Durchs Auto tödlich verunglückt.

Freudenstadt, 13. Juli. Ein Automobilunglück hat sich gestern vormittag kurz nach 11 Uhr zwischen Zuflucht und Alexanderschanze ereignet. Der Straßburger In­genieur Arbogast und seine Frau waren mit dem Straß­burger Fahrradhändler Barth auf der Fahrt nach Baden- Baden. Arbogast lenkte selbst und nahm eine Kurve zu scharf. Der Wagen überschlug sich zweimal. Frau Ar­bogast war sofort tot. Sie wurde in sitzender Stellung mit vornübergeneigtem Kopfe 5 Meter hinter dem Wa­gen gefunden. Ihr Mann hatte noch eine halbe Stunde lang gräßliche Schmerzen und schwere Erstickungsanfälle auszuhalten, bis ihn der Tod erlöste. Er lag neben seiner Frau. Barth wurde mit leichteren Verletzungen aufgefunden und befindet sich im hiesigen Krankenhaus außer Gefahr. Die beiden Leichen wurden noch gestern abend 9 Uhr nach Straßburg geschafft. Arbogast war ein sehr bekannter Sportsmann und hatte sich auch als Flieger ausgezeichnet. Es lag ihm die Prüfung der Straßburger Chauffeure ob. Es ist deshalb schwer zu verstehen, wie dem mit der Lenkung eines Automobils außerordentlich vertrauten Mann das Mißgeschick wider­fahren konnte.

Im Gebirge tot aufgefunden.

Stuttgart, 13. Juli. Zwei hiesige Kaufleute, die am letzten Dienstag im Allgäu über den Heilbronner Weg auf den Biberkopf gingen, werden seither vermißt. Der eine wurde als Leiche aufgefunden und nach Obersdorf geschafft. Ihre Namen stehen noch nicht genau fest.

Sommerfest.

Winterbach, 12. Juli. Die nationalliberale Partei und die jungliberalen Vereine des 10. Reichstagswahl­kreises hielten heute auf dem Engelberg ein gut besuch­tes Sommerfest. Red. Kirchner-Göppingen begrüßte die Teilnehmer. Landtagsabg. Baumann sprach über die Landtagsarbeiten, Reichstagsabg. Keinath über innere und äußere Politik, Oberpräz. Dr. Kienzle-Eöppingen äußerte sich in interessanter Weise über die Frage der Sonderverbände.

Bünzwangen OA. Göppingen, 13. Juli. Ein erfreu­liches Zeichen guter und befriedigender Ernte ist es, daß letzten Samstag der erste Earbenwagen mit vollständig ausgereifter Wintergerste heimgeführt werden konnte. Es ist selten, daß mit dem Einheimsen der Feldfrüchte so früh begonnen werden kann.

Au» rvott und Zeit.

Bom Blitz erschlagen.

Frankfurt a. M., 13. Juli. Während eines Gewit­ters wurden in einem Gartenhäuschen zwei Kinder des Wachtmeisters Konräd Schneid durch einen Blitzschlag getötet. Der Wachtmeister selbst, der im Garten ar­beitete, wurde betäubt.

Ortskrankenkassentagung.

Darmstadt, 13. Juli. Die 21. Jahresversammlung des Hauptverbandes der deutschen Ortskrankenkassen wurde hier eröffnet.

Huldigung vor dem neuen Fürsten.

Meiningen, 13. Juli. Heute vormittag gegen 10 Uhr fand die feierliche Huldigung der Stände vor dem Herzog Bernhard von Meiningen statt.

Raubanfall.

Blankenburg i. Harz, 13. Juli. Auf der Chaussee zwischen Hasselfelde und Wendefurth fanden zwei Rad­

fahrer den Bierführer Rhien bewußtlos auf und ließen ihn in das Krankenhaus von Blankenburg überführen, wo er zwei Stunden darauf starb. Es scheint sich um einen Raubanfall zu handeln.

Von der deutsche« Kriegsflotte.

Wilhelmshafen, 13. Juli. Die großen Linienschiffe des Nordseegeschwaders haben heute nachmittag die Eom- merreise nach Norwegen angetreten.

Unfall am Luftschiff.

Udine, 13. Juli. Als das lenkbare Luftschiff P 5 hier landen wollte, wurde es plötzlich von einem heftigen Wind wieder fortgerissen. Von 10 Kavalleristen, die das Luftschiff hielten, ließen 9 die Taue los, während einer in eine Höhe von 130 Metern mit fortgeführt wurde, aus der er herabstllrzte. Er war sofot tot. Das Luftschiff konnte darauf ohne eine Beschädigung erlitten zu haben, landen.

Eine Wandergesellschaft im Schneesturm umgekommen.

Einer Blättermeldung aus Innsbruck zufolge, fan­den Touristen gestern auf dem Eroß-Venediger in der Höhe des Untersulzbacher Törl die Leichen von 4 unbe­kannten Touristen, die vermutlich im Schneesturm um­gekommen sind. Eine Vergungsexpedition von Windisch- Maerei ist abgegangen und fand weitere 3 Leichen. Es handelt sich vermutlich um eine größere Touristengesell­schaft, die in einen Schneesturm geraten und umgekom­men ist.

Sieben Menschen gemordet.

Bergamo, 13. Juli. Ein fünfzigjähriger Mann na­mens Simon Pianetta hat heute aus unbekannten Grün­den in Camerata-Cornello einen Arzt, einen Eemeinde- sekretär und dessen Tochter, sowie vier andere Personen getötet. Der Mörder reist noch in der Umgegend von Camerata-Cornello umher.

Soldatentod.

Reims, 3. Juli. Bei Versuchen mit unterirdischen Minen im Fort Witry les Reims erlagen zwei Soldaten giftigen Gasen, während drei schwer erkrankten.

Rumänisch-bulgarischer Zwischenfall.

Sofia, 13. Juli. Vorgestern begaben sich drei bulga­rische Soldaten in die Ortschaft Kujundschuk auf rumäni­schem Gebiet um einer bulgarischen Hochzeit beizuwoh­nen. Sie erblickten alsbald die Braut, die vor 8 rumä­nischen Soldaten und 4 rumänsichen Gendarmen, die sie verfolgten, flüchtete. Die Soldaten nahmen die junge Frau in Schutz. Es entwickelte sich eine lebhafte Aus­einandersetzung, worauf schließlich die Rumänen einen Bulgaren ergriffen und grausam mißhandelten. Die 2 anderen Bulgaren flüchteten, holten ihre Gewehre und kamen sodann zurück, um ihren Kameraden zu befreien. Im Laufe des sich nun entwickelnden Gewehrfeuers wur­den zwei Rumänen verletzt. Rumänische und bulgarische Offiziere begaben sich sofort an Ort und Stelle

Im Wahnsinn.

Oran, 13. Juli. In einem plötzlichen Wahnsinns­anfall erschoß der aus Fez auf Erholungsurlaub hierher­gekommene Hauptmann Eeuze seine Frau und seine zwei Kinder mit einem Revolver und verübte dann Selbst­mord.

G»ri«ht»saal.

Bauernfängerei.

Stuttgart, 13. Juli. Die zwei Bauernfänger, die > szt. junge Leute im Alter von 15 bis 19 Jahren herein­

gelegt haben, standen heute wegen Betrugs und Amts­anmaßung vor der Strafkammer. Der eine, der schon öfters vorbestrafte Schlosser Johannes Harsch von Was­seralfingen, faßte die jungen Leute am Bahnhof ab und führte sie an das Justizgebäude. In der Nähe begeg­nete ihnenzufällig" ein Kriminalwachtmeister es war der Komplize des Harsch, der ledige Bäcker Karl Simon von Aalen der den beiden erklärte, sie seien des Diebstahls verdächtig und müßten mit ihm auf das Landgericht gehen. Der angebliche Wachtmeister nahm ihnen den Geldbeutel ab und verschwand dann im Ju­stizgebäude, nach ihm sein Komplize. Auf diese Weise nahmen sie einem jungen Mann 15 und einem an­dern 26 ab, während sie einen dritten wieder laufen ließen, weil er wenig Geld bei sich hatte. Der Angeklagte Harsch hat unter Anwendung eines anderen Tricks noch weiteren jungen Leuten die Barschaft abgenommen. Er wurde zu 2 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Simon, der von Harsch verführt worden war, erhielt 6 Monate Gefängnis.

Lan»rvirtf«H«ft ««- Märkte.

Stuttgart, 13. Juli. Landesproduktenbörse. Die Stimmung auf dem Eetreidemarkte hat sich in abgelaufe­ner Woche für spätere Sichten etwas ruhiger gestaltet, da die amerikanischen Terminbörsen niedrigere Notie­rungen meldeten und die Saatenstandsberichte Deutsch­lands anhaltend recht günstig lauten. Greifbare Ware dagegen blieb gesucht, die Forderungen hierfür sind auch nicht billiger. Das Geschäft war schleppend, und da in letzter Zeit große Mengen verkauft wurden, wollen die Käufer die weitere Entwicklung des Geschäftes und der Ernte abwarten. Der Mehlabsatz unserer Mühlen läßt viel zu wünschen übrig, die Kauflust bei ihnen ist deshalb schwach und die Umsätze der heutigen Börse erstreckten sich auf Deckung des notwendigsten Bedarfs, nur Mais ist in greifbarer Ware gesucht und wesentlich teurer. Wir notieren:

Weizen württ.

21

bis 22.

fränk.

21.

22.

bayr.

21.50

22.20

Mka

23

23.75

Saronska 23.50

24.

Azima

23

23.50

Australier 24.25

24.50

Kansas II 23.25

23.50

Manitoba 23.75

24.

4

Dinkel nominell

14

15.

Kernen

21.

22.

Futtergerste

15.25

15.50

Hafer, württ.

19.

20.-

Mais

, Laplata

17.

17.25

Mehl mit Sack, Kasse I °/°

Skonto.

(Württ. Marken).

Tafelgries

33

33.50

Mehl 0

33

33.50

1

32

32.50

1

31.

31.50

2

30.

30.50

3

29.

29.50

4

25.50

26

(netto Kasse

Kleie

10

10.50

ohne Sack)

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner Druck und Verlag der A. Oelschlager'schen Buchdrucker«!

fünkinäek'unäkk'snke

Der roke Hahn.

42)Romano. Palle Rosenkrantz. Deutschv. Jda Anders.

Glauben Sie, daß er ein Recht hat, jeden andern zu kränken? fragte er.

Sie standen einander gleichsam in Kampfstellung gegenüber. Sie waren jetzt bis auf den Weg hinaus­gelangt, der nach Myggeffed führte.

Das geht mich nichts an, sagte Inger und wandte sich, um nach Hause zu gehn.

Seydewitz folgte. Da sehen Sie selbst. Gesetzt nun, daß Richter mit Ihrem Vater verführe wie mit Hans Jepsen.

Inger wurde ängstlich. Glauben Sie, daß er es will?

Nein, sagte Seydewitz beruhigend fühlte je­doch, daß er zu weit gegangen war.

Aber Inger ließ sich nicht narren. Sie lügen. Ich kann es Ihnen ansehen. Wissen Sie, daß er es will? Wissen Sie es, dann sollen Sie es sagen.

Seydewitz schüttelte den Kopf. Ich weiß es nicht. Aber das eine weiß ich, wenn er es wollte, dann könn­ten weder Sie noch ich noch jemand anders ihn daran hindern.

Inger blieb stehn: Sie irren sich ich will und kann es; wie, das ist meine Sache. Es will ja keiner von euch andern. Und nun weiß ich, was ich wissen will. Es ist also Gefahr vorhanden.

Gefahr ist immer vorhanden, meinte er. Wir müssen nur die Zeit mit ansehen. Lassen Sie mich Ihnen sagen, daß Ihr Vater jedem Unglück trotzen können wird, weil seine Sache gut ist. Das weiß ich.

Inger warf den Kopf zurück. Danke, das ist nicht nötig. Das fehlte bloß noch, daß Sie seine Sache be­zweifeln sollten. Nein, was ich verlange, ist, daß Sie,

daß der Bürgermeister all das verhindern sollen, was, wie Sie also sagen, über uns schwebt. Nicht einmal der Verdacht darf zu Worte kommen. Verstehn Sie? Das darf ein Mann wie Vater verlangen. Und wir müssen uns um Vater zusammenschließen. Dann ist Richter unser Feind, und sind Sie nicht mit uns, dann sind Sie gegen uns. Dann können Sie kein Freund dieses Hauses sein. Das hätten Sie vielleicht werden können aber nicht jetzt niemals.

Seydewitz lächelte. Sie wissen, Richter ist mein Freund, glauben Sie, daß ich meine Freunde so leicht im Stich lasse?

Inger blickte ihn an: Ich verlange nicht, daß Sie ihn im Stich lassen sollen. Ich verlange, Sie sollen wählen zwischen ihm und uns.

Seydewitz zog sich vorsichtig zurück: Sie haben mich verleitet, mehr zu sagen, als ich wollte. Nun antworte ich nur: Warten Sie und sehen Sie meine Taten an, und ersparen Sie mir weitere Worte.

Sie schüttelte den Kops. Ich kann mich nicht auf Sie verlassen. Und selbst wenn ich es könnte, dann können Sie mir so wenig helfen wie die andern. Gut, dann werde ich selbst handeln.

Und schnell ging sie vor ihm in den Garten, wo die Gesellschaft um die Flaggenstange versammelt war.

Der Bürgermeister saß abseits in einer dichtbe- wachsnen Lindenlaube und sprach Hilmer und Emilie.

Gibt es gar nichts Neues? fragte Hilmer, er war müde und verstimmt.

Sehr wenig. Sie wissen, lieber Freund, ich bin nicht Herr dieser Sache. Ich habe Richter meine Meinung gesagt. Es ist mir höchst unangenehm, mit ihm zu sprechen. Er kümmert sich den Teufel um das, was ich sage, und das Niederträchtige ist, daß er es nicht zu verbergen versucht.

Hilmer fuhr sich nervös mit der Hand durch das Haar. Ich muß also darauf vorbereitet sein, mich zum Verhör einzufinden. Was wünscht er zu wissen?

Der Bürgermeister erhob sich. Das Unglück ist, daß Richter den Eindruck erhalten hat, Sie und Ihr Mann wollen allerhand vor ihm verbergen.

Was hat das für einen Zweck? Ich weiß wirk­lich nicht mehr, ob ich bei Tisch saß, als Ole kam, sagte Hilmer.

Emilie geriet in Eifer: Ich glaube nicht aber sagen wir es, ja, dann heißt es doch nur: Das ist ver­dächtig. Es ist schon gut und schön, wenn die Obrig­keit immer schreit, man solle die Wahrheit sagen. Aber dann sollen sie die Wahrheit nicht gegen wehrlose Leute ausnützen.

Der Bürgermeister schüttelte den Kopf. Das ist fatal. Ich entsinne mich wohl, daß ich mit Willen diesen Punkt überging. Das war ein Fehler von mir, aber ...

Haben Sie nie geglaubt, daß Hans ... fragte Frau Hilmer vorsichtig.

Der Bürgermeister schlug die Hände zusammen. Aber meine liebe Frau, wie können Sie glauben!

Emilie wurde rot. Ja, denn ich habe selbst daran gezweifelt. Ja, du mußt nicht böse werden, Hans. Du weihst mich ja nie in deine Sachen ein, es ist vielleicht schrecklich zu sagen, aber ich habe es beinahe geglaubt, deshalb bin ich so unglücklich gewesen. Jetzt, wo die andern dich angreifen wollen, jetzt begreife ich erst, wie schrecklich ich gehandelt habe. Ach ich begriff es schon an dem Tage, als du vom Rechtsanwalt kamst.

Hilmer blickte seine Frau betrübt an. Es sollte mich nicht wundern, Emilie, wenn gerade dieses dein Mißtrauen an dem allen die Schuld trägt. Ach, daß du das einen Augenblick konntest! Zorts. folgt.