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Amtsblatt sämtlicher Vehörcken in Stackt unä Rrsir Calw / Heimatblatt seit cksm Jahre 18M
Nr. 14S
Calw, Donnerstag, 24. Juni 1SS7
112. Jahrgang:
Deutschland und Italien verlassen die Spanien-Kontrolle
*)ie laue Haltung in London und Paris trägt die Schuld — Deutschland hat freie Hand und schützt sich selbst
X Berlin, 23. Juni.
^ Der Botschafter von Ribbentrop Kurde Mittwoch beauftragt, den im Kon- trollausschuß in London vertretenen Negierungen folgende Mitteilung zu machen:
„Die Reichsregierung hat nach Bekanntwerden der Angriffe auf den Kreuzer „Leipzig" am 16. und 18. Juni dieses Jahres alsbald den anderen an der Seekontrollc in den spanischen Gewässern beteiligten Mächten mitgeteilt, daß sie nicht gewillt sei, ihre mit einer internationalen Aufgabe betrauten Seestreitkräfte weiteren Schietzversuchen Rotspaniens auszusetzen. Sie hat sich hinsichtlich der von ihr zu fordernden Garantien für die Sicherheit ihrer Schisse auf ein Minimum beschränkt, nämlich auf eine sofort auszu- führende Klottendemonstration der vier Kontrollmiichte, um auf diese Weise eine deutlich sichtbare solidarisch« Warnung zum Ausdruck zu bringen. Da die englische und französische Regierung sich nicht einmal zu dieser Minimalforderung haben bereitfinden lassen, mutz die deutsche Regierung zu ihrem Bedauern feststellen, datzesanderjeni- nen Solidarität der Kon troll- Mächte fehlt, die für die Durchführung der gemeinsam übernommenen internationalen Aufgabe die unerlätzliche Voraussetzung bildet. Die Reichsregierung hat deshalb beschlossen, sich endgültig aus dem Kontrollshstem zurückzuziehen."
Die Königlich-italienische Negierung hat der Reichsregierung mitgeteilt, daß sie sich Heren Vorgehen anschließt und sich ebenfalls ans dem Kontrollshstem zurückzieht.
*
Diese Vorgänge verpflichten uns, so be» merkt das Deutsche Nachrichtenbüro ergänzend, zu folgender grundsätzlicher Stellungnahme:
1. Das Deutsche Reich hat — zum Unterschied von anderen Völkern und Staaten — weder früher noch jetzt mit dem spanischen Volk Differenzen, die in irgendwelchen territorialen oder sonstigen besonderen Politischen deutschen Absichten begründet liegen. Deutschland hat daher jedenfalls zum Unterschied zu anderen Staaten an keiner der geschichtlichen Beraubungen Spaniens teilgenommen.
Dies gilt auch für die heutige Zeit, in der das deutsche Volk in tiefstem Mitempfinden ein Leid des spanischen Volkes verfolgt, das uns Deutschen auS ähnlichen Erfahrungen selbst nicht unbekannt ist. Die gleiche von Moskau organisierte und bezahlte Verbrecherclique, die in Deutschland anderthalb Jahrzehnte lang versucht hat, den Bolschewismus herbeizusühren und damit unser blühendes Land in ein Ruinenfeld zu verwandeln, bemüht sich seit Jahren, auch Spanien zu zerstören. Die Art der Methoden und Taten kennen wir. Hunderttausende abgeschlachtete Männer, Frauen und Kinder sind die Blutzeugen dieser bolschewistischen Betätigung. Daher stehen in diesem Kampf des nationalen Spanien gegen seine Moskauer Unterdrücker und Zerstörer die Sympathien des deutschen Volkes und damit auch seiner Führer eindeutig auf seiten der in Spanien von den Moskauer organisierten Banden gequälten Bevölkerung des nativ- nalen Spanien. Das deutsche Volk und die deutsche Regierung haben dabei nur ein Interesse, daß ein wahrhaft unabhängiges und freies Spanien wieder erstehen und daß es ihm gelingen möge, die schweren Wunden, die der bolschewistische Bürgerkrieg geschlagen hat, wieder zu heilen. Darüber hinaus hat Deutschland dann allerdings auch den verständlichen Wunsch, mit diesem national geordneten freien und unabhängigen Spanien alle jene kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Pflegen, die nicht nur den Interessen dieser beiden Länder dienen, sondern die auch in höherem Sinne der internationalen Zusammenarbeit und Wohlfahrt nützlich sind.
Entweder freie Nationalstaaten — oder bolschewistisches Chaos!
Ueberhaupt sind sich das deutsche Volk und seine Negierung darüber im klaren, daß es in Europa nur entweder ein System unabhängiger freier Nationalstaaten, oder ein kommunistisches, politisches und damit wirtschaftliches Chaos geben kann. Deutschland ist daher der Ueberzeugung, daß es eine Pflicht aller europäischen Staaten wäre, gemeinsam gegen die von Moskau ausgehenden Versuche Stellung zu nehmen, die beabsichtigen, das System dieser freien und unabhänaien Nationalstaaten zu zerstören.
Neues deutsches Polizeibeamtengesetz
Letzte Sitzung des Reichskabinetts vor der Sommerpause
X Berlin, 23. Juni.
In der Sitzung des Reichskabinetts am Mittwoch, die unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Generaloberst Göring stattfand, wurde der Entwurf eines deutschen Strafgesetzbuches weiter beraten. Im Anschluß hieran wurde das Poliz eideamtengesetz verabschiedet, durch welches das Beamtenrecht für die Polizei ent- ürrechenü der einheitlichen Zusammenfassung der polizeilichen Aufgaben und der einheit- lichen Leitung aller Polizeiangelegenheiten für das ganze Reich neu geregelt wird. Nächste Kvbinettssitzung findet erst wieder nach der Sommerpause statt.
DaS neue deutsche Pokizeibeamtengefeh stellt für eine besonders große Und wichtige Beamtengruppe die Rechtseinheit für daS gesamte Reichsgebiet her. Das Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Deutschen Beamtengeseh am 1. Juli 1937 in Kraft. ES gilt für die Polizeivollzugsbeamten des Reiches und der Gemeinden, also nicht für Polizeiverwaltungsbeamte. Zu den Polizeivollzugs- beamten gehören die Vollzugsbeamten der Schutz- PEzei und der Kriminalpolizei des Rei- ches und der Gemeinden, der Gendarmerie Und der Geheimen Staatspolizei, sowie sonstige Polizeivollzugsbeamte der Sicherheitspolizei. Die bisherigen Polizeibeamten, gesetze der Länder sind durch das Deutsche Beamtengesetz aufgehoben worden.
Der Polizeivollzugsbeamte tritt grundsätzlich der der Schutzpolizei ein und findet im Laufe der Jahre entweder dort oder in einem anderen Dienstzweig der Polizei des Reiches oder der Gemeinden (Gendarmerie Kriminalpolizei, Geheime Staatspolizei, Gemeindevollzugspolizei, Polizeiverwaltungsdienst) eine Lebensstellung, weaenüber anderen Beamten bringt das Gesetz
für Polizeivollzugsbeamte insofern gewisse Einschränkungen in den persönlichen Verhältnissen, als jüngere Polizeivollzugsbeamte verpflichtet werden können, ein Kasernenquartier zu beziehen und die Erlaubnis zur Eheschließung der Polizeivollzugsbeamte vorgeschrieben werden kann. Im Gesetz wird die Verpflichtung, di« Erlaubnis zur Eheschließung einzuholen, für die in Kasernen wohnenden Wachtmeister eingeführt werden. Polizeivollzugsbeamte der Gemeinde bedürfen der Bestätigung der Aufsichtsbehörde, soweit es sich nicht um Wachtmeister handelt, die aus der Schutzpolizei des Reiches in den Ge- meindevollzugsdicnst übergehen.
Grundsätzlich werden die Polizeivollzugsbeam- ten als Beamte auf Widerruf eingestellt. Während sonstige Beamte auf Widerruf jederzeit entlassen werden können, darf bei einem Polizeivollzugsbeamten von dem Recht des Widerrufes nur auS Gründen, die im Gesetz einzeln aufgesührt find. Gebraucht gemacht werden, nämlich wenn der Beamte nicht die Gewähr dafür bietet, daß er jederzeit rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat eintreten wird, wenn die Voraussetzungen vorliegen nach denen ein Beamter gemäß den Vorschriften des Deutschen Beamtengesetzes zu entlassen ist, wenn er schuldhaft die ihm obliegenden Pflichten gröblich oder wiederholt verletzt, wenn er den dienstlichen Anforderungen für den Polizeivollzugsdienst nicht genügt oder wenn er die Dienstsähigkeit verliert.
Gegen den Bescheid, durch den der Widerruf erklärt wird steht den Polizeivollzugsbeamten in der Regel die Beschwerde zu.
Nach dem deutschen Beamtengesetz kann beim Vorhandensein einer freien Stelle Beamter auf Lebenszeit werden, wer den vorgeschriebenen Bor- bereitungsdienst abgeleistet, die vorgeschrtebenen Prüfungen bestanden und daS S7. Lebensjahr vollendet hat. Für Polizeioffiziere und Kriminal- beamte der Kommtffarlaufvahn gilt dieselbe Vor-
um an ihre Stelle ein von Revolutionen erschüttertes und von Moskau aus tyranni- fkertes internationales Chaos zu setzen.
Und endlich ist das Entscheidende: nicht das nationalsozialistische Deutschland beabsichtigt oder versucht, auS Spanien eine Provinz des Deutschen Reiches oder einen Gau der nationalsozialistischen Bewegung zu machen, sondern das bolschewistische Moskau bemüht sich wie überall, so auch aus Spanien eine Sektion der Komintern zu machen!
Dies zu verhindern läge aber ebenso im Interesse Europas, ja der Welt, wie es natürlich auch im Interesse Deutschlands liegt. Alle anderen Behauptungen über besondere Absichten Deutschlands in bezug auf Spanien, Marokko, oder dessen sonstigen kolonialen Besitz sind von den Helfershelfern und den leider besonders in unseren westlichen Staaten fitzenden Freunden der Bolschewisten erfundene Lügen.
(Fortsetzung auf Seite 2)
Rom und Berlin handelten solidarisch
Die italienischen Kriegsschiffe werden das westliche Mittelmeer nicht verlassen
Die italienische Erklärung
Nach einer von der Agencia Stefani a»S- gegebenen amtlichen Mitteilung hat stch die italienische. Negierung endgültig vom Ses- kontrollschema zurückgezogen. Die entspre- chende Mitteilung hat folgenden Wortlaut:
„Nachdem die italienisch« Regierung infolge des Verlaufes der mehrfachen Besprechungen, die in London zwischen den Vertretern der vier Mächte stattgefunden haben, daS Fehlen der notwendigen Solidarität für ein gemeinsames Vorgehen betr. der bekannten Zwischenfälle festgestellt hat, die sich an der internationalen Kontrollaktion ereignet haben, hat sie dem italienischen Botschafter Grandi Weisung gegeben, dem Richteinmischungsausschuß mitzuteilen, daß Italien sich endgültig vom Kontrollshstem zurückzieht.
Der gleiche Beschluß ist von der Reichs- regierung gefaßt worden."
In Nom wird betont, daß es geradezu unlogisch wäre, wenn stch Italien jetzt aus dem westlichen Mittelmeer zurückziehen würde, wo es besondere Interessen zu vertreten hat. Italien fühle sich daher auch in keiner Weise verpflichtet, nach seinem Austritt aus dem Kon- trollschema seine Schiffe, die bisher mit der Durchführung der Kontrolle beauftragt waren, zurückzurufen.
Paris ist nervös
LIgenberiekt äer biS-kr«»»« gl. Paris, 24. Juni.
Das Scheitern der Vier-Mächte-Besprechun- gen und ine von Deutschland und Italien daraus gezogenen Konsequenzen haben in Paris erhebliche Nervosität hervoraerufen. Die Presse hält sich vorläufig noch zuruck, was darauf zurückzufuhren ist, daß Mittwoch abend vom Quai d'Orsay noch keine Informationen zu erhalten waren. Anscheinend haben zwischen diesem und dem Foreign Ossi« noch keir« Ab
sprachen darüber stattgefunden, wie man sich oaS fernere Schicksal der „internationalen" Spanienkontrolle denkt.
In den Abendstunden waren in Paris noch die tollsten Gerüchte im Umlauf, die die verschiedensten Kombinationen, darüber aufftellten, was Deutschland unki Italien nunmehr tun werden Die tatsächlich mittlerweile erfolgten Schritte wurden daher in der Öffentlichkeit unzweifelhaft als eine maßvolle Haltung beurteilt. Wenn sich auch niemand darüber jm Unklaren ist, daß die Lage sehr ernst ist, so rafft man sich doch nicht zu dem Eingeständnis auf, daß die Schuld ausschließlich England und Frank, reich zufällt, die sich weigerten, eine Maßnahme zu ergreifen, die in Valencia oder Moskau Mißfallen erregen könnte. Beachtenswert ist die Tatsache, daß der „Temps" seine Betrachtungen hierüber mit einem Appell an die Vernunft und an den Geist der Versöhnung aller Mächte beschließt. Keine Krise sei unlösbar, so schreibt er, wenn man den festen Willen zeige, stch zur Aufrechterhaltung der europäischen Ordnung zu verständigen. Leider besitzen diese wertvolle Einsicht nicht die englischen und französischen Staatsmänner, die für die nun entstandene Lage die Verantwortung zu tragen haben.
Jm englischen Unterhaus wurden am Mittwoch zwei Anfragen an Eben bezüglich eine» etwaigen Anerkennung der spanischen Nationalregierung als kriegführende Partei gerich. tet. Eden erklärte, daß eine sofortige Aende- rung in der britischen Politik gegenüber Franco nicht beabsichtigt sei.
„Admiral Graf Spee" nach Spanien ausgelaufen
DaS Panzerschiff „Admiral Graf Spee" ist Mittwoch abend zur Wahrnehmung deutscher Interessen nach Spa- nten ausgelaufen.
Mm Eingriff in Spanien
Beschlüsse der Internationale llügenderiekt cker 718. -?re«»e bl. Genf, 24. Juni.
Die von Dimitroff einberufene Spanienkonferenz der 2. und 3. Internationale mußte von Genf in die mit Genf durch eine Straßenbahn verbundene Großstadt Annemasse verlegt werden, da die Schweizer Behörden die Abhaltung einer derartigen Verschwörer- Konferenz verboten hatte. Die 2. Jnternatio. nale vertrat der inzwischen zurückgetretene Vorsitzende, der belgische Senator de BrouckSre mit seinem jüdischen Sekretär Adler. Als seinen Vertreter hatte Dimi- troff den französischen Kommumstenhäupt- ling Cachin nach Annemasse befohlen, wo auch die Kominternhäuptlinge Gallo, Dahlem und Bonte sowie der spanische Kommunist Checa anwesend waren. Trotz der französischen Regierungskrise erschien noch vor Beginn der offiziellen Beratungen plötzlich der derzeitige Wortführer der französischen Kommunisten, Thorez, in dem kommunistischen Parteilokal von Annemasse, wohin er einen Delegierten der Genfer inter- riMonaken Fxhel tSkonk renz bestellt hatte.
kehrte
Nach einer Besprechung mit diesem Thorez wieder nach Paris zurück.
Obwohl das Schwergericht dieser Der>- schwörerkonferenz unzweifelhaft auf den geheimgehaltenen Vorbesprechungen liegt, verdient doch das über die offiziellen Besprechungen veröffentlichte KommuniquS höchstes Interesse. Darnach wurden folgende Beschlüsse gefaßt:
1. GemeinsameHilfsaktion bei- der Internationalen zugunsten der spanischen Genossen, die überall und in jeder Form durchgeführt werden soll. 2. Auf-! Hebung der Blockade Spaniens, 3. Anwendung des Völkerbundspaktes (>). 4. Wiederherstellung des „verletzten internationalen Rechtes". 5. Fortsetzung der Besprechungen über die Organisierung der materiellen Hilfe für die spanischen Marxisten.
Aus Anlaß dieser Verschwörerkonfercnz waren von Genf aus zahlreiche Marxisten nach Annemasse gefahren, um den dortigen Häuptlingen „Ovationen" darzubringcn. Vorsichtshalber hatte jedoch die eidgenössische Polizei an der Grenze einen verstärk, ten Neberwachungsdienst eingerichtet, um zu verhindern, daß sich bei dieser Gelegenheit Kominternfunktionäre und andere Agenten der 3. Internationale von Annemasse aus in die Schweiz einschmuggelten.