Erkelenz über die politische Lage.

TU Berlin, 8. Nov. Der Vorstand der demokratischen Par» tei trat am SamStag zu einer Geschäftssitzung zusammen, in der der Vorsitzende Erkelenz einen Bericht über die politische und wirtschaftliche Lage hielt. Er führte aus, daß eS hinsicht­lich der Ueberwindung der Wirtschaftskrise und der Erwerbs­losigkeit nur einen Weg gebe: planmäßige Steigerung der Pro­duktivität der Arbeit im ganzen. Erwerbslosenunterstützung und produktive Erwerbslosenfürsorge seien nur Linderungsmittel, keine Heilmittel. Die Unternehmerverbände und Gewerkschaften sollten sich bald zusammensetzen, um mit einer großzügigen freien Vereinbarung das Verhältnis zwischen Produktivität, Lohn und Kaufkraft zu regeln. Auf außenpolitischem Gebiet fordert der Redner Weitervcrfolgung der Fäden, die in Genf und Thoirh gesponnen wurden. Der tote Punkt werde eines TageS überwunden werden. Frankreich könne die ganze euro­päische Luft wesentlich verbessern, wenn es aus eigenem Ent­schlüsse eine baldige Räumung des Rheinlandes vornehme. Jn- nerpolitisch bleibe es bedauerlich, daß es anscheinend nicht zur Bildung einer Mehrheitsregierung komme. Möglich sei nur eine Mehrheitsregierung, die in der Außenpolitik kein Unheil an- richte. _

Die franz.-ttalienischen Zwischenfälle

Mussolini entschuldigt sich.

TU Paris, 8. llkov. Mussolini hat in seiner Eigenschaft als Außenminister dem französischen Botschafter in Rom eine offizielle Note der italienischen Regierung übermittelt, in der diese ihr Be­dauern über die Zwischenfälle zum Ausdruck bringt. Disziplinar­maßnahmen seien bereits gegen die Beteiligten ergriffen worden.

Die Mission Lapollas in Frankreich.

TU Berlin, 8. Noo. Nach einer Meldung der Morgsnblätter aus Rom verbreitet dieAgentur Stefani" eine längere amtliche Auslassung zum Fall Garibaldi, in der es heißt, daß der Gene- ralinspekteur Lapolla seinerzeit nur deshalb in Nizza an Gari­baldi herangetreten sei, weil dieser in Verbindung mit Scivoli gestanden habe, von dessen Attentatsabsicht gegen Mussolini die italienische Polizei erfahren hätte.

Ein Geständnis Garibaldis.

TU Paris, 8. Nov. Riziottl Garibaldi hat bei seiner Ver­nehmung durch die Sicherheitspolizei gestanden, seit 8 Monaten im italienischen Polizeidienst gestanden zu haben. Zu diesem Ge­ständnis wurde er veranlaßt, als ihm nachgewiesen wurde, daß er mit dem Ehef der römischen Polizei, der sich mit falschem Paß in Nizza aufhielt, in Verbindung gestanden habe. Garibaldi gab auch zu, daß er dafür 400 OVO Lire von der palitischen Polizei in Rom erhalten hat.

Im Laufe des Verhörs, dem Garibaldi am gestrigen Sonntag «ruf der Polizeidirektion unterzogen wurde, stellte es sich heraus, daß der italienische Polizeikommissar Lapolla am 20. Oktober in Paris gewesen ist. Merkwürdigerweise war am gleichen Tage Lucetti, der Urheber des Anschlages auf Mussolini, von Paris nach Italien abgereist. Auf eine Frage, warum er das Attentat nicht durch Benachrichtigung des italienischen Konsulats in Nizza verhütet habe, entwortete Garibaldi, daß er von Lapolla die An­weisung erhalten habe, den italienischen Behörden keinerlei In­formationen zugehen zu lassen.

Munitionsfunde an der frauzösisch-italienischen Grenze.

TU Paris, 8. Nov. Die Nachforschungen an der französisch- italienischen Grenze haben zu einem umfangreichen Waffenfund geführt. In einem Gebüsch verborgen fand man 12 Kisten mit Gewehren und Patronen für Maschinengewehre. Auch in einem Teich in der Nähe von Narbonne förderte man Waffen und Mu­nition zutage. _

Das Komplott gegen Spanien.

Eine offiziöse spanische Aeuüerung zur katalanischen Verschwörung.

TU Madrid, 8. Nov. -lieber das mißlungene Komplott an der spanischen Grenze in der Nähe von Perpignan wird nun-

Gräfin Laßbergs Enkelin.

Roman von Fr. Lehne.

19. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Sorg' dich nicht vorher kommt Zeit, kommt Rat! Mit Großmama und Mama würde ich schon gut fertig werden, würde mich überhaupt nicht darum kümmern, was sie sagen, wenn wenn nicht"

Was Lutz? Warum sprichst du denn nicht weiter?"

Wenn eben das leidige Geld nicht wäre, Kleines! Tenn du hast nichts, und ich, lieber Gott, ich bin so abhängig von Großmamas Gnaden. Deshalb müssen wir fein diplomatisch Vorgehen, kleine Pvonne. nichts überstürzen. Sie ist doch auch so schön, unsere heimliche Liebe." Und in seinen Küssen erstickte er die ihr aufsteigenden Bedenken.-

-Frau Landrat von Hammerstein machte mit ihrer

Tochter Daisy bei Gräfin Laßberg Besuch. Daisy war erst vor kurzem aus New Pork zurückgekehrt, wo sie sich ein Jahr bei Verwandten aufgehalten hatte. Sie war eine weniger schöne, aber dafür sehr elegante Erscheinung, dabei unge­mein selbstbewußt in ihrem Auftreten.

Herta schloß bald intime Freundschaft mit ihr, und die Baronin war sich sofort darüber im klaren, daß Daisy von Hammerstein eine passende Frau für Lutz sein würde. Sie erwog dies mit ihrer Mutter, die ihr auch darin beipflich- tete. Pvonne hörte es, und ein heftiger Schreck überkam sie. Da stieg die erste Wolke drobend auf, die ihr Glück ver­nichten konnte; denn was die Gräfin sich vorgenommen, das mußte auch erfüllt werden.

-Die Osterfeiertage verlebte Lutz wieder auf Vern-

ried; er kam reden Tag, die Großmütter zu begrüßen. Pvonne merkte ihm an, daß er verstimmt war. Sie drang in ihn, ihr zu sagen, was ihn quäle.

Kosend strich er über ihr Gesicht.Ach, Maust, du kannst mir auch nicht helfen. Ich bin in einer scheußlichen Situa­tion."

Aengstlich sah sie ihn an, begrifs sofort.Lutz, du hast

Schulden?"

mehr offiziös mitgetM, daß Separatisten und Anarchisten die Ordnung zu stören versucht hätten, daß jedoch diese Pläne schon am 1. November der politischen Polizei bekannt geworden und daß die meisten Verschwörer schon in Frankreich verhaftet wor­den seien. Jedoch seien auch in Spanien viele Verhaftungen erfolgt. Der Putschplan erschein« tatsächlich sinnnlos, da etn Haufen von Abenteurern kaum auf einen Erfolg rechnen könne. Primo de Rivera bezeichnet den Putschplan als den blöden Versuch weniger Rebellen und Unzufriedener, der die Haltung der Regierung nicht beeinflussen würde.

Garibaldis Verhältnis zu dem spanischen Revolutionär Maria.

TU Paris, 8. Nov. DerLorriere degli Milani", das in Pa­ris erscheinende antifaschistische Organ, wird in seiner nächsten Ausgabe einen Artikel veröffentlichen, der in die Beziehungen zwischen Garibaldi und Macia Licht bringen dürste. Danach hät­ten zwischen dem 5. und IS. Oktober Macia und Garibaldi in Paris zweimal eine längere Zusammenkunft gehabt. Während Macia anfangs gezaudert habe, den Handstreich auf Eatalonien zu unternehmen, habe er sofort nach seiner zweiten Konferenz mir Garibaldi den Beginn der Expedition für die zweite Hälfte des Oktober festgesetzt. Garibaldi soll Macia seine tatkräftige und finanzielle Unterstützung zupesickert haben.

Vom Landtag.

Das Plenum des Landtags trat am Samstag zu einer Sitz­ung zusammen. An Stelle des nach Berlin verzogenen Abge­ordneten Elsas (Dem.) ist Frl. Else Eberhardt in den Land­tag eingetreten. Zunächst wurden durch Ministerialrat Köstlin einige kleine Anfragen beantwortet und dann die 1. Lesung des Gesetzentwurfs betr. die Neuregelung der Gewerbesteuer vorge­nommen. Finanzminister Dr. Dehlinger gab eine Begründung des Gesetzentwurfs, der eine gerechte und gleichmäßige Steuer anstrebe und eine festere Grundlage schaffen wolle, mit der di« Steuerpflichtigen zum Voraus wieder rechnen können. Es sei wohl möglich, daß mancher nach dem neuen Gesetz mehr Ge­werbesteuer zahlen müsse als im Vorjahr. Dies beweise nur, daß die vorjährige Einschätzung von unzulänglichen Grundlagen ausging, nicht aber, daß das neue Gesetz nicht den Forderungen der Gerechtigkeit entspreche. Die Versorgungsbetriebe der öf­fentlichen Körperschaften sollen nicht zur Staatssteuer und vor­läufig auch nicht zur Gemeindesteuer herangezogen werden. Die Regelung dieser Frage soll erst später, bei der demnächst aus einem anderen Anlaß notwendig werdenden Aendcrung des Gemeindesteucrgcsetzes erfolgen. Der Abg. Winker (S.) wünschte Steuerbefreiung für die gemeinnützigen Sicdlungsunternchmun- gen und Heranziehung des Betriebskapitals zur Gewerbesteuer. Er polemisierte weiter gegen den Finanzminister wegen der Gebäudeenischuldungssteuer und wünschte von ihm Auskunft über Mittel und Wege, um die 13 Millionen Steuerrückständc einzutreiben. Der Abg. Roth (Dem.) erblickte in dem Entwurf eine steuerliche Benachteiligung Württembergs. Der Minister habe alle Wünsche aus den Kreisen der Gewerbesteuerpflichtigen außer Acht gelassen. Die Regierung dürfe sich daher nicht wun­dern, wenn die Kreise von Industrie und Handel auf die Reichsgcsetzgebung stärkere Hoffnungen setzen, als auf die württ. Regierung. Der Abg. Rath (DV.) stimmte dem Prinzip, bei der ungeheuren steuerlichen Belastung mehr auf die Leistungs­fähigkeit abzuheben, zu. Der Abg. Müller (BB.) betonte, daß die Frage der Heranziehung der Versorgungsbctricbe zur Steuer im Ausschuß geprüft werden müsse und erklärte die Bereitwil­ligkeit, bei diesem Gesetz einen Ausgleich zwischen Gewerbe und Landwirtschaft zu schassen. Der Abg. Rehbach (Komm.) trat für Schonung der kleinen Gewerbetreibenden ein. Abg. Rank (Ztr.) bemängelte, daß die Veranlagungen bisher ohne Füh­lungnahme mit den Berufsorganisationen vorgenommen wur­den. Abg. Mergenthaler (Völk.) hielt die Veranlagung der Steuer nach dem Reinertrag für das einzig Richtige. Abg. Henne (Dem.) machte starke Bedenken des Handwerks undGe-

Nun ja, das läppert sich so zusammen. Weiß der Teufel, wo das Geld bleibt!" Und als er ihr betrübtes Gesichtchen sah, tat es ihm leid, sie mit seinen Sorgen beschwert zu haben.Laß gut sein, mein Kleines; 's wird auch schon Rat geschafft werden."

Lutz, du kannst ja ein reiches Mädchen heiraten," sagte sie leise,dann ist dir sofort geholfen."

Dank für deinen menschenfreundlichen Vorschlag. Du hast wahrscheinlich auch schon jemand für mich in petto."

Ja, Daisy von Hammerstein. Großmama und deine Mama find sehr dafür, und Herta schwärmt bereits von der zukünftigen Schwägerin."

Er stieß einen scharfen Pfiff aus.

Ah, kommt der Wind daher! Deshalb auch die feierliche Einladung zum zweiten Festtag. Man ist ja sehr auf mein Glück bedacht!"

Die Hqmmersteins sind sehr reich, Lutz, und Daisy wird außerdem noch extra von den amerikanischen Verwandten erben."

Weiß ich alles, mein Engel, und vielleicht noch länger als du. Aber wenn du mich lieb hast, Pvonne, kommst du mir nie wieder damit. Ich habe dich!"

Er faßte ihren Kopf mit seinen beiden Händen und sah ihr in seiner unwiderstehlichen Art tief in dis Augen. Er lächelte dazu, und da löste sich auch der Druck und die Angst von ihrem Herzen. Sie lachte und weinte.Lutz, ich wäre gestorben, wenn du mich aufgegeben hättest. Du liebst mich doch dann kannst du auch keine andere heiraten."

Und eine Daisy Hammerstein, ein solch arrogantes Geschöpf, am allerwenigsten. Muß halt Dagobert noch mal ran," murmelte er.Es wird mir schließlich schwer, geht aber doch nicht anders."

Er küßte ihr die Tränen aus den Augen.Kopf hoch, mein Lieb, nicht weinen! Ich will dich nur lachen und froh sehen. Im Juli bin ich vierzehn Tage hier; Pfingsten werde ich dafür diesmal nicht kommen."

Lutz, ich zähle die Tags bis dahin! Hoffentlich bist

dann deiner Sorgen ledig, so daß wir unsere Liebe

werbes gegen den Entwurf geltend. ES sei ungerecht, wenn dir steten Berufe auch heute noch von der Gewerbesteuer befreit bleiben. Abg. Theodor Fischer (BP.) bat die Regierung, de» Notlage des Gewerbes Rechnung zu tragen. Finanzminister Dr. Dehlinger erklärte, der Entwurf werde für Handel und Gewerbe in den Fällen eine Entlastung bringen, wo sie sachlich begründet sei. Die Sätze seien gerecht. Weiter wandte sich der Minister gegen eine Besprechung der Steuerverhältnifse einer Standesherrschast in Gaildorf durch den Abg. Winker und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Steuerrückstände in Höhe von 13 Millionen infolge Besserung der wirtschaftlichen Lage besser eingehen würden. Hierauf wurde der Gesetzeniwurf an den Steuerausschuß überwiesen. Die Bestimmung der nächsten Sitzung wurde dem Präsidenten überlassen.

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Regierungs-Antworten aufKleine Anfragen".

Straßenbewalzung.

Antwort auf die Kleine Anfrage der Abgg. Strahl und Ge­nossen:Die Unterhaltung der Ettcrstrccken der Staatsstraßen ist nach Par. 4a der Wegordnung Aufgabe der Gemeinden. Die notwendig werdende Bewalzung von Etterstrecken blieb des­halb bei Bewalzungen der Staatsstraßen, in deren Zug die Et­terstrecken liegen, den Gemeinden überlassen. Die Straßenbahn­verwaltung hat auf Gemeindewuasch die Bewalzung der Et- terstrccken gegen Ersatz der Kosten des Walzgeschäftes mit über­nommen. Alljährlich vor Ausstellung des Walzplans wurde und wird in den Bezirken, in denen staatliche Walzarbeiten ausge­führt werden sollen, eine öffentliche Aufforderung erlassen zur Anmeldung von Walzarbeiten durch die Amtskörperschaften und Gemeinden. Von der Möglichkeit, die Eiterstrccken in Ver­bindung mit den staatlichen Arbeiten bewalzen zu lassen, wurde sehr häufig Gebrauch gemacht. Wenn die Kleine Anfrage ein« Regelung dahin im Auge hat, daß die Straßenbauverwaltung auf Wunsch der Gemeinde die Bewalzung von Etterstrecken im Zug der Staatsstraßen auf ihre Kosten übernimmt, und daß von den Gemeinden nur Beiträge im Rahmen ihrer Leistungs­fähigkeit entrichtet werden, so würde das eine Abweichung von dem Grundsatz des Par. 4a der Wegcordnung bedeuten und sehr beträchtliche Aufwendungen erfordern, für welche die der Straßenbauverwaltung bis jetzt zur Verfügung gestellten Mittel völlig unzureichend sind. Umgekehrt sieht der Staatshaushalt­plan für 1926 in Kap. 27 Tit. 5 erstmals Mittel vor zur Ge­währung von Sjaaisbeiträgen an einzelne durch die Unterhal­tung von Ettcrstrecken der Staatsstraßen übermäßig belastet« Körperschaften. Beim Zutreffen dieser Voraussetzung können und werden an einzelne Gemeinden Beiträge zu den Kosten der Bewalzung von Etter-Straßensttccken im Rahmen des Plan­satzes gegeben werden".

Ealw, den 9. November 1926.

25jähriges Dienstjubiläum.

Am morgigen Tage kann Postmeister R ast in Bad Lieben- zell auf eine 25jährige Dienstzeit beim Postamt Bad Lieben­zell zurückblicken. Es ist ein seltener Fall, daß es einem AmtS» vorstehcr vergönnt ist, ohne Unterbrechung ein Vierteljahrhun­dert einem Amt in Treue und Fleiß zu dienen. Gleichzeitig begeht der Jubilar sein 40jähriges ' ubiläum im Reichsdienst. Aus diesem Anlaß hat die Oberpostdirektion Stuttgart eine Ur­kunde übersandt, in welcher Dank und Anerkennung für die dem Reich und dem Land gegenüber geleisteten Dienste zum Ausdruck gebracht tm, m.

Zur Landeskirchenwahl.

Man schreibt uns: Am Sonntag wurde ln den v.

Kirchen des Bezirks verkündigt, vaß die Ersatzwahl zur Lan­deskirchenversammlung am 5. Dezember stattzufinden habe. Dies« Ersatzwahl ist dadurch notwendig geworden, daß der seitherig«

nicht mehr zu verstecken brauchen. Diese Heimlichkeit ist mir schrecklich; ich komme mir so unwürdig vor."

Mit einem schwer zu beschreibenden Blick sah er sie da an. Er schloß sie fest in seine Arme.Süßestes, ich Hab» dich ja so lieb! Versprich mir aber gib mir dein Wort darauf nicht eher zu reden, als bis ich es selbst tue, damit uns nicht alles verdorben wird."

Wenn sie ahnte, mit was für Schwierigkeiten er zv kämpfen hatte» wie leicht ihm das Geld durch die Finger glitt, ihre Sorgen würden noch viel größer geworden sein..

Und nun kam noch von anderer Seite etwas, das sie' mit großer Bestürzung erfüllte.

Assessor Ryno von Hammerstein, der Sohn des Land­rats, arbeitete seit dem 1. Mai auf dem Landratsamt. Er hatte die üblichen Besuche auf den Gütern der Nachbarschaft und bei dieser Gelegenheit auch die Bekanntschaft Pvonnes auf Burgau gemacht. Rettungslos hatte er sich beim ersten Sehen in das schöne Mädchen verliebt und erwies ihm nun allerlei Huldigungen und Aufmerksamkeiten. Auch die Frau Landrat war jetzt ausnehmend liebenswürdig zu Pvonne und lud sie ein» doch Daisy recht oft zu besuchet und Tennis mit ihr zu spielen. Oft kam Daisy unver­mutet mit ihrem Dogcart vorgesahren, sie abzuholen. Ach, es war alles so durchsichtig für sie; man wünschte ihr« Verbindung mit dem Assessor, und sie hatte doch einen direkten Widerwillen gegen diesen blonden, faden, blasier­ten Menschen, durch dessen begehrliche Blicke sie sich förmlich beleidigt fühlte. Er wich nicht von ihrer Seite, brachte ihr Bücher, Blumen, schöne Früchte, und ihr war, als ob ein Netz über sie geworfen wurde, denn ihre kühle, manch­mal sogar ungezogene Abwehr wurde gar nicht einmal bemerkt.

Der Gräfin waren des Assessors Bemühungen natürlich nicht entgangen: sie war befriedigt darüber, dann würde Pvonne doch standesgemäß untergebracht sein. Diese war­tete förmlich auf eine Andeutung der Großmutter in de» Angelegenheit, um ihr ihre Meinung zu sagen. Nie aber würde sie ihre Freiheit diesem Wunsche opfern.

(Fortsetzung folgt.)