Schmorzwald-Wacht, Nr. 111

Dienstag, 18. Mai 1937

Äus Stabt und ^reis Ealw

Pfingsten - ein wirklich liebliches Fest

Arischgrüner Wald, blühende Wiesen, Flie­der nnö Ginster in leuchtender Farbenpracht erfüllten den Wandertag. Was verschlug es da, wenn der Wettcrmacher mit ein paar kleinen Gewittern hie und da das Pro­gramm störte, im Gegenteil dem rechten Wanderer kam das gar nicht ungelegen, denn der liegen vertrieb die fast sommerliche Schwüle. Am Pfingstmontag war cs auch schon wieder trocken, sodasj der Ausflngs- verkchr in unser Nagoldtal eher noch starker gewesen ist wie im Vorjahr. Unsere Bäder und Kurorte crvffneten ihre Kurzeit durch­weg mit erfreulichem Ansangsersolg; teil­weise konnten sogar die Freibäder schon ihre Pforten öffnen. Auch Calw hatte einen so starken Fremdenverkehr, daß alle Gasthöfc überfüllt waren und die Quartiere bei wei­tem nicht ausreichten. Nehmen wir diesen vielversprechenden pfingstlichcn Auftakt als günstiges Vorzeichen für die nun kommen­den besten Wochen des Jahres!

3000 bei der Klosterbeschießung i« Hirsau.

lieber Pfingsten herrschte in Hirsau ein fröhliches Ferienleben. Frühlingsfrohe Men­schen im Kraftfahrzeug, mit dem Nad oder Paddelboot, Wandersleute zu Fuß, darunter viele Gruppen wandernder Jugend, erfüll­ten die Straßen zwischen Kloster und Kur­park und freuten sich öeS schönen Tals mit seinen frisch-grünen Wäldern. Ein plötzlicher Gewitterschauer am Nachmittag räumte die Straßen im Handumdrehen. In Hausgängen und unter vorspringenden Dächern drängten sich nasse Grttpplein zusammen. Nur die Schwanenfamilie im Kurpark dachte nicht an Flucht. Kaum hatte der laue Regen anfgc- hvrt, war alles wieder da, ließ sich von der Sonne trocknen und fing an, sich nach einem günstigen Platz für die Klosterbeschießung umzusehen. Sämtliche Anhöhen der Umge­bung waren dicht besetzt, Welzberghütte, To- tenstcigle, Röderweg, sodaß mit den vielen die sich in Hirsau selbst auf den Straßen auf- hielten, wohl 3000 Menschen das packende Schauspiel miterlebten.

Als bas Kloster von Explosionen zu ber­sten und dann in Flammen zu stehen schien, und sich Kirche unb Eulcnturm grell beleuch­tet vom Dunkel abhoben, hörte man die Be­wunderung in allen möglichen deutschen Mundarten und freute sich, Saß unser schönes Nagoldtal weit über die Grenzen des Hei- matgaues hinaus gekannt und beliebt ist.

Kurzeiteröffnung i« Bad Teinach.

Wenn anch schon seit Januar Gäste zur Er­holung in Bad Teinach weilen, so darf man doch den Tag, an Sem sich die Kurkapelle wie­der in den Mittelpunkt des Badelebens stellt, als eigentliche Eröffnung der Kurzeit be­trachten. Das war am Psingstfeste der Fall. Mannheimer und Pforzhcimer Musiker un­ter der bewährten Leitung von Kapellmeister Julius Dewalö ließen mit ihrem Spiel schon am ersten Tage erkennen, daß es trotz des Personenwechsels innerhalb der Kapelle dem früheren flotten Zusammenspiel an Güte nicht nachsteht. Die Kapelle wird täg­lich wieder 3 Konzerts geben.

Der Konzert- und Tanzabend am Vor­abend des Festes im großen Saale des Bad­hotels bildete einen schönen und vielverspre­chenden Auftakt für die kommende Kurzeit. Neben der Kurkapelle wirkten die bekannten Geschwister Junghans aus München- Heilbronn mit. Was letztere auf ihren Hoh- ner-Akkoröeons bieten, ist hohe Kunst. Viel Spaß machte ein Schüler der Künstler, ein 12-jähriger Münchner Junge, der mit seinen Wiener Liedern und seinem Handharmonika- spiel musikalisches Talent verriet. Reicher Beifall lohnte.die Künstler.

Die Reichsbahn hatte Hochbetrieb

Bericht der RBD. Stuttgart:

Begünstigt durch gutes Wetter war der heurige Pfingstverkehr im Bereich Der Reichs- bahndirektion Stuttgart wesentlich st ä r- ker als ick Vorjahr, und zwar der Fernverkehr um etwa 10 v. H., der Ausflugs, verkehr im Lande um etwa 20 v. H. Beson­ders lebhaft war der Ausflugsverkehr nach der Alb und nach dem Bodensee; aber auch der Schwarzwald, der Schwäbische Wald und ' das untere Neckartal wurden viel besucht. Vom 13. bis 17. Mai sind neben den fahr­planmäßigen Zügen 302 Sonderzüge gefahren worden, nämlich 74 V-Züge, 17 Eil- züge, 185 Personenzüge, 9 Gesellschaftszüge und 17 Militärurlauberzüge. Hiervon haben im Stuttgarter Hauptbahnhof 209 Sonder­züge verkehrt. Auf dem Bodensee wurden 15 Sonderschiffe eingesetzt, mit denen rund 7000 Personen befördert worden sind. Der Verkehr hat sich reibungslos abgewickelt.

Wer will Kleinsiedler werden?

In Calw ist wieder Gelegenheit dazu vorhanden

Das Errichten von Kleinsiedlungen ist nach der Auffassung von Staat und Partei heute eine vordringliche Aufgabe. Um Sieblungs- ,Vorhaben zu fördern unb einheitlich üurchzu-

l führen, ist neuerdings von Reich und Württ. I Landeskreditanstalt die Württbg. H eim- I stätte G. m. b. H. als Treuhandstelle für I Wohnungs- und Kleinsiedlungswesen für das Gebiet Württemberg gegründet worden. Die Württ. Heimstätte hat die Aufgabe, den Ge­meinden bei der Durchführung von Kleinsied­lungen mit Rat unb Tat zur Seite zu stehen. Ihre Tätigkeit erstreckt sich aber nicht nur aus die technische und finanzielle Betreuung der Kleinsiedlung, sie übernimmt anch die Trü­ge r s ch a f t.

Der Gesamtaufwand für eine Siedlcrstelle durfte früher 3500 NM. nicht überschreiten, ein unglücklicher Umstand, der in unserer bergi­gen (siegend das Errichten von Kleinsiedlungen fast unmöglich machte. Heute darf der Gesamt­aufwand bis zu 5000 RM. betragen. Voraus­setzung für den Kleinsicdler ist der Besitz

eigener Mittel in Höhe von 1300 NM. I Die Württ. Heimstätte übernimmt indessen I auch Wohnbauten bis zu einem Gesamtauf- ! wand von 15 000 RM., wenn Eigenmittel in > Höhe von 25 v. H. nachgeiviescn werden! Für Klcinsiedlerstcllen hat die Stadt Calw z. Zt. noch fünf Grundstücke zwischen Windhof und Wimbcrgsieülnng zur Verfügung. Interessen­ten melden sich bis s p ä t e st e n s 22. Mai beim Bürgermeister.

Voraussichtliche Witterung für Dienstag: Zunehmende Bewölkung, später anch leich­tere Ncederschläge. Im Südostcn noch ge­legentlich Aufheiterung möglich. Tempera­turen wenig verändert. Schwache Winde aus südlicher bis südwestlicher Richtung.

Voraussichtliche Witterung für Mittwoch: Meist unbeständig, mild.

I Das Treffen der Kinderreichen

Nach einer Mitteilung der Reichsbund­leitung des Reichsbundes der Kinderreichen iveröen die Landesverbände als selbständige Vereine aufgelöst und in Sen Gcsamtverband öes Rcichsbunöeü cingcgliedcrt. Das große Jahrestrcffcn der Kinderreichen findet in diesem Jahre in Frankfurt a. M. statt (5. bis 7. Junij. Auf der Kundgebung am 6. Juni werden die Leiter des Ehrenrings des RDK. Rcichsstatthalter Sauckcl und Reichsmini­ster Tr. Gocbhcls, der Schirmherr des RcichStrcffens, sprechen. Zu dem Treffen wird eine AusstellungDie Fa­rn i l i e" in Frankfurt eröffnet werden, ver­anstaltet vom Reichsausschuß für Volks- gcsuuöhcitsöicnst.

Mer trügt das BernttetnabzeMn

Werbung für den Tag des Deutschen Handwerks

Das Deutsche Handwerk in der Deutschen Arbeitsfront hat in diesem Jahr für den Tag des Deutschen Handwerks, der bekanntlich in der Zeit vom 27. bis 30. Mai 1937 in Frank­furt am Main abgehalten wird, ein wertvolles Bernsteinabzeichen herausgcbracht, das in einer Auflage von mehreren Millionen Stück ge­arbeitet ist. Die verschiedenen Abzeichen sind unregelmäßig in der Form, teils flacher Natur- bernstein, teils Bernsteinplatte in runder oder eckiger Form. Die Auflage wurde versilbert und zeigt das Wahrzeichen der Deutschen Arbeitsfront und das Haüdwerkerabzeichen. Bereits jetzt werden die Abzeichen in allen Gauen Deutschlands verkauft und getragen. Meister, Geselle und Lehrling, kurz jeder zum Handwerk Gehörige, beweist den Zusammen­halt im Handwerk durch das Tragen dieses Abzeichens. Die Wahl des Bernsteins für die« ses Abzeichen dient der Propaganda des Sam- landgoldes aus deutscher Erde. Jeder Hand­werker trägt dieses Abzeichen! __

Noch billiger zum Handwerkerlag

Wie das Deutschs Handwerk mitteilt, könnt» der Teilnehmerpreis für die KdF.-Sondcrzügl zum Tag des Deutschen Handwerks in Frank- f u r t a. M. vom 28. bis SO. Mai auf 12,60 NM. einschließlich zwei llebernachtungen mit Frühstück, sämtlicher Eintrittskarten. Besichtigungen, Pro­gramme usw. ermäßigt werden. Ohne Quartier kostet die Fahrt mit sämtlichen Eintrittskarten usw. 7,60 NM. Umgehende Anmeldungen bei den Dienststellen der NS.-Gemciiischaft ..Kraft durch Freude' i»id des Deutschen Handwerks wird emp­fohlen.

Aus der NS.-Frauenschaft Möttlingen

Am Muttertag hatte üie NS.-Fraucn- schüft Müttliiigcu die Mütter kinderreicher Familien, die Kriegerivillven und Frauen von über 65 Jahren in Sen Nathaussaal ge­laden, um mit ihnen den Muttertag zu fei­ern. Die Frauenschaftsleitcrin, Fran Fi­scher, begrüßte die Gäste aufs herzlichste und betonte besonders die Wertschätzung, deren sich die deutsche Mutter beim Führer erfreut. Die Gäste wurden dann mit Kaffee und Kuchen bewirtet unb dazwischen wurden Gedichte vorgctragen. Mit dem Deutschland- und Horst-Wesscl-Lied klang die Feier aus. Anschließend erzählten Frau Fischer und die Kassenwalterin, Frau Wag­ner, der Frauenschaft noch von den erhe­benden Tagen, die sic in Stuttgart anläßlich der Gauschnlnngswoche erlebten.

Was die Ettern von der Kinder­landverschickung wissen muffen

Die ReichszcntraleLandaufenthalt für Stadtkinder" hat ein Merkblatt für die El­tern herausgegebcn, deren Kinder zur Er­holung verschickt werden. Darin wird u. a. darauf aufmerksam gemacht, daß die Aus­rüstung der Kinder einfach und dauerhaft, sauber und in gutem Zustande sein soll. Sämtliche Sachen sind mit Wäschestickerei, gegebenenfalls mit Wäschetinte zu zeichnen, Zahnbürste und Zahnpasta darf nicht ver­gessen werden, ebensowenig Kamm und Seife. Bei Aufnahme auf dem Lande und im Gebirge ist besonders auf die Mitgabe guten unb dauerhaften Schnhwerks zu achten, bei Sceaufenthalt gehören Badeanzug, Bade- tücher zur Ausrüstung. Beim Heimaufent­halt ist bas Mitbringen von geeigneten Musikinstrumenten und Liederbüchern er­wünscht, für die Reise sind die Kinder ferner mit einem Munövorrat zu versehen, jedoch sollen Süßigkeiten und Obst nicht mitgegeben werben. Schließlich dürften die Kinder mit Trinkbechern und bei längeren Bahnfahrten mit Schlafbecken zu versehen sein. An Bar­geld ist möglichst ein Taschengeld von etwa RM. 3. für Porto und andere kleine Aus­gaben mitzugeben. Dagegen ist das Räch­enden von Paketen und Eßwaren, Süßig­keiten usw. in Heime nicht statthaft.

Ferner wird darauf hingewiescn, daß der Besuch Ser Kinder in Heimen ober bei Pflcgeeltern nicht gestattet ist. Bei beson­deren Anlässen muß dazu die Genehmigung der Entsendestelle und der Heimleitung ein­geholt werden. Bon allen Borkommnissen er^ halten die Eltern sofort Nachricht. Im Krank- hettSfalle werben die Kinder sofort von

Forderung des gesunden Dolksempfindens

Geschäftsübertragung auf die Ehefrau Sind solche Schiebungen straffrei?

So mancher Lieferant von Waren, Hand­werker oder sonstiger Gläubiger von Ge­schäftsinhabern muß die Erfahrung machen, daß das Geschäft in dem Augenblick, in dem es an die Bezahlung der Schulden gehen soll, nicht mehr dem Manne gehört, daß es der Ehefrau übertragen worden ist. Der Volks- mund nennt so etwas eine Schiebung oder gar einen Betrug, die Gerichte haben aber vor kurzem derartige Uebertragungen des Gewerbebetriebes von einem überschuldeten Geschäftsinhaber auf seine Ehefrau nicht für sittenwidrig angesehen. Auch heute ist die Rechtsprechung der Gerichte zu dieser Frage noch nicht einheitlich. Im großen und gan-, zen hat sich jedoch die richtige Erkenntnis' Bahn gebrochen, daß es grundsätzlich nach dem heute herrschenden deutschen Volrs- bewußtsein gegen die guten Sitten und die Lreupflicht im Geschäftsverkehr verstößt, wenn ein in Schulden geratener Mann sein Geschäft auf die Frau überträgt, um die Er­trägnisse des Geschäfts dem Zugriff der Gläu­biger des Mannes zu entziehen.

Die Sicherheit des rechtsgeschäftlichen Ver­kehrs ist eine wesentliche Voraussetzung für das Gedeihen des Volksganzen. Es muß da­her von jedem verlangt werden, daß er sich redlich bemüht, geschlossene Verträge zu er­füllen. Jedem Volksgenossen, also auch dem Geschäftsmann, wird eine unbedingte Makel­losigkeit der inneren Haltung und dement­sprechend nach außen kompromißlose Ehrlich­keit. Lauterkeit und Wahrhaftigkeit zur Pflicht gemacht. DaS bedeutet, daß ein Schuldner seinem Gläubiger, dessen Kredit er in Anspruch nimmt, auch ehrlich gegenüber­tritt, daß er nicht unter Ausnutzung faden­scheiniger formeller Möglichkeiten den Gläu­biger um sein Geld prellt, indem er formell das Geschäft seiner Frau überträgt. Praktisch aber das Geschäft selbst und genau so wie bisher weiterführt.

Der nationalsozialistische Staat hat dem Schuldner in großzügiger Weise geholfen, er hat

die Pfändungsgrenze erweitert, er hat die Mög­lichkeiten des Vollstreckungsschutzes geschaffen, er hat den Mißbrauch von Bollstreckungsmög- lichkeiten durch Eingreifen des Gerichts verhin­dert. Der Schuldner ist also in seinem Existenz­minimum sichergestellt. Andererseits muß ver­langt werden, daß der Schuldner sich nach besten Kräften müht, seine Schuldverpflichtun­gen zu erfüllen. Die Einführung der Bestim­mungen, durch die die sogenannten Lohnschie­bungen (der die Pfandgrenze übersteigende Be­trag des Arbeitslohnes wird einem Dritten, der Frau, dem Bruder usw. des Lohnberechtig­ten ausgezahlt) und die Benachteiligung des Gläubigers durch Vereinbarungunentgelt­licher" Dienstleistung verhindert werden, zeigt deutlich, daß der nationalsozialistische Staat nicht gewillt ist, böswillige Schuldner zu schützen.

Andererseits darf der Gläubiger seine Augen nicht vor der Not seines Schuldners verschließen. Er ist vielmehr verpflichtet, auf die mißlich« Lage seines Schuldners Rücksicht zu nehmen, falls dieser nicht aus Böswillig­keit sich seinen Verpflichtungen entziehen will. Ex muß dem Schuldner wenigstens so viel Ertrag seiner Arbeit belassen, daß er seine notwendigen Lebensbedürfnisse befriedigen kann und nicht zum Schaden der Allgemein­heit aus dem Arbeitsgang ausscheiden und öffentliche Fürsorge in Anspruch nehnren muß. Dafür zu sorgen, ist aber Sache der Gerichte, deren Hilfe der Schuldner der- trauensvoll m Anlpruch nehmen kann und soll. Nicht jedoch soll der Schuldner mit List und Schiebung etwa durch die Itedsr- traguug des Geschäfts auf seine Frau die Erfüllung seiner Verbindlichkeiten zu ver­eiteln suchen. Nimmt er derartige Schiebun­gen vor, so wird er in diesem gemeinschafts­schädigenden Treiben von den Gerichten nicht unterstützt werden. Darum sind solche von überschuldeten Geschäftsinhabern vorgenom­menen Geschäftsübertragungen grundsätzlich als sittenwidrig anzusehen und so zu be­handeln, als ob sie gar nicht erfolgt wären.

Württembergs Hotelfachleule tagten

Im HotelQuellenhof" inWildbad fan­den diese Woche Verhandlungen der Beher- bergungsbctriebevonWürttemberg-Hohenzol- lern statt. Vorauf gingen Referate der Amts­träger der Bezirksfachgruppe Beherber­gungsgewerbe im Badhotel über Wirt­schafts-, Verkehrs- und Tariffragcn, über Stcuerrecht und Fragen der Fremdenheime. Die Tagung war von etwa 100 Bezirksvcr- tretern beschickt.

Bürgermeister Klepser, Bad Liebenzell, als Bäderreferent sprach im Namen derKur- unö Frcmdenorte Württembergs. Einleitend zu unserem Bericht wollen wir die Acuße- ruug des Büderrefcrenten hervorheben, daß gute Häuser auch gute Verkehrsmittel sind, b. h. Mittel zur Werbung für den Fremden­verkehr. Das ist eine unbedingte Wahrheit und die erste Voraussetzung zur Aufwärts­entwicklung eines Bades oder eines Luft­kurorts.

Zum Pflichtbewußtsein der Hotel- uud Gast­stättenbetriebe gehörig, bezeichnet,: Unterab­teilungsleiter Rommel eine Reihe von Maßnahmen, die im Interesse der Sauber­keit der Betriebe besonders beachtenswert sind. Er hob u. a. hervor, daß alles getan werden müsse, um das Wort des Führers zu erfüllen, Deutschland zum gastlichsten Land der Welt zu machen. Das, was der Fremde vorgesetzt bekomme, sei die Visitenkarte des Gewerbes. Bor allem sei bas größte Pflicht­bewußtsten im Hotel- und Gastwirtegewerbe erforderlich.

In der Konzessionssrage war Bezirksge­schäftsführer Rönisch der Ausfassung, daß Leute, die vom Fach nichts verstehen, ausge­schaltet werden sollen, weil sie das Ansehen des Gewerbes schädigen würden. Die Rein­haltung des Gewerbes erfordere Freihal- iung von Nichtfachleuten, die dem Gewerbe schon ungeheuren Schaden zugefügt hätten.

Sauberkeit und Reinlichkeit im inneren Be­trieb sei weiter von allergrößter Wichtigkeit. Er forderteKampf dem Verderb" in Erfül­lung des Bierjahresplanes. Je kleiner die Speisekarte, desto geringer der Verderb. In der Erfassung der Lebensmittel wollen wir uns frei machen vom Ausland. Früher wur­den für 4^ Milliarden Mark Lebensmittel eingeführt, in der Gegenwart ist diese Zahl ans 1>L Milliarden gesunken. Das ist Ernäh­rungspolitik. Rönisch wünscht aber auch eine deutsche Speisekarte mit deutschen Speisen. Der Kaviar beispielsweise soll verschwinden. Auch hier ist das Leistungsprinzip in deut­scher Küche entscheidend. Schließlich verlangte er noch deutsche Musik in deutschen Landen, und freut sich, daß die für ausländische Au­toren gezahlten 2^ Millionen RM. im Lande bleiben. Auch in politischer Hinsicht habe der Hotelier eine wichtige Aufgabe am Stammtisch, wo alles unter die kritische Lupe genommen werbe. Der deutsche Gruß in den Gaststätten solle überall eingeführt sein und das Ftthrerbilb solle in keiner Gaststätte fehlen.

Lehrlingswesen und weibliche Bedienung behandelte Gaufachgriippenwaltcr Erb von der DAK. Betr. weibliche Bedienung seien noch Zustände vorhanden, die den Anforde­rungen der nationalsozialistischen Bewegung keineswegs genügten. Die deutsche Kell­nerin müsse eine zweijährige Beschäftigung im Gaststättenbetrieb Nachweisen unb Schu­lungskurse mitgemacht haben, bevor sie in ein festes Anstellungsverhältnis komme. Es gehe auch nicht an, aus Hilfskräften des Ge­werbes Kellnerinnen zu machen, um zu ver­hüten, daß beispielsweise im Gau Württem- berg-Hohenzollern 500600 Hilfskräfte fehl­ten. Dem Lehrlingswesen sei besondere Beach­tung zu schenken im Interesse einer Gesun­dung des Gewerbes.