß er die Vor­schläge der Regierung, die Eisenbahntrans- portpreife für Frachtgüter und Personen zu erhöhen, ablehne. Eine Steigerung der Eisenbahntarife würde unmittelbar eine Er­höhung der Lebenshaltungskosten im Lande nach sich ziehen, da die Transportpreise stets auf die allgemeinen Marktpreise Einfluß hätten. Der Vorschlag der Regierung wurde vom Vorstand des Verbandes der Eisen­bahnarbeiter mit großer Mehrheit abgelehnt.

Im Hotel- und Gastwirtsgewerbe ist trotz der Einigungsformel vom 3. Juli keine endgültige Ruhe eingekehrt. Die Arbeitnehmer verlangen die sofortige strikte Einführung der 40stündigen Arbeitswoche und die Aufteilung der Arbeits­zeit auf fünf Arbeitstage; obwohl das Abkom­men vom 3. Juli dafür ausdrücklich den Ter­min vom 1. November Vorsicht. Im Minister­lpräsidium ist am Mittwoch wieder eine Abord­nung des Arbeitnehmerverbander. mit Vertre­tern der Regierung in Verbindung getreten und hat ihre Forderungen auf sofortige Ein­führung der 40stündigen Arbeitswoche vorge­bracht.

nier' und ..Mobilisierte' von Toulouse nach Rotspanien in der gleichen Zeit 190 Pe^ sonen. von denen die wenigsten spanisch sprechen konnten. Weiter erhielten die spanischen Bolschewisten über Cerböre und Le Perthus an Kriegsmaterial zwischen dem 25. und 31. Mai: 243 Kraftwagenfahrgestelle. 77 Lastkraftwagen. 15 Tonnen Aluminium. 24 Tonnen Metallbehälter, 10 Tonnen Stahl in Barren. 2 Ambulanzwagen. 2 Ton- neu Chrom 6 Tonnen Chlorkalk und 70 Fahrgestelle' von Lastkraftwagen. Weitere Einschiffungen von Freiwilligen erfolgten in kleinen Küstensegelschiffen. Außerdem haben die Valencia - Bolschewisten 200 Schnellmotorboote mit Torpedoabschußern- richtung gekauft.

Vs8 bleueste in Kürre

I-etrte LrviKnissv aus aller Welt

Mit einem würdige« Festakt wurde gestern in Berlin das Richtfest des Erweiterungs­baues der Neichshauptbauk gefeiert. Reichs­bankpräsident Dr. Schacht hielt vor de« Bau­arbeitern und den Gesolgschastsmitgliedern der Reichsbank die Festrede.

Dex französische Handelsminister teilte im Ministerrat mit, daß die Verhandlungen mit Deutschland zum Abschluß eines deutsch-fran­zösischen Handelsvertrages geführt hätten.

In Paris trifft heute der Sondergesandte

dieVolksfront"

lehnen Regierungsvorschlüge ab

Außerdem wurde auf Anweisung des marxi­stischen Gewerkschaftsverbandes auch am Mitt­woch eineReihe von großen Pariser Kaffees von ihrem Personal im Stich gelassen, u. a. das bekannteCafe de la ?paix' am Opernplatz. Man konnte jedoch feststellen, daß die marxistische Streikparole selbst in den wenigen von den Gewerkschaften ausgesuchten bestreikten Lokalen nicht einheit­lich befolgt wurde, sondern daß zum Teil die Hälfte des Personals ihrer Arbeit weiter nach« gehen wollte. Man nimmt daher an, daß diese einzelnen Streiks zunächst einmal lediglich Ver­suchsballons des marxistischen GewerkschaftS« Verbandes darstellen, um die Streikstimmung im Hotel- und Gastwirtspersonal zu prüfen.

Im übrigen hatte der Staatssekretär im Ministerpräsidium noch am Abend mit dem Arbeitsminister eine längere Aussprache über die im Hotel, und Gastwirtschaftsgewerbe in Gang befindliche Auslegung des Abkommens vom 3. Juli 1937.

Mutempö muß KonzeWnsn machen

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gl. Paris, 8. Juli.

Kammer und Senat Frankreichs sind nach einer Nachtsitzung in die Ferien gegangen. Sie dürften kaum vor Ende Oktober oder Anfang November wieder zusammentreten. Am Don­nerstag hat die Regierung das neue Steuerprogramm beschlossen, das Er­höhungen der Preise für Tabak (20 y. H.), Streichhölzer, der Zölle für Feuerzeuge, der Brennstoffpreise (10 v. H.), der Postgebühren und der Eisenbahntarife vorsieht. Ursprünglich wollte die Regierung durch die Steuermaßnah­men 8 bis 9 Milliarden Franken hereinbekom­men. unter dem Druck zahlreicher Abordnungen mußte Chautemps aber Konzessionen machen und sich mit 6 bis 7 Milliarden begnügen.

des Papstes, Kardinal Pacclli, zu einem Staatsbesuch ein. Sein Besuch dient weniger kirchlichen als politische« Zwecken.

Im englischen Oberhaus erklärte gestern der Konservative Lord Newton, wenn Frankreich nicht seit einem Jahr am spanischen Bürger­krieg teilgenommen hätte, wäre der Krieg be­reits zu Ende.

Nationale Flieger warfen am Donnerstag Tausende von Flugzetteln über der Stadt Santander ab, in denen die Bolschewisten ans- gesordert werden, sich z« ergeben.

Nach einer amtlichen Verlautbarung ist die Zahl -er in den italienischen Flngzeugfabri- ken im Aufträge des italienischen Luftfahrt- miniftcriums beschäftigten Arbeiter aus über 48 VVÜ angestiegen.

Alle Divisionen der japanischen Armee, die westlich von Kioto stationiert sind, erhielte» den Befehl, die am 10. Juli fällig werdende« Reservisten-Entlassungen bis zur Beilegung des nordchinesischen Konfliktes anf'-nschicben.

MMSMMg MllWiM-EWWilW?

in. Rom, 9. Juli.

Da der österreichische Bundeskanzler Dr Schuschnigg gegenwärtig zu einem pri­vaten Erholungsurlaub in Italien weilt, bestehen Gerüchte über eine bevorstehende Zusammenkunft zwischen dem österreichischen Bundeskanzler und dem italienischen Re­gierungschef. In politischen Kreisen wird diese Behauptung jedoch nicht bestätigt.

Neftemdendes Srteil

Blutjunge Angehörige der deutschen Volks­gruppe in Polen zu harten Gefängnisstrafen verurteilt

X Warschau, 8. Juli.

Das Bezirksgericht in Könitz hat am Mittwochabend nach zweitägiger Verhandlung «inen Prozeß mit der Verurteilung von 22 pol- Nischen Staatsangehörigen deutscher Nationali­tät abgeschloffen, die beschuldigt werden, auf dem Gut Kensauim Kreise Tuche! ein Lager nach dem Muster der reichsdeutschen Arbeits- dienstlager organisiert bzw. daran teilgenom­men zu haben, wobei sie angeblich seinen Zweck und sein Bestehen vor den Aufsichtsbehörden geheimgehalten haben. Dort hätten sie eine Schulungsarbeit in einem für den polnischen Staat feindlichen Sinne betrieben.

Obwohl die Verhandlung keinen Beweis für diese Anschuldigungen brachte, erkannte der Richter die Angeklagten für schuldig. Es wur­den wegen Geheimbündelei verurteilt: Georg Kli eine!, der das Lager geleitet haben soll, zu 2 Jahren Gefängnis, Arnim Droh, Mit­glied des Hauptvorstandes der Deutschen Ver­

einigung, der an der Organisation des Lagers beteiligt gewesen sein soll, zu 20 Monaten Ge­fängnis, Liselotte Freimann, Gero von Gersdorff und Günther Krüger, die an der Organisation des Lagers teilgenommen ha­ben sollen, zu je 15 Monaten Gefängnis, die Besitzerinnen des Restgutes Kensau, auf dem der größere Teil der Angeklagten zu Garten­arbeiten verpflichtet war, Auguste und Marga­rethe Wehr, beide an der Grenze des Greisen- alters, zu je 10 Monaten Gefängnis, Gerhard Schulz, Willi Mittelstedt, Walter A n- klam und Ulrich Altschöllerzuje8 Mo­naten Gefängnis wegen Teilnahme an dem Lager, Heinz Bannach, Hans Rosen­berg, Paul Falkenberg, Bruno Hun d t, Walter Ebers me her, die Teilnehmer für das Lager geworben haben sollen, zu je 6 Mo­naten Arrest, Gerhard Marks, Fritz Grzy- Linski, Alfred Fechner und Otto Laun zu je 5 Monaten Arrest, die 17jährigen Hell- niuth Adam und Fritz Brunk zum Aufent­halt in einer Besserungsanstalt mit dreijähriger Bewährungsfrist.

Die Verteidigung hat gegen das Urteil Be- rufung eingelegt.

Beweise für offene Einmischung

Freiwilligenwerbung für Rot-Spanien in Frankreich

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gl. Paris, 8. Juli.

Der Leiter des französischen Gewerkschafts­verbandes Jouhaux befaßt sich im Peuple' rückblickend mit der Tagung der Gewerkschaftsinternationale in Warschau, wobei eigentlich nur die Bemerkung wichtig ist, daß die Einigung der H. und lll. Inter­nationale einesegensreiche Wirklichkeit' wird, woraus sich für Jouhaux folgende Schlußfolgerungen ergeben:Künftig gibt es in der international organisierten Arbei­terklasse keinen Raum mehr für Neutralität. Die Nichteinmischungs- Politik hat dem internationalen Recht der legalen republikanischenVolksfront'-Regie- rung Spaniens auf freien Handel zu wei­chen!' Im Namen der marxistischen Gewerk- schaftsinternationale fordert dann Jouhaux offen die Einmischung in Spanien. Diese

Haltung ist ein Ergebnis des Besuches des Generalsekretärs der Komintern, Dimitrosf, in Paris im vorigen Monat, der hier nach der WochenzeitschriftCandide' neue Maß­nahmen zur Unterstützung der spanischen Bolschewisten beriet. Die französische Kom­munistische Partei hat sich verpflichtet, bis spätestens 15. Juli 5000 Freiwillige aus Frankreich nach Rotspanien zu schicken, mäh- rend Moskau die Entsendung von 200 Offi­zieren, darunter 60 Fliegern und 35 Marine- offiziere, zusagte.

Wie weitgehend die Verletzungen des Nichteinmischungsabkommens durch franzö­sische Behörden sind, beweist nachstehende Aufstellung: Am 29. Mai 1937 reisten 26 Freiwillige von Toulouse nach Rotspanien, am 30. 27, am 31. 34, am 1. Juni 18, am 2. Juni 21, am 3. Juni 37 und am 4. Juni 44. Außerdem fuhren als angeblicheSpa-

>n «I.r Klinik

Kriminalroman von kronl, 5. Kran»

«ovortabt Union Deutsche BerlaaSgesellkchaÜ. Stat. IS

Der Kriminalrat war auf seinem Zimmer und ließ die Verbindung sofort Herstellen. Doktor Komerling kam mit einer merkwür- -igen Sache.

Vor einigen Minuten hat mich Fräulein Jessie Helger angerufen. Herr Kriminalrat', begann er.Sie bat, mich sprechen zu dürfen. Telephonisch lasse sich das, was sie mit mir zu bereden habe, nicht erledigen. Ich sagte zu. sie zu erwarten. Fräulein Helger will mich um sechs Uhr in der Klinik aüfsuchen. Ich wollte Ihnen das Mitteilen, denn ich möchte in dieser Affäre vor de^Polizei keine Geheimnisse haben.'

Daran tun Sie recht. Herr Doktor. Woher kennen Sie Fräulein Helger?'

Doktor Dutt stellte mich gelegentlich einer zufälligen Begegnung vor. Ich habe keine zehn Worte mit ihr geredet.'

Sie wissen nicht, weshalb Fräulein Jessie Helger Sie aufsuchen will?'

Ich habe keine Ahnung. Sie wollte am Fernsprecher keine Andeutung machen.'

Letusch überlegte nicht lange.Läßt eS sich emrichten. daß der Inspektor und ich zuhören können?' fragte er.Ich weiß, das ist un- zart gegen die Dame. Aber wir sind dabei, einen Mord zu klären; man darf nicht den allgemeinen Maßstab anlegen.'

.Ich habe ja schon den Anfang gemacht, indem ich Sie anrief', sagte der Assistenzarzt. »Sie können im Nebenzimmer sein. Nur I

möchte ich Sie bitten, während dieser Unter­redung nicht zum Vorschein zu kommen. Sie begreifen, daß mir das zu unangenehm wäre.'

Wir werden stumm und unsichtbar blei­ben. solange Ihr Besuch da ist', versprach der Kriminalrat.Wollen Sie uns also gegen halb sechs erwarten?'

Abgemacht. Herr Kriminalrat.'

Sie hängten beide gleichzeitig an. Letusch ließ Kilian kommen und weihte ihn ein. Was halten Sie davon?' meinte er.

Vielleicht hat Doktor Komerling es nötig sich bei uns als unverdächtig auszmveisen?' Kilian zog die Stirn kraus.Der frechste Fall wäre, daß die beiden sich einig sind und uns eine verabredete Komödie vorfpielen.'

Daran glaube ich nicht', sagte Letusch. Komerling wird nicht wissen, was Jessie Helger von ihm will. Aber er ist bereit, sie zu verraten. Vielleicht ist das ein Ablenkung«- Manöver?'

Ich halte Jessie Helger nicht für so dumm daß sie in eine Falle gehen würde.'

Wenn sie ganz ahnungslos ist? Aber zer­brechen wir uns nicht den Kopf.' Letusch be- endete das Raten.Wir fahren um halb sechs; ziehen Sie praktischerweife nicht gerade knarrende Schuhe an.' Er lächelte Kilian zu. Es geschah etwas. Ob es Erfolg haben würde, stand noch dahin. Aber dieses Abwarten und Nichts-tun-Können war unterbrochen. Daß allein schon schien ihm ein Erfolg.

Als sie zu der verabredeten Zeit vor der Klinik anlangten, lag das Haus dunkel mit verhängten Fenstern. Aber der Pförtner kannte die beiden Beamten, oder er war von Komerling angewiesen worden. Sofort führte er die Herren zur Treppe in den ersten Stock und ließ ste rasch hinauf, ehe sie gesehen wer­den konnten.

In den ersten Stock kann man unbeobach­tet gelangen', sagte Letusch leise,man muß nur einen Augenblick abpaffen, wo der Por­tier seine Loge verläßt.'

Kilian nickte. Er wollte gerade sagen, daß diese Feststellung leider keinen Nutzen bringe, da man vom ersten Stock nicht wieder unge­sehen in den Flur des Erdgeschosses gelangen konnte, aber er verschluckte die Aeußerung; Letusch wußte das sowieso; und in diesem Augenblick tauchte am Ende der Treppe die lange Gestalt des Assistenzarztes auf.

Die Begrüßung war knapp und unfrei. Doktor Komerling hatte Eile, die Beamten «n ein Zimmer zu führen, das zwei Türen hatte. Diese Tür geht auf den Korridor, wie Sie sehen', sagte er.Bitte, schließen Sie für alle Fälle, wenn ich draußen bin. von innen ab. Der Schlüffe! steckt. Die andere Türe vor» führt in jenes Zimmer, wo ich Fräulein Hel­ger empfangen werde. Dies hier ist mein Schlafzimmer. Nebenan Pflegten Doktor Dutt oder ich zu arbeiten, wenn wir auf dieser Station im ersten Stock zu tun hatten. Auch diese Türe ist verschlossen, damit nicht durch einen Zufall' Er brach ab, legte die Fin­ger auf die Lippen und huschte hinaus. Kilian schloß sofort hinter ihm ab.Sie ver­früht sich', wisperte er; Letusch nickte und winkte ihn heran. Sie setzten sich auf den Bettrand. So waren sie der Verbindungstür am nächsten, und es bestand Hoffnung, alles zu verstehen, was nebenan gesprochen wurde.

Tatsächlich hörten sie leichte Schritte die Treppe steigen, entschieden war es eine Dame, die da heraufkam; und dann erscholl Doktor Komerlings Organ, der unter Namensnen­nung Fräulein Helger begrüßte. Die beiden betraten das benachbarte Zimmer. Komer­ling bot Platz an. dann wohl auch stumm eine Zigarette. Man vernahm das Geräusch, das ein aufsvrinaendes Feuerreua macht;

Danke', sagte Fräulein Helger. Sie atmete hörbar aus oder blies den Zigarenen- rauch weg.Sie sind wahrscheinlich sehr oer- wundert, daß ich Sie in einer Angelegenheit, die nicht den Arzt angeht, zu sprechen wünschte. Herr Doktor?'

Komerling mochte zu seinen Wonen dre Achseln zucken: er fügte:Es ist in diesen Tagen so viel Unfaßliches geschehen, daß Ihr Anruf für mich am geringsten verwunder­lich war.'

Sie haben recht; ich möchte gerade über das. was hier geschehen ist, mit Ihnen spre­chen. Unfaßlich nannten Sie es. Das ist eS auch für mich.'

Ich kann Ihnen natürlich gar nicht» sagen. Fräulein Helger. Sie müssen sich an die Kriminalpolizei wenden, wenn Sie elwas wissen wollen. Ich fürchte allerdings, dort wird man Ihren Wissensdurst, vorläufig jedenfalls, auch nicht befriedigen.'

sie sagen Wissensdurst und meinen Neu- gier; es ist aber keine Neugier. Glauben Sie, ich fei aus Sensationslust hergekommen?'

Vielleicht sagen Sie mir. weshalb Sie hergekommen sind?' Doktor Komerlings Stimme bog sich; anscheinend war dieses Zwiegespräch ganz echt.

Jessie Helger zögerte; dann sagte sie auf Umwegen:Es liegt mir sehr viel daran, auf eine einzige Frage die Antwort zu er­halten. Weshalb, w rden Sie vielleicht er­raten. Wenn nicht, ist das ebenso gut. Mit Ihnen, das möchte ich vorwegfchicken. hat dies alles gar nichts zu tun. Ich verspreche Ihnen zudem, wenn Sie mir die Frage be­antworten. von Ihrer Antwort keinen irgendwelchen Gebrauch zu machen.'

Nach dieser langen Vorrede scheint es sich um eine gefährliche Frage und um eine ebenso gewichtige Antwort zu handeln.'

(Fortsetzung folgt.). , j