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Amtsblatt sämtlicher vehöräen in Stack unä kreis Calw / Heimatblatt seit ckem Jahre 1826
Nr. 112
Calw. Mittwoch. IS. Mai 1937
112. Jahrgang
Bedeutsamer Staatsbesuch in Budapest
König von Statten nach Ungarn abgereist — Eine Grotzkampfwoche der Diplomaten
k! i g e n d e r i c k t cl e r K 8 - ? r e s 5 s
ks. Budapcst, 18. Mar.
Der König von Italien und Kaiser von Aethiopien, Viktor Emanuel IH., verläßt heute in Begleitung der Königin und Kaiserin und des Außenministers Gras Ciano Rom, um der ungarischen Hauptstadt Budapest einen Staatsbesuch abzustatten. Die Bedeutung dieses Besuches geht schon daraus hervor, daß zum ersten Male seit dem Weltkriege ein gekröntes Staatsoberhaupt der ungarischen Hauptstadt einen Besuch abstattet. Darüber hinaus werden an den Besuch weitgehende Erwartungen hinsichtlich des Ausbaues der italienischen Frcundschaftspolitik auf der Grundlage der römischen Protokolle geknüpft.
Die Bedeutung der weiteren Entwicklung im Donauraum auch für den deutschen Standpunkt braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Die außenpolitische Zielsetzung des Deutschen Reiches und Italiens in diesem Gebiet ist durchaus gleich. Weder das Deutsche Reich, noch Italien streben eine Blockbildung im Donauraum an, wie es die interessierte Presse der westeuropäischen Großmächte immer^ieder.darstellen möchte. Die Achse BerWRonr ist. viel- mehr ein Mittel zu gemeinsamer,Mbttidi- gung der Kulturgüter °MiropN,^zuri^Ins., gleich der JnteressengegeWktz p der europäi, schen Staaten imd-zur ZusammeitckkRckbin der Westpaktfrage.
Dem Ausgleich der Gegensätze, die noch zwischen Ungarn und seinen südöstlichen Nachbarn Rumänien und Südslawien bestehen, wird Graf Ciano während seines Bu- dapefter Aufenthaltes auch sein Hauptaugen, merk zuwenden. Hier machen sich in letzter Zeit wieder Versuche der französischen Politik geltend, mit Hilfe der Anleihepolitik die Südoftstaaten wieder stärker in das französische Fahrwasser zu bringen. Gleichzeitig ist Moskau — wie der so rasch und kläglich zusammengebrochene Ausstandsversuch in Albanien beweist — am Werk, die Unruhe zu schüren. Der italienische Staatsbesuch in Bu. dapest gilt daher auch der Stärkung des Widerstandes im Südostraum gegen die Moskauer Einflüsse.
In Ungarn sind für den Empfang des Herrscherpaares großartige Vorbereitungen getroffen worden. In Groß-Kanisza, der ersten Station auf ungarischem Boden, wird das Honved - Infanterie - Regiment, dessen Chef der König und Kaiser Viktor Emanuel ist, das Herrscherpaar empfangen. Budapest selbst hat seit Tagen alle Vorbereitungen für eine märchenhafte Ausschmückung getroffen. Der politisch bedeut- samste Teil des Staatsbesuches ist ein Schifssausflug der Gäste nach G r a n, der Residenz des Kardinal - Fürstprimas ' von Ungarn. Gran liegt unmittelbar an der tschechischen Grenze und der Besuch dieser Stadt gibt den Gästen Gelegenheit, sich von der gebietsmäßigen Verstümmelung Ungarns durch den Trianon-Vertrag zw über- zeugen. Ebenso wird während einer großen
Militärparade für den König und Kaiser auf dem Mufsoliniplatz eine Marmortafel mit den Mailänder Erklärungen des Duce über die Revision des Diktats von Trianon feierlich enthüllt werden.
vamMr Murr ln Nulten
X Stuttgart, 18. Mai Gauleiter und Reichsstatthalter Murr reist gegenwärtig durch Italien und spricht ^s Einladung der Auslandsorganisation der NSDAP, in mehreren Städten über die „Fünfte Neichstagung der Auslanddeutschen m Stuttgart". Die erste Veranstaltung, wo Gauleiter Mur- sprach, war in Mailand. Weitere Vorträge folgen in Rom, Neapel Florenz und Venedig.
Sie warten „günstiges Wetter" ab
Was geschieht mit den „verirrten" Bolschewisten-Fliegern?
X Paris, 18. Mai.
Die angeblich verirrten 17 spanisch-bolschewistischen Flieger, die bei Pa u in Südfrank- reich gelandet sind, waren bis Dienstagnach- mittag noch immer nicht abgeflogen. Die Entscheidung des französischen Luftfahrtministers, sie „bei günstigem Wetter" wieder an die spanische Grenze zurückzugeleiten, begegnet in der Pariser Rechtspresse nicht geringer Ironie. Sie betonen, daß, wenn die Ausreden der Flieger den Tatsachen entsprechen, man ihre flugtechnischen Kenntnisse in Frage ziehen müßte, da es doch nicht gut möglich ist, daß sich 17 geschloffen fliegende Flugzeuge verirren können. Aber die spanisch-bolschewi- stischen Flieger scheinen es sich neuerdings zur Gewohnheit zu machen, ihre Maschinen auf französischem Boden instand setzen zu lassen — im bolschewistischen Spanien fehlt es an Mechanikern und an Benzin — und zu tanken. Frankreich müßte die Flugzeuge zurückbehalten bis zur Beendigung des spanischen Krieges, wie es Cot vermutlich mit jedem verirrten Flieger aus dem Lager des Generals Franco machen würde.
Am deutlichsten wird die „Action Fran-
Die Vorkämpfer der englischen „Volksfront"
Wer dirigiert eigentlich die Gewerkschaften in England?
Li'Leuberiovt cker ssS-prrsso
-eg. London, 18. Mai.
Wer lenkt denn nun eigentlich die Geschicke der englischen Arbeiterschaft? Das ist die Frage, die man sich hier stellt angesichts der Tatsache, daß es jahrelang so gut wie gar keine Streiks in England gab, während die Ausstandsbewegung in jüngster Zeit immer mehr um sich greift.
Hauptsächlich drei Menschen find es, die sich geschworen haben, Englands Arbeiterschaft aus dem „ewigen Schlaf" wachzurüt- teln: Sir Stasford CriPPs. Jimmy Max. t o n und Harry Politt, die dem englischen Arbeiter goldene Berge versprechen, wenn er ihnen folgt. Es sind'drei grundverschiedene Männer, die sich da züsammengefunden haben. CriPPs gilt als hochgebildeter Vertreterder englischen Ari st okra- tie. Er ist der Meinung, daß nur weitgehende Kollektivifierung die Menschheit noch w retten vermöchte (?). Seine Ansprachen strotzen nur so von „wissenschaftlichen" Thesen. Maxton ist Schotte. Mit dramatischen Gesten bringt er bei seinen Propagandareden namentlich die leidenschaftlicheren Hörer auf seine Seite. Der Kommunist Politt. Dritter im Bunde, sieht so aus. wie ein Kommunist nach englischen Begriffen aussehen muß. Die Hände in den Hosentaschen, spickt er seine Reden mit urwüchsigem Humor, um wenig- llens damit Eindruck zu machen, wenn schön seme „Argumente" nicht recht ziehen wollen.
Die Notlage beträchtlicher Teile der eng- kschen Arbeiterschaft ist nicht zuletzt eine Folge des großen Streiks im Äahr 1926, der
den englischen Gewerkschaften eine vernichtende Niederlage brachte. Nicht weniger als 165 Millionen Arbeitstage gingen damals der englischen Wirtschaft und der Arbeiterschaft verloren. Nur mit größter Anstrengung gelang es, diese Einbuße im Laufe der Zeit zu überwinden, doch ging manche Arbeiterfamilie zugrunde. Die Kaffen der Gewerkschaften waren bald leer, und die spätere Weltwirtschaftskrise brachte eine Massenarbeitslosigkeit mit sich, die auch Englands Jndustriearbeiterschaft schwer traf.
Die Regierung — auch die nach dem Ausscheiden Baldwins kommende Regierung Ne- ville Chamberlain — braucht den Arbeiter nicht zuletzt zur Durchführung der Ausrüstung. Inwieweit es dabei jedoch ohne erhebliche Zugeständnisse abgehen wird, gilt hier als zweifelhast, obwohl man versucht, der kommunistischen Hetze entgegenzuwirken.
BritW italienWe Enlsyanmms?
London, 18. Mai
An eine Unterredung zwischen dem italienischen Außenminister Graf Ciano und dem britischen Botschafter in Rom, Sir Eric Drummond, knüpfen die führenden Londoner Morgenblätter die Erwartung einer Enstpannung iv der britisch - italienischen Krise, um so mehr, als die italienische Presse ihre scharfen Angriffe auf Großbritannien eingestellt hat. Auch in der Frage der kom- menden Völkerbundstagung soll eine Ent- spannung insofern erzielt worden sein, als die abesfinische Abordnung der kommenden Tagung fernblechen wird.
?aise", die erklärt. Cot halte die Franzosen wohl für schwachsinnig. Die Flugzeuge ge- hören zu den letzten großen Aufträgen der spanischen Bolschewisten an das Ausland. Im übrigen sei auch die Haltung des ameri- kanischen Kontrolleurs nicht zu billigen.
Indessen geht der Wassenschmuggel nach Molschewistisch-Spanien weiter. So wurde ein solcher kürzlich in der Schweiz entdeckt. Mehrere bolschewistische Schmuggler von Maschinenpistolen konnten verhaftet werden. Durch die Dardanellen find in den letzten 11 Tagen sechs sowjetrussische und acht sowjetspanische Dampfer in das Mittelmeer ausgelaufen, die Vorwiegend für Valencia und Barcelona usw. bestimmt waren.
bleibt Sie Älellpreffe stumm?
Zu der am zweiten Feiertag auf dem französischen Flugplatz Pan erfolgten Notlandung von 17 spanischen Bolschewistenflugzeugen, die sich auch in der Beurteilung der französischen Presse als ein Bruch des Londoner Nichteinmischungsabkommens darstellt, schreibt der „Deutsche Dienst":
Wenn man von den ^Drahtziehern der Greuelhehe und den Erfindern immer neuer Lügenmärchen so etwas wie ein Gewissen erwarten könnte, müßten sie in Peinlich« Verlegenheit geraten sein. Als sie damals mit verdächtiger Eile die Tataren-Meldung in die Welt setzten, Guernica sei von deutschen Fliegern bombardiert worden, konnte ihnen schon wenig später einwandfrei nachgewiesen werden, daß Guernica überhaupt nicht, geschweige denn von deutschen Flugzeugen mit Bomben belegt worden war. Es hätte den Hetzern die Sprache verschlagen müssen, als von unzweifelhaft neutralen Beobachtern sofort an Ort und Stelle festgestellt wurde, daß die Stadt Guernica von den spanischen Bolschewistenhorden ebenso barbarisch niedergebrannt worden war wie Jrun und andere spanische Städte. Sie hätten sich zumindest schämen müssen, wenn sie Charakter gehabt hätten, die jüdischen und mos» kowitischen Lügenfabrikanten. Aber sie hetzten mit gewohnter Dreistigkeit weiter. Mit betriebsamer Geschäftigkeit wurden neue Märchen kolportiert,- wurden neue Quer- schlisse gegen die Völkerverständigung gestartet und wurde der Angriff auf den Weltfrieden, an dem im weiten Erdenrund nur der bolschewistische Weltseind kein Interesse hat, eingelettet. Da sollten angeblich deutsche Flugzeuge über italienisches oder sranzöfi- sches Gebiet nach dem nationalen Spanien geleitet worden sein, sollten die Nichteinmischungsvereinbarungen fortgesetzt von Deutschland verletzt worden sein. Niemand hat solche Flugzeuge jemals gesehen, und nirgends konnte ein deutscher Neutralitätsbruch festgestellt werden. Wie die Lügen kamen, so wurden sie widerlegt.
Die Sache mit dem englischen Zerstörer „Hunter", der auf eine Treibmine lief und durch die ausgelöste Explosion schwer beschädigt wurde, war zuletzt dran. Die englische Admiralität stellte zwar sofort den Sachverhalt klar.
Gleiches Recht M alle
Den schlichten Staatsbürger, der erstmals von den Zuständen erfährt, wie sie durch die Prozesse gegen katholische Geistliche enthüllt werden, darf schon ein gelindes Granen an- wandeln. Ihm drängt sich unwillkürlich die Frage auf: Sind das Verfallserscheinungen?. Oder ist dergleichen früher auch schon dagewesen? Und wenn es dagewesen ist —» worin ist es begründet, daß die Oeffentlich- keit nichts davon erfahren hat? Sie hat doch ein berechtigtes Interesse daran, über derartiges handelt es sich ja hier —> aufgeklärt zu werden!
Wer Klarheit gewinnen will, muß vor allen Dingen fragen: Wo liegt die sachliche Voraussetzung für die krankhaften Erscheinungen, die hier die Volksgemeinschaft und Volksgesundheit bedrohen? L>ie liegt größten- teils in der Ehelosigkeit der katholischen Priester und Ordensbrüder. Das ist ein Tat- bestand, den man in den Tagen der Zentrumsherrschaft nicht hätte fcststcllen können, ohne von interessierter Seite sogleich des Angriffs auf die Religion beschuldigt zu werden. Und weil die Zeit, wo das so war, doch erst ein paar Jahre hinter uns liegt, deshalb wird es, nicht überflüssig sein, die weitere Feststellung hinzuzufügen: Ehelosigkeit der Priester hat mit Religion im allgemeinen und mit der christlichen Religvn im besonderen nichts zu tun. Sie ist ursprünglich eine sektiererische Uebersteigerung, die in der Religion, wie sie Jesus Christus verkündet hat, weder gefordert wird, noch begründet ist. Und auch die christlichen Kir- chen sowohl des Abendlandes wie des Mor- genlandes haben jahrhundertelang bestanden, ohne sich die Forderung der Ehelosigkeit für ihre Diener zu eigen zu machen. Die Ehelosigkeit wurde erst im 11. Jahrhundert von der römischen Kirche allen Geist- lichen zur Pflicht gemacht, um das geistliche Imperium in seinem Kampfe gegen das weltliche Imperium der deutschen Könige zu stärken. Urzelle des Staates, der seinen Zweck auf dieser Erde zu erfüllen hat, ist die Familie. Indem der Geistliche ans dem natürlichen Zusammenhang der Familie los- gelöst wurde, indem es ihm untersagt wurde, eine Familie zu bilden und zu haben, wurde er vom weltlichen Staate losgelöst. Seine Familie sollte allein die Kirche sein und außerhalb der Kirche sollte er keinerlei Bindungen unterliegen.
Es handelt sich hier um Tatsachen, nicht um Meinungen. Tatsache ist, daß das Gebot der Ehelosigkeit sich wider die menschliche Natur richtet. Wer diese Tatsache fest- stellt, fällt damit noch kein Urteil. Auch nicht,' wenn er weiter feststellt, daß die Ablegung deS Gelübdes zur Ehelosigkeit in der Regel in einem Alter erfolgt, wo der Gelobende sich über die Schwere der Verpflichtung, die er auf sich nimmt, noch gar nicht klar sein kann. Und wenn es zu allen Zeiten Willensstärke Männer gegeben hat. und auch heute noch gibt, die ihre Natur auch dann noch zu bändigen imstande waren, als ihnen die ganze Schwere der' Verpflichtung klar wurde, so verdienen sie die größte Hochachtung auch derer, die im anderen Lager stehen. Doch immer hat die Gefahr bestanden, daß Natur,
aber das hinderte die Märchentanten natürlich nicht, gegen gute Bezahlung — versteht sich — auch diesmal wieder von deutschen Streitkräften, diesmal einem in U-Boot berichtigten Zerstörer, zu fabeln. Es war im zeitlichen Verlauf; die letzte Lüge. Wird sie die letzte bleiben? Bei der Rührigkeit und dem Eifer, die wahrhaftig einer besseren Sache wert wären, der Greuclfabrikanten, muß man leider erwarten, daß sie trotz ihrer grüMichen Blamagen und dem hundertprozentigen Versagen ihrer Routine ihre Finger nicht ans Dingen herauslassen, die sie nichts angehen, die sie vor allem nichts angehen dürfen!
Wir sind der Meinung, daß viele Blätter der Weltpresse, die bisher allen Greuelmärchen ihren Platz bereitwillig zur Verfügung gestellt haben, von der Möglichkeit Gebrauch machen sollten, das Weltgewiflen in einer Angelegenheit aufzurütteln, die in der Tat geebnet ist» das Vertrauen in die zur Aufrechterhaltung der Weltordnnng ergriffenen Maßnahmen zu erschüttern.