Nicht cin hemmungsloser Individualismus, sondern eine schaffende Leistung eines Ein­zelwesens, durch die dieses seine eigenen inneren Kräfte, aber gleichzeitig das Blut und den Charakter verwirklicht, die eine Vor­aussetzung dieser Persönlichkeit sind. Tie große Persönlichkeit ist kein zufälliges Pro­dukt und keine Abnormität innerhalb eines Volkes, sondern die Krone dessen, was un- sichtbar im Volk schlummert. Tcs Volkes Keime sind in die schönste Blüte gesprungen. Eine nationalsozialistische Kul- tur ist das ureigenste Wesen des deutschen Volkes, welches in dem künstlerischen Stil zum Bewußtsein erwacht, der lebt, aber sich seines Lebens in Millionen von Menschen nicht bewußt ist."

Auf die Frage des Korrespondenten, ob man den neuen Stil im aktuellen deutschen Geistesleben merken könne, antwortete der Reichsleiter:Ich meine, daß er mehrfach zu spüren ist, aber es wird wahrscheinlich stiele Jahre dauern, bis er sich vollständig durchsetzt. Unsere Nachkommen sollen auch etwas zu schaffen haben. Aber es keimt überall. Wir Deutschen leben in einer

Uebergangszeit, wo eine geistige Revolution sich vollzieht. Die Partei schafft die Il^een und gibt ihnen Wachstum. Der Staat ist der Verwaltungsapparat, der die Verantwortung für Formung und Bildung dieser Gedankenwelt und ihre Um­setzung in die Tat trägt. Der Ring wird ge­schlossen durch das Aeußere und das Innere: den schlummernden geistigen Drang im Volk geleitet zu dem Erwachen, von dem es träumt!"

Ar. Ley auf Burs BssEam

Berlin. 9. Juui.

Neichsorganisationsleiter Dr. Ley traf am Mittwoch auf der Reichsordensburg Vo­gelfang in der Eifel ein, um den zweiten Lehrgang der Führeranwärter der Partei zu eröffnen. Auf der zum Urft- See hingewandten Freiterrafse hatten sich die 600 jungen Männer eingefunden, die für ein Jahr auf der Ordensburg weltanschaulich ausgerichtet werden, um als Führernach­wuchs der Partei an die Politische Front zu gehen. Dr. Ley benutzte seinen Aufenthalt, um sich von dem weiteren Ausbau der Or­densburg zu unterrichten.

Todesstrafe für Doppelmörder Kuch

Die rohe Bluttat in Cbhausen hat ihre Sühne gefunden

Tübingen, 9. Juni.

Das Schwurgericht in Tübingen hatte seit mehreren Jahren über kein derart rohes und gemeines Verbrechen zu richten, wie es die Straftat des Doppelmörders Helmut Auch aus Karlsruhe darstellt.

Helmut Kuch. der am 25. Mai 1912 in Karlsruhe geboren ist und dort auch zuletzt wohnhaft war, hat in der Nacht vom 19. zum 20. Dezember vorigen Jahres seine frühere Geliebte Wilma Guhl und deren Großmut­ter Katharina Guhl in Ebhausen, Kreis Nagold, ermordet. Dafür hat er sich in die­sen Tagen vor dem Schwurgericht in Tübin­gen zu verantworten. Der geräumige Schwur­gerichtssaal war Mittwoch vormittag bis auf den letzten Platz besetzt, als unter dem Vor­sitz von Landgerichtsdirektor Cuhorst die Verhandlung begann. Der Mittwochvormit­tag war mit dem Verhör des Angeklagten ausgesüllt. Dabei nahm die Vorgeschichte der Tat einen wesentlichen Teil des Verhörs ein.

Kuch lernte seine Geliebte Wilma Guhl im Jahre 1935 in Wildberg/Schwarzwald ken­nen. Beide waren im gleichen Hause beschäf­tigt und begannen auch bald miteinander ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Kuch mußte deshalb seine Stellung aufgeben. Er fand auch nicht gleich wieder Arbeit, schon deshalb nicht, weil er nicht arbei­ten wollte. Trotzdem schrieb er den Eltern seiner Geliebten mehrere Briefe, in denen er von guten Stellungen sprach. Da­mit wollte er erreichen, daß das Verhältnis Kvischen ihm und seiner Geliebten nicht ge- wst werden sollte. Die Großmutter der Wilma Guhl ivar mit dem Verhältnis jedoch nicht einverstanden. Sie drängte darauf, daß es wieder gelöst werde, denn sie glaubte nicht an die angeblich sichere Existenz des Kuch. Das führte dazu, daß Kuch auf die Groß­mutter gehässig wurde. Dank seinem unwah- ren Vorbringen und seinen vielen Liebes- beteuerungen, erreichte Kuch aber doch, daß im Juni v. Js. Verlobung gefeisrt wurde.

Bald hatten aber die Eltern der Wilma Guhl und vor allem die Großmutter Guhl erneute Bedenken gegen Kuch. Schon nach

wenigen Wochen, als die Eltern Guhl die Wahrheit erfuhren, nämlich, daß Kuch in Karlsruhe keine geregelte Arbeit ausübte, kam es zur Auflösung der Verlobung. Kuch versuchte dann immer wieder, die Beziehun­gen zu der Wilma Guhl wieder herzustellen. Er machte einen Selbstmordversuch und drohte später mit neuen Selbstmordversuchen. Dadurch wollte er seine Geliebte einschüch­tern. Das gelang ihm auch für kurze Zeit. Als Wilma Guhl im Oktober niederkam, sah es aus, als sollten die Verhältnisse für Kuch wieder bessere werden, allerdings verlangte seine Geliebte, daß er endlich Taten zeigen und nicht nur schöne Briefe schreiben solle. Bald aber waren die Verhältnisse wieder derart schlecht, daß es im Dezember v. Js. zum endgültigen Bruch führte.

Das gab dem Angeklagten die Veranlas­sung, eine Ermordung seiner Geliebten und deren Großmutter ins Auge zu fassen. Zu diesem Zweck wollte er sich zunächst einen Revolver kaufen, als er aber den dazu not­wendigen Waffenschein nicht erhielt, kaufte er am Morgen des 19. Dezember ein Stilett- mesfer. Auch äußerte er sich seiner Tante gegenüber, er werde, falls er fein Kind in Ebhausen nicht sehen dürfe, seiner Geliebten und deren Großmutter den Hals abschneiden. Am Nachmittag des 19. Dezember begab sich Kuch nach Ebbansen. Dort kam er abends kurz nach 7 Uhr an. Alsbald aing er in das Haus der Großmutter Guhl, bei der auch seine Geliebte wohnte. Als die beiden dort in häuslicher Gemeinschaft wohnenden Frauen das Haus vorübergehend verlassen hatten, versteckte sich Kuch in dem im ersten Stock des Hauses gelegenen Schlafzimmer der Großmutter Guhl.

Nachdem die Großmutter Guhl gegen 20.30 Uhr und die Wilma Guhl gegen 21 Uhr nach Hause zurückgekehrt und gegen 23.30 Uhr zu Bett gegangen und eingeschlasen war, schlich sich der Mörder morgens gegen 2 Uhr aus dem Schlafzimmer der Großmutter Guhl in das daneben liegende Schlafzimmer sei­ner Geliebten. Diese erwachte und schrie sofort um Hilfe. Kuch aber faßte sie und stach blindlings auf ihren Oberkörper ein.

Wer ist

Kamen eines seltsamen Krsuensclilclcsals

Von fosepk Kisner

(.vpisrixdt d, ?5üM«tdeu»-VerIsx, orvdeiir«» bei UUnckeii 83

Der Diener ging und Reudörfer sank in feinen Stuhl, staräe ruckartig nacheinander M alle Ecken des großen Raumes, als ob dort nun das Gespenst der Vergangenheit auftauchen würde, griff zu den Zigaretten und rauchte. Ein trocken gedunsenes Gefühl rm Gaumen zwang ihn, die Zigarette nach ein Paar Zügen verekelt wegzuwerfen, um nach einigen Sekunden einen quälenden Hunger nach einer neuen zu verspüren.

So füllte sich der Aschenbecher, der Raum stand voll Qualm, das Hemd klebte ihm widerlich am Leibe, und wenn der Fern- Drecher schnarrte, brüllte er wütend, aus der lähmenden Angst jäh aufschäumend, den groben Befehl, ihn in Ruhe zu lassen, in die Ohren seiner Angestellten. Er sah sein be- haglich geordnetes gefestigtes Leben in Ge- fahr, seine Häuser und Wälder, sein schönes Auto, seine Wohnung, seine Freundin, seine Konti und Depots, da kam ein lächerlicher Wisch aus der Vergangenheit heraufmar- schiert, ein von einem Polnischen oder böh- mischen Bauernklachel bekritzelter Wisch, wie sie zu Millionen beschrieben und wegge- schmissen worden waren, ein Fetzen Papier, ein Nichts, das der Wind über die Gasse trieb, und bedroht ihn, den Generaldirektor Neudörfer, Kommerzialrat und Ehrenmit- glied von x Vereinen, dem der Landes- Hauptmann die Hand reichte, besten Meinung überall im Lande voll Achtung gehört wurde!

War denn das möglich? War das nicht etwa ein Angsttraum, eine Zwangsvorstel­lung, eine Alterserscheinung? . . . wurde man schwach und feige, gespensterfürchtig? War da nicht am besten ein tüchtiger Arzt zu konsultieren, der einem die verdammten Nerven zurechtbügelte? Sollte man nicht lie­ber gar nicht daran denken, abtun die Sache einfach vergessen 's war ja ein Blöd- sinn, so zusammenzuschnappen, weil die Bilder fehlten, die hatte der Dieb vielleicht nur mitgenommen, weil ihm das Mädel ge- siel, oder weil er glaubte, es sei Neudörfers Geliebte, und erpressen wollte? In den Ver- Pflegszettel hatte er die Bilder wohl einge­wickelt. nichts anderes! Morgen kam ein Brief, anonym, handelte von tausend Schil» ling, die unter Fernhaltung der Polizei in einen hohlen Baum zu stecken waren oder hinter den Briefkasten am Restdenzplatz, sonst sähe man sich genötigt . . .

Aber dieser Arzt, fragte bedächtig ein Restchen Vernunft, dieser Doktor, wie hieß er schnell? Da war ja noch die Karte: Spielvogel. Wien XIX.. Sieveringer Straße 142! Hatte der etwa nicht die Fotos zu sehen verlangt? Hatte der nicht die Krankenschwe­ster vom Nordbahnhof gekannt, sie in Amer­lügen entdeckt, den Totenschein bezweifelt? Was für ein Wahnsinn, sich mit solchen armseligen Lügen, wie Erpressung und so weiter, trösten zu wollen! Nein es hieß die Zähne zusammenbeißen die Ver- gangenheit stand auf stand auf stand wirklich auf . . .

Wieder eine Zigarette . . . nein, ein Koa

_ _ . nähr

schel vom Telephonapparat und schmiß sie auf den Tisch, da konnte er nimmer ange­rufen werden, und zugleich flammte ein roteS

Frankreich droht Belgrad und Warschau

Paris wird notfalls die Aufrüstungs-Kredite sperren!

Ligeilberickt ct e r >18. -pi-ussv

gl. Paris, 9. Juni.

Die am Dienstagabend veröffentlichte Ver­lautbarung über die Besprechungen zwischen Freiherrn von Neurath und Dr. Stojadino- witsch hat in Paris ein sehr ärgerliches Echo gefunden. In fast allen Blättern, rechts wie links, finden sich mißtrauische und kritische Stimmen, die teilweise sogar vor Drohungen nicht zurückschrecken. Bezeichnend für die Mentalität gewisser französischer Kreise ist die Bemerkung desEcho de Paris", die von Dr. Stojadinowitsch abgegebenen Erklärun­gen seien nicht mst den Gegenleistungen ver­einbar, zu denen sich Jugoslawien für den Beitrag Frankreichs zu seiner Wiederauf­erstehung" verpflichtet habe. Gift und Galle schleudert die kommunistischeHuma- nit6" gegen den polnischen Außenminister wegen seiner in Bukarest geführten Bespre­chungen. Nach demEcho de Paris" habe die französische Diplomatie im vergangenen Monat schon einmalenergische Protest­schritte" in Bukarest und in Warschau un­ternommen, daß Frankreich notfalls seine Unterstützung der rumänischen und polnischen Aufrüstung fPer- ren werde. Interessante und für die fran­zösische Politik höchst aufschlußreiche Feststel­lungen!

Polen Milkt Arbeiter nach Nsnzig

Eisenbahner treten zu deutschen Organi­sationen Uber

Ligenberickt 6 o r >18. -Kresse ra. Danzig, 9. Juni.

Die polnische Presse befaßt sich eingehend mit der Tatsache, daß 300 Danziger Eisenbahner, die bisher Polnischen Organisationen angehörten, der Eisenbah­ner-Organisation der NS.-Danziger Ar beitsfront beigetreten sind. Die polnische Oeffentlichkeit nimmt diesen Uebertritt mit großem Unwillen zur Kennt­nis. Es ist bekannt, daß die Polnische Eisen­bahnverwaltung in den vergangenen 15 Jahren Tausende deutsche Angestellte, Ar­beiter und Beamte entlassen hat und auf den Restbcstand der deutschen Arbeitnehmer einen so starken Druck ausübte, daß viele schon der Brotstelle wegen sich gezwungener-

Es gelang seiner Geliebten, ihn zunächst ab­zuwehren, aber immer wieder stach er aus sie ein, bis sie in das Schlafzimmer ihrer Großmutter flüchtete. Die Großmutter war inzwischen auch erwacht und hatte ihr Bett verlassen. Kuch drang nun auch auf die Großmutter ein und brachte ihr mehrere Stiche bei, bis diese tot zusammenfank. Dann stach er wieder auf seine Geliebte ein. Als sie nochmals um Hilfe rief, versetzte er ihr einen gutgezielten Stich in den Hals. Tann brach auch sie röchelnd zusammen und starb.

Ter Angeklagte gab diese gemeinen und rohen Verbrechen mit einer seltenen Kalt­blütigkeit zu. Jedoch bestritt er jegliche Tötungsabsicht: er wollte den Beiden nur einige Stiche beibringen, damit sie nicht mehr schreien würden. Der Angeklagte wurde wegen zweier Verbrechen des Mordes zum Tode verurteilt. Die bürger­lichen Ehrenrechte wurden ihm auf Lebens­zeit aberkannt. Der Mörder nahm das Urteil gelassen entgegen.

maßen polnisch organisierten und zum Teil auch ihre Kinder in polnische Schulen schick­ten. Die jetzt zutage getretene Besinnung auf das Deutschtum ist ein Erfolg der nationalsozialistischen Erzie­hung. Eine Polnische Zeitung bezeichnet diejenigen, die sich nun besonnen haben, als Zentrumsanhänger".

Wie stark polnische Stellen bestrebt sind. Polnische Arbeitskräfte in Dan­zig u n t e r z u b r i n g e n, beweist eine Notiz derGazeta Gdanska", wonach aus Pommerellcn und anderen Wojewodschaften im Gebiet der Freien Stadt Danzig 4950 Persvnep in Arbeit gebracht worden seieu-

Nach der Pfeife des MikerbMH...

Verblüffende Antwor». des Generals Smuts Pretoria, 9. Juni.

General Smuts wurde im Anschluß an eine Versammlung in Middleburg gefragt, ob das britische Parlament oder die Unions­regierung Deutsch-Südwest zurück- geben würden. Smuts anwortete.-der Völ­kerbund werde entscheiden. Als ein Zwischen­rufer weiter fragte, was die Südafrikanische Union tun werde, wenn der Völkerbund sich für die Rückgabe an Deutschland entscheiden werde, erwiderte Smuts:Daun werden die Puppen tanzen..."

Vs 8 Neueste in Kürre

Iwtrte büeignisse aus aller Welt

Die schon zur Traditio« der Partei gehö­rende jährliche Fahrt der Alte» Garde der NSDAP, durch einen der deutschen Gaue führt mehrere hundert alte nationalsozialistisch« Kämpfer in diesem Jahre von der ReichS- hauptstadt aus über Danzig nach Ostpreußen.

Planung und Bauausführung der ersten sechs Adolf-Hitler-Schulen stehen nunmehr fest. Alle Vorbereitungen zum Baubeginn siud getroffen, die notwendigen finanziellen Mit­tel bereitgestellt. In den nächsten Tagen wer­den die Pläne dem Führer zur endgültige» Genehmigung vorgelegt.

In Berlin fand gestern zu Ehren der chine­sischen Gäste ein Empfang in der Reichsbanl statt. Dr Schacht und Finanzmiuister Dr. Kung unterstrichen in Ansprache» das freund­schaftliche Verhältnis DeutschlandChina.

In Marktredwitz sBayr. Ostmark) brach gestern nachmittag im Ofenranm einer Cha- mottefabrik Feuer aus. Jnnerhalb weniger Stunde» brannte die gesamte Nenbausront» die acht Oefen, Trockenraum und einen Teil der Mischerei enthielt, mit allen Maschine« und dem gesamte» Material bis auf di« Grundmauern nieder.

Generalfeldmarschall von Blomberg hat gestern Taormina besucht und setzte abends di« Fahrt entlang der Küste Siziliens fort. Di« Jnselbevölkerung bereitete dem deutsche« Ehrengast allenthalben die herzlichste Auf­nahme.

Nach den wiederholte» Grenzverletzungen des finnische» Gebiets durch sowjetrussisch« Flugzeuge wird ein »euer Fall bekannt. Ei« sowjetrussisches Flugzeug überflog gestern die Stadt Torneao.

I« Santiago de Chile startete gestern die In SSMaipn" z» ihrer 280. Ozeanttberque- rnng mit einer bislang noch nicht dagewcse» nen Menge an Post.

Licht vor seiner Tür auf, warnte: General­direktor telephoniert,' nicht stören! Dann riß er sich den Kragen auf. der ihn würgte, mit baumelnder Krawatte schenkte er sich den ersten Kognak ein und stürzte ihn hinab; schmeckte scheußlich, wie Schmierseife, wie der Kognak damals im Kaffee Splendid in der Taoorstraße, wo manlinke Tacken" erhan­deln konnte, zum Beispiel eine Bahnlegiti- mation des Herrn Hild!

Zweiter Kognak, schon etwas bester. Er­staunlich eigentlich, daß man sich dessen so gut entsann, des Kognaks, des Kaffeehauses, des Namens . . .

Na. da war sie ja, die Vergangenheit, da stand sie herum, eine Menge Leute, ein biß­chen schattenhaft, schlechte Hintertreppe, aber nicht so schlimm, wenn man den Kognak hatte . . .

Der kleine Mann Neudörfer Anno 1914 zum Beispiel, Direktor, na-schön, mit ganzen sechshundert Kronen im Monat, ein Nichts also gegen den Schwager Albrecht, der da in seinem Schloß bei Tweng residierte, Herr über tausende Hektar Wälder und Ackerland, Mühlen, Sägen und Gutshöse, bei dem man als sittsamer Feriengast saß, indes einen der Neid verzehrte.

Dann der Krieg. Man drückte sich so gut es ging, ein feiner Herzfehler, vier Jahre auf und ab, vertan mit allerlei Geschäften und endlich, die Nachricht, das große Los im Elendswinter 1918 das offene Tor; Dieser ganze Riesenbesitz der Voltelini fiel einem in dre Hände, man war oben, man hatte erreicht, was man in seinen kühnsten Träumen nicht erhofft hatte.

Ah, daS waren Tage wunderbarer Pläne. Tage voll erfüllter Wünsche, man war über­satt gewesen zwischen zehntausend Hungern­

den. Nie seither hatten sich die Rucken so tief gebeugt, und umkrochen und umwedelt. hatte man sich als Herr fühlen können bis zu jenem Dezembertag, wo einem aus dem Wiener Abendblatt ein Gesicht an­sprang wie ein Raubtier, das Gesicht einer Toten, die lebte, lebte und ihr Erbe fordern konnte . . . einen wieder in die Bedeutungs­losigkeit und Mittelmäßigkeit zurückstieß. ans der man gekommen war.

Nein, eine Nacht verging, an die er nicht zurückdenken wollte, eine bittere qualvolle Nacht, in der man die Grenze überschritt. Was dann folgte, die Fahrt nach Wien, vor­sichtige Erkundigungen, das Kaffee in der Taborstraße voll verdächtiger Händler mit allem Verbotenen, die Schaffung von zwei nicht vorhandenen Identitäten, der nerven- frestende Gang zur Klinik, das Wiedersehen, das alles rollte sich, planmäßig ab, so wie es in jener Nacht ersonnen war.

Und das Glück blieb dem wiedergeborenen Herrn Hild auch weiterhin treu, der Betrug gelang in Amerlügen, später konnte ein Wärter gekauft werden, unter falschem Na­men und Deckadresse natürlich, der geheime Berichte über Maria erstattete, meldete, daß auch der Tod Herrn Hilds geglaubt wurde, dessen Dokumente daraufhin in den Ofen wandelten. Als dann der Wärter meldete, daß Maria weiter n> ber Anstalt verblieb, als Sekretärin angesteük wurde un- immer mehr in die Persönlichkeit Hilde Hilds hineinwiichs. glaubte er das Werk vollendet. Er gewann keine neuen Spitzel mehr, als der Wärter entlasten wurde. Er überließ diese Hilde Hild sich selber, er vergaß sie in den vrelen Anforderungen des TageS, ver­gaß beinahe, daß sein ganzes Sein auf Be­trug ausgebaut war.

Fortsetzung folgt.) .