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Nationalsozialistische Tageszeitung
Calwerlayblatt
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Amtliches Organ äer N. §. v. K. P.
Alleiniges Amtsblatt für alle Staöt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Laliv
Nr. 4
Calw, Dienstag, 8. November 1988
S. Jahrgang
Deutsch-polnischer Wirtschaftsvertrag
Grundsatz der Meistbegünstigung für den beiderseitigen Wirtschaftsverkehr
Warschau, 4. November
Ein deutsch-polnischer Wirtschaftsvertrag ist am Montag um 19 Uhr in Warschau unterzeichnet worden. Das amtliche Kommunique darüber lautet: Am 4. November 1935 »st in Warschau ein deutsch»polnische» Wirtschaftsvertrag unterzeichnet worden, de» den gesamten Warenverkehr zwischen den beiden Ländern aus der Grundlage der Meistbegünstigung regelt und eine Erweiterung der Warenumsätze unter Berücksichtigung der beiderseitigen wirtschastspolitischen Erfordernisse Vorsicht. Die Zahlungen für den gegenwärtigen Warenverkehr werden auf dem Berrcchnungswege abgewickelt werden.
Um sicherzustellen, daß das vereinbarte Vertragssystem reibungslos arbeitet, werden von beiden Seiten Regierungsausschüsse eingesetzt. die in ständiger enger Fühlungnahme miteinander alle bei der praktischen Auswirkung etwa entstehenden Hemmnisse be- seitigen sollen.
Deutscher,eits ist der Vertrag von dem deut- schen Botschafter von Moltke und dem deut- schen Delegotionsführer Botschaftsrat Hemmen. volniicberseils von UnterstaatslekretLr iw Polin,chen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Graf Szembek und dem Polnischen Delegationsführer, Ministerialdirektor Sokolowski unterzeichnet worden. Der Vertrag, der ratifiziert werden soll, wird am 20. Nov. Vorläufig in Kraft gesetzt werden.
Ter Abschluß dieses zunächst auf ein Jahr befristeten, aber im Falle der Nichtkündigung automatisch weiterlaufenden Vertrages, der das Ergebnis mehrmonatiger Verhandlungen in Berlin und zuletzt in Warschau darstellt, bedeutet dank der Gewährung der Meistbegünstigung nach dem Zollsrievens- Protokoll vom 7. März 1934 einen weiteren Schritt auf dem Wege zur Normalisierung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Polen und entspricht daher der Entwicklung der politischen Beziehungen „wischen diesen beiden Ländern.
Die Bedeutung des neuen Vertrags
Der neue Wirtschaftsvertrag setzt an die Stelle der bisherigen „Kompensationsabkommen", Kontingent- und sonstigen Einzekrege- lungen einen wichtigen Neubau, der den gesamten Warenverkehr zwischen beiden Ländern umfaßt und auf Grundlagen stellt, die den beiderseitigen wirtschaftlichen Belangen entsprechen. Als wichtigste und bedeutsamste Neuerung führt er erstmalig zwischen Deutschland und Polen den Grundsatz der Meist-
'begünstigung für den Wirtschaftsverkehr zwischen beiden Ländern ein. Statt der im bisherigen Warenverkehr befolgten Methode der Einzelkompensationen schafft der neue Wirtschaftsvertrag die Möglichkeiten einer erheblichen Ausdehnung des Warenaustausches und regelt dabet den Zahlungsverkehr über Verrechnungs st eilen so, daß ein Ausgleich der Handelsbilanz angcstrcbt werden
kann, der sich auf dem ständigen, regelmäßigen Fluß der Wirtschaft ergibt. Es ist außerdem für die Biegsamkeit der Einzelbestimmungen vorgesorgt und jederzeit die Möglichkeit gegeben, die starren Paragraphen den praktischen Bedürfnissen und der Erfahrung anzupaffen. Zu diesem Zwecke werden in Berlin und Warschau „Regierungsaus- schüsse" errichtet.
vle »Velde äer l,nävig»drücke la Lliineden. Der v'ükccr sured-sedileiäet äs» Laus äer inngedsn« ten Krücke, äie äurcd äen kekreiullSSinsrLcd am S. Kovewder 1923 di»tori»cli esvoräen ist,
(Scherl Bilderdienst. «3
MM NeUdMllliMMg der englischen MIM
Eine
London. 4. November. Meldung des Oppositionsblattes
„Daily Herold" über eine angebliche Reü» Orientierung der englischen Außenpolitik in Gestalt einer Abkehr vom gegenwärtigen Völkerbundssystem und einer Rückkehr zur alten Bündnispolitik wurde am Monta- nachmittag von der britischen Regierung aus das Bestimmteste dementiert. Es sei unrichtig, daß ein derartiger Plan, wonach die bri, tische Regierung beabsichtige, den Völkerbund nicht mehr als Werkzeug für die Verhinderung oder Beendigung eines Krieges durch kollektive Maßnahmen zu benutzen, in irgend, einer Weise erwogen worden sei. Die englische Regierung befasse sich zurzeit nicht mit einer solchen „Reform" des Völkerbundes, «och habe sie derartige Pläne irgendeiner anderen Reaieruna mitaeteilt.
I« London wird amtlich in Abrede gestellt, daß die britische Regierung an Spanien, Griechenland oder Albanien herangetrete« sei mit der Bitte, gewisse Häfen benutze» z« dürfe : für de« Kall einer praktische« Anwendung des Art. 16 8 s der Bölkerbnndssatzung.
Aufmarsch zu den Wahlen
Gestern fand in ganz Großbritannien «nd Norb-Jrland die Nominierung der Kandidaten für die bevorstehende Wahl zum Unterhaus statt. Insgesamt wurde« 1369 Kandidaten anfgestcllt.
„Dienst am Kunden" in der Sowjetunion
LebensnriLtelmangel, Bürokratismus un- Ausbeulung find an der Tagesordnung
Von sachverständiger Seite wird uns geschrieben: Durch die letzten Erlasse der Sowjct- regierung über die Neuordnung der Konsumgenossenschaften und die Abschaffung des Kartensystems für eine Reihe von Lebensmitteln bei gleichzeitiger Einführung von neuen staatl. Monopolpreisen, die über den bisherigen „gebundenen" Preisen liegen, ist das Problem de» Versorgung der städtischen Sowjetbevölkerung mit Lebensmitteln in ein neues Entwicklungsstadium getreten. Die Konsumgenossenschaften :n den Städten sind aufgehoben worden, und ihre Funktionen sind auf den staatlichen Handelsapparat (Volkskommissariat für Binnenhandel) und auf die den Industriebetrieben angeschlossenen „Abteilungen für Arbeiterversorgung (ORS)" übergegangen.
Die im ersten Monat nach dieser Neuordnung in der Sowjetunion gemachten Erfahrungen zeigen sehr deutlich, daß mit bürokra- tischen Maßnahmen der in der ganzen Welt sprichwörtlich gewordenen Not der Bevölke-
VW neu« »dlürnderg". In Kiel ksnck äis keierllck« InäienrtrtellunL äe» jüngsten llreursr» äer
ckeutscden Kriegsmarine »tritt.
(Prelle-BIld-Aentrale. ».»
rung in der UdSSR nicht beizukommen ist. Von den für europäische Begriffe pHan- tastisch hohen staatlichen Mono- polpreisen für Lebensmittel abgesehen, wobei in Betracht zu ziehen ist, daß das Realeinkommen des Industriearbeiters sich bei Be- ginn der Fünfjahrespläne bis jetzt auf ein Vier, tel verringert hat, zeichnet sich die staatlich« Lebensmittelversorgung der Bevölkerung durch zahlreiche Mängel aus, die ihre Ursache im bolschewistischen System haben. Die Sowjet- Presse muß sich fast täglich mit diesen Unzulänglichkeiten befassen. So weist die „Lenin-
gradskaja Prawda" daraus hin, daß in zahl- reichen Fällen eine willkürlicheUeber- schreitung der st aatli chen Lebensmittelpreise durch die Handelsorganisationen zu beobachten sei und daß zum Beispiel oft schlechtes Fleisch zu den für bessere Qualitäten festgesetzten Preisen verkauft werde. Dazu kommt die unzureichende Belieferung des Handelsnetzes mit Lebensmitteln, der unhygienische Zustand der Verkaufsstellen, Mangel an Ordnung und Sauberkeit, schlechte Organisation der Aufbewahrung der Lebensmittel usio. Besonders kraß treten diese Mißstände in den
Italienische Fliegerbomben auf Gorahei
Der Bormarsch auf Makalle — Abessinischer Gegenstoß am Stetii?
Dschtvutt, 4. November.
Die zweite Phase des italienischen Vormarsches in Abessinien hat begonnen. Sie wird, soweit zunächst vorausgesehen werden kann, vermutlich noch weniger reich an dramatischen Kampfhandlungen sein. Dem italienischen Vormarsch kommt auch eine weit- tragende politische Bedeutung zu. da durch eine Proklamation Generals de Bono di« besetzten Gebiete Eritrea einverleibt wurden. Für das gesamte besetzte Gebiet gelten be- ceits die eritreischen Gesetze. Die Lage a« den Fronten stellt sich am Montag folgendermaßen dar:
Nordwestfronk: >
Am Setit-Takasie»Abschnitt, der den Zugang von Eritrea nach Gondar und zum Tana-See bildet, halten die eritreischen Ein» geborenen-Truppen noch die bisherigen Stellungen. Ihnen gegenüber sind von italienischen Fliegern starke abessinische Truppenan- sammlungen festgestcllt worden, so daß man mit dem baldigen Einsetzen des abessinischen Gegenangriffes auf dem Westflügel rechnet, allenfalls gleichzeitig mit dem abessinischen Gegenstoß an der Nordsront bei Makalle.
Nordfronl:
Langsam arbeiten sich die drei Armeekorps der Heeresgruppe Maravigna gegen Makalle vor. Geschütze und Tanks sind in der vordersten Aront. Die Abessinier leisten fast keinen Widerstand, sondern sammeln sich südlich Makalle. In den neubesetz.
ten Gebieten unterwirft flch nach italienischen Meldungen die Bevölkerung. In Addis Abeba rechnet man mit dem abessinischen Gegenangriff Mitte November.
Im Vormarsch auf Makalle begriffen, b't die italienische Vorhut Abbi Aödi SO Klm. s lich von Haussier» und 40 Klm. westlich Makalle erreicht. Nordöstlich von Makalle hat sich die Vorhut bis Agula, 8S Klm. Luftlinie, an Makalle herangearbeitct. Der italienische Vormarsch vollzieht sich fast ohne jeden Widerstand. ^
Sndfronk:
Auch an der Südfront geht der italienische Vormarsch weiter, nunmehr auch von Dolo an der Südwestecke. Am Montag bombardierten zwei italienische Geschwader den abessinischen Stützpunkt Gorahei; es wurden nach abessinischen Meldungen 250 Bomben abgeworfen, die 30 Frauen und 15 Kinder töteten, die gerade Lebensmittel in ein abes» tzniickies Keldlaaer brinaen wollten.
. M Petroleum und Kovlr keine Ausfuhrsperre nach Natten
Der Wirtschastsunterausschuß der Sand tionskonferenz hat zu dem kanadischen Antrag, die Liste der für die Ausfuhr nach Italien gesperrten Rohstoffe durch Petroleum und seine Derivate, Kohle, Eisen, Gußeisen, Stahl und Kupfer zu ergänzen, beschlossen, dies nur dann zu tun, wenn sich an dieser Ausfuhrsperre auch die Nichtmitgliede, des Völkerbundes beteiligen.