Zur Spaniensrage sagte der Reichs- Minister u. a.: „Ich kann Ihnen bestätigen, daß die Vertreter der Reichsregierung im Londoner Nichteinmischungsausschuß Vollmacht besitzen, jedem Plan zuzustimmen, der, von allen der beteiligten Staaten angenommen. wahrhaft wirksame Maßnahmen ent- hält.'
Schließlich erklärte Freiherr von Neurach zu seiner bevorstehenden Reise nach Wien: „Wenn die Haltung des Deutschen Reiches Oesterreich gegenüber in früheren
Jahren t« eine Störung des Frieden- umgedeutet wurde, so vermisse rch seit dem 11. Juli eine einzige Stimme gerade von dieser Seite, die sich ehrlich dazu entschlösse, die Regelung des deutsch-österreichischen Verhältnisses als einen wesentlichen Beitrag zur Befriedung und Entspannung anzuer- kennen. Das Merkmal meines Wiener Besuches besteht darin, daß gegen niemanden irgendwelche Abreden getroffen werden sollen und daß er seinen einzigen Sinn in der Förderung der Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten findet.'
Nach Marokko die Danzig-Lüge
Pariser Journalisten erneut im Dienst der Moskauer Unruhestifter
X Berlin. 15. Februar.
Wie aus Paris gemeldet wird, bringt die französische Presse plötzlich lehr einheitliche Meldungen übe: angebliche deutsche Staats st reichpkäne aui Danzig. So wird behauptet, daß das Deutsche Reich beabsichnge, Danzig zu besetzen und dem Reiche einzuverleiben und so den Frieden in Osteuropa zu gefährden. In anderen Meldungen heißt es wiel-er. daß bei dem augenblicklichen Iagdbesuch des Gene- ralobersten Göring und des Danziger Senatspräsidenten Greiser in Polen die Einzelheiten der Ueberleitung der Danziger Souveränität auf das Deutsche Reich besprochen werden würden. „Havas' läßt sich im Zusammenhang damit aus Warschau melden, daß man m dortigen politischen Kreisen eine derartige Entwicklung durchaus sür möglich halte und sensationelle Vorschläge des Generalobersten Göring in Polen anläßlich seines Besuches erwartet würden.
Von maßgebender Danziger Seite wird dazu u. a. folgendes erklärt: „Auf den Inhalt dieser allen tatsächlichen Gegebenheiten allzu augenscheinlich widersprechenden Lügen der internationalen Brunnenvergifter einzugehen, besteht von vornherein keine Veranlassung. Lharakteristi'ch für den Wert dieser Kombinationen ist der Umstand, daß ihre Autoren offenbar der Anschauung gewesen sind daß Generaloberst Göring und Senatspräsident Greller zu gleicher Zeit in Polen weilen, was tatsächlich nicht der Fall ist. In
Danzig wird angenommen, daß man polnt- scherseits alles tun wird, um zu verhindern, daß es den Pariser Dunkelmännern gelingt, diesen neu eingeleiteten Lügenfeldzug erfolgreich sortzusehen.'
Auch Polen gegen die Pariser Preffehetz«
Die Polnische Telegraphenagentur veröffentlicht folgende amtliche Erklärung: „Im Zusammenhang mit der sür die nächsten Tage bevorstehenden und gemeldeten An- kunft des Ministerpräsidenten Göring in Polen, der an der jährlich stattfindenden Jagd des polnischen Staatspräsidenten im Bialowiezer Forst teilnehmen wird sind in der ausländischen Presse die törichtesten Meldungen über Danzig erschienen, und zwar wird dies als .charakteristische Tatsache gerade in dem Augenblick gemeldet, wo die Frage der Freien Stadt auf Grund der letzten Beratungen des Völkerbundsrates von neuem auf dem normalen Wege erörtert werden wird und der Hohe Kommissar des Völkerbundes sich zur Uebernahme seines Postens nach Danzig begibt. Eine solche Ausstreuung von gleichzeitig alarmierenden und Phantastischen Gerüchten in einem solchen Augenblick kann nur den einen Zweck haben, die öffentliche Meinung irre zu führen und in tendenziöser Weise Unruhe zu stiften. Im übrigen ist es nicht das erstemal, daß die Anwendung derartiger Metho- den beobachtet werden kann."
Monds Neutralität
Amsterdam, 15. Februar.
In einer Anfragebeantwortung in der Ersten Kammer hat der niederländische Außenminister de Graeff erklärt, daß die niederländische Regierung die vom Führer in seiner letzten Reichstagsrede ausgesprochene Bereitschaft, Holland und Belgien als unantastbare neutrale Gebiete anzuerkennen und zu garantieren, voll würdige; einen Vertrag über die Unantastbarkeit ihres Staatsgebiets können jedoch die Niederlande nicht abschließen, da diese Unantastbarkeit sich nicht zum Gegenstand eines durch die Niederländer abzuschließenden Vertrages eigne.
In Berliner unterrichteten Kreisen wird ball festgestellt, daß diese Auffassung der Nieder- ande keineswegs im Gegensatz zur deutschen Auffassung steht. Der Führer hat ja in seiner Rede ausdrücklich betont, daß das Zustandekommen eines solchen Vertrages vom Wunsche der Niederlande abhängt. Man hat im Deut
schen Reich vollstes Verständnis für die holländische Auffassung. Für das Deutsche Reich ist einzig wichtig, vor aller Öffentlichkeit eindeutig klargestellt zu haben, daß es in jeder Form bereit ist, die holländische Unverletzlichkeit zu verbürgen und damit das Geschwätz von einer angeblich anderen deutschen Auffassung ein für allemal'gründlich erledigt zu haben.
KonrnruMWer ueverW ans Mt italienische SournaMen in Tunis
Mailand, 15. Februar.
In der norditalienischen Presse kommt höchste Erregung über den Ueberfall von Kommunisten und Anarchisten auf zwei ita- lienische Journalisten in Tunis zum Aus- druck, die auf offener Straße verletzt wurden. Tie Blätter machen dafür die Hetze eines kommunistischen Blattes verantwortlich, das gegen die Aufführung einer italienischen Filmwochenschau in unerhörter Weise Stellung genommen hatte.
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Vormarsch der nationalen Truppen östlich d«S Jarama-Flufses
Salamanca, 15. Februar.
Nach dem amtlichen Heeresbericht ist die Lage im allgemeinen unverändert. Die Madrider Division setzte ihren Vormarsch östlich des Jarama-Flufses fort und drängte die Bolschewisten trotz starken Widerstandes zurück. Im Unterabschnitt von Casa de Vacas wurde ein heftiger Gegenangriff abgeschlagen. Als Folge des gestrigen Angriffes wurden 117 tote Bolschewisten. unter ihnen ein weiblicher „Oberleutnant", geborgen und beerdigt. Im Abschnitt Carabanchel wurden 88 tote Bolschewisten, darunter ein Hauptmann, ein Oberleutnant und ein Leutnant geborgen, ferner Kinder von dreizehn bis vierzehn Jahren, die völlig bewaffnet und äugen- scheinlich als „vollwertige Soldaten" verwendet worden waren.
An der Front von Motril wurden den Bolschewisten erhebliche Niederlagen beige- bracht. Sie ließen 150 Tote und 100 Gefangene zurück. "
Sowjet«,,Simmt!Wmber" Wer Wien
X Wien, 15. Februar.
Die Behauptung, daß die Tschechoslowakei das „Flugzeugmutterschiff" der Sowjets ist, findet eine interessante und aufsehen
erregende Bestätigung: Freitag nachmMaU und Montag vormittag erschien, von der Tschechoslowakei kommend, ein Flugzeug unbekannter Nationalität über einem Außenbezirk Wiens und malte mit Rauch das Sowjetzeichen Sichel und Hammer an den Himmel. Hatte sich diele unver- schämte bolschewistische Propaganda am Freitag noch in 5000 Meter Höhe gehalten, so kam es am Montag auf 2000 Meter herunter. Sofort gestarteten Militär- und Polizeiflug- zeugen. die die Verfolgung des unverschämten bolschewistischen Propagandisten aufnah. men. gelang es nicht, das Flugzeug zum Niederachen zu zwingen, da es mit 300 Kilometer Stundengeschwindigkeit über die tschechoslowakische Grenze verschwand.
KslnnmnWnverbot im Kanton Reuenbllkg
Basel, 15. Februar.
Der Staatsrat des schweizerischen Kantons Neuenburg hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach sämtliche kommunistischen Organisationen in dem Gebiete des Kantons zu verbieten sind. Personen in öffentlichen Aemtern, die Kommunisten seien, sollen nach Annahme des Gesetzes sofort von ihren Posten entfernt werden. Verstöße gegen dieses Gesetz sollen mit Geldstrafen bis zu 5000 Frank und mit Gefängnis bis zu zwei Iah- ren sowie mit Entziehung der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft werden. Zur Behandlung des Gesetzentwurfes ist der Neuenburger Große Rat auf den 22. »Februar einberufcn
Frontkämpfer find beste Friedensträger
Empfang der Intern. Frontkämpfer-Kommission im Luftfahrtminisierium
Berlin, 15. Februar.
Den Auftakt zur konstituierenden Tagung der auf deutsche Anregung und nach dem deutschen Organisationsptan geschaffenen Permanenten Internationalen Frontkämpfer-Kommission, an der die führenden Frontkämpfer-Vertreter aus 14 Staaten des ehemaligen Feindbundes und der Mittelmächte teilnehmen, bildete ein Empfang im Reichsluftfahrtministerium durch Ministerpräsident Generaloberst Göring. Seine Ansprache an die alten Frontkämpfer war ein einziges Bekenntnis des Friedenswillens des deutschen Volkes und ein Appell an die Frontsoldaten des Weltkrieges in der ganzen Welt, Träger dieses Friedenswillens zu sein:
„Ter Kampf ist zu Ende ein neuer Weg ist freigemacht. Es war em schwerer Verlust sür die ganze Menschheit, als in diesen blutigsten Frontkämpfen bestes Erbgut der Völker zugrundeging. Ich glaube, der Weltkrieg war die letzte Warnung des Schicksals, die abendländische Kultur nicht untergehen zu lasten. Deshalb glaube ich, daß eskeine besseren Friedensträger gibt als die alten Frontkämpfer. Ich bin überzeugt, daß sie vor allen anderen ein Recht haben, den Frieden zu fordern und ihn zu gestalten. Ich erkenne das Recht der Gestaltung des Lebens der Völker in erster Linie den Männern zu, die mit der Waffe in der Hand vier Jahre lang durch die Hölle des Weltkrieges gegangen sind, und ich weiß, daß die Frontkämpfer auch am ehesten darauf bedacht sein werden, ihren Völkern die Segnungen des Friedens zu erhalten.
Man sagt so oft, es wären gerade die
Soldaten die Hauptvcrtreter einer Kriegs- Partei. Ich glaube, meine Kameraden, daß diejenigen am meisten mit dem Säbel rai- seln. die ihn niemals geführt haben. Die. die die Schrecken des Krieges nicht kennen, können von einem frisch-fröhlichen Krieg sprechen. Wir aber wissen, daß es ein furchtbares Ding ist um die letzte Auseinander- setzung der Völker. Es ist mein heißer, von Herzen kommender Wunsch, daß dieser Kon- greß mit dazu beitragen möge, die Grundlage eines wahrhaften Friedens der Ehre und der Gleichberechtigung für alle Teile zu finden. Sie meine Kameraden, müssen die Wege dazu ebnen!"
Ministerpräsident Generaloberst Göring schloß mit der Bitte an die Frontkämpfer: „Stellen Sie alles zurück, was einst die Völ<-" ker und uns trennte! Sprechen wir nicht von Prestige, nicht von Siegern und Besiegten, sondern nur von den Idealen des Frontkämpfers: Kameradschaft bis zum äußersten. Pflichterfüllung bis zum letzten und Lpfer- bereitlchaft bis zum Tode! Diese Ideale kann man auch im Dienste des Friedens jederzeit verwirklichen. Finden Sie die Sprache der Frontkämpfer, die es Ihnen gestattet, sich über Trennendes der Politik hinwea die Hand zu reichen!" Ministerpräsident Gen", raloberst Göring ließ sich darauf die Kongreßteilnehmer vorstellen und verabschiedete sich von ihnen mit Handschlag.
Zu Mittag fand ein von Botschafter von Ribbentrop gegebenes Frühstück der Kongreßteilnehmer statt. Da Ribbentrop ver- hindert war, daran teilzunehmen, hieß er die Teilnehmer in einem herzlich gehaltenen Telegramm willkommen.
Rätsel in Vene-ig
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„Weil Grumt bei seiner Behauptung blieb, daß der betreffende Patient heute noch lebe."
Teschenmacher sah in das zweite Schreiben. „Dieser zweite Brief des Professors Strozzi datiert vom 28. Mai dieses Jahres, bedauert über den einstigen Patienten Pietro Lesto Ihnen keine weitere Auskunft geben zu können. Auch über etwaige Wahnträume nach der Behandlung mit Adrenalin habe er keine Wahrnehmung gemacht. Nach einigen Höflichkeitswendungen kommt aber hier ein Passus, der mich interessiert. „Wie ich von einem meiner Assistenten eben höre", schreibt der Professor Strozzi wörtlich, „befindet sich rau Bianca Fielli eben aus der Fahrt von euyork nach Genua. Sie war Krankenpflegerin bei uns bis sie vor zwei Jahren errn Fielli geheiratet hat und ihm nach euyork gefolgt ist.
Sie hat auch den Patienten Lesto be- treut. war bei der Erweckung zugegen und hat nachher Nachtwache bei ihm gehabt. Es wäre möglich, daß sie Ihnen in der gewünschten Richtung Fingerzeige geben könnte. Da Sie, verehrter Herr Kollege, ein so großes Interesse an dem Fall nehmen, stelle ich Ihnen anheim, Frau Fielli bei ihrer Ankunft in Genua auszusuchen. Mein Assistent weiß zwar nicht, in welchem Hotel sie absteigen wird, aber er meint, es würde Ihnen sucht schwer fallen, sie bei der Ankunft des „Conte Verdi" zu finden, denn Frau Fielli hat bas hell st e Haar, das ich jemals gesehen habe . . ."
Ein gurgelnder, erstickter Laut ließ Teschenmacher abbrechen. Grioni war von seinem
Stuhl aufgesprungen und torkelte einen Schritt vorwärts. Wre Krallen griffen seine Hände nach dem Brief.
„Wo ist sie . . . wo?" bellte er. den über- raschten Kommissar aus blutunterlaufenen Augen anstarrend. Sein Gesicht hatte sich in unglaublicher Weise verändert. Jeder Nerv in ihm zuckte vor Spannung. „Her mit dem Brief! Das Helle Haar! Ter Teufel! Der Leichenschänder! Wo ist sie? Ich mutz sie haben! Ich . . . will . . . sie . . ."
Inge und Frau Oesterberg schrien vor Grauen auf. Blutdurst. Mord, blanker, nackter Mord lohte aus den Augen Grionis. Seine Finger krallten sich, als schlössen sie sich um einen Hals. Geifer stand vor seinem Munde. Mit einem rasenden Griff fetzte er das Papier aus Teschenmachers Händen lachte wahnsinnig aus. stürzte nach der Tür —
Vier, sechs kräftige Fäuste suchten ihn zu halten. Er biß, trat, rang sich los, stürrte weiter — ein Stilett blitzte Plötzlich in sei- ner Faust — Lorenz Ott warf sich mit der ganzen Wucht seines Körpers von rückwärts auf ihn. umklammerte seine Oberarme. — Ein wilder Tritt schmetterte gegen sein Schienbein, daß er in jähem Schmerz den Griff lockerte. Grioni riß sich los. brüllte wie ein Tier.
„Wo ist sie? Das Helle Haar...!" Sein irrer Blick blieb an Inge hängen. Wahnsinn. tierische Wut funkelten in seinen Augen. In Sekundenschnelle, noch ehe Teschenmacher. Valani und die Polizisten ihn fasten konnten, hatte er sich mit einem Sprung auf das aufschreiende Mädchen geworfen. Hoch in der Luft funkelte der Stahl — da war Lorenz Ott wieder über ihm, umklammerte das erhobene Handgelenk, preßte die Linke verzweifelt um den Hals des Wahnwitzigen — ein Revolverkolben schmetterte gegen die Schläfe Grionis — gurgelnd, röchelnd sank er zusammen. Noch rm Fallen griffen sein- Finger krallend ins Leere.
Polizisten. Kriminalbeamte warfen sich über den Niedergeschlagenen, ließen die Stahlsesteln um seine Gelenke schnappen. Betäubt. sastungslos sah Lorenz Ott sich um. Inge hing lachend und weinend an seinem Hals. Teschenmacher und Valani standen an seiner Seite. Beide hielten schußsertige Revolver in den Händen.
„Ich konnte nicht zum Schuß kommen" keuchte Teschenmacher. „Erst standen Sie >m Wege dann Fräulein Inge... ein Glück daß Sie ihn noch unterkriegten!'
„Wo . . .? Wo . ..?" röchelte Grioni. auS seiner Betäubung erwachend. Tie Polizisten rissen ihn empor und schleppten ihn zum Tisch. Selbst Valani fühlte ein Grausen vor diesem von Blut und Schaum beschmierten Gesicht, das nichts Menschliches mehr hatte.
„Grioni Sie sind der Mörder", rief er beide Fäuste gegen den Gefesselten ballend .und ich werde dafür sorgen, daß Sie dem Henker nicht entrinnen wie Ihr Freund kassier!"
Ein Lachen heulte durch den Raum, das alle erschauern ließ.
„Mich kann kein Henker töten! Ich bin tot! Ich... hieß einmal... Pietro Lesto!"
*
„Wer der Tote am Brenner ist? Äuch das misten wir jetzt", sagte der Kommissar Teschenmacher. feine Zigarre still in die Aschenschale legend. .Herr Niveller ist es. Ich habe neue Nachricht aus Brüssel. Ter Anzug, den der Tote trug, ist bei einem Brüsseler Schneider kür Herrn Niveller angefertigt worden. Grioni hat den Mann Germaine Nivellers ermordet wie sie selbst."
Die kleine Runde in der Loggia de? Hotel Danieli schwieg. Jeder hing seinen Gedanken nach.
„Manche Einzelheiten werden uns wohl ewig verschlossen bleiben", fuhr der Kommis
sar fort, „denn Grioni liegt m hoffnungslos ausgebrochenem Wahnsinn. Aber in großen Zügen wissen wir doch den Zusammenhang. Grioni — wie wir der Gewohnheit halber Pietro Lesto weiter nennen wollen — hat bei seiner unnatürlichen Rückkehr ins Leben damals im Hospital zu Mailand als ersten Eindruck das blonde Haar der Krankenschwester Bianca gesehen. Vielleicht war er in diesem Augenblick schon wahnsinnig. Jedenfalls hat sich bei ihm die Idee festgesetzt, daß diese Frau mit dem Hellen Haar ihn aus seiner Todesruhe aufgestört, ihm etwas Furchtbares zugesügt hat. Er ist seither nur ein halber, ein künstlicher Mensch gewesen, eine männliche Alraune wenn Sie wollen. In seinem kranken Gehirn arbeiteten furchtbare Gedanken, die sich wie ein Gift in ihn eilckraßen."
„Darum sprach er auch davon, daß Leichengifte vielleicht in dem künstlich zum Leben Erweckten wirken könnten!"
„Sehr richtig, Tr. Lesterberg. Er hat der fixen Idee gelebt, die Frau mit dem Hellen Haar töten zu müssen. Er hat sie gesucht, und sein Wahnsinn hat sich zu der furchtbaren Manie verdichtet, jede Frau umzubrlngen, in der er dieses „Helle Haar" zu erkennen glaubte. Dabei ist er mit einer so teuflischen Schlauheit und Sicherheit vorgegangen, wie sie nur der Irrsinn gebären kann. Niemand weiß, wie er Germaine Niveller in seinen Palazzo gelockt hat. aber — er hat es erreicht."
„Und ihren Mann?" warf Lorenz Ott ein. .Lllarum hat er den umgebracht?"
Teschenmacher blickte nachdenklich zur Decke empor. „Ich stelle mir vor. daß Herr Niveller auf irgendeine Weise aus die Spur seiner ermordeten Gattin gekommen ist. Es kielen ja Gerüchte um. daß Frau Germaine ein Liebesverhältnis mit einem Italiener haben sollte."
(Schluß folgt.)