1» schon lange gewußt und immer wieder gesagt haben, nur hat man eS in Paris und in London immer nicht wahrhaben wollen! Ueberhaupt zeigt die deutsche Außenpolitik gegenwärtig von Tag zu Tag deutlicher, wie richtig und erfolgreich das vom Führer ausgestellte und verfolgte Prinzip der zwei- seitigen vertrauensvollen Aus. spräche ist gegenüber dem gefährlichen kollektiven Gewurstel und der Block- und Paktpolitik der Anhänger von Versailles.
»
Während so eine europäische Entspannung sich ausbreitet, die in erster Linie ein deutsches und italienisches Verdienst ist. spielt sich in Paris offenbar der letzte Teil des Volkssrontdramas ab. Blum ist mit der marxistischen Politik schon so nahe an den Wirtschafts, und Finanzbankerott ge- langt, daß er dringend neue Milliarden in die Kasten braucht, die bezeichnenderweise nur auf dem undemokratischen Wege von Notverordnungen beschafft werden können. Die Kommunisten haben ihn noch einmal gerettet vor der Kammer. Warum, das wird wohl bald sichtbarer werden. Aber zu der Ermächtigung hat Blum den Befehl mitbekommen, weder eine Devisenkontrolle einzuführen noch den Franken weiter ab- rutschen zu lasten. Wahrlich unmögliche
Bedingungen, denn freiwillig gibt Herrn Blum kein Franzose mehr Geld — daher der Plan einer Art Zwangsanleihe — und aus Begeisterung für ihn bleibt das französische Kapital auch nicht länger im Lande.
X Paris, 18. Juni
Freitagmorgen ist in Aigues-Vives (Departement Gard) der frühere Präsident der französischen Republik. Gaston Dou- merguc, im 74. Lebensjahr gestorben.
Der Volksmund nannte ihn, der von 1893 bis- 1910 der Kammer, von 1910 bis 1923 dem Senat angehörte und von 1914 bis 1917 Kolonialminister war, den „ewig lächelnden Weisen von Dournefeuille". 1924 bis 1931 war er Staatspräsident. Dann zog er sich vom öffentlichen Leben zurück, bis er nach den blutigen Ereignissen vom 6. Februar 1934 im Zusammenhang mit dem Stavisky- Skandal ein „Kabinett der nationalen Einigung" bildete. Aber bereits im November des gleichen Jahres stürzte er über die Ver» sassungsreformpläne, denen die radikalsozialistischen Mitglieder Widerstand leisteten. Seither zog er sich völlig vom Politischen Leben zurück.
Bauernnot in „Bolksfront"-Frankreich
Verlassene Dörfer in Südfrankreich
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gl. Paris, 13. Juni.
Auch eiye „E r f o lg 8 bi la n z" ?er s-anzösischen „Volksfrvnt'-Regierung gab auf einer Tagung der nationalen Union der französischen Landwirtschafts-Syndikate der Generalsekretär des Getreide-Verbandes, Pierre Halls, bekannt: Der Bodenwert der landwirtschaftlich genutzten Fläche Frankreichs ist von 70 Milliarden Franken vor dem Kriege auf 32 bis 35 Milliarden im Jahre 1932 gesunken, der Flächeninhalt hat feit 1892 um 4 Millionen Hektar auf 21 Mil- lionen abgenommen. 1931 war bereits die Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugniste dop- Pelt so hoch wie 1913. Der Gesamtwert der landwirtschaftlichen Erzeugung ist von 1929 bis 1935 um 25 Milliarden auf etwa 75 Milliarden Franken zurückgegangen, gleichzeitig hat sich aber auch die Ausfuhr der Industrie um 20 Millionen Franken verringert.
Von den vom Kabinett Blum in Aussicht
— Zwei Millionen Höfe eingegangen
gestellten Schutzmaßnahmen für die Landwirtschaft wurde bisher keine einzige in Angriff genommen. Der kleine Bauer wird von den sozialen Lasten erdrückt. Der Kleinbauernbesitz verschwindet immer mehr und nicht weniger als IV« Millionen Bauernfamilien sind vom Land in die Städte gezogen. Wenn man durch Südfrank- reich reist, kann man ganze Dörfer völlig verlassen sehen.
MuarbsjttdGMrMrM in Paris
X Paris, 18. Juni.
Die marxistische Bauarbeitergewerkschaft von Paris und Umgebung hat zur Abwechslung wieder einmal für nächsten Montag den Generalstreik beschlossen, um die Wiederangleichung der Löhne an die erhöhten Lebenshaltungskosten zu erreichen. Außerdem soflen Aussperrungen vorgekommen sein. Die Weltausstellung ist aber noch immer nicht fertig.
Das bleuegle in Kürre
iAvtrtv Lreixiiissv »us »Iler Welt
Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß» hat am Freitag abend mit einer in ihrer Schlichtheit tief ergreifenden Feierstunde im Reichsehrenmal Tannenberg der Fahrt der Alte« Garde dnrch Ostpreußen eine» ernste« und weihevollen Höhepunkt gegeben. Heute wird die Ostprenßenfahrt der Alten Gatde über Dentscheyla« fortgesetzt werbe« und am Abend aus der Marienburg ihre« Abschluß finden.
Reichsbankpräsident Dr. Schacht hatte mit dem Präsidenten der österreichischen National- bauk, Dr. Kienbök, während seines Anfenthal- tes in Wien eine Reihe von mehrstündige» Unterredungen. Diese Unterredungen bezogen sich anf die Gesamtheit des deutsch-ökterreicki- schell Zahlungsverkehrs und die mit diesem im Zusammenhang stehenden wirtschaftlichen
Frage«. Es kam dabei znm Ausdruck, baß der Zahlungsverkehr sich auf de« Grnndlagcn des seit Angnst 1934 bestehenden Abkommens abwickeln werde. Es besteht beiderseits der Entschluß, den Zahlungsverkehr «ach beiden Richtungen weiter anszngestalten.
Ser „Seutschlan-fliig 1W7"
Der „Deutschlandflug 1937" erfüllt über seine Eigenschaft als nationaler, sportlicher Wett- bewerb hinaus eine der grundlegendsten Aufgaben des deutschen Luftsportes: Werber zu sein für die deutsche Fliegerei. Vom 20. bis 2 7. Iuni werden ebenso interessante, wie schwie- rige Aufgaben höchster Anforderungen an das Wissen und Können der Teilnehmer stellen. Ohne Zweifel stellt der Wettbewerb „Deutschlandflug" alljährlich das fliegerische Ereignis dar, und gerade in diesem Jahr erfährt er eine vorteilhafte Erweiterung seiner Durchführungsmöglichkeiten. Während in den vergangenen Jahren der „Deutschlandflug' streng genommen ein „Kilo-
Unter dem Totenkopf mit weitzem Kreuz
Blutige Zusammenstöße in Graudenz — Ein Deutscher ermordet
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ckll. Danzig, 18. Juni.
Die Arbeitslosen von Graudenz sind seit einigen Tagen in den Hungerstreik getreten, da die Entlöhnung für Notstandsarbeiten znm Leben nicht ausreichten. Sie hißten schwarze Fahnen mit Totenkopf und weißem Kreuz und zogen zu den Notstandsarbeitsplätzen, wo sie nun schon seit drei Tagen untätig und ohne zu essen lagern. 35 Personen sollen bereits wegen Entkräftung ins Krankenhausgebrachtworden sein. Als sie versuchten, einen Demonstrationszug zu bilden, schickte die Polizei ein Mllttärauto mit 40 Polizisten, ausgerüstet mit Stahlhelmen und Gewehren, dem Zug entgegen. Es kam zu Zusammenstößen. Mehrere Frauen blie- den blutüberströmt liegen.
Der deutsche Gutsbesitzer Paul Kant in Schubin wurde von meheren bewaffneten Männern überfallen. Von den zahlreichen Schüssen, die auf den Deutschen abgefeuert wurden, trafen ihn zwei in die Brust und einer in den Bauch. Kant muß sich, obwohl er unbewaffnet war, mutig zur Wehr gesetzt haben. Man fand in seinen verkrampften Händen die Mütze eines der Wegelagerer. Der Schwerverletzte wurde in das Krankenhaus von Schubin übergeführt, wo er eine Stunde später seinen schweren Verletzungen erlag. Paul Kant galt als ein mutiger und gerader Mann und war bekannt wegen seiner großen Körperkräfte. In den deutschen Kreisen in Schubin herrscht Entsetzen über die ruchlose Tat.
Bei einem Empfang überreichte der deutsche Senator Wiesner dem polnischen Ministerpräsidenten eine Denkschrift über die Arbeitslosigkeit innerhalb der deutschen Bevölkerung in Ost-Oberschlesien. Ministerpräsident Skia- dowski versprach eine Prüfung der Angelegenheit und versicherte, daß alle Bürger Polens
auch bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gleichmäßig behandelt und die Interessen der deutschen Bevölkerung berücksichtigt werden sollten.
In der Denkschrift wird nachgswiesen, daß bei der Entlassung deutscher Arbeiter und Angestellter keineswegs immer soziale oder Wirt- schaftliche Momente den Ausschlag gegeben haben, sondern häufig die Frage nach der politischen Zugehörigkeit und oanach, ob ein Arbeitnehmer sein Kind in die deutsche Schule schickt und er selber zu einer deutschen Organisation gehört. Derartige Maßnahmen haben dazu geführt, daß heute 75 bis 80 v. H. aller Deutschen in Ost-Oberschlesien arbeitslos sind und die deutsche Jugend fast durchweg keine Möglichkeit habe, einen Beruf zu ergreifen oder ArbAt zu finden. _
Schweres Grubenunglück in Nssnien
tr. Belgrad, 18. Juni. In einem bosnischen Bergwerk bei L jubowa kam es zu einem schweren Grubenunglück. Durch vorzeitige Explosion von Sprengschüssen wurden vier Bergarbeiter getötet, drei schwer und neun leichter verletzt.
Südafrika schickt Süden heim
— CA. London, 18. Juni.
Die zuständigen Behörden der Südafrikanischen Union haben eine Anzahl Emigranten aus Wilna, größtenteils Juden, des Landes verwiesen. Die unerwünschten Einwanderer waren als Touristen ins Land gekommen, ließen sich dann aber auf südafrikanischem Boden nieder, obwohl dies gegen die Einwanderungsbestimmungen der Südafrikanischen Union ver. stößt. In einer Mitteilung der Regierung heißt es zur Begründung der Ausweisung, daß die Umgehung der Einwanderungsbestimmungen „durch Reisende aus dem Osten Europas" energisch bekämpft werden müsse. Wie man hört, wollen die Ausgewiesenen nach Polen zurückkehren.
metersliegen" festgeschlossener Verbände darstellte und der Verbandsführer die Hauptperson war, wird dieses Jahr neben der grundlegenden Fest- Haltung an dem Gemeinschaftsgedankcn und der Verantwortung des Verbandsführers dem einzelnen Teilnehmer Gelegenheit gegeben, sein fliegerisches Können in die Waagschale zu werfen und selbst entscheidend das Eiwergebnis des Wettbewerbs zu beeinflussen. Ueber eine Woche hin- weg wird dieser Wettbewerb die Schönheiten und Schwierigkeiten fliegerischer Wettbewerbe klar Herausstellen, um am 27. Juni mit einem Groß- Flugtag des Nationalsozialistischen Fliegerkorps m Berlin-Tempelhof seinen Abschluß zu finden. Darüber hinaus tritt das NS.-FliegerkorpS erstmals in diesem Ausmaße werbend an die Oeffent- lichkeit. .
politische Sur-rrachrLchte»
Dem Jugendführer des Deutschen Reiches
Baldur von Schirach wurde vom Führer bei italienischen Jugend, Staatssekretär Ricci, im Auftrag des Königs von Italien und Kaisers von Aethiopien das Großkreuz des St. Mauritius- Ordens überreicht.
Di« Errichtung der Reichstierärztekammer
wurde auf dem 1. Deutschen Tierärztetag in Berlin in feierlicher Sitzung verkündet. Reichs- Wissenschaftsministers Rust teilte mit, daß di« Fakultät der tierärztlichen Wissenschaft an der Universität Berlin mit dem Wintersemester 1937/38 verselbständigt wird.
Zum neuen Sowjetbotschafter in Berlin
ist der bisherige sowjetrussische Botschafter in Japan, Konstantin Konstantinowitsch Juren- j e w ernannt worden.
General der Artillerie Beck,
der Chef des deutschen Generalstabes, stattete Freitag vormittag dem französischen Kricgsmini- ster Da lad irr einen Besuch ab. Zu Mittag war er Gast des Chefs des französischen Generar- itabes. General Gamelin.
Ueber die Donaufahrt
der drei Ministerpräsidenten dev Kleine» Entent« wird in einer amtlichen Verlaukbarung die völlige Uebereinstimmung in den behandelten Fragen, sowie der Wunsch nach Festigung der Verbindung zwischen den drei Staa- ten ausgedrückt.
Große Heiterkeit
hat in Belgrad die „Sensationsmeldung" eines Londoner marxistischen Blattes ausgelöst, daß in Südslawien eine „Revolution" ausgebrochen und Ministerpräsident Stojadinowitsch geflohen sei. In Belgrad verzichtet man darauf, diesen Blödsinn zu dementieren.
Einen Steuernachlaß von 1,2 Milliarden Lewa
hat die bulgarische Regierung aus Anlaß der Ge- burt des Thronfolgers Simeon durch ein« Steueramnestie gewährt. Außerdem wurden 600« Begnadigungen ausgesprochen.
Kriminalroman von kranlr p. 8rnun
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„Aber wenn Fräulein Jessie Helger Sie wiedererkennt?"
„Ich halte das für völlig ausgeschlossen. Sie hat mich nur ein einziges Mal flüchtig gesehen. Ich habe ein Durchschnittsgesichi; mein eigener Bruder kann an mir auf der Straße vorbeilaufen, ohne mich zu beachten."
„Wenn Sie mit ihm böse sind, natürlich", spöttelte der Kriminalrat. Er lachte. Diesen Kilian hatte er gern. Er weissagte ihm eine Zukunft mit rascher Beförderung. Der Mann war geschickt, tüchtig und fand sich in jeder Lage zurecht. „Also lassen Sie die Perücke!" sagte er dann wieder ernst. „Der Bart mag genügen." Er gab seinem Inspektor die Hand. „Und vergessen Sie nicht, sich mit Staatsanwalt Ekhoff zu besprechen, ehe Sie bei dein Konsul eintreten! Wir müssen unbedingt etwas erfahren über die Rolle, die Jessie Helger bei dem Geschehen in der Blücherstraße gespielt hat."
Damit entließ er den Inspektor.
Die anbefohlene Vorbesprechung mit dem Staatsanwalt wäre in jedem Fall selbstverständlich gewesen. Sie fand am Abend statt, als sich die beiden Männer auf dem Wege zum Hause Konsul Holsboers befanden.
„Ich mag nicht lügen", sagte der Staatsanwalt. „Ich werde Sie als einen Kollegen im weiteren Sinne des Wortes einführen. Tatsächlich sind Sie das ja auch; wir ziehen alle am selben Strang. Ihren Namen werde
ich natürlich nicht nennen. Vielleicht machen Sie mir da einen Vorschlag?"
„Ich heiße mit Bornamen Lorenz; stellen Sie mich als den Kollegen Lorenz vor, wenn es Ihnen recht ist, Herr Staatsanwalt! Ich muß dann allerdings heute abend ein bißchen viel reden. Den ganzen Fall Vergotter oder Doktor Dutt muß ich auftischen.'
„Ich bin im Bilde. Wo der Faden abzu- reißen droht, bringe ich Ihnen neue Stich- Worte. Aber wenn Sie interessant erzählen, werden die andern Gäste schon dafür sorgen, daß Sie weiter berichten müssen."
Das Haus des Konsuls lag in einem Garten, den mehrere hohe und breite Kastanienbäume verdunkelten. Dom Balkon des einstöckigen Hauses ragte die Fahnenstange mit dem Konsulatswappen der Schweiz darunter in die Luft.
Der Konsul empfing die beiden Neuankömmlinge in der Tür zum Herrenzimmer. Staatsanwalt Ekhoff nannte die Namen. Die Herren gaben sich die Hände. Holsboer vermittelte weiter. Er reichte den neuen Gast so- zusagen im Saal herum. Kilian hörte die Namen und vergaß sie sofort wieder. Alle diese Leute inleressieren ihn nicht. Aber dann stand er vor der Hausdame des Konsuls. Er bekam eine kühle Hand zu spüren; der Druck war kaum merkbar, gerade noch so viel Kraft war dahinter, daß diese lasche Begrüßung nicht als Unhöflichkeit empfunden werden konnte.
„Ihre Frau Gemahlin ist wieder mit einer Filmgesellschaft unterwegs. Herr Konsul?"
„Ja", sagte Holsboer, „ich bin ein steter Strohwitwer. Meine Frau ist weniger mit mir als mit der Kunst verheiratet. Aber Fräulein Helger sorgt dafür, daß HauS und Hof — so sagt man doch? — nicht verfallen." Der Konsul lachte; andere Herren kamen dazu: sie wurden getrennt.
Der Staatsanwalt ging vorüber. „Kommen Sie zurecht?" fragte er. Kilian nickte. Der Staatsanwalt fuhr fort: „Ich werde nachher bei der Hausbar eine sogenannte gemütliche Ecke zusammenbringen und dafür sorgen, daß auch Fräulein Helger dabei ist. Wir werden sie so setzen, daß sie nicht weglaufen kann. Ich bringe dann das Gespräch auf Kriminalfälle und Sie haken ein."
„Sehr gut. Herr Staatsanwalt", stimmte Kilian zu.
Die gemütliche Ecke kam zustande. Im Musiksalon spielte jemand Klavier. Dann legten sie Schallplatten auf. Im Rauchzimmer stieg ein Spielchen. Vor der Hausbar saßen ungestört Konsul Holsboer, Fräulein Jessie Helger, Staatsanwalt Ekhoff, ein be- kannter Frauenarzt sowie ein Geschäftsfreund des Konsuls. Die Hausdame saß eingekeilt zwischen den Herren. Ekhoff hatte gute Vorarbeit geleistet. Er sah sich um. Wo blieb Inspektor Kilian?
Sie tranken Bronx, ein Gemisch, dem man den harmlosen Orangengeschmack mehr glaubte als seinen gefährlichen Alkohol.
„Da war vor nicht langer Zeit der Fall des Georg Aichorius", sagte der Staatsanwalt. „Ich weiß nicht, ob Sie davon gelesen haben? Die Geschichte spielte in Prag oder Wien."
Der Konsul schüttelte den Kopf. Der Frauenarzt verneinte. Ekhoff nahm das als Aufforderung zu erzählen. „Dieser Georg Zichorius. von Beruf Ingenieur, ist ohne Arbeit wie so viele. Er geht über den Graben oder den Ring, da hält ihn ein Mann an. Sie kommen ins Gespräch, setzen sich in ein Kaffeehaus, und der Fremde macht Zichorius den Vorschlag, bei ihm als Privatsekre- täx einzutreten. Ich will mich kur» fasse«.
Die beiden werden sich einig. Der Fremde zahlt ein Gehalt im voraus, er kleidet Zichorius ein, alles ist wunderbar für den armen Schlucker Zichorius. Er nimmt auch gern dis Marotte seines Geldgebers in Kauf, der ver- langt, Zichorius müsse glatt rasiert gehen und eine andere Haarfrisur tragen. Der nächste Friseur bewerkstelligt die Veränderung. Zichorius ist glücklich. Sein Herr hat gleich einen Auftrag für ihn. Er soll in Berlin in einem Hotel absteigcn, das vorgeschrieben wird, und dort auf einen Geschäftsfreund X N warten. Trifft dieser Geschäftsfreund bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in Berlin nicht ein, soll Zichorius weiterfahren. Dann ist der Geschäftsfreund nämlich verhindert, und Aichorius muß ihn in Hamburg in einem andern Hotel erwarten. Reichlich mit Geldmitteln versehen, reist Zichorius ab. In Berlin geschieht nichts, der Geschäftsfreund kommt nicht, und ZichorinS reist auftragsgemäß weiter nach Hamburg. Hier wird er verhaftet. Der Steckbrief eines gesuchten Millionenschiebers Paßt haargenau auf ihn. Er leugnet, zeigt seine Papiere, aber es nützt nichts. Die Polizei glaubt ihm nicht. Er gerät in Haft. Mehrere Tage muß er sich, gedulden. Inzwischen entkommt der wirkliche Verbrecher, der die Polizei geschickt auf diesen Zichorius gesteht hat, der ihm ähnlich sah und dessen Ähnlichkeit er vervollstän« > digte."
„Uff!" sagte Konsul Holsboer, „eine wilde Sache. Wie gelang es denn dem guten Zichorius, sich schließlich auszuweisen? Oder sitzt er noch immer?"
Staatsanwalt Ekhoff war einen Augenblick verlegen. Auf diese Frage war er bei seiner schönen Geschichte nicht vorbereitet gewesen., Aber da trat gerade Inspektor Kilian, Herr, Lorenz, hinzu, der den Schluß der ErzählunG gehört (Fortsetzung folM/