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Amtliches Organ cker N. 5. v. A. p.
Alleiniges Amtsblatt für alle Staöt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Laliv
Ne. 285
Lalw. Mittwoch, 4. September 1SS5
2. Jahrgang ^
Militärische Vorbereitungen überall!
Heute beginnt der Völkerbund mit der Behandlung des Abessinien-Streites
Addis Abeba, 3. September.
Der Kaiser hat den Hab de Mikael zum Gouverneur von Kollo und zum Armeeführer ernannt. Der neu ernannte Armee- sührer hatte bereits in den letzten Julitagen 12 OVO Mann an der Grenze von Eritrea gesammelt. Jetzt bat er vom Kaiser erneut den Auftrag erhallen, Truppenverbände auf- zustellen. Am Dienstagmorgen ist Habde Mikael mit 3000 Mann aufgebrochen. An den einzelnen Bahnstationen sollen überall weitere Truppenteile hinzukommen, so daß insgesamt etwa 16 000 Mann zusammen- . kommen werden. Die gesamten Truppen, die Maschinengewehre und mehrere Flugzeng- abwehrgeschühe kleineren Kalibers mit sich führen, werden bei Ual-Ual Stellung beziehen.
Militärische Vorbereitungen auch in Aegypten
Wie das größte arabische Blatt Kairos, „Ahr am", meldet/ herrscht seit einigen Tagen im ägyptischen Generalstab un- gewöhnliche Geschäftigkeit. Die Kriegsarchivc werden durchsucht und wichtige Dokumente werden vervielfältigt und ins Englische übersetzt.' Auch die höheren Offiziere der ägyptischen Armee zeigen in ihrer dienstlichen Tätigkeit eine über das normale Maß hin- ausgehende Regsamkeit. Im übrigen melden die Blätter bedeutende militärisch-strategische Arbeiten an der Grenze gegen Libyen. Der Innenminister hat eine Urlaubsperre für die Polizei angeordnet.
England sichert Malta
Das britische Truppentransportschiff Neu-
l i a ist am Dienstag mit 1500 Offizieren und Mannschaften an Bord von Southampton nach Malta und Aden in See gegangen. Das Kontingent besteht in der Hauptsache aus technischen Truppen. Entgegen der vor einigen Tagen ergangenen Mitteilung werden die verheirateten Mannschaften und Offiziere nicht von ihren Familien begleitet. Das Flaggschiff Barham, das von der Heimatslotte der Mittelmeerflotte zugeteilt ist, hat heute Plymouth mit Malta als Bestimmungsort verlassen. Der Haupthafen von Malta ist durch eine Sperre gesichert worden, die, wie aus neuesten Berichten hervorgeht, aus Stahlnehe» geaen U-Boote beliebt.
Mussolini empfängt Balbo
Der italienische Regierungschef empfing Luftmarschall Balbo, den Gouverneur von Libyen, zu einer längeren Unterredung. Balbo erstattete eingehend Bericht über die Lage in seiner Kolonie und hob hierbei die militärischen Gesichtspunkte im Hinblick aus die Tatsache hervor, daß zahlreiche freiwillige eingeborene Truppen nach Ostasrika verschifft werden. Diese Truppen sollen nunmehr durch Streitkräste aus dem Mutterland erseht werden.
Abessinienstreik am Mittwoch in Genf
Vom Völkerbundssekretariat wurde Tiens- tag nachmittag die Tagesordnung für die erste Sitzung der am Mittwoch beginnenden Tagung bekanntgegeben. Nach der üblichen geheimen Eröffnungssitzung, die auf 16 Uhr angesetzt ist, und der die Annahme der Tagesordnung sür die gegenwärtige Tagung obliegt, ist eine öffentliche Sitzung vorgesehen, als deren einziger Punkt die Behandlung des italienisch-abessinischen Streitfalles angekündigt wurde.
Die Tatsache, daß man bereits am Mitt- woch in öffentlicher Sitzung die Behandlung der abessinischen Frage beginnen will, wird dahin ansgenützt, daß die Besprechungen zwischen den hauptbeteiligten Ratsmächten, die Dienstag nachmittags im Beisein des italienischen Hauptvertreters, Baron A loisi. fortgesetzt wurden, nicht ergebnislos verlaufen sind, und daß man sich wenigstens über den förmlichen Verlauf der ersten Natssttzuna aeeiniat bat.
Der Sonderberichterstatter der halbamtlichen Agentur Havas bestätigt die Informationen einiger Pariser Blätter, wonach Eden und Laval voneinander getrennt über die Pariser Dreierkonferenz berichten würden.
Keiner ist schuldig!
„Paris Soir" glaubt zu wissen, daß sich die fünf Schiedsrichter im italienisch-abessinischen Schiedsgerichtsausschuß sür den Grenzzwischenfall bei Ual-Ual weder nach der einen noch nach der anderen Seite ausgesprochen haben. Man sei vielmehr zu der Ansicht gekommen, daß weder Italien noch Abessinien eine internationale Verantwortung an diesem Zwischenfall trüge.
In gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen >laubt man diese Information bestätigen zu önnen. Man sagt, die Schiedsrichter hätten weder Italien noch Abessinien
irgend eine- internationale Verantwortung an dem Zwischenfall z uL geschoben. Wie ferner verlautet, ist die) Entscheidung des Schiedsgerichts den Ver-'s tretern der beiden Ländern überreicht wor< den. Die Schiedsrichter und die beiden Der? treter haben sich verpflichtet, das Urteil soD lange geheim zu halten, bis der Völkerbunds davon- Kenntnis genommen hat. Das Urteil/ ist von allen Schiedsrichtern unterzeichnet' worden. - 77.,,
Journal des Dubais begrüßt das Urteil
Das Journal desDSbats begrüßt das Urteil des italienisch-abessinischen) Schiedsgerichts, und Schlichtungsausschusses,^ das der Bezeichnung dieses Ausschusses im? wahrsten Sinne des Wortes gerecht werde?. Dieses Urteil, das den politischen Horizont/ etwas aufkläre, werde die Arbeiten der-' jenigen erleichtern, die sich nunmehr nur / noch auf den rein politischen Standpunkt/ zu stellen haben, um einen Streitfall zu« lösen, der den Weltfrieden in stärksten^ Maße bedroht. Am Vorabend der Genfer? Tagung bedeute diese fast unerwartete Lö»/ sung einer Frage, die nach allgemeiner Ansicht unlösbar schien, ein autes Borzeichen.
Neue Enthüllungen über Abessiniens Verträge
Eine Million Dollar-Anleihe für Abessinien — Einzelheiten des Oelabkommens
Wie Reuter von der abessinischen Gesandtschaft in London erfährt, hat der Gesandte Dr. Martin am 1 9. Iulian den Neuyorker Makler I. Chertok ein Schreiben gerichtet, in dem eine Abrede bestätigt wird, wonach der Makler sür einen Zeitraum von 90 Lägen, vom 19. Juli an gerechnet, das ausschtteßtilye Recht oer Ausbringung einer Anleihe für Abessinien im Betrage von nicht weniger als einer Million Dollar erhält. Als Sicherheit für diese Anleihe erklärt sich die abessinische Negierung bereit, eine 50jährige Konzession für die Gewinnung von Gold, Platin, Oel und sonstigen Bodenschätzen in Gebieten zu gewähren, die noch näher bestimmt werden und die unter absoluter abessinischer Kontrolle stehen.
Wie verlautet, find bisher auf Grund dieser Abmachung noch keine Beträge an die abessinische Regierung gezahlt worden.
Aus Neuhork ist inzwischen ein Bericht eingetroffen, in dem es heißt, daß sich die Aeußerungen des Maklers Chertok mit den Mitteilungen des Londoner abessinischen Ge- andten im wesentlichen deckten. Chertok iehauptet, den Anleihebetrag >on einer Million Dollar inzwi- chen aufgebracht zu haben,
Einzelheiten ^
des Petroleumkonzessionsvertrages
Wie der Sonderberichterstatter der Agentur Havas aus Addis Abeba meldet, erklärt man dort in politischen Kreisen, daß die Petroleumkonzessionsangelegenheit lediglich mit einemwirtschaftlichenZiel verbunden sei und daß ausnahmslos amerikanisches
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Kapital hinter der Konzessionsgesellschast stehe. Irgendein politischer Zweck sei von der abessi- nischen Regierung nicht verfolgt worden. Es seiein reinerZufall, oaß der Vertrags, abschluß in einen Politisch kritischen Augenblick falle. Man betont die Wichtigkeit dieses Vertrages für das gesamte Land, der eine neue Gelegenheit darstelle, den Wert Abessiniens zu heben und neue Einnahmequellen zu erschließen.
Der Sonderberichterstatter gibt auch weitere Einzelheiten über den zwischen der abessinischen Regierung und der African exploitation and development corporatton beschlossenen Vertrag. Die Gesellschaft sei zunächst verpflichtet, die Bedürfnisse der abessinischen Regierung zu decken, die ihr Petroleum zu einem festen Preis ab- nehme. Ferner soll die Gesellschaft 2V- Millionen/Tonnen Petroleum jährlich zur Ausfuhr Herstellen, und zwar nach einem festgesetzten Programm, widrigenfalls die Gesellschaft der abessinischen Regierung einen Schadenersatz zu zahlen habe. Vier Jahre nach Beginn der Ausbeutung müsse die Gesellschaft eine Röhrenleitung bis zum Meere errichten im Einvernehmen mit einer Macht, die einen Zugang zum Meer besitze, andernfalls müsse sie ihr Bertragsrecht an die abessinische Regierung abtreten, die oas Recht behalte, den Ver- trag für seinen Handelswert znrückzukaufen. Die Gesellschaft habe das Recht, Filialen amerikanischer oder abessinischer Nationalität zu errichten, mit Ausschluß jeder anderen Nationalität. Das Personal der Gesellschaft müsse in erster Linie aus Abessiniern bestehen. Im Falle einer höheren Gewalt, wie Krieg, Revolution, werde die Verzögerung in der
lndlseb« Gruppe» kür Abessinien
Oie Tuspitrrmg des Konflikts um Abessinien bst nunmekr die britiscke Negierung veranlaöt, ein gröüeres Kontingent ind. Iruppen nacb ^ddis - ^beba ru verlegen, wo sie den Lcbutr der dortigen Oesaodtsckakt ndernekinen sollen. Vas Lild reigt die Linscdikkung der Iruppen in lloin- b»v. In der ßlitte dlajor 6 Kart er, der das Kommando der Ir uppen kükrt.
Weltbild. «.)
Ausbeutung des Petroleums sür die Dauern des Vertrages hinzugerechnet werden. Die Ein» , führung des zur Ausbeutung des Petroleums, erforderlichen Materials werde 21 Jahre lang/ von jedem Zoll befreit. Die Gesellschaft ist von? gewissen Steuern, vor allem von der Einkorn« / mensteuer, Kapitalsteuer und Bausteuer be-' freit. Für 21 Jahre erhält die Gesellschaft: eine Zollfreiheit für ihre Petroleumerzeugmsse.', Die abessinische Regierung verpflichtet sich, oi«? Gesellschaft mit keinerlei hoher Besteuerung zu belegen. Die finanziellen Bestimmungen des Vertrages werden bisher noch geheim gehalten
Vor der Entscheidung in Genf
. Die Zeitung „Daily Telegraph" weist in einem Leitartikel darauf hin, daß der Völker»? bund sich am Mittwoch der Krisis seiner Lauf- bahn nähern werde. Eden habe die Aufgabe, mit aller Deutlichkeit festzustellen, daß nach Ansicht der britischen Regierung ein Versagen deS Völkerbundes im Halle Abessiniens das, Vertrauen in seine künftige Brauchbarkeit verT' Nichten würde. Wenn die Völkerbundssatzung/ sich als unwirksam erweise, dann müsst' die Welt zu älteren Methoden der Beilegung von Streitigkeiten zurückkehren, das, hieße AufrüstenundinBündnissem den Schutz suchen, den man bisher vom Volker-'' bund erhofft habe. ,
Das Blatt vermutet, daß die Bereitschaft des) Negus zu Zugeständnissen sich infolge? des Zusammenbruchs der Pariser DreimächtL Verhandlungen vermindert habe und das abessA Nische Oelqeschäft ein äußeres Zeichen dieser^ Sttmmungsanderung sei. Die Hände der britischen Regierung seien bei dieser Angelegenheit rein: Ls gehe in Genf um viel wichtigere Dinge,"