den Schimpf nicht verdient, mit dem sie beworfen wird. Den Slaven, für deren Befreiung angeblich Rußland den Krieg führt, führt dieses Vorgehen die Segnungen seiner wahren Kultur, seiner wahren Freiheit und seiner Moral vor Augen. — Das „Deutsche Volksblatt" erinnert übrigens daran, daß Cre- miaux in Paris 1870 auf den Kopf König Wilhelms von Preußen und später die Japaner auf den Kopf Rennenkampfs hohe Geldpreise aussetzten.
Don den Neutralen.
80000 Gefangene in Holland.
(S.C.B.) Berlin. Dem „Berliner Tageblatt" wird aus Rotterdam gemeldet: Dem „Nieuwe Rotterdamschen Courant" wird von zuverlässiger Seite mitgeteilt, daß die Zahl der Internierten, die durch Terneuzen geführt wurden, bis zum 21. Oktober 32505 betrug. Darunter waren 300 Offiziere. Außerdem seien etwa 10000 Mann an der Grenze von Brabant interniert und gestern und heute seien weitere größere Truppentransporte durch Terneuzen geführt worden, sodaß man die Zahl der Internierten auf annähernd 50000 schätzen könne.
Das „entflohene" Unterseeboot.
(W.T.V.) Rom, 26. Okt. (Nichtamtlich.) Das Unterseeboot, das von Spezia nach Ajaccio entflohen war, ist gestern von Ajaccio im Schlepptau eines italienischen Dampfers, an dessen Bord sich der Vizedirektor der Fiat-Werft in San Ciorgio befand, wieder abgefahren und heute in Spezia eingetroffen. Die Mannschaft des Unterseebootes ist von dem Untersuchungsrichter vernommen worden. Ingenieur Belloni ist in Ajaccio geblieben.
Aus Portugal.
(W.T.B.) London, 24. Okt. Das Reutersche Bureau erfährt aus maßgebender portugiesischer Quelle, daß Portugal seit Beginn des Krieges in enger Verbindung mit der englischen Regierung stand, um zu erwägen, wie die Bestimmungen des Bündnisses wirksam zu machen seien. Bestimmte militärische Einzelheiten über den Beistand Portugals würden noch beraten und in wenigen Tagen festgesetzt werden. Die royalistische Bewegung sei bedeutungslos.
(S.C.B.) Lyon. 24. Okt. (Nicht amtlich.) Das „Journal" meldet aus Lissabon: In der Nacht vom 20. auf 21. Okt. fanden an verschiedenen Stellen Portugals monarchistische Unruhen statt. Lissabon war einige Stunden infolge zerschnittener Telegraphendrähte und zerstörter Eisenbahnlinien von Nordportugal abgeschnitten. In Mafia beschlagnahmte ein wegen seiner monarchistischen Gesinnung bekannter Offizier mit etwa 100 Zivilisten die Waffenvor- räte in der Militärschule und versuchte die Soldaten der Militärschule zum Aufstand zu bewegen. In Santarem wurde eine Eisenbahnlinie zerstört, sodaß der Zug entgleiste. In Vraga ist ein ähnlicher Versuch mißlungen. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen.
Aus dem BalLanhexenLefsel.
(S.C B.) Athen, 26. Okt. (Ag, d'Ath. — Nicht amtlich.) Wie aus Janina berichtet wird, dauern die Kämpfe bei Klissura fort. Die Streitkräfte der Albanesen überschreiten 5000 Mann, die übrigens über Artillerie und Maschinengewehre verfügen, während die autonomen Truppen in geringer Zahl sind und deshalb zurllckgehen, doch wurden ihnen aus Argyrokastro eilig Verstärkungen geschickt. Die Angriffe der Albanesen gegen die Grenze von Epirus dauern fort und gestalten die Lage der epirotischen Regierung sehr schwierig, da die an sich geringen Hilfsquellen, über die sie verfügt, bald erschöpft sind und die männliche Bevölkerung, die zur Verteidigung des Gebiets gezwungen ist, sich nicht mehr der friedlichen Arbeit widmen kann, die ihr gestatten würde, die unentbehrlichen Lebensmittel zu gewinnen.
Deutsches Reich.
Weddingen erhält den Orden Pom- le merile.
(W.T.B.) Berlin, 25. Okt. (Nicht amtlich.) Wie wir hören, hat der Kaiser dem Kapitänleutnant Otto Weddingen den Orden pour le merüe verliehen.
Beschlüsse des Bnndesrats.
(W.T.B.) Berlin. 23. Okt. (Amtlich.) In der gestrigen Sitzung des Bundesrats gelangten zur Annahme: Der Entwurf einer Bekanntmachung über die Geltendmachung von Ansprüchen von Personen, die im Ausland ihren Wohnsitz haben, der Entwurf einer Bekanntmachung über die Fälligkeit im Aus
land ausgestellter Wechsel, der Entwurf einer Bekanntmachung betr. die Ueberwachung ausländischer Unternehmungen, der Entwurf einer Bekanntmachung über die Ausdehnung des Gesetzes betr. den Schutz der, infolge des Kriegs an der Wahrnehmung ihrer Rechte behinderten Personen, auch Kriegsbeteiligte in Oesterreich-Ungarn, der Entwurf einer Bekanntmachung betr. weitere Verlängerung der Fristen des Wechsel- und Scheckrechts für Elsaß-Lothringen, Ostpreußen u.s.w., die Vorlage über Pauschbeträge, die von den Versicherungsträgern zu den Kosten der Oberversicherungsämter zu entrichten sind, die Vorlage betr. Aenderung der Ausführungsbestimmungen zum Gesetz über die Schlachtvieh- und Fleischbeschau und die Vorlage betr. Aenderung der Bundesratsverordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen.
(W.T.B.) Berlin, 23. Okt. (Nicht amtl.) lleber die gestrige Sitzung des Vundesrats ist noch ergänzend mitzuteilen: Der Bundesrat hat die Verordnung vom 7. August über die Geltendmachung der Ansprüche von Personen, die im Ausland ihren Wohnsitz haben, um drei Monate verlängert. Mithin bleibt Personen, die im Ausland wohnen und ihren Rechtsnachfolgern die gerichtliche Geltendmachung ihrer vor dem Kriege entstandenen ver- mögensrechtlichen Ansprüche bis zum 31. Jan. 1915 versagt. Ferner hat der Bundesrat die Fälligkeit im Auslände ausgestellter Wechsel, soweit sie nicht schon vor dem Krieg verfallen waren, ebenfalls noch- einmal um drei Monate hinausgeschoben. Schließlich hat der Bundesrat verfügt, daß für die unter Aufsicht gestellten ausländischen Unternehmungen das Amtsgericht einen Vertreter bestellen kann, der unter Kontrolle von Aufsichtspersonen die laufenden Geschäfte ganz oder teilweise zu beendigen hat.
Aus Stadt und Land.
Talo», den 27. Oktober 1914.
Unser TabaLstag.
Letzten Sonntag, am 26. Oktober 1914, wurde der erste württembergische Tabakstag in Calw abgehalten, der von einem herrlichen Wetter begünstigt war. Dank der großen Teilnahme und Opferfreudigkeit nahm die Veranstaltung einen
überaus würdigen Verlauf. Die hiesigen Gesang
vereine, die Stadtkapelle sowie die Jugendkapelle hatten zur Verschönerung des patriotischen Tages in dankenswerter Weise beigetragen.
An Cigarren wurden gesammelt circa 20000 Stück An Cigaretten „ „ „ 5—6000 Stück
An Tabak „ „ „2-300P8ckchen.
Auch Lebensmittel, Tabakspfeifen, Kerzen, Handschuhe etc. wurden gestiftet. Frau Oberamtsrichter Hölder spendete dazu einen großen Posten Woll- wäsche für das 1. Bataillon des Res.-Jnf.-Reg. 119.
An Geld ging ein: 600 Mk. für Familienunterstützung Angehöriger aus den Bezirksorten. An Spenden für unsere Soldaten wurden gegeben 350 Mk. Dieses Geld soll nach und nach zur Beschaffung von Liebesgaben für bedürftige Soldaten dienen.
In Anbetracht der vielen Gaben wurde beschlossen, nicht nur das 1. Res.-Vataillon 119, sondern auch das Württ. Jnfanterie-Reg. 126 (Straßburg), das um Gaben nachsuchende Pionierbataillon und das Feldartillerie-Reg. Nr. 13 (Cannstatt) zu bedenken. Die Gaben sind bereits alle an die Regimenter versandt worden. Allen Gebern und den fleißigen Damen herzlichsten Dank für die warme Hilfe.
Kreuzritter.
8. Möttlingen. Auch eine erfreuliche Nachricht von unseren hiesigen Ausmarschierten ist zu melden: Vier von denselben haben bis jetzt das Eiserne Kreuz erhalten! Es sind dies: 1. Der hier stationierte Kgl. Forstwart Frey, Feldwebel im Land- wehr-Reg. Nr. 120, 2. August Stanger, Sergeant im Landw.-Reg. Nr. 119, 3. Christof Graze (Metzgermeister), Unteroffizier im Res.-Jnf.-Reg. Nr. 119, 4. Ernst Stanger (Schreiner), Res. im Res.-Jnf.- Reg. Nr. 119. Wir gratulieren herzlich. — Berichtigend ist nachzutragen, daß der seinerzeit als gefallen gemeldete Ernst Fricker noch wohlbehalten ist, zur großen Freude seiner Angehörigen.
Verluste des Oberamlsbezirks Calw.
(Amtliche württembergische Verlustliste Nr. 46.) Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 121.
Ldw. Ferdinand Geh ring aus Gechingen OA. Calw, verm.
Grenadier-Regiment Nr. 23, Mm.
Gefr. d. Res. Hugo Saut er aus Weilderstadt, verw.
Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 124.
Ldw. Paul Sch roth aus Liebenzell OA. Calw, l. verw.
Infanterie-Regiment Nr. 127, Ulm.
Uoff. Johannes Haug aus Stammheim OA. Calw, verm.
Zur „Zugendwehr Calw".
Berichtigung: Die erste Uebung findet am Sonntag, den 1. Nov, nachmittags 2 Uhr (nicht 3 Uhr, wie gemeldet), auf dem Brühl, statt.
Ein tapferer Württemderger.
In der ersten der nun jeden Samstag Abend stattfindenden Singstunde, deren Leitung Rektor Beutel in freundlicher Weise übernommen hat, stellte Stadtpfleger Dreher den Mitgliedern der hiesigen Gesangvereine den als ersten aus dem Oberamt Calw mit dem Eisernen Kreuz geschmückten Vizefeldwebel Bernhardt vor, dem die Anwesenden ein von Herzen kommendes Hurra ausbrachten für seinen stets bewiesenen Mut vor dem Feind. Bernhardt, Schwiegersohn des Schaffners Ruf hier, war in den letzten 3 Jahren Kutscher bei Sägwerkbesitzer Wagner in Ernstmühl. Als der Kaiser seine Krieger rief, eilte der jugendliche Held, dessen Brust schon vier Ehrenzeichen zieren, freiwillig zur Fahne. Er diente von 1903 ab im 2. Vayr. Jnf.-Reg. Kronprinz, München, ließ sich im 2. Dienstjahre in die Schutztruppe für Südwestafrika einstellen, der er von 1904 bis 1907 angehörte. In dieser schweren Dienstzeit erwarb er sich das preuß. Militärehrenzeichen II. Kl., das bayr. Verdienstkreuz mit Schwertern II. Kl. und die Südwestafrika-Denkmünze in Bronze für Kombattanten, gewiß ein Zeichen, daß er stets bereit war, sein Leben für das Vaterland in die Schanze zu schlagen. In dem gegenwärtigen Feldzuge ging er mit dem Res.-Jnf.-Bataillon Nr. 119 hier fort, das besonders schwere Aufgaben zu lösen und den Verlust vieler Kameraden zu beklagen hat. 18 Gefechte machte Bernhardt mit, in denen er sich durch sein ausgezeichnetes Verhalten, insbesondere im Aufklärungsdienste die Neigung seiner Vorgesetzten erwarb. Am 4. Sept. rettete er seinen in schwere Bedrängnis geratenen Hauptmann. Seine fortgesetzt bewiesene Tapferkeit wurde durch die Verleihung des Eisernen Kreuzes, das ihm der dankbare Hauptmann eigenhändig am 15. Sept. in Ciry anheftete, belohnt; gleichzeitig erfuhr Bernhard die Beförderung vom Gefreiten zum Bizefeldwebel. Bei Albert in Nordfrankreich traf ihn am 28. Sept. ein Granatsplitter, der ihn ernstlich unter dem rechten Knie verletzte. Verhältnismäßig schnell heilte die Wunde, sodaß der Genesene im Laufe dieser Woche sich wieder in die Front begeben kann. — Heil dir, wackerer Kämpfer? Unser Wunsch begeitet Dich! Möge ein gütiges Geschick Dich nach ruhmreichen Diensten für das geliebte Vaterland wieder zu den Deinen zurllckfiihren!
Liebesgaben.
(W.T.B.) Stuttgart, 23. Oft. Ueber die Versendung der Liebesgaben erfahren wir vom Kriegsministerium, daß in den letzten Wochen durch Automobilkolonnen an die im Oberelsaß, in den Vogesen und in französisch Lothringen stehenden wllrttem- bergischen Truppen der Linie, der Reserve und der Landwehr Liebesgaben gesandt wurden. Einschließlich der vom Roten Kreuz schon früher versandten Gaben haben mit ganz wenigen Ausnahmen nun sämtliche im Felde stehenden Truppen Gaben erhalten. In dieser Woche gehen unter militärischer Führung wiederholt große Sendungen ab an die Truppen der 27. Division; weitere Sendungen an diejenigen der 26. Division und die übrigen würt- tembergischen Truppen sind in Vorbereitung. — Es bleibt aber immer zu beachten, daß die Ausführung und die Reihenfolge der Sendungen bedingt ist von der Frage, inwieweit die Straßen augenblicklich für solche Transporte benützbar sind. Auch ist zu berücksichtigen, daß es sich nach Lage der Verhältnisse in den meisten Fällen um die Zurücklegung sehr großer Entfernungen handelt.
Es wird nun gebeten, Zigarren, Tabak, Kognak und Rum in kleinen starken Flaschen, Kakao, Schokolade, Hartwurst, Hosenträger mit Patenthosenknöpfen, fertige Taschentücher, graue Halsbinden, Nähzeuge mit starkem Faden, Seife, Stearinlichter, Zunderfeuerzeuge, Ersatzbatterien für Taschenlampen, Bleistifte mit Schutzhülse, Briefpapier und Postkarten, an die mit der Abnahmestelle des Roten Kreuzes verbundene militärische Sammelstelle im Kgl. Mar- stallgebäude in Stuttgart gelangen zu lassen, wo die Sendungen vereinigt mit den Gaben, die beim Roten Kreuz eingehen, zusammengestellt werden.
Kriegs- und Tagesbilder. Feldpostbrief.
Der „Pforzh. Anz." bringt folgendes Erlebnis einer deutschen Patrouille.
Wie sich Unteroffizier Emil Marx von Stuttgart, ein Verwandter des dortigen Bijouteriegros- sisten Ludwig Dreifuß, das Eiserne Kreuz erwarb, schildert er in einem uns zur Verfügung gestellten Briefe. Darnach war der Zug, dem Marx angehörte,