rin gefährlicher Selbstbetrug. Zwischen der tödlichen Vergiftung durch chemische Kampfstoffe und ihrem aus irgend- welchen Ursachen wirkungslos bleibenden Einsal; liegt eine Fülle anderer Möglichkeiten. die von so vielen verschiedenartigen Einflüssen bestimmt werden, daß sie sich jeder Vorausberechnung entziehen. Welche Schäden an Leben und Gesundheit von Mensche» durch einen agrochemischen Angriff angerichtet wurden, wird immer erst lange nachher zu übersehen sein.
Viel entscheidender für Erfolg oder Mißerfolg eines derartigen Angriffs wird aber oftmals seine unmittelbare Wirkung auf die seelischen Kräfte derBevölkerung sein. Hier können die mehr oder minder großen Belästigungen durch kleinste Mengen chemischer Kampfstoffe, die noch keinerlei Gesundheitsschädigungen bedingen, eine erhebliche Rolle spielen. Eine solche unter Umständen folgenschwere Beunruhigung kann nun durch fast jeden der uns bekannten chemischen Kampfstoffe hervorgerufen werden, vor allem aber durch die sogenannten Reizstoffe, von denen Spuren in der Luft bereits unangenehmste Reiz- erscheinunaen Hervorrusen, lange bevor sie
I beginnen. rrnWche Gesundheitsschäden zu verursachen.
Betrachtet man diese Umstände in ihrer Gesamtheit ohne irgendeine Voreingenommenheit. so spricht vieles dafür, durch recht- eitige Beschaffung einer zuverlässigen. einfach zu handhabenden Gasmaske das Bedrohliche so schwieriger Lagen, die auch durch die bestdurch- dachte Organisation niemals verhindert werden können, von vornherein auszuschalten. Der Wert, den der Besitz einer solchen Gas- maske bedeutet, würde also — so seltsam dies auch klingt — nicht so sehr in der Notwendigkeit liegen. Leben und Gesundheit vor der möglichen Schädigung durch Giftgase zu schützen, als vielmehr darin, die seelischen Kräfte, die ja bei Luftangriffen ohnehin stärksten Beanspruchungen ausgesetzt sind, vor vermeidbaren Belastungen zu bewahren.
Noch einmal sei aber in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen, daß kein Zweifel darüber bestehen kann, daß der Besitz einer Gasmaske nicht die Lösung des Luftschuhproblems schlechthin, sondern nur eines Teiles davon darstellt, mit anderen Worten, daß der Schutzraum auch durch die beste Maske nicht entbehrlich wird.
Neue englisch-italienische Spannung
Aufgebanschte Berichte über Italien im Nichteinmifchungsausschuß
London, 24. März.
Im Unterausschuß des Nichteinmischungs- Ausschusses hat am Dienstag der Vorsitzende. Lord Plymouth, die Einsetzung eines beratenden Unterausschußes vorgeschlagen, um die mit der Frage der Zurückziehung der Freiwilligen aus Spanien zusammenhängenden technischen Probleme zu prüfen. Der italienische Botschafter, Gras Gran di, habe, so berichten die „Times", hierauf, zum Erstaunen der meisten Aus- schußmitglieder erklärt, daß er im gegenwärtigen Augenblick nicht in der Lage sei. in eine Besprechung dieser Frage einzutreten. Er habe betont, daß es sich nicht um ein technisches Problem, sondern um eine allgemeine Frage handle und daß eine Besprechung in einem technischen Unterausschuß wahrscheinlich keine praktischen Ergebnisse zeitigen würde. Lord Plymouth, der französische Botschafter Cor bin und der sowjetrussische Botschafter Maisky hätten Grandi daran erinert. daß die Zurückziehung der Freiwilligen eine Frage von größter Bedeutung für ihre Regierungen sei. Eine Ablehnung, sie zu erörtern, würde eine ernste Lage schaffen. Graf Grandi habe dann einen tiefen Eindruck im Unterausschuß hervorgerufen. als ex seine persönliche Ansicht zum Ausdruck gebracht habe, daß Italien keinen der italienischen Freiwilligen aus Spanien zurückziehen werde, bevor der Krieg nicht durch die Niederlage der spanischen Bolschewisten entschieden worden sei.
Diese Vorgänge im NichteinmischungsauS- schuß werden von der Londoner Presse zum Teil in einer übertriebenen Darstellung wiederaegeben. In den Kreisen des Nichteinmischungsausschusses dürfte man der Ansicht sein, daß zwar eine ernst zu nehmende Streitfrage aufgetaucht ist. daß es aber keineswegs eine Krise ist, die das Gesamtwerk des Nichteinmischungsausschusses aufs Spiel setzen könnte. Es handelt sich bei dem Streit um die Behandlung der Frei- willigenfrage nur um einen von einer ganzen Reihe von Punkten, dessen Wichtigkeit gewiß nicht unterschätzt werden soll, der aber, worauf von deutscher Seite in der
Dienstagsitzung nachdrücklich hingewiesen wurde, im richtigen Verhältnis zu der ge- samten Frage der Nichteinmischung gesehen werden muß. Es ist also nicht einzusehen, warum die Arbeit des Nichteinmischungsausschusses wegen Meinungsverschiedenheiten in einer Einzelfrage in Frage gestellt wer- den soll.
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Die italienische Presse ist ent- rüstet über die Haltung der englischen Presse zu der Rede, die Mussolini am 18. Gründungstag der faschistischen Kampfbünde gehalten hat. So stellt der Korrespondent des „Messaggero" fest, daß der Ton der englischen Presse Italien gegenüber in den letz- ten Tagen da? Maß des Erträglichen überschritten habe. Wenn das so weitergehe. bestehe für England die Gefahr, die guten Beziehungen zu Italien, die man müh- sam aus den Trtzmmern der wirtschaftlichen Belagerung wieder aufgebaut habe, mit einem Schlag zerstört zu sehen. Diese antiitalienische Kampagne werde von den Blät- tern aller politischen Richtungen mitgemacht, und man müsse schließlich annehmen, daß diese Einstellung aus einer einzigen Quelle geschöpft werde, was zu dem Verdacht berechtige. daß die Hetze gegen Italien von oben her gewünscht werde.
Scharfe Sprache der „Tribuna"
In schärfster Form wendet sich „Tribuna" gegen die anti-italienische Verschwörung der drei Staaten England, Frankreich und Sowjet- rußland, die „als offenkundige Helfershelfer die kommunistische Revolte in Spanien schüren und unterstützen". Das Blatt untersucht, worauf die gemeinsame feindselige Einstellung gegen das faschistische Italien zurückzuführen fei und kommt dabei zu dem Schluß, daß neben anderen Gründen hier auch besonders die Frage von Spanifch-Marokko eine Rolle spiele, das die Valencia-Machthaber als Gegenleistung für die Unterstützung Frankreichs und Englands versprochen hätten.
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Ab Ostern 1SS7: Schulreform
Oberschule - Gymnasium - Aufbauschule in ihrer neuen Form
- Berlin, 24. März
! Zum Erlaß vom 20. März 1937 hat Meichserziehungsminister Rust Uebergangs- bestimmungen zur Vereinheitlichung des höheren Schulwesens angeordnet, die im Zusammenhang mit den vorherigen Erlassen die organisatorische Schulreform zu einem 'gewissen Abschluß bringen. Die Schulreform fwird schon Ostern 1937 nach den beiden folgenden Grundsätzen durchgeführt:
^ 1. Bei den Jungenschulen werden in der Hauptschulform der Oberschule zwei Schlußfremdsprachen gelehrt werden und in der Oberstufe die dritte Fremdsprache in der Regel nur als Wahlfach betrieben werden. Die Oberstufe der Oberschule für Jungen gabelt sich bis zu einem sprachliche n und einem naturwissenschaftlichmathematischen Zweig.
2. Die Oberschule für Mädchen erhält aus der Oberstufe die sprachliche oder die Haus wirtschaftlich e Form (Frauenschule) oder beide nebeneinander. Neben Englisch als erste Fremdsprache wird in der sprachlichen Form der Oberstufe Französisch gelehrt.
Für die h ö h e re n I u n gens ch ule n sind bekanntlich vorgesehen die Oberschule als grundständige Hauptform, die in jeder Stadt mit höheren Schulen wenigstens einmal vorhanden sein muß, das Gymnasium und die Aufbauschule.
Für die Oberschule sind die Fremdsprachen grundsätzlich Englisch und Latein. Die Sexta (Anfangsklasse) beginnt daher Ostern 1937 mit Englisch. Die erste Fremdsprache, die vor Ostern begonnen ist, wird weiter geführt. In de» Klassen, die mit der zweiten Fremdsprache noch nicht begonnen haben, folgt auf Englisch und Französisch als erste Fremdsprache Latein, auf Latein als erste
Fremdsprache englisch als Hauptfremdsprache. Die zweite Fremdsprache beginnt schon im bevorstehenden Schuljahr in der Quarta (drittes Schuffahr). Ist mit der ziveiten Fremdspracht bereits begonnen, so wird sie weitergeführt. Ist mit der dritten Fremdsprache noch nicht be< gönnen, so wird erst in der Oberseknnda eins Fremdsprache als Wahlfach eingestihrt. Dis durch den Wegfall einer lebenden Sprache frei- werdenden Stunden werden in erster Linie den dentschkundlichen Fächern zngewiesen. Die durchgeführte Kürzung der Gesamtschulzeit durch Einsparung eines Jahres wird durch entsprechende Verteilung der Stoffgebiete organisch fortgeführt.
Die Gymnasie n. die in Zukunft als Nebenform noch bestehen bleiben, haben dis Sprachenfolgc Latein ab Tertia. Griechisch ab Quarta und Englisch ab Obersekunda. Danach werden Ostern 1937 diese Schulen in der Quarta mit Griechisch beginnen. Ist mit der zweiten oder dritten Fremdsprache bereits begonnen, so werden sie weitergeführt. Die Oberstufe wird nicht gegabelt.
Die Aufbau sch ulen haben Englisch als erste Fremdsprache der Anfangsklassen und Latein als zweite Fremdsprache von der Obertertia an. Auch hier wird die Oberstufe nicht gegabelt.
Mädchenschulen können entiveder Oberschulen oder Aufbauschulen sein. Hier gilt für die Sprachenfolge der Uebergangszeit der Grundsatz, daß Englisch als erste Fremdsprache ab Sexta und mit Ausnahme der Frauenschule, Französisch als zweite Fremdsprache betrieben wird. Die hauswirtschaftliche Form hat Englisch als einzige Fremdsprache. Die gymnasialen und realgymnasialen Formen der Mädchenschule werden von Ostern 1937 an, mit der untersten Klasse beginnend, stufenweise umgewandelt.
Italienisch-südslawische Zusammenarbeit
Italiens Außenminister Graf Ciano heute und morgen in Belgrad
Rom, 24. März
Außenminister Graf Ciano ist am Mittwochvormittag nach Belgrad abgereist, wo im Anschluß an die wirtschaftlichen und Politischen Verhandlungen der letzten Zeit am Donnerstag und Freitag abschließende Besprechungen mit dem jugoslawischen Ministerpräsidenten und dem Prinzregenten Fürst Paul stattfinden.
Am Vorabend dieser Besprechungen kündigt der Direktor des „Giornale d'Jtalia" an, daß der südslawische und italienische Außenminister zwei Politische und wirtschaftliche Abkommen zwischen ihren Ländern unterzeichnen werden. Damit beginne, so erklärt „Giornale d'Jtalia", eine neue Phase in der Geschichte der italie- nisch-sndslawischen Beziehungen, die vor allem ein gut freundschaftliches Verhältnis ooraussetze. _
In Bukarest ist man vom Besuch Cianos in Belgrad etwas überrascht. Offenbar hat man nicht damit gerechnet, daß die italienisch- jugoslawischen Besprechungen noch vor dem Besuch Beneschs in Belgrad und der Tagung des Rates der Kleinen Entente zum Abschluß gelangen könnten. Auch daß der Besuch Cianos unmittelbar nach dem Besuch TatarescuS in Prag erfolgt, ist anscheinend nicht erlvartet worden.
Deutsche Siechen immer Deutsche!
Gegen böswillige polnische Presseangriffe Breslau, 24. März
Auf einer Tagung des Bundes Deutscheis Osten befaßte sich der stellvertretende Gaitt lerter Bracht mit den oberschlesischen Grenzlandfrageii. Gerade wir deutschen Na-i tionalsozialisten, führte er u. a. aus, erkennen es an. daß der Angehörige eines frem, den Volkes, der schon das Schicksal tragen! muß, in einem anderen Staatsraum zu leben, sich die Liebe zu seinem Volk nicht nehmen läßt und womöglich durch wirtschaftliche und sonstige Maßnah. men in seinem Volksbewußtsein noch gestärkt wird. Wir Deutschen jedenfalls wissen, daß von allen Deutschen, die in Polen, in der Tschechoslowakei oder sonstwo außerhalb des Reiches leben müssen, daß diese Deutschen immer Deutsche bleiben, und zwar weil sie Deutsche sind. Ich kann mir nicht denken, daß die polnische Presse so unsachlich und nervös reden würde, wenn sie dieses sichere Bewußtsein der Treue jedes einzelnen Angehörigen ihres Volkstumes auch Im fremden Staatsraum hätte, wie Wik Deutsche es haben.
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Schwarzfahrt
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Berlin»
Er hob den Kopf, blickte ihr. unter etwas gesenkten Lidern hervor, lächelnd in die Augen. In dem dunklen Gesicht schimmerten die weißen Zähne.
Mil einem jähen, nicht unangenehmen Erschrecken gewahrte Erika, daß hier etwas im Gonge war. Jemand, der nur Eis essen wollte, sah einen nicht mit so einem fast hypnotisierenden Blick an. ohne etwas zu sagen.
Erika, nun doch ein wenig verwirrt und ebenfalls lächelnd, strich sich mit den Handballen über die Hüften, wie um den Mantel zu glätten: das war eine Geste, die heftiges Entzücken in Herrn Silvestre auslöste.
„Wünschen Sic noch etwas?" fragte sie.
„Ja ..." sagte er langsam, ohne sich zu bewegen, „ich möchte gern ejne Wassel dazu, wenn es geht."
Aber was er sagte, so banal es dem Sinne nach schien, war doch in irgendeiner Art hinteraründig und vieldeutig durch de» ein- 'chmeicheludeu. fast zärtlichen Tonfall, in den, er cs sagte. Er konnte, wenn er mit Frauen sprach. Musik in seine Stimme legen. Sogar wenn er um eine Waffel bat.
Erika lächelte, bog sich geschmeidig zu einem andern Tifch herüber, nahm ein Glas mit zwei in Papier gewickelte» Waffeln und stellte es vor ihn hin. „Bit—tä?" sagte sie und blickte aus den Augenwinkeln auf ihn herab. Lächelnd, kokett, abwartend.
In diesem Augenblick rief Frau Schmitz: „E-ri-ka ..
Herr Silvestre hob vielsagend eine Braue. „Erika?" wiederholte er leise, „wunderbar!"
Er hätte natürlich auch „wunderbar" gesagt. wenn sie Anastasia geheißen hätte; aber Erika klang wirklich ganz ausgezeichnet. Blitzartig siel ihm eine gewisse Betty in Mar- seille ein: >a das war eine Betty, wie sie leibte und lebte, nur jünger, schöner . . .
Erika ging mit ihrem wiegenden, lächelnden Gang zum Verkaushlikch nach ein paar Schritten drehte sie plötzlich den Kopf, drückte das Kinn gegen die Schulter und warf dem eleganten Galt noch einen Blick ans ihren glänzenden Augen zu.
Ties freilich war mehr, als Herr Silvestre au! den ersten Anhieb erwartet hatte. Ia.es war vielleicht logar 'chon zuviel. Er mußte wieder an Betty anS Marseille denken, und das waren leider keine ganz ungetrübten Gedanken. Andererseits aber «während er Eis löffelte) war er stch dessen bewußt, daß seine Schwäche für einen gefährlichen Frauenthpus mitunter auch Enttäuschungen bringen mußte.
Er hörte, wie Frau Schmitz Erika nach hinten schickte, um Kümmelbrötchen zu holen.
Als er sie wieder über das Linoleum stök- kein hörte, rief er:
„Fräulein!"
Sie trat sofort näher, kam ganz dicht an den Tisch heran, beide Hände in den Manteltaschen. den Oberkörper etwa« zurückgelehnt.
„Sie haben ein wunderbares Eis." sagte er. obwohl es wässerig und sauer schmeckte, „machen Sie das selbst. Fräulein — Erika?"
Ohne Erstaunen über das immerhin ver- wunderliche Tempo wachsender Vertraulich- keit sagte sie: „Das macht Frau Schmitz. Wollen Sie noch eirztzj'
„Noch zehn, wenn Sie mir Gesellschaft leisten." erwiderte er mit einer selbstverständlichen und entwaffnenden Frechheit.
Erika lachte: „Was fällt Ihnen ein. Ich muß doch arbeiten."
„Das gehört mit dazu. Das ist Kundendienst."
„So sehen Sie aus." erwiderte sie gurrend. „das ist doch keine Bar hier."
„Schade." sagte er. „sehr schade. Aber schließlich — Sie arbeiten doch nicht vierundzwanzig Stunden am Tage. Oder ja?"
.Natürlich nicht," lachte sie verwundert, „acht Stunden sind mir gerade genug."
„Sehen Sie," sagte er befriedigt, „dann besteht also doch eine Möglichkeit, in Ihrer Gesellschaft zehn Portionen Eis zu verzehren. Es muß ja nicht gerade hier sein."
„Na ...?" erwiderte sie gedehnt und tändelnd. „ob es Ihnen bekommen würde?"
„Wieso?" fragte er schnell, „das Eis oder — Ihre Gesellschaft?"
„Beides," sagte sie leichthin.
Sein Blick war strahlend, bewundernd, .kühn: „Und ob!" sagte er. „Jedenfalls könnte man es ja versuchen."
Sie stellte sich naiv und fragte: „Wie meinen Sie das?"
„Ganz einfach, indem ich mir erlaube. Sie für einen der nächsten Abende einzuladen."
Wie mißbilligend schüttelte Erika den Kops: „Schüchtern sind Sie aber gar nicht."
„Nein," sagte er verwundert, „warum sollte ich schüchtern sein?"
„Na. hören Sie mal! Ich kenne Sie doch überhaupt nicht!"
Herr Silvestre wußte schon seit einiger Zeit, daß er gewonnen hatte. ES waren nur noch die Formalitäten zu erledigen. Er stand auf. verbeugte sich ein wenig und sagte mit gedämpfter Stimme: „Silvestre ist mein Name," ^
Sie reichte ihm die Hand, warf zugleich einen schnellen Blick über die Schulter nach dem Laden, wo Frau Schmitz ahnungslos hantierte.
„Freut mich." sagte Erika, während er ihre Hand sanft drückte.
Er griff in die Tasche und zog eine Visiten» karte hervor, die er ihr reichte. „Ta haben Sie es schwarz ans weiß." lächelte er. Er blieb lässig gegen den Tisch gelehnt ganz dicht vor Erika stehen und blickte auf ihren Halsausschnitt. wo ein kleines Eckchen rosa Spitze sichtbar war. „Vielleicht morgen abend?" fragte er leise.
Erika wollte nicht sofort ja sagen, sie fürchtete. vielleicht keinen guten Eindruck zu machen. Sie senkte wie ein schüchternes Mäd- > chen die Lider und blickte auf die Visttenkart» v in ihrer Hand: f
Manuel Enrique Silvestre -
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Buenos Aires Berlin
„Aber das geht doch nicht" sagte sie '
zögernd, die Karte in ihrer Hand drehend.
Er wußte, daß sie nur anstandshalber zauderte und sagte: „Natürlich geht eS. Oder —", er trommelte mit den Fingern gegen die Handfläche. — vielleicht ein kleiner Othello, der Sie aus Schritt und Tritt bewacht?"
Erika wußte nicht, was ein kleiner Othello ist aber sie eniaegneke mit einigem Stolz, daß es niemanden gebe, der sie auf Schritt und Tritt bewache.
„Ich kann tun und lassen, was ich will." sagte sie mit zurückgeworsenem Kops.
„Um so besser." erwiderte er geschmeidig, „also morgen abend."
Sie blickte ihm tief und lächelnd in die Augen.
..Aber nur wenn Sie brav sind..sagte, sie in emem fremden, singenden Tonfall.
_ ^Fortsetzung solgt^