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Nationalsozialislische Tageszeitung

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Amtliches Organ äer N. Z. v. A. p.

Alleiniges Amtsblatt für alle Stadt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Ealtv

Nr. 287

Lalw, Freitag,

6. September 1SS5

2. Jahrgang

Eine bewegte Sitzung des Bölkerbundrats

Abessiniens Vertreter spricht Italienische Abordnung verlätzt den Saal

Genf, S. September.

Ueberraschend wurde am Donnerstag in den Nachmittagsstunden eine neue Rats­sitzung angesetzt, die um 18 Uhr stattfinden - sollte, dann aber gleich um eine Stunde ver­schoben wurde. Nach einer kurzen geheimen Sitzung soll der Rat in öffentlicher Sitzung die Stellungnahme des abessinischen Ver­treters zu den gestrigen Erklärungen des italienischen Vertreters Aloisi entgegenneh­men. Wie verlautet, will man damit die allgemeine Aussprache abschließen und zu« Einsetzung eines Ausschusses schreiten, dem die weitere Behandlung des Streitfalles übertragen werden soll. Der Ausschuß wird sich wahrscheinlich aus fünf Mitgliedern zu- fammensetzen.

Wie man hört, werden dem Ausschuß neben dem englischen und dem französischen Natsvertreter die Delegierten von drei neu­tralen Ratsmächten angehören. Die über, raschende Einberufung einer neuen Sitzung erklärt sich aus dem bei allen maßgebenden Mächten vorhandenen Bestreben, die öffent- liche Behandlung der Angelegenheit mög- lichst schnell abzuschließen.

Nachbarn nacheinander auf das gröblichste be­schimpft habe. Gefährlich werde die Haltung Italiens diesmal nur durch die umfangreichen militärischen Vorbereitungen, die eine un­mittelbare Kriegsgefahr herauf- befchworen hätten. Wenn Italien seine Aus- dehnung und neue Absatzgebiete brauche, warum trage es dann diesen Anspruch nicht offen vor? Abessinien sei jederzeit bereit, zur Durchführung von Reformen und zur Wirt- schaftlichen Entwicklung bes Landes den un­eigennützigen Rat des Völkerbundes zu befol­gen. Der abessinische Vertreter forderte vom Völkerbundsrat

1. gemäß Artikel 10 der Satzung des Völ­kerbundes die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Un a b h ä n g i g k e i t und Unversehrtheit Abessiniens an­gesichts der italienischen Truppenzusammen- ziehungen zu schützen,

2. das in Artikel 15 Abs. 3 vorgesehene

Verfahren anzuwenden. Die Zeit der Vertagungen sei jetzt vorbei. Angesichts der aufs äußerste gestiegenen Gefahr, die ein Ratsmitglied bedrohe, müsse sofort gehandelt werden.

Ein Dölkerbundsausschuß müsse sofort ein- geletzt werden und noch wahrend der gegen­wärtigen Tagung des Rates Bericht erstat­ten. Abessinien sei mit jedem Vermittlungsverfahren einver- standen, das den Ausbruch des Krieges aufhalten könnte.

Nattens Bedingung für weitere Teilnahme

In politischen Kreisen in Nom wird, wie Reutex meldet, bestätigt, daß Italien es ab­lehne, an Beratungen des Völkerbundes über die abessinische Frage teilzunehmen, solange gleichzeitig der abessinische Vertreter anwe­send ist. Würde jedoch über andere «fragen verhandelt, so habe Italien nichts gegen die Anwesenheit Abessiniens einzuwenden.

Italienisches Versprechen an Frankreich?

Der französische diplomatische Bericht­erstatter desDaily Telegraph* mel­det aus Genf, es sei ein ofsenes Geheimnis, daß Eden darauf verzichtet habe, die fran- zösisch-englischen Vorschläge, die am 16. August von Mussolini verworfen worden waren, restlos bekanntzugeben, weil Laval ihn überzeugt habe, daß daS Angebot, das wahrscheinlich demnächst in anderer Form erneuert werden solle, eine bessere Aussicht auf wohlwollende Erwägung haben würde, wenn der Welt die Einzelheiten nicht bereits bekannt seien. Als Gegen lei. stung habe Laval Eden die Ermächtigung erteilt, öffentlich bekanntzugebcn, daß er. Laval, den englischen Bericht über die Pari­ser Verhandlungen billige.

Bei seinem ständigen "Meinungsaustausch mit Rom während der letzten Tage scheine der französische Ministerpräsident eineArt Versprechen erhalten zu haben, daß Italien bis auf weiteres keine kriegerischen Operationen beginnen werde, falls es nicht herausgefordert werde oder zum Schutze sei- ner eigenen Truppen dazu gezwungen würde.

Neuer unerhörter Willkürakt Litauens

Aloisi verläßt den Saal

Die öffentliche Sitzung des Völkerbunds­rates zur Entgegennahme einer abessinischen Erklärung zu der italienischen Denkschrift begann kurz nach 19 Uhr.

Der Natspriisident erteilte sofort dem Ver­treter Abessiniens, Professor Jeze, das Wort.

In diesem Augenblick erhob sich der italienische Vertreter Aloisi von seinem Platz ym Natstifch und verließ den Sitzungssaal. Ein Mitglied der italienischen Abordnung, das daraufhin seinen Platz einnahm, wurde nach einigen Minuten, während der Ver­treter Abessiniens noch sprach, aus dem Saal gerufen, so daß der Platz Italiens von nun an leer blieb.

Nachdem der Vertreter Italiens, Aloisi, die Ratssitzung verlassen hatte, nahm der Ver- treterAbessrniens das Wort. Er ging auf die Einzelheiten der italienischen Denk­schrift nicht näher ein. In seinen Ausführun­gen sprach er von einem italienischen Verblüffungs-Manöver. Italien wolle Abessinien m Acht und Bann erklären, um dadurch von der Einhaltung seiner eigenen Verpflichtungen freizukommen. Italien handle nach dem französischen Sprichwort:Wer sei- neu Hund ertränken will, sagt, er habe die Toll­wut." Die Beschimpfungen, die Italien gegen Abessinien vorbringe, erinnerten daran, daß Italien in letzter Zeit alle seine europäischen

Wieder eine Stimme kür Deutschlands Recht

Oberst House für bessere Verteilung des

Landbesitzes der großen Kolonialländer

Neuhork, ö. September.

Oberst Edward M. House, der frühere außenpolitische Berater Wilsons, veröffent­licht in der ZeitschriftLiberty" einen Auf­satz, in dem er den Gedanken vertritt, daß der Weltfrieden nur durch eine bessere Verteilung des Landbesitzes der großen Koloniallände, zugun­sten Deutschlands, Japans und Italiens erhalten bleiben könne. England, Frankreich, Sowjetrutzland und die Vereinigten Staaten, die vier Mächte, die tue Welt besitzen", müßten den anderen drei Ländern Auödehnungsmöglichkeiten gewäh­ren, die den gegenwärtigen Verhältnissen an­gemessen seien.

Jeder Staatsmann, so erklärt Oberst House, wird in privater Unterhaltung zuge­ben, daß Deutschland, Italien und Japan Gebiet benötigen, wohin sie ihren Bevölke- rungsiiberschuß schicken und woher sie die Rohstoffe beziehen können, die ihnen das eigene Land nicht gewähren kann. Aber die großen besitzenden Nationen sind nicht Wil­lens, ihren weniger glücklichen Genossen mehr alsBrotkrumen" zu gewähren, die *»« kolonialen Tisch fallen.

Der Memelgouverneur hat Dr. Schreiber die Staatsangehörigkeit entzogen

Memel, 8. September.

Der Gouverneur des Memelgebietcs hat dem früheren Landespräsidenten und jetzigen Spitzenkandidaten der mcmclländischen Ein­heitsliste zur Wahl am 89. September die Staatsangehörigkeit entzogen. In der Be­gründung heißt es, daß Dr. Schreiber die litauische Staatsangehörigkeit als Bür­ger des Memelgebietes durch unrichtige Be­scheinigung erhalten habe. Er und seine Familre werden von nun an als Ausländer behandelt.

Da Dr. Schreiber Präsident der memel­ländischen Handelskammer ist, und in ver­schiedenen sonstigen wirtschaftlichen Organi­sationen und öffentlichen Körperschaften des MemelgebieteS führende Stellungen bekleidet, deren er mit dem Verlust der Staats- angehörigkeit verloren geht, steht er persön­

lich mit seiner Familie nach diesem Willkür­akt vor dem Ruin.

Wie bekannt, ist D r. Schreiber seil 13 Jahren Memelländer. also längst vor ver Ratifizierung des Me- melabkommens im Gebiet ansässig ge- wesen. Bisher sind niemals Zweifel an seiner Staatsangehörigkeit laut geworden, im Gegenteil wurde er vom litauischen Gou­verneur seinerzeit sogar zum Landcspräsi- denken ernannt. Als Beamter einer öffent­lich-rechtlichen Körperschaft hat er seinerzeil auf Grund seiner Anstellung aus Lebenszeit vorschriftsmäßig für Litauen optiert.

Auch der Oberbürgermeister von Memel entrechtet

Nachdem dem Spitzenkandidaten der memelländischen Einheitsliste, Dr. Schreiber, rechtswidrig die litauische Staatsbürger­

Gemeinsame Front der Arbeit

Rede Dr. Schachts vor dem Beirat der Reichswirtschastskammer

Berlin, S. September.

Am 4. September trat der Beirat der Reichs­wirtschaftskammer in Gegenwart des kommissa- rischen Reichswirtschaftsministers, Präsident Dr. Schacht, des Staatssekretärs Dr. Posse, des Ministerialdirektors Dr. Pohl und ande­rer Beamter des Reichswirtschaftsministeriums zu seiner ersten Sitzung zusammen.

Die Reichswirtschaftskammer ist auf Grund der ersten Durchführungsverordnung zum Gesetz zur Vorbereitung des organischen Auf­baues der deutschen Wirtschaft vom 27. Sep­tember 1934 als oberstes Selbstverwaltungs­organ der gewerblichen Wirtschaftsorgani­sation gebildet und hat in dieser Eigenschaft die gemeinsamen Angelegenheiten ihrer Mitglie- der, d. h. der Reichsgruppen, der Wirtschafts­kammern, der Industrie- und Handelskammern zu bearbeiten. Außerdem hat die Reichswirt, schaftskammer Aufgaben zu erfüllen» die ihr der Reichswirtschaftsminister jeweils überträgt. Dementsprechend setzt sich der Beirat der Reichswirtschaftskammern aus den Leitern der Reichsgruppen und der Hauptgruppen der ge­werblichen Wirtschaft, den Leitern der Wirt­schaftskammern und dem Leiter der Arbeits­gemeinschaft der Industrie- und Handelskam­mern in der Reichswirtschaftskammer zusam­men. Um eine enge Zusammenarbeit zwischen gewerblicher Wirtschaft und Reichsnährstand und Gemeinden herzustellen, gehören dem Bei­rat ferner an der Reichsbauernführer (Reichs­minister Darre) und sein Vertreter (Staats­rat Meinberg) sowie der Leiter des Deutschen Gemeindetages (Oberbürgermeister Fiehler) als Vertreter-der Gemeinden.

Der Leiter der Reichswirtschaftskammer, Präsident ckeHannover, gab nach Er­

öffnung ver BerratSsttzung oen Mttgueoern oer. Beirats zunächst einen kurzen Ueberblick über den Stand der gewerblichen Wirtschaftsorgani­sation, deren Aufbau nunmehr im wesentlichen als abgeschlossen gelten kann.

Im Anschluß daran machte Präsident Dr. Schacht längere Ausführungen über die Zusammenarbeit der Organisation der ge­werblichen Wirtschaft und der Deutschen Arbeitsfront zur endgültigen Lösung des Gegensatzes »wischen Arbeitaeber und Arbeit­nehmer. Dabei führte er u. a. aus:

Ich muß auch an dieser Stelle wieder ein­mal aussprechen: Ich habe vor dem deutschen Arbeiter und vor seinem Verhalten in den letzten Jahren eine unerhörte Hoch­achtung. Als Menschen haben sich die deutschen Arbeiter in dieser Zeit gezeigt, wie ich es früher vielleicht nie für möglich gehalten hätte. Diese Stimmung und die- sen Willen der Arbeiterschaft werden Sie nur sesthalten können, wenn Sie Ihrerseits dasselbe Gefühl und dieselbe Stimmung dem Arbeiter gegen­über haben und durchsetzen. Dazu soll die Leipziger Vereinbarung das Mittel sein. Daß sich dabei noch manche MHtvierig- > ketten untergeordneter organisatorischer und . personeller Art zeigen werden, ist ganz selbst­verständlich, aber in dem Grundsatz und in dem Grundgesühl sind sich die Führenden einig und es wird jetzt ganz stark daraus ankommen, wie Sie sich in dieser Sache ver­halten. Selbstverständlich wird es ebenso darauf ankommen, wie der andere Teil mit- fuarbeiten bereit ist. Aber ich habe daran kickst den leisesten Zweitel.

Zum Schluß wurden die Beiratsmitglieder

feierlich auf den Führer verpflichtet.

fchast und die Wählbarkeit durch den litaui­schen Gouverneur entzogen worden ist, hat man nun auch dem Oberbürgermeister Dr. 8 rindlinger, der an vierter Stelle aus der memelländischen Einheitsliste steht, durch rechtswidrige Entziehung der Staatsbürgerschaft das aktive und

passive Wahlrecht entzogen. Auch bei Dr. Brindlinaer ist die Staatsangehörigkeit in

Zweifel gezogen worden. Er ist ebenso wie Dr. Schreiber 1922 ins Memelgebiet gekom­men und hat sich dort als Rechtsanwalt und Rotar niedergelassen. Als Notar hat er Veamteneigenschaft. Er hat deshalb aus Grund des Paragraphen 10 Abs. 1 des deutsch-litauischen Optionsvertrages vom 10. Februar 1925 für Litauen optiert. Er ge­hörte dem dritten memelländischen Landtag als Abgeordneter an und wurde un Mai 1931 mit großer Mehrheit von der Stadtverord­netenversammlung zum Oberbürgermeister der Stadt Memel gewählt und von dem rechtmäßigen Direktorium Schreiber be­stätigt. Das statutwidrige litauische Direk­torium ReisgyS hat ihn dann am 8. Juli 1934 widerrechtlich seines Amtes enthoben. Gegen seine Amtsenthebung hatte er bei dci' ordentlichen Gerichten des Memelland: Klage erhoben.

Der Magistrat der Stadtgemeinde wurde verurteilt, chm das Gehalt zu zahlen. Man will ihn für das Memelgebiet jetzt vollkom­men beseitigen und hat ihni deshalb dis Staatsbürgerschaft entzogen.

Fünf deutsche Schulen tu Polen geschlossen

Bromberg, 5. September.

Die zuständigen polnischen Kreisschul- insvektionen in Bromberg und Hohensalza haben mit dem gestrigen ersten Schultage die deutschen Minderheitsschulen in Spi­tal. Kakulin, Sstrelno, Dombie und Krossen geschlossen und aufgelöst. In jeder dieser Schulen wurden rund 40 deutsche Kinder unterrichtet, die nunmehr polnischen Schulen überwiesen worden.sind.

Wie in Frage kommenden deutschen Schu- len waren nach der Zahl ihrer Schüler durchaus lebensfähig, so daß die deutsche Minderheit den Maßnahmen der polnischen Schulbehörden verständnislos gegenüber­steht, zumal die deutsche Volksgruppe soeben erst ibre positive Einstellung zu den bevor- stehenden polnischen Wahlen verkündet hat. Mit den betroffenen Eltern hofft die ganze deutsche Volksgemeinschaft in Polen, daß die sofort beim Polnischen Unterrichtsminister eingereichte Beschwerde im Geiste der guten Beziehungen zwischen beiden Nationalitäten berücksichtigt wird. , ^ ^ ^