And nun holt sich Mussolini einfach den Türken heraus und beginnt mit ihm ein Einigungs- und Bercinignngsgespräch, das der Beginn einer Annäherung beider Staaten sein könnte. England braucht dabei aber keine Angst zu bekommen, denn der Effekt dieses Vorgehens richtet sich automatisch und in erster Linie geizen Moskau, dessen Freundschaft bisher für die sich emporkämpseude Türkei sehr wertvoll erschienen ist. Tic außenpolitischen Niederlagen Moskaus und seine weitere unsichere innere Entwicklung hat die Freundschaft mit ihm etwas im internationalen Kurs sinken lassen.
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Ob es schon der Anfang voin Ende des heutigen Moskaus bedeuten muh, wenn Stalins Verfolgungs- und Verhaftnngswahn nun schon Hand an die Rote Armee zu legen beginnt und dafür die Front der roten Generalität gegen sich aufruft, bleibe vorläufig dahingestellt. Tatsache ist jedenfalls, dah es im Innern des roten Riesenreiches mächtig zu stinken beginnt, eine Lage, für die die Verhaftungswellen und die Thcaterprozesse mit nachfolgenden Massenerschießuugen sehr eindeutige Symptome darstellen. Die zunehmende Anarchie im
noch bolschewistischen Teil Spaniens, fortschreitende Sowjetisierungsversnche,in Frankreich, sich häufende Sabotageakte in der englischen Rüstungsindustrie und blutige Streik- Verhetzung in USA., das sind letzten Endes nur Dinge, die geeignet sind, das unaufhaltsame Erwachen der Welt über die bolschewistische Gefahr zu beschleunigen.
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Sicher, es geht langsam, uns allen oft z n langsam, aber cs steht ja an entscheidender Stelle in Mitteleuropa der beste Wächter, den sich die Welt wünschen konnte. Vielleicht ist auch die Zeit mchi mehr allznfern, wo die von der Achse Berlin- Nom ansstrahlende europäische Besrie- d u n g s m ö g l i ch k e i t solche Fortschritte gemacht haben wird, daß dann nicht nur die deutsche Wacht gegen den Bolschewismus besser gewürdigt wird, sondern auch dieser rote Weltfeind keine ernsthaften Ainagpunkte für eine Friedensstörung mehr finden kann. Wir befinden uns ganz klar auf diesem Wege, wenn auch erst am Anfang. Wem das Verdienst daran gebührt, dürfte heute nirgends in der Welt mehr zweifelhaft sein . . .
Fehlschlüsse im Pariser Autzenamt
Der Moskauer Pakt das größte Hindernis für eine Verständigung
X Paris, 5. Februar.
Mit gewissen Fehlauffassungen und Fehlschlüssen, mit denen die französische Oeffentlich- reit irregeführt wird, rechnet in der Pariser rechtsstehenden Wochenschrift „Gringoire" Raymond Recouly ab: Bei allen Verhandlungen mit dem Deutschen Reich, so schreibt er, muß man sich zunächst einmal von der Wahrheit leiten lassen, daß Adolf Hitler der absolute Führer seines Landes ist und bleibt. Gewisse wirtschaftliche und finanzielle Schwierigkeiten, deren Bedeutung man in Frankreich übertreibt, und der angebliche „Lebensmittelmangel", den man in den französischen Blättern glauben machen will, sind für das Deutsche Reich Adolf Hitlers keinesivegs unüberwindlich. Es ist ein Wahnsinn, mit die- sen Faktoren zu rechnen, um das nationalsozialistische Regime anzuzweifeln, das ebenso stark und dauerhaft ist wie das des faschistischen Italien, dessen Sturz man in französischen Linkskreisen schon so oft vorausgesagt hat. Die einzige und wirkliche Diktatur, gegen die jene Kreise aber niemals einen Vorwurf vorgebracht haben, obgleich sie mit Verbrechen und Blut belastet ist, ist die Sowjetherrschaft.
Der Führer hat in seiner Reichstagsrede, erklärt Recouly weiter, erklärt, daß das Deutsche Reich an Frankreich keine Forderungen mehr zu richten hat und daß das Deutsche Reich nicht daran denkt, Frankreich anzugreifen Alle jene, die das Deutsche Reich ohne Voreingenommenheit und wirklich unparteiisch studiert haben, haben das Gefühl, daß der Führer es mit seinen Erklärungen ehrlich meint. Der Gedanke an Krieg gegen Frankreich besteht bei den führenden deutschen Männern nicht. Das größte Hindernis, das das Deutsche Reich von Frankreich trennt, ist der Moskauer Pakt. ^
Wenn man aber — wie es oft genug geschehen ist, — der französischen Oeffentlichkeit vormachen will, daß das Deutsche Reich nur auf die Kündigung dieses Paktes warte, um sich seinerseits mit Räterußland zu verständigen bzw. an die Stelle Frankreichs zu tre
ten, so täuscht man sie bewußt. Die Abneigung des deutschen Volkes ist viel zu lief verankert Wenn man von Sowjetrußland spricht, als ob cs sich um ein Negierungssystem handle wie jedes andere, so entstellt mau die Wahrheit. Denn das Unannehmbare und Unverzeihliche des bolschewistischen Regimes liegt darin, daß es im Kampf mit einer Anzahl von Grundsätzen steht, in denen man das Fundament der Zivilisation erblicken muß. Dieses Regime versucht durch die verbrecherischesten Mittel bewußt diese Grundsätze zu zerstören, und es gefährdet dadurch den Bestand der zivilisierten Welt. Gegen diesen verbrecherischen Einfluß und in diesem Abwehrkampf gibt es auch außerhalb der deutschen Reichsgrenzen eine große Anzahl von Männern, die den Sieg über den bolschewistischen Weltfeind wünschen.
Lliat d'Srfay wälzt neue Wklpläne
Paris, 5. Februar.
Wenn G r ü n b a u m-P er t i n a x vom „Echo de Paris" und Psri von der kommunistischen „Humanitö" — Psri ist außer- dem Mitglied des auswärtigen Kammerausschusses — richtig-unterrichtet sind, so hat das französische Außenministerium der Tür- kei und den Staaten der Kleinen Entente einen „allgemeinen, gegenseitigen Beistandspakt" angeboten, der nach der Meinung des Kommurüstenblattes „Ausdruck der Verstärkung des gegenseitigen Beistandes zwischen Frankreich und allen seinen „Freunden" sein soll. Die Frage, ob die Türkei und Süd- slawien auch mitmachen, bleibt in den Pariser Blättern zunächst unerörtert.
EngerezusamMnarbejt-erNeutrMil
Den Haag, 5. Februar.
Die Niederländische Regierung hat die Negierungen der skandinavischen Staaten, Belgiens und Luxemburgs zu einer Ende Februar im Haag abzuhaltenden Sachver- ständigen-VorbesPrechung über die Möglichkeiten einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit dieser der Osloer Konvention angehörenden Staaten eingeladen.
^aelrrrelrten aus aller Welt
Neichskriegertag 1937
Der alljährliche Reichskriegertag des Deutschen Neichskriegerbundes <Kyffhä»serbund), findet am 26. und 27. Juni in Kassel statt.
Eröffnung der „Münchener Frühjahrs- Ausstellung 1937"
Am Freitag wurde in der Neuen Pinakothek die „Münchner Frühiahrsausstellung 1937" durch Staatsminister Gauleiter Adolf Wagner feierlich eröffnet. Sie umfaßt weit über 500 Kunstwerke und steht unter dem Leitsatz ..Tee Figur und Komposition in Vild und an der Wand".
ll./Inf.-Neg. 69 übernimmt die Tradition der Deutsch-Ostafrika-Schutztrnppe
In Wandsbcck-Ienfeld wurde dem II. Bataillon des Infanterie-Regiments 69 die Tradition der ehemaligen Schnhtrnppe in Deutsch-Ostafrika von General Lettow-Vorbeck feierlich übergeben.
Oesterreichische Zugspitzbahn verkauft
Nach längeren Verhandlungen ist die Bavrisibe Zngspitzbahn AG. praktisch Besitzerin auch der österreichischen Zngspitzbahn geworden Das Land Tirol wird auch weiter im Aussichtsrat beider Unternehmungen vertreten sein.
Zwei französische FlottenrttstungsPIane
In Paris werden gegenwärtig zwei verschiedene Flottenrüstungspläne ausgearbeitet. Der erste sieht den Bau von fünf 3b 090-Tonnen - Großkampfschiffen (außer den bereits in Bau befindlichen zwei), von zwei 15 OOO-Tonnen-Flugzeug- trägern, zehn 8000-Tonnen-Kreuzern, Zerstörern und U-Booten, insgesamt 39 Einheiten mit einer Gesamttonnage von 273 000 Tonnen vor. Der zweite Plan sieht nur drei Großkampsschisfe. je- doch eine entsprell'end größere Anzahl von kleineren Schissen vor.
Polens Abwehrkampf gegen Bolschewismus
In Luzk (Wolhynien) wurden 53 Personen wegen umstürzlerischer Tätigkeit und Zugehörigkeit zur illegalen kommunistischen Partei der
MchsM als Mimin -rs
Aufruf des R»ichspostministers an die Gefolgschaft
Berlin, 5. Februar.
Neichspostminister Tr. h. c. O h n e-s o r g e hat an die Gefolgschaft der Deutschen ReichZpost einen Aufruf gerichtet, in dem es u. a heißt: „Wir haben nur auf den Führer zu fehcn als stärksten Hort für Bolk und Reich und können Zuversicht und Stärke finden nur in dem Glauben an seine Sendung. Znm andern müssen wir uns stets unserer besonderen Verpflichtung gegenüber den Volksgenossen bewußt sein. Schließlich aber müssen wir unsere Verpflichtung gegenüber unseren Kameraden erkennen. Bleiben wir immer zusammengeschlossen zu dem engen Kameradschaftsblock, der dann auch dem Führer in unserer Verwaltung ein zuverlässiges Bollwerk nationalsozialistischer Staatsführung garantieren wird. Nicht Dienerin irgendwelcher Interessengruppen, sondern Dienerin des gesamten Volkes und stille Helferin am Werke unseres Führers zu sein, ist Aufgabe der Post."
Prager Kommunisten werben weiter
X Prag, 5. Februar.
Trotz wiederholter Haussuchungen in den kommunistischen Parteifekretariaten tn der Tschechoslowakei setzen die Kommunisten ihre Werbetätigkeit für die „Internationale Brigade" in Spanien mit womöglich wachsender Frechheit fort So wurden erst dieser Tage 25 Studenten eines südslawischen Studentenheims in Prag über Frankreich nach Spa-
Wcslukrame zu Gefängnisstrafen zwischen zwei und zehn Jahren verurteilt.
Natürlich steckt Moskau dahinter
Bei den Zusammenstößen in einer Vorstadt von Tunis anläßlich einer Lebeiismittelverteilung wurde festgestellt, daß die Eingeborenen von bol. schewistischen Agenten anfgeheht wurde». Mehrere dieser Hetzer wurden verhaftet und sehen ihrer Bestrafung entgegen.
Polnische Juden nach Mittelamerika?
Wie unser Pariser gl.-Mitarbeiter meldet, soll der Präsident der Dominikanischen Republik sich bereit erklärt haben, eine Million Inden aus Pole» anfznnehmen und ihnen Ansiedlnngser- leichternngen. sowie Steuerfreiheit für niedrere Jahre zu gewähren. Eine Bestätigung der Nich. tigkcit dieser von französischen Nachrichtenstellen verbreiteten Meldung bleibt abzuwarten.
Gesetz gegen den Bolschewismus in Chile
Das chilenische Parlament hat ein Gesell zur Sicherung des Staates verabschiedet, das B"-rn- ten die Zugehörigkeit zur kommunistischen Partei verbietet und der Neaierung alle Vollmachten zur Niederringung des Bolschewismus gibt.
Englisches U-Boot unter Wasser beschädigt
Das englische Unterseeboot „Swordfish" stieß, als es sich an einer Flottenübnng ans der Höhe von Portland Bill beteiligte, in einer Tieie von 25 Meter gegen ein Hindernis. Das II-Boot wurde leicht beschädigt. Durch den An- prall wurde eine geheime Horchvorrichtung, die sich unter der Wasserlinie des Bootes befindet, weggerissen.
Dürre in Rordbrasilien
In der nordöstlichen brasilianischen Provinz Caera herrscht »ine verhängnisvolle Trockenheit. Unter der Bevölkerung droht eine Hungers- not auszubrechen. Tausende von Arbeitern und Bauern flüchten in die Städte. Die Behörden haben von der Negierung Hilfe angcfordert.
men verkrachtet. In Tentsch-'Vrod gelang es der Gendarmerie, die Abreise eines von den Kommunisten für Rotspanien angeworbe- nen Ortsbewohners zu verhindern: bei einer Haussuchung im kommunistischen Kreissekre- tariat konnte aber festgestellt werden, daß bereits sechs andere Bewohner des Orte? das tschechoslowakische Staatsgebiet verlassen und sich über Paris nach Barcelona begeben hatten.
Paris vsr einem ^msiag?
lll. Paris, 5. Februar.
In der französischen Hauptstadt sieht man dem dritten Jahrestag der blutigen Znsaiw menstöße vor der Kämmer am 6 Februar 1984 mit einiger Beunruhigung entgegen, da die Kommunisten eine große ..Volkssront"- Knndgebling Planen, der die Sozialisten Blums bereits zngestimmt haben. Auch der linke Flügel d'er Radikalsozialisten ist bereit, mitzumachen. Für den Fall des Zustandekommens der Kundgebung wird ein verstärktes Sicherheitsauigcbot bereitgestellt werden, um befürchtete neue Zusammenstöße verhindern.
Britische Richteinmischunssaniwort
X London, 5. Februar.
Nach einer Meldung des diplomatischen Mitarbeiters des arbeiterparteilichen „Daily Herald" hat die britische Negierung auf eine Anfrage des Nichteinmischungsausschusses geantwortet, daß sie in allen Punkten dem allgemeinen Freiwilliacnverbot und dem beabsichtigten Kontrollplan zustimmt.
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4l LovvrlgSt bo Earl Duncker-Veriaa. Berlin
„Wie soll ich das heute noch wissen!" ries Morati frech. „Man zählt doch nicht seine Schritte, daß man sie nach vierzehn Tagen noch genau Herleiern kann! Wahrscheinlich bin ich spazierengegangen."
„Haben Sie einen Zeugen, mit dem Sie in jenen Stunden beisammen waren?"
Morati dachte nach. „Nein, nicht daß ich wüßte."
„Abführen!" befahl der Kommissar. „Er bleibt in Haft. Verdächtig des Mordes an Giulia Nuocco."
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„Wahrscheinlich heißt er weder Morati noch Pazzi". sagte der Kommissar Valani zu seinem, österreichischen Kollegen, als der Gefangene abgesührk war. „Ah. was das für eine Genugtuung wäre, den Burschen zu überführen und den Mörder der armen Giulia dem Gericht zu überliefern! Darf ich Sie bitten, Signorina, dieses Protokoll zu unter- schreiben. Ihre bestimmte Aussage ist von allerhöchster Wichtigkeit."
„Hier ist auch noch ein anderes Protokoll, das Sie interessieren dürfte, Signor Teschen- macher", fuhr der Venezianer fort, nachdem er Inges Unterschrift sorgfältig abgetrocknet hatte. „Ich mar gestern mit den angekommenen Herren aus Grenoble nn Hotel Bauer- Grünwald und habe ihnen unauffällig den Herrn Tr. kassier gezeigt. Wie Sie hier sehen, erklären die Herren einstimmig, daß es sich nicht um den ihnen bekannten Tr. kassier aus Grenoble handeln kann."
Tejchenmacher las aufmerksam deS Schrift- stück.
„Hm. Hier macht einer der Herren, der Arzt Jean Deschamps. aber zu seiner Erklärung den ausdrücklichen Vorbehalt, daß er kassier seit sechs Jahren nicht gesehen hat. und fügt vorsichtig hinzu, daß ihm eine we- sentliche Veränderung durch Tropenklima oder Krankheit immerhin möglich erscheint."
Ter Italiener lächelte überlegen.
„Ein alter, vorsichtiger Herr! Ich für meine Person hege nach dem Urteil der Zeugen aus Grenoble keinen Zweifel mehr, daß Tr. kassier — nicht Tr. kassier ist."
Teschenmacher seufzte.
„Lieber Herr Kollege, wir wissen doch, wie wenig beweiskräftig solche Zeugenaussagen sind, wenn es Ernst wird. Besonders da die Herren allesamt ein bißchen unter dem Eindruck der ihnen vorgelegten Photoaufnahmen stehen. Sie haben nun einmal auf die Bilder hin erklärt, der Mann sei nicht Dr. kassier aus Grenoble und werden nicht gern zugeben, daß sie sich geirrt haben, selbst wenn sie eine Aehnlichkeit mit kassier erkennen. Fragt sich, ob sie ihre Aussage auch dann ausrechterhalten. wenn sie erfahren, daß ihr Zeugnis ihn eventuell — dem Henker überliefern kann."
„Ich hoffe doch, Signor Teschenmacher."
„Na, schön." Ter Oesterreicher schüttelte ihm zum Abschied die Hand. „Wenn's schlechte Erfahrungen machen sollten mit den Herren Zeugen, dann rufen Sie mich bitte. Ich Hab auch noch einen Zeugen, der keine Bilder gesehen hat und der uns dann ganz bestimmt sagen kann, ob wir den Dr. kassier aus Grenoble vor uns haben oder nicht."
„Wen meinten Sie damit, Herr Teichen- wacher?" fragte Lorern Ott verwundert als er mit Inge und dem Komnusjar zum Hotel
zurückging. Der Oesterreicher schob die Schultern hoch.
„Ich kann mich doch vor meinen italienischen Kollegen net lumpen lassen", meinte er gemütlich. „Ta Hab' ich mich auch ein bisserl hinter die Sache geklemmt, und mein Freund aus Paris hat da in einem kleinen Nest an der Seine noch einen Menschen ausgestöbert, der den wirklichen Tr. kassier aus Grenoble kennt. Der Name tut nichts zur Sache. Gestern mittag ist mein Pariser Kollege mit dem Zeugen eingetroffen. Wenn's nötig wird,
stell ich ihn dem kassier gegenüber."
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Es geschah noch allerlei an diesem heißen Jnnltag in Venedig. Um vier Uhr nachmit- tags hatte Teschenmacher im Hotel Daniel! eine neue Aussprache mit Signor Griom.
„Ich finde keine Ruhe mehr, seitdem all dieses Furchtbare in meinem Hause passiert ist", klagte der Venezianer, nachdem er seinen Gast auf das zuvorkommendste bewirtet hatte. „Am liebsten möchte ich wieder fort- reisen. Nach Püris. wo ich mich seit Jahren am meisten aufgehalten habe und am wohl- sten fühle. Aber das geht ja nicht. Es ist selbstverständlich meine Pflicht, hier zu bleiben, bis die Mordsache aufgeklärt ist."
„Ja. das erscheint im Interesse der Sache wohl geboten." Teschenmacher nahm dankend die Zigarette, die ihm Grioni osserierte und zündete sie an. „Wie stellen Sie sich denn übrigens jetzt zu Dr. kassier? W'r haben ganz bestimmte Zeugenaussagen, daß er keinesfalls mit dem Dr. kassier aus Grenoble identisch ist. als den ihn sein Paß answeist."
Grioni furchte die Stirn.
„Ich kenne ihn nur als solchen, und bisher hatte ich keine Ursache, an der Wahrheit seiner Behauptung zu zweücln. Aber wenn Sie, wie Sie sagen. Beweise haben — nun.
es mag ia möglich sein, daß er mir einen falschen Namen angegeben hat."
„Hm. Finden Sie es nicht, gelinde gesagt, merkwürdig, daß der Mann, dem Sie Ihr Haus geöffnet haben, behauptet. Sie hätten ihm in Paris einen falschen Paß verschafft?"
Grionis Gesicht wurde abweisend.
„Er muß wohl seine Gründe haben zu dieser Lüge. Ich kann nur nach wie vor versichern. daß von falschen Pässen nie zwischen ihm und mir die Rede war."
„Und — sagen Sie doch bitte mal. Herr Grioni — kennen Sie nicht einen gewissen Pazzi?"
„Pazzi? Pazzi?" Der Venezianer dachte nach. „Ja, ich kenne ein Fräulein diestS Namens. Estella heißt sie mit Vornamen. Sie ist Verkäuferin im Basar Talesandro in der Merceria. wo ich öfter Wäsche und andere Kleidungsstücke gekauft habe. Was ist denn mit ihr?"
„Gar nichts. Herr Grioni. Ich dachte an einen Mann dieses Namens."
„Nein, einen Herrn Pazzi kenne ich nicht."
„Na. ist auch belanglos." TeschenmacherS Blick war aus die Couch am Fenster gefallen und er lachte plötzlich überrascht. „Wie denn, Signor Grioni? Haben Sie einen kranken Fuß? Das merkt Ihnen wirklich kein Mensch an!"
„Wieso? Meine Füße sind gottlob gesund »nd normal."
„Ich meine nur — die Fußbekleidung
da . .
Grioni folgte dem Blick seines Gastes, und einen Augenblick verfinsterte sich sein Gesicht jäh. Er verbarg es. indem er schnell zu der Couch hinging »nd den Stiefel, der unter 'hr hervorlugte. mrt dem Fuß ganz ins Zimmer schleuderte.
(Fortsetzung sotgt).