SÄnvarrwaldWackk

Verlag: 8ch»arzwald-Wacht V.m.t. H. Talw. votatlanidruL 8. OelschUger'sche Buchdrucker»!, Ealw. Hauptschristielter: Frtel» rlch Han» Scheel«. Angeigeuletter: Alfred Schashettl«. Sämtliche in T-Iw. D. 8. VIl. W: Läw. «Seschäftdstelle: Alte« Postamt. Fernsprecher 251; Schluß der Anzeigenannahme: 7.!X> Uhr vormittag«. Al» Lnzeigentaris gilt zur Zeit Prelkltste S.

Nationalsozialistische Üaqeszeitung

Ärlwerlayblatt

Bezuglprel«: Durch Träger monatlich 1.50 RM. einschließ­lich 20 Pf,. Trägerloh». »et Postbezug I.R RM. elnschließlich 5« Pfg. Postgebühren. Anzeigen»!«!«: Die Ileinspaltig« mm-Zeile7Pfg., Reklamezeile I5Psg. Bei Wiederholung Nachlaße Erfüllungiort für beide Teil« Calw. Für richtige Wiedergab« Po» durch Fernfpruch ausgenommen« Anzeigen leine Gewähr«

Amtliches Organ äer N. Z. v. A. p.

Alleiniges Amtsblatt für alle Stabt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Ealiv

Nc. 254

Calw, Dienstag, 3. September 1935

2. Jahrgang

Italien protestiert gegen Konzessionsvertrag

Trotz Abrücken Großbritanniens dauern die italienischen Verdächtigungen an

3m Falle eines Bombenangriffs ...

Addis Abeba, 2. September.

Die Politische Lage wird auch am Montag noch voll und ganz durch den 'Konzes­sionsvertrag Abessiniens mit einer amerikanischen Gesellschaft beherrscht. Be­sonders schwierig wird der Ueberblick über die politische Situation dadurch, daß immer noch keine verbürgten Nachrichten über Ein­zelheiten dieses Vertrages vorliegen. Es herrscht immer noch ein undurchdringbares Dunkel. Vor allem bleibt derFall Nickett" ganz undurchsichtig. Man spricht in diesem Zusammenhang von der größten Bombe, die von dritter Seite in den abes- sinisch-italienischen Konflikt hineingeworfen worden ist. Man kann sich nicht erklären, daß der britische Gesandte in Addis Abeba nichts davon gemerkt haben soll, wie Mister Nickett im Flugzeug eintraf und mehrtägige offi­zielle Verhandlungen mit dem Negus führte. Ebensowenig begreift man, wie sich der Kai­ser von Abessinien in Verhandlungen mit einem fremden Staatsangehörigen einlassen konnte, ohne den betreffenden diplomatischen Vertreter des Landes in Kenntnis zu setzen.

InNom reitet man natürlich eine scharfe Attacke gegen den Konzessionsvertrag. Es wird erklärt, daß er unter allen Um» ständen rückgängig gemacht wer­den müsse. Italien werde es unter kei­nen Umständen dulden, daß durch die Manö­ver einer sog. Wirtschastsgesellschaft, deren Hintermänner vorläufig noch nicht ganz er­kennbar seien, ihm die Gebiete, um deret- willen das ganze Vorgehen gegen Abessinien eingeleitet worden sei, im letzten Augenblick unerreichbar gemacht werden sollen.

Unter diesen Umständen erhebt Italien formell Einspruch gegen den Vertrag, durch den alte italienische Rechte verletzt würden. Auf abessinischer Seite ist man dagegen der Ansicht, daß dieser Einspruch auf Grund der Verträge nicht gerechtfertigt sei.

In Addis Abeba herrscht natürlich Poli­tischer Hochbetrieb. Man hört, daß der Konzesstonsvertrag sowohl im amerikani­schen, wie im abessinischen Handelsregister Eingetragen werden wird und daß daS Gesellschasiskapital als rein ameri- kanisch ausgegeben wird. Der Unter­zeichner des Vertrags, Mister Nickett, wird an der Genfer Völkerbundsratsfltzung teilnelimen.

England rät dem Negus ab

Der diplomatische Bericylersianer oer Preß Association" schreibt: Das Abrücken der britischen Regierung von dem abessini­schen Oelabkommen hat im Ausland eine vorzügliche Wirkung gehabt und unberech­tigtes Mißtrauen zerstreut. Die öffentliche Meinung des Auslandes ist beruhigt wor­den durch die Bekanntgabe der Tatsache, daß die OelverHandlungen hinter dem Rücken und ohne Wissen der britischenRegie- rung durchgeführt worden find, und daß die britische Regierung sie nicht nur nicht billigt, sonden auch ihren Gesandten in Addis Abeba angewiesen hat, dem Kaiser den Rat za geben, die Konzessionen noch in der Hand z u b e h a l t e n.

Die erste Bekanntgabe des Vertrages hat im Auslande Ausfälle von Kritikern hervor- aerusen, die in dem Vertrag einen Beweis für ihre Behauptung sahen, daß die britische Politik in dem abessinischen Streit nur durch selbstsüchtige Interessen bestimmt wird. Diese Behauptungen gründeten sich auf die Annahme, daß die britische Negierung an dem Oelgeschäft beteiligt war oder es mindestens stillschweigend begün­stigte. Es ist jetzt klar, daß die britische Negie­rung nichts von den Verhandlungen wußte und entschieden gegen die ganze Sache ist. Unter diesen Umständen hat die Erklärung der Negierung viel gutes getan, sie hat ge­leigt, daß die britische Politik sich auf soli­dere Gründe als auf Finanzmanöver stützt und sie hat die Grundlosigkeit gegen daS Mißtra uen gegen England daraetan. ^

Italien verdächtigt England

In Rom herrscht allgemein die Auffas­sung, als ob E n g l a n d im Fall Nickett die Finger im Spiele habe. Man mißt daher der Tatsache, daß der britische Gesandte m Addis Abeba aus London die Anweisung erhalten habe, den Kaiser zu veranlassen, den Vertrag aufzuheben, wenig Bedeutung bei. Auch dem offiziellen englischen Dementi traut man nicht. Zum mindesten hält man in zuständigen italienischen Kreisen die eng- lische Negierung für indirekt an der ganzen Angelegenheit beteiligt. Diese Auffassung bringt dasGiornale d'Jtalia" in einem Leitartikel in unmißzuverstehender Weise zum Ausdruck.

Diesen Verdächtigungen gegenüber bringt die englische Presse ihre Befriedigung zum Ausdruck, daß sich die englische Negierung absolut einwandfrei benommen habe. Es wird mit Genugtuung festgestellt, daß die britische Regierung eine stränge Untersuchung angeordnet habe, um sestzustellen, ob bei der ganzen Aktion mittelbar oder unmittel- bar englisches Kapital beteiligt sei.

Ter Kolonialsekretär der italienischen Ge­sandtschaft. Bazzani. erklärte dem Ver­treter des Deutschen Nachrichtenbüros, daß demnächst auch der letzte italienische Ange­stellte. sowie das gesamte Gesandtschafis- personal Abessinien verlassen würden. Ferner teilte er mit. daß, bevor ein Luftangriff aus Addis Abeba erfolge. 48 Stunden vor­her eineWarnungan dieBevöl- kerung sowie die Ausländer ergehen werde. Hierzu wird von abessinischer Seite erklärt, daß ein Bombenabwurf aus Addis Abeba gegen das Völkerrecht verstoßen würde, da es sich u m eine offeneStadt bandle.

Das Nachrichtenbüro Reuter meldet am Montag aus Diredawa: Ein unbestätigter Bericht besagt, daß eine Vorhut von Ivüü italienischen und 1500 Mann Eingeborenen­truppen die abessinische Grenze westlich von Assab überschritten hat und in die Provinz Danakil einmarschiert. »

Von zuständiger dieses von Reuter schiede« in Abrede

italienischer Seite wird verzeichnete Gerücht ent- gestellt.

Englische Kreuzer i» Hais«

London, 3. Scpt.

In Haifa, der Endstation der Oelleitung aus dem Irak, sind am Montag die drei eng­lischen leichten KreuzerArethusa",Delhi" undDurban" eingetrosfcn. Außerdem wird die Ankunft von acht Zerstörer» erwartet.

DerStar" berichtet in diesem Zusammen­hang, - znm Schutze dieses wichtige« Ha­fens besondere Vorsichtsmaßnahmen gegen überraschende Angriffe aus der Luft oder von -er See her getroffen worben sind.

Reiche Ölvorkommen in Abessinien

Der Bevollmächtigte der amerikanischen Oel-Gesellschaft, der Engländer Nickett, äußerte sich einem Vertreter des Neutcr- büros gegenüber höchst optimistisch über daS Oclvorkommen in Abessinien. Er sei über­zeugt, daß im Bezirk von Kirkur das Oel ebenso gut und reich sei wie im Irak. Es liege in einer Tiefe von etwa 400 Metern. Eine Nöhrenleitung soll es nach dem Süden leiten. Bemerkenswert ist, daß die der abes­sinischen Regierung in Aussicht gestellte Kauf­summe geheim gehalten wird. Einer Mel­dung aus Addis Abeba zufolge soll die Ge­sellschaft die Absicht haben, die Kaufsumme mit etwa 200 000 Pfund zu bevorschussen.

Der Erfolg der ersten Menschenkraft-Tlüge

Bestleistung: 221 Meter-Strecke in S Meter Höhe Weiterarbeit in der Stille

Berlin, 2. September.

Die ersten Versuch sflüge mit M e n- schenkrast auf dem Flugplatz Rebstock bei Frankfurt a. M., die von dem Segel­flieger Dünnbeil aus Erfurt mit einem von den Ingenieuren und Luftsportverbands- angehörigen Haeßler und Villinger aus Dessau erbauten Flugzeug mit Propel- lerantrieb durchgeführt wurden, haben in den Tatzen vom 29. bis 31. August einen vollen, reden Deutschen mit Stolz erfüllen, den Anfangserfolg gehabt. Am 29. August wurden von dem Piloten zunächst einige Sprünge von etwa 20 Meter Länge lediglich zwecks Erprobung einer aus gespannten Gummikabeln bestehenden Starthufsvorrich- tung ausgeführt. Dann folgte, wie gemeldet, um 18.10 Uhr ein 195 Meter langer Gerade­ausflug in 1 Meter Höhe, wober nach dem Start allein der durch kräftiges Tre­ten in Umlauf gesetzte Propeller das Flug- zeug antrieb. Damit war der erste Flug durch Menschenkrast gelungen. Am 30. Aug. folgten zwei Flüge; der erste von 235 Meter

Länge wiederum in etwa 1 Meter ohne Bodenberührung. Beim zweiten Mug von ungefähr gleicher Länge unterlief Dünn- beil ein kleiner Steuerfehler, der zu einer etwas harten Landung und geringfügigen Beschädigung am Vorderteil des Flugzeuges führte. Nach Instandsetzung durchflog der gleiche Führer am Samstag in 20 Sekun- den bei etwa 40 Kilometer Stun- hwindigkeit in 4 bis 5 ?öhe eine Strecke von 204 und in 21 Sekunden 221 Bei beiden Flügen beschrieb der Pilot jeweils auch eine Linkskurve.

3000-Mark-Sonderpreis

Damit verlassen die erfolgreichen Konstruk­teure und der Flugzeugführer Frankfurt, um nach kurzer Ruhepause, angespornt durch die schönen Anfangserfolge, in der Stille rastlos an ihrem Werk weiterzuschaffen. So erfreu­lich zahllose Glückwunschtelegramme und -briefe sind, die Arbeit darf hierdurch gestört und beeinflußt werden,

I

dengesi

Meter

Meter,

Meter.

nicht

Nach dem bis 2. September geltenden Preisausschreiben der Polytechnischen Gesell­schaft Frankfurt a. M. konnte das Preis­gericht, dem u. a. der bekannte Frankfurter Ingenieur Ursinus (derVater der Rhön") als betreibende Kraft zu solchen Flügen mit Menschenkraft angehört den Hauptpreis von 5 000 RM. dem Bewerber» slugzeug nicht zuerkennen.

Das Preisgericht gab jedoch am Sonuta: bekannt: Obwohl die Bedingungen desPreie- ausschreibens bis heute nicht erfüllt werde,: konnten, hat das Preisgericht mit Justin,, mung des Neichsluftsportführers beschlossen, in Anerkennung der technischen und fliegeri­schen Leistungen bei den Wettbewerbsflügen vom 29. bis 31. August mit einem durch Menschenkraft betriebenen Flugzeug der Polytechnischen Gesellschaft die Anerkennung einer Anerkennungsprämie von 3000 Mar! an den Wettbewerber Nr. 1, Flugzeug Häß- ler-Dillinger (Führer Dünnbeil), vorzuschla- gen.

Admiral 8eveer" ln vnnrig. Vs» deutseke psnrerscvikfXdwlral 8cdeer" i»t ru einem Le- »ucd im Ormrlger Rsken ein getroffen. Xn äer Rskeneinkskrt vurde e» von einer KnnäertsciiLkt »ovie einer Kapelle äer vanriger l-andespolire! begrüüt. Line grvLe Tski von ^usklues- chrmpkern uod engeren kshrreugen ged dem 8ctüll da» Oelelt. IScherl Bilderdienst, A.)

Minimer Vorgang beim Sairziger BölkerbundttommiMr

Danzig, 2. September

Bei einem Empfang, den am Sonntag abend der Hohe Kommissar des Völkerbun­des anläßlich der Anwesenheit des deutschen PanzerschiffesAdmiral Scheer" veranstal­tete, ereignete sich ein durch den Gastgeber selbst hervorgerufener peinlicher Vorgang. Zu Beginn des um 22 Uhr angesetzten Emp­fanges stellte sich heraus, daß der Hohe Kom- missar Sir Lester u. a. auch den unter sehr bedenklichen Begleitumständen ausgeschiede­nen frühereü Danziger Senatspräfidenien Dr. Nauschning sowie verschiedene Mar- xisten und andere Vertreter der Danziger Opposition eingeladen hatte.

Senatspräsident Greiser hat sich daraufhin sofort von dem Hohen Kommissar ver- abschiedet und mit den anwesenden Danziger Herren das Haus verlassen. Der Komman­dant desAdmiral Scheer", Kapitän z. S. Mar sch all, verabschiedete sich kurze Zeit danach und verließ mit seinen Offizieren das kaus, um an zwei am gleichen Abend statt» findenden Veranstaltungen teilzunehmen.

Das deutsche PanzerschiffAdmiral Sch e er" hat am Montag nachmittag nach mehrtägigem Aufenthalt Danzig wieder ver­lassen. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen be« fand sich bis zur Reede Senatsprästdent Greiser mit einer Reihe führender Danziger Persönlichkeiten an Bozd. .