SckrvaiswaWMackt

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Nationalsozialistische Tageszeitung

Calwerlaablalt

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Amtliche Zeitung äer N. §. v. A. p.

Alleiniges Amtsblatt für alle Stadt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Ealw

Nr. SS

Calw, Samstag, 6. Februar 1937

4. (111.) Jahrgang

Blutige Anruhen in Moskaus Arbeitervierteln

Kleirrtarrks gegen Arbeiter und Studenten Mehr als fünfzehn Todesopfer

Warschau. S. Februar.

I« den späten Abendstunden kam es gestern in Moskau zu schweren Ausschrei­tungen. In den Arbeitervierteln sauden Massenansammlungen statt. Drohende Rnfe gegen Stalin wnrden überall ausgeftohcn. Im Zentrum der Stadt kam es zn Zusam­menstöße» zwischen Sowjet-Miliz und einigen hundert Studenten, die unentwegt riefen: Doloi Stalin«!" (Nieder mit Stalin!).

Der Volkskommissar für Inneres, Jeschow, mobilisierte schließlich die sogenannten Zivil- trnppcnderGPU., die mit einigen Sal­ven die Ansammlungen zerstreuten. Ueber sünszehn Tote blieben am Platze, etwa vierzig Personen wurden verletzt. Bei den Aktionen kamen zum erstenmal die für Stra- ßcnunrnhen konstruierten Kleintanks znr Verwendung. Die gestrigen Unruhen sind ans die äußerst großen Lebensmittelschwierig­keiten und die letzte« Massenverhaftungen zu­rückzuführen. Aus Moskau gehen jede Nacht Deportiertcnzüge nach Sibirien. Von -er GPU. werden tägliche Massen-Ver­haft«« ge« -nrchgeführt.

Nach in der finnischen Hauptstadt au? Svwjetrußland eingegangenen Berichten hat Moskau die schärfste Zensur an der Grenze verhängt, um keine Nachrichten über die inncrpolitischen Vorgänge in Sowzetruhland ins Ausland gelangen zu lassen. Selbst Rei­fende, die ihren Ausreisevermerk bereits be- kommen hatten, wurden an den Grenzstatio­nen angehalten und zur Rückreise gezwun­gen. Einige wenige dennoch über die Grenze gekommene Reisende berichten aber, daß Stalin sogar die Absicht hat, den jüdischen Verkchrskommissar Lazar Kaganowitsch seinen Schwiegervater!'abzusetzen und vor ein Gericht zu stellen, wenn die Miß­stände im räterussischen Eisenbahnwesen nicht endlich abgestellt werden. Die Stellung Kaganowitsch' gilt jedenfalls als schwer er- schüttelt.

Nicht weniger Aufsehen hat die Plötzliche Zurückberufung des Kriegskomnnssars Wo- roschilow nach Moskau hervorgerusen, der sich gerade auf einer Inspektionsreise in Leningrad befand. Es heißt, daß Woro- schilow sich weigert, mit dem Chef der GPU., Jeschow, zu verhandeln, weil er über­zeugt sei, daß der frühere sowjetrussische Militärattache in London, General Putna, zu Unrecht festgenommen wurde. Zwölf Chefs von Militärbezirken haben Woroschi- low gebeten, den Verhaftungen von Ossi-

zreren oer Noren Armee durch die GPU. Ein­halt zu gebieten. Am 16. Februar soll nun auf Vorschlag Woroschilows das Plenum des Zentralaüsschusses der Kommunistischen Partei zur Besprechung politischer Fragen, insbesondere jener der Opposition, zusam- mentreten.

Die im letzten Theaterprozeß verurteilten früheren Sowjetbonzen Radek -- Sobelsohn. Sokolnikow - Brillant, Arnold und Stroilow find unter starker militärischer Be­deckung nach Nertschinsk in Sibirien verschickt worden, das schon in der Zarenzeit Berbannunasort war.

Die schwedische Presse beschäftigt sich mit einer Meldung ans Narvik, dem bekannten Erzhafe« im nördlichsten Norwegen, über das Anftauchen eines sowjetrnffischen U-Bootes im Ofotenfjord. Man vermutet, daß die Bol­schewisten sich durch neue Stützpunkte in Nord- norwegcu günstigere Verhältnisse für die etwaigen Operationen ihrer Eismeer - Flotte schaffen.

Sir Neiile Heniersm

der neue britische Botschafter in Berlin London, 8. Februar.

Der englische König hat, wie Reuter meldet, der Ernennung des bisherigen britischen Bot­schafters in Argentinien und Paraguay, Sir Nevile M.Henderson, zum britischen Bot­schafter in Berlin zugcstimmt.

Sir Nevile Hendcrson ist 55 Jahre alt. Er steht seit 32 Jahren im englischen diplomati­schen Dienst und ist seit 1935 Botschafter in Buenos Aires und zugleich Gesandter bei der Republik Paraguay. Vorher war Hendcr­son von 1925 bis 1935 Gesandter in Belgrad. Er konnte sich besonders guter Beziehungen zu dem in Marseille ermordeten König Alexander von Jugoslawien erfreuen. In seiner diplomatischen Laufbahn hat Hendcr­son in Paris, Petersburg, Tokio, Nom, sowie Istanbul und Kairo gewirkt. Er ist, wie viele der englischen Diplomaten, in Eton erzogen worden.

Neuer Angriff auf Malaga im Gange

Kriegsschiffe und Flugzeuge der Nationalisten bombardieren die Stadt

sl. Salamanca, 5. Februar.

Am Donnerstag hat der neue Großangriff der unter dem Befehl des Generals Oueipo de Llano stehenden nationalen Südarmee auf die Hafenstadt Malaga begonnen. Von Marbella im Südwesten der Stadt her sowohl wie auch vom Antequerra-Abschnitt nordöstlich von Malaga her dieser Ab­schnitt ist dem bisher vor Madrid befehligen­den General Var ela unterstellt worden rücken die nationalen Truppen vor. Die Panzerwagen Varelas haben bisher kaum Widerstand gefunden. Varelas Truppen haben alle Gebirgsübergänge nach Malaga und den Ort Ojen fest in der Hand.

Gleichzeitig liefen sämtliche Einheiten der nationalspanischen Flotte mit dem Kreuzer Canarias" als Flaggschiff auch General Oueipo de Llano befindet sich an Bord aus Algeciras aus und erschienen vor Ma­laga. In Zusammenarbeit mit den natio­nalen Bombengeschwadern belegten sie Ma­laga den ganzen Tag über mit schwerstem Feuer, wobei zahlreiche Brücken Eisenbahn­anlagen und Befestigungen zerstört wurden. Auch die Stadt selbst hat schwer gelitten, da bereits zur Mittagsstunde an mehr als

Va8 bleueste in Kür^e

Oie letrten Lreixnisse äug »Iler Vi^elt --

Gestern nachmittag empfing der Führer und Reichskanzler den Reichsbankpräsidcnten Dr. Schacht sowie Vertreter der Beamte«, Ange­stellten und Arbeiter der Reichsbank. Dem Führer wnrde eine Urkunde überreicht, in der die Gefolgschaft der Rcichsbank ihre Freude «nd ihren Dank über die Befreiung der Reichsbank von den letzten internationalen Bindungen «nd ihre völlige Rückführung unter die Hoheit des Reiches z«m Ausdruck bringt «nd hem Führer auss Nene Trene Selobt wird.

Der Reichsbauernführer, Reichsminister Dr. Goebbels und -er Jngendführer des Dent- schcn Reiches haben einen Aufruf erlasse«, in welchem zur Schaffung von Schwimmbädern ans dem Lande anfgefordert wird. I« Zu- knnft soll jeder deutsche Junge und jedes deutsche Mädel schwimmen können »nd späte­stens bis znm Ausscheiden aus der HI. bezw. dem Bund deutscher Mädel das Freischwim- werzengnis besitzen.

Den Auftakt zur S. Reichsstraßcnsammlung lÜr das WHW., die von den Frontsoldaten des Krieges Schulter an Schulter mit -er lange» Generatio« -nrchgeführt wird, bildete Sester« in Berlin eine Großknndgevnng im Sportpalast. Stellv. Ganleiter Gtaatsrat Gör- Ktzcr, SA.-Obergruppenführer v. Jagow «nd Rcichskriegsopferführer Oberlindober richte­

ten in anfrüttelnden Worten einen eindring­lichen Appell zu weiterer Einsatz- und Opser- bereitschaft an das deutsche Volk.

Einen Einblick in die Verhältnisse in de« bolschewistischen Ä»ieu au der spanischen Südfront gibt ei« Rückzugs-Ausruf der bol­schewistischen Brigade, in dem es heißt, baß die Schuld an de« gegenwärtigen Schwierigkeiten znm großen Teil de« bolschewistische» An­führer« znznschreibeu sei, die sich vor dem Kamps drückte« «nd ihre im Ausland befind­lichen Mittelsmänner nicht -az« auhielte«, bessere Waffen zu kaufen.

Pariser Blättermeldnnge« znfolge ist die Bevölkernng verschiedener Ortschaften an der französtsche« Atlantik-Küste t» hellster Ans- regnng über Leichenfnube, die seit einiger Zeit täglich am Strande gemacht werden. Es dürfte sich um Opfer der Bolschewisten in Spanien handeln.

I« Prag ist der Advokat Dr. Paul Parkns verhaftet worben. Er steht im Verdacht, dem Orden der Dominikaner» dessen Rechtsvertre­ter er war, 6 65V VV« Kronen vernntrent zu haben.

Präsident Roosevelt unternahm gestern einen weiteren sensationellen Schritt zur Stärknng der Zentralgewalt ln Amerika. Nachdem er erst kürzlich eine Reform der Bundesverwaltung angekündigt hat, über­sandte er jetzt dem B«ndesko»greß eine lauge «nd sehr deutliche Botschaft, in der er das Bundesgerichts-System als vollkommen ver. altet bezeichnet.

zwanzig Stellen Feuer ausgebrochen war. Mehrere im Hafen liegende Sowjetdampfer wurden erheblich beschädigt; ein bolschewisti­sches Kriegsschiff soll nach bisher allerdings unbestätigten Nachrichten versenkt worden sein.

Die Bolschewisten raffen auf Befehl des Sowjetbotschafters Moses Nosenberg-Jsrael- sohn alle verfügbaren Kräfte zusammen, um die Stadt nach Möglichkeit zu halten. Wie gering sie aber selbst ihre Aussichten beurtei­len, geht aus einer Aeußerung*des General­sekretärs der spanischen Kommunistischen Partei, Robert Diaz, hervor, daß die Kom­munisten im Falle der Einnahme der Stadt durch die Nationalen Malaga völlig zerstören und nur einen Trümmerhaufen zurücklaflen würden. Uebrigens mußten die Bolschewisten den »großen Belagerungszustand" über Malaga verhängen, weil die Bevölkerung in aroßen Kundgebunaen die lleberaabe ter Stadt gefordert hatte. Die Milizsoldaten sind ermächtigt worden, jede ihnen verdächtig vorkommende Person kurzerhand, nieder­zuschießen.

Bor Madrid haben die Regengüsse, die das Gelände fast unpassierbar gemacht haben, wohl ausgehört, doch ist mit größeren Unternehmungen in den nächsten Tagen noch nicht zu rechnen. Nur die nationalen Flieger entwickeln eine rege Tätigkeit. So wurden die bolschewistischen Stellungen von einem aus 30 Flugzeugen bestehenden Ge­schwader mit Bomben belegt, so daß die Bolschewisten ihre Stellungen zeitweise räu­men mußten. Auch die Artillerie hat ihre Tätigkeit wieder ausgenommen.

Dolkskundgebungen gegen Azana

Wie aus Valencia berichtet wird, ist der sogenannte »Staatspräsident" Rotkpa- niens, Azana, unter großer militärischer Bedeckung zu Unterredungen mit den ande­ren bolschewistischen Oberhäuptlingen dort eingetrofsen. Kaum war seine Ankunft be­kannt geworden, als sich vor feiner Woh­nung eine große Menschenmenge versam­melte, die zu seinen Fenstern hinaufschrie: Gib uns Brot und Frieden! Mache Schluß mit dem Bürgerkrieg!" Bolschewistische Gar­den schritten brutal mit Lastkraftwagen gegen die Menge ein; einige Knndgeber wur­den verletzt eine größere Anzahl verhaftet.

Balenkia-Mairbiten werben misch

London, K. Februar.

Auf den Protest der bri.rjchen Regierung bei den bolschewistischen Oberhäuptlingen in Valencia wegen des Fliegerangriffes auf das britische SchlachtschiffRoyal Oak" haben die Banditenführer geantwortet, daßmög- licherweise ein versehentlicher Bomben­abwurf" erfolal sei.

KsMfchs Wochenschau

Im Ngon üer kuiirerreii« / Llltsprmnllng lürket Ilslien / TksLierpraresüe unil Llas^eii- erscdi^wngeir in Aloskmi

Von kUtr N r a u ii

Die europäische Diplomatie stand in der ver­gangenen Woche noch sehr stark im Bann der großen Führerrede. Diese einzigartige Rede war so zwingend, daß es mancherorts allerlei Anstrengungen bedurfte, um ein allzu positives Echo der europäischen Oeffentlichkeit zu verhindern! Aber trotz allem ist die tiefe Wirkung dieser Rede sowohl auf die breite Öffentlichkeit der Völker wie auf die ehrlich den Frieden wollenden Regierungen und Regie- rnngsaruppen unverkennbar.

Der französische Außenminister anwortete sogar umgehend und versuchte sein besseres optimistisches Ich dabei sprechen zu lassen. Er glaubte, gefunden zu haben, daß sich Deutschland und Frankreich im Ziel einig seien, nun unterscheide man sich nur noch in der Methode, im Weg. Das ist etwas zu salopp aufgefaßt, vor allem, solange man dann im gleichen Atemzug sagt, daß der fr a n z ö s i s ch - sowjetrussische Pakt ein Element des Friedens sei! Die Einigkeit im Ziel des Friedens ist so selbstverständlich, daß ihre Be­tonung schon beinahe verdächtig zu wirken im­stande ist! Aber die Einigung über den Weg zum Frieden ist doch schon lange das große Thema, und solange man sich hier so scharf unterscheidet, wie es heute eben noch der Fall ist, solange hilft auch eine gutgemeinte retho- rische Bagatellisierung der Unterschiede nicht weiter. Im Gegenteil!

Im englischen Kabinett scheint man sich im Laufe oer Woche eingehend mit den Worten des Führers befaßt zu haben. Man ist dabei hoffentlich neben der Befriedigung über dasEnde der Uebcrraschungen" zu der Ueberzeugung gekommen, daß zur Anglei­chung der Standpunkte wi?hl auch einmal London etwas von der Stelle rücken müßte.. Es ist schon viel erreicht, wenn allmählich die Schwerhörigkeit in bezug auf die den t- scheu Kolonialansprüche sich bel­fern und man in London cinzusehcn begin­nen würde, daß der zweite Vierjahresplrn so wenig wie der erste zum Vergnügen m die Welt gesetzt wurde und jederzeit ausweckftl- und aushandelbar sei! Die Vorlesung über Revolutionen und Bolschewismus sollte zu­dem auch in England so langsam das Ver­ständnis über die wahre Lage Europas und unserer ganzen Zeit öffnen. Jedenfalls hat man den Eindruck, als ob die Führerrede gewirkt hat und noch nachwirkt wie eiwi ein kurzer, aber gründlicher Durch-ng friie er Luft in einem Zimmer voll dumpser, schlech­ter Wohlgerüche . . .

Inzwischen steht die Zeit nicht still und sie arbeitet wahrhaftig wenigstens lange nicht so sehr für die Moskowiter, wie diese immer noch für Valencia und Barcelona arbeiten. Mussolini hat nach der vorläufigen Bei­legung der Mittelmeerspan- nung zwischen Italien und England frisch das nächste große Problem angepackt, das im östlichen Mittelmeer liegt und an sich zwar auch England heißt, aber auf dem Umweg über die Türkei. Zwischen der Türkei und Italien besteht seit Jahr und Tag kein gutes Verhältnis. Tie Türken sind der Ansicht, die italienischen Inseln im ägäischen Meer säßen zu nah an ker tür­kischen Westküste. Die.kei, die übrigens mit sehr bamerkenswerten Riesenschritten der Großmachtstellung zusteuert, was ihr Sieg in der Sandschakfrage gegenüber Frankreich wieder einmal zeigte, war bisher im Mittcl- meer der gegebene Partner Moskaus und Londons. Das zeigte sich besonders deutlich in der Meerengenkonferenz von-»Montreux 1936, als sich Ankara, London und Moskau überraschend schnell einig wurden, ohne das wegen der Sanktionen abwesende Italien dazu zu brauchen. England leistete sich da­mals einen Geniestreich, dessen eS heute noch nicht froh werden konnte: es ließ die Sowjetrussen durch die Dardanellen ins Mittelmeer herein, wogegen die Türkei nichts einzuwenden hatte, da sie gleichzeitig di« Hoheit über die Meerengen wieder erhielt.^»