Oberhaus st ett meldet: Zwischen ^2 und 3 Uhr gestern nachmittag ging über unfern Ort ein schwe­rer Wolkenbruch nieder, der in wenigen Augenblicken Straßen, Keller und Gärten unter Wasser setzte, sodaß an einzelnen Stellen das Wasser einen halben Meter hoch stand. Zu dem Wolkenbruch gesellte sich noch Hagel, der etwa 20 Minuten anhielt und die Zerstörungsarbeit des Wassers leider nur zu gründlich unterstützte. Aus den Feldern sieht es trostlos aus, doch scheint es, daß nicht allzuviel Frucht zu Grunde ging, während die Gartengewächse fast alle verschlagen wurden. Was noch an den Bäumen hing, schlug der Hagel herab. Der Blitz fuhr mehrfach in Bäume und Telegraphenstangen.

Versammlung der Eemeindebanmwarte des Schwarzwaldkreises.

Am Sonntag fand eine Versammlung der Gemeinde­baumwärter des Schwarzwaldkreises imBad. Hof" hier statt, die leider sehr schwach besucht war. Nach der Auf­stellung und Besichtigung der ausgestellten Kirschen- und prächtigen Deerenobstkollektion von Baumschulbesitzer Mank, Heilbronn, grüßte der Vorstand der Vereini­gung die erschienenen Gäste und eröffnete die Versamm­lung. Herr Reg.-Rat Binder und Herr Stadtschulth. Conz erwiderten den Gruß freundlich. Mit großem Interesse vernahm die Versammlung alsdann den Be­richt über die Ziele und Bestrebungen der Vereinigung Württb. Baumwarte, welche vom Vorstand, OA.-Baum- wart Brugger aus Schomburg OA. Tettnang, ge­geben wurde, der ein gewandter Redner und guter Prak­tiker ist. Nach diesem hielt OA.-Baumwart Widmann- Calw einen Vortrag über: Wie ist der Obstbau noch weiter auszudehnen, ohne dem landwirtschaftl. Betrieb weiteren Grund und Boden zu entziehen? Des Rätsels einfachste Lösung seien noch die vielfachen, leerstehenden Wandflächen der Häuser und Scheunen auf dem Lande, wie in der Stadt, namentlich aber die öffentlichen Ge­bäude, wie Schul- und Rathäuser und dergl. mehr, worin -er Baumwart beste Reklame für sich machen könne. Hauptbedeutung behalte aber nach wie vor der Feld­obstbar.'. Wenn von einer Seite aus die Rentabilität des Spalierobstbaumes sehr angezweifelt wurde, nament­lich hinsichtlich der hohen Kosten für Spaliergestelle, so wurde nachgewiesen, daß bei richtiger Sortenwahl und Vereinfachung betr. Befestigung eines erforderlichen Ge­stells, sogar eine sehr gute Rentabilität der Wandspaliere zu erwarten sei.

Die Ausstellung konnte nicht lange einer allgemei­nen Kostprobe Stand halten, nachdem Baumwart Wirth aus Oberstenfeld über die einzelnen Sorten in gar verlockender Weise geredet hatte. Nach Besichtigung einiger hiesiger Baumanlagen wurde die sehr anregende Versammlung mit dem Wunsche geschlossen: das Gehörte in die Tat umzusetzen zum Nutzen und Segen des ge­samten Obstbaues!

8t. Von der Post. Der nach Calw versetzte Post­meister Kübel in Crailsheim wurde auf sein Ansuchen auf seiner bisherigen Stelle belassen; dafür ist Post­

meister Mildenberger in Eislingen entsprechend seinem Ansuchen an das Calwer Postamt versetzt worden.

8t. Aufnahmeprüfung. Aufgrund der Aufnahme­prüfung am Lehrerinnenseminar in Markgröningen sind 24 Schülerinnen in diese Anstalt ausgenommen worden. Darunter Ottilie Seyfert aus Beinberg OA. Neuenbürg, Helene Sommer aus Horb, Emma Zimmermann aus Wildberg OA. Nagold.

<A> Bad Liebenzell, 13. Juli. Das gestrige Mili­tärkonzert in den König Wilhelm-Anlagen, ausge- führt vom vollständigen Trompeterkorps des Ulanen­regiments aus Ludwigsburg unter persönlicher Leitung des K. Musikmeisters Emil Thomas, war, wie aus den ausgegebenen Karten ersichtlich, von rund 700 Per­sonen besucht. Mit bekannter Meisterschaft wurde das schön zusammengestellte Programm abgewickelt. Reichen Beifall spendeten die Zuhörer, was Herrn Thomas zu verschiedenen Dreingaben veranlaßte. Wenn man be­rücksichtigt, daß gestern rings um uns Festlichkeiten wa­ren, daß insbesondere in der Oberamtsstadt gleichzeitig auch ein Militärkonzert stattfand, so darf man mit einem solchen Besuch vollauf zufrieden sein. Durch das Hoch­wasser vom 16. auf 17. Juni wurden im romantischen Monbachtal solche Zerstörungen angerichtet, daß die Wiederherstellung mindestens 6000 °4l kosten wird. Hie­von trifft den Schwarzwaldverein nach Schätzung der Sachverständigen mindestens 2000 ^t. Die beteiligten Gemeinden mit dem Schwarzwald-Bezirksverein haben sich deshalb an das Pionierbataillon in Ulm gewendet und es trifft nun am Mittwoch 11.54 Uhr eine Kom­pagnie Pioniere ein, um das Monbachtal wieder gangbar zu machen. Dieselben werden im benachbarten Monakam einquartiert. Die Wiederherstellungsarbei­ten im unteren Monbachtal werden längere Zeit bean­spruchen, da das Wasser so rücksichtslos war, die Grenze zwischen Württemberg und Baden zu verlegen.

* Bad Liebenzell, 14. Juli. Ein schönes Fest, das Kinderfest, liegt hinter uns. Wohl standen dunkle Wolken am Himmel und mit bangem Herzen blickten unsere lieben Kleinen zum Himmel empor. Doch der Himmel hatte ein Einsehen. Programmgemäß setzte sich um 2 Uhr unter Vorantritt der Kurkapelle der bunte Festzug durch die Straßen der Stadt in Bewegung nach den neuen Anlagen. Nach dem gemeinsamen Gesang: Geh aus, mein Herz und suche Freud" trugen Schüler der OberklasseSchillers Glocke" im Wechselgespräch vor. Hieraus wurden von den Mädchen einige Reigen ge­tanzt. Daran schlossen sich die verschiedenen Preisspiele, Wettlauf, Klettern, Schießen, Vallwerfen usw., bei denen sich die Kinder hübsche Geschenke errangen. Auch Kinder der Kurgäste beteiligten sich an den Spielen und werden sich noch lange über die Geschenke vom Liebenzeller Kin­derfest freuen. Inzwischen hatte sich in den Anlagen ein volksfestartiges Treiben entwickelt. In der Wandel­halle konzertierte die Kurkapelle, allerdings vielfach übertönt von dem noch stärkerenOrchester" des nahen Karussells. Hochbefriedigt zogen Kinder und Erwachsene

Naturwissenschaftliche Maudereien.

Warum ist es im Sommer wärmer als im Winter?

Von Otto Debattin (Stuttgart).

Die Frage, warum es im Sommer wärmer ist als im Winter, mag manchem merk­würdig Vorkommen. Ich habe wenigstens beim Um­fragen unter Bekannten die spaßigsten Antworten er­halten. Die meisten haben schon einmal davon ge­hört, daß die Erdbahn eine Ellipse darstelle, in deren Brennpunkt die Sonne stehe. Da liegt nun der Ge­danke nahe, daß wir eben im Sommer einen geringe­ren Abstand von der Sonne hätten als im Winter. Es ist aber gerade umgekehrt: Unser Planet ist im Januar der Sonne um rund fünf Millionen Kilo­meter näher als im Juni, und doch ist es im Winter viel kälter. Die Gründe für die lebhaftere Sonnen­strahlung und die höhere Temperatur während der Sommermonate sind ganz anderer Art. Der Som­mer, wie überhaupt die Jahreszeiten, haben nämlich ihre Ursache in der Neigung der Erdachse, die etwa 231 / 2 A gegen die Senkrechte beträgt, und in der pa­rallelen Lage dieser Achse während des ganzen Jah­reslaufes. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, der stecke eine Stricknadel durch einen Wollknäuel: Erde und die Erdachse. Eine mit der Kreide auf der Tischplatte gezogene Ellipse, die sich freilich nicht viel von einem Kreis unterscheidet, veranschaulicht die Erdbahn. Etwa in ihrer Mitte stellt eine Lampe oder Kerze die Sonne dar, zwei sich gegenüberliegende Punkte der Ellipse mögen die Stellung der Erde im Sommer und im Winter angeben. Wir können uns nun leicht veranschaulichen, daß infolge der Neigung der Erdachse einmal, nämlich im Juni, mehr die nördliche, sin andermal im Dezember mehr die süd­liche Halbkugel der Sonne zugewendet ist. Im Juni ist also der größere Teil der nördlichen Halbkugel be­leuchtet. Bei einer Drehung um die Erdachse in 24 Stunden beschreiben wir also einen Kreis, dessen klei­nerer Teil im Dunkeln, dessen größerer Teil im Hel­len liegt. Das heißt aber nichts anderes, als daß im Juni zur Zeit der Sommersonnenwende die Nacht

viel kürzer ist als der Tag. Das Verhältnis ist für unsere Breiten etwa 8:16. Wir stehen also im Som­mer viel länger unter der Wärmewirkung der Son­nenstrahlen, als im Winter, wo das Verhältnis um­gekehrt ist. Kommt noch hinzu, daß im Juni die Son­nenstrahlen unsere der Sonne zugeneigte nördliche Halbkugel viel steiler treffen als im Winter. Und je mehr sich Licht- und Wärmestrahlen der Senkrechten nähern, desto größer ist ihre Wirkung. Um den 21. Juni herum ist bei uns das Tagesgestirn der Senk­rechten näher, als zu irgend einer anderen Zeit des Jahres. Daher müssen wir auch mittags die Augen fast senkrecht zum Himmel erheben, um die Sonne zu sehen. Und dieses fast senkrechte Austreffen der Son­nenstrahlen ist eine weitere Ursache der außerordent­lichen Wärmewirkung im Sommer.

Warum schneidet man sich an Gräsern?

Hast du dich nicht schon einmal an einem ganz gewöhnlichen Grashalm geschnitten? Du fragtest dich dann in einem solchen Fall erstaunt, wie das möglich ist. Du schaust dir das übelwollende Hälmchen an und entdeckst, daß es allerdings sehr scharfe Ränder hat, also sozusagen fein geschliffen ist. Aber das al­lein kann's doch wohl kaum ausmachen! Nein! aber um der Sache auf die Spur zu kommen, müssen wir schon das Mikroskop zu Hilfe nehmen. Und da entdecken wir denn etwas sehr Merkwürdiges. Die Oberhaut eines Halmes, die sich oft leicht abziehen läßt, enthält meist zweierlei Zellen, große, langge­streckte und dazwischen kleine, quadratische oder auch biskuitförmige, die oft zu Paaren auftreten, wobei dann immer die Hintere Zelle verkorkt ist und die vordere verkieselt. Woher man das weiß? Das läßt sich auf verschiedene Weise feststellen, und jedesmal hat man einen reizenden Anblick unter dem Mikro­skop. Legen wir den Schnitt in das leicht erhältliche Reagens Chlorzinkjod oder behandeln wir ihn hinter­einander mit Schwefelsäure und Jodlösung, so färben sich alle Teile der Oberhaut je nachdem braun, gelb oder blau eben bis auf die verkieselten Zellen. Diese nehmen keinen Farbstoff auf und treten nun in der

um 7 Uhr nach Hause. Ohne Regen ging das Fest vg. über, obwohl der Donner zu Anfang ganz bedenkM rollte, und wie es scheint, der Himmel talaufwärts sein- Schleusen öffnete, denn gegen Abend war die Naqold ufervoll und wälzte schmutzigrote Fluten daher.

Pforzheim. 13. Juli. Der Bijouterievertreter Han« Ungerer ist wegen Veruntreuungen, die sich auf ungefähr 100 000 -41 belaufen sollen, verhaftet worden. Er hatte eine Vertretung in Havanna.

Altensteig. 13. Juli. Bei einem schweren Gewitter das gestern vormittag 11 Uhr über unsere Gegend nie­derging. schlug der Blitz in die alleinstehende Heuscheune des Louis Brenner, die alsbald bis auf den Grund niederbrannte. Der Abgebrannte ist versichert. Auch im benachbarten Ebhausen wurde ein großes Wohnhaus samt Scheue r durch Blitzschlag eingeäschert.

rvLrtt««,»o*s.

Eisenbahnertagung.

Der 15. Schwäbische Eisenbahnertag begann am verg. Samstag mit einer Generalversammlung unkr dem Vorsitz des Verbandssekretärs und Landtagsabg. Fischer in Dürrmenz-Mühlacker. Die diesjährige Tagung des Verbands war von besonderem Interesse weil eine Anzahl neuer Männer in Verwaltung und Leitung eingetreten waren. Anwesend waren etwa 14g Teilnehmer; darunter die Landtagsabgeordn. Maier Schaible, Keil und der Reichstagsabg. des Bezirks, Kei- nath; Vertreter der Eeneraldirektion und des Mini­steriums waren Eisenbahnbauinsp. König und Bahnhof- verw. Straub, von den Eewerkvereinen war Arbeiter- sekretür Varnholt-lllm abgeordnet. Sekretär Fischer be­grüßte die Anwesenden und brachte ein Hoch auf den König aus. Der Jahresbericht für 1913 lautet sehr gün­stig. Mit 1300 Mitgliederaufnahmen ist der Abgang an Mitgliedern um 900 überstiegen; im 1. Halbjahr ds. Js. kamen 500 neue Mitglieder hinzu, sodaß jetzt ein Mitgliederstand von 7600 erreicht ist. Das Verbands­vermögen stieg fett 1914 um 6500 -4t, wozu kommt, daß das Verbandsorgan jetzt dem Verband gehört. Zur Be­ratung gelangten 160 Anträge. Nächstes Jahr sollen 80 000 Lose vertrieben, der 1. Gewinn dabei auf 300 -4t festgesetzt werden. Der nächste Verbandstag findet am l. Julisonntag 1915 in Reutlingen statt. An den König, den Ministerpräsidenten und den Präsidenten der Gene­raldirektion wurden telegraphische Grüße gerichtet, die freundlich erwidert wurden. Am Sonntag vormittag fand die Versammlung der Sterbekasse statt und am Nachmittag war ein großer Festzug, an dem sich 3V0V Personen beteiligten. Abg. Fischer hielt die Festrede auf dem Festplatz; die Standarten der Obmannschaften Calw 2 und Nagold wurden geweiht und noch verschie­dene Ansprachen gehalten.

Hochwasser- und Unwetternachrichten kommen aus Oberndorf, Urach, Kirchheim-Teck, Waiblin­gen und mehreren Orten des Remstales, Friedrichs- Hafen, Ellwangen, aus der Tübinger Gegend, aus Stuttgart, Kornwestheim und anderen Orten.

farbigen Umgebung als Helle, glänzende Körperchen hervor. Wollen wir uns diese Kieselkörper noch ge­nauer betrachten, so wenden wir ein anderes Verfah­ren an. Wir legen den Schnitt in eine möglichst kon­zentrierte Phenol(Earbol)-Lösung; dadurch wird er allerdings fast ganz durchsichtig und unsichtbar, die Kieselzellen aber treten nun umso deutlicher als leuchtende, rötlich Licht brechende Körper hervor ein ganz eigenartiges Bild! Die schwierigste Me­thode zum Nachweis der Kieselsäure ist die Herstel­lung eines Glühskeletts. Zu diesem Zwecke wird der Schnitt vorsichtig au feinem Platinblech geglüht, bis er weiß ist. Was dann übrig bleibt, ist in der Haupt­sache ein Kielegerüst. Und da sehen wir nun wie auch schon bei der Phenolbehandlung, daß nicht nur einzelne Zellen ganz verkieselt sind, sondern auch fast sämtliche Außenwände. Die ganze Oberfläche des Halmes ist also mit einer feinen Kieselschicht überzogen. Nimmt es uns da noch! wunder, daß wir uns an einem derart ausgerüsteten Halme empfind­lich schneiden können? Und diese Verkieselung ist tat­sächlich ein Schutz und eine Waffe für die Pflanze, freilich nicht gegen uns Menschen, sondern gegen ge­wisse Tiere. Professor Stahl in Jena hat schon vor einer Reihe von Jahren äußerst interessante Versuche angestellt überPflanzen und Schnecken". Dover hat er auch Gräser in einer Nährlösung gezogen, aus der sie keine Kieselsäure aufnehmen konnten. Sre entwickelten sich ganz normal, die Kieselsäure ist also keineswegs ein für das normale Wachstum drefer Pflanzen unentbehrlicher Bestandteil; aber wenn solche Exemplare zusammen mit andern auf Erde ge­wachsenen und also verkieselten Gräsern den Schnecken ausgeliefert wurden, dann wurden sie in lallen Fallen zuerst und gänzlich verzehrt, während die Schnecken von den verkieselten Pflanzen bälder oder später ov- ließen. Das zeigt doch deutlich, daß die Verkieselung für die Gräser einen Schutz gegen Tierfratz brlder. Daß hiemit ihre ganze Aufgabe erschöpft ist. soll na­türlich nicht gesagt werden und ist auch nicht wahr­scheinlich. Die Verkieselung trägt jedenfalls wezem- lich zur Festigung der Pflanze bei. Dr. M. F-