Ltacit Eli Ortw

Calw, de» 29. November 1934

Don den Calwer Schulen

Laut Bekanntgabe öes Württ. Kultministe- riumS sind zu Beginn des Schuljahres 1934/35 die Ealwer Höheren Schulen von 220 lim Vorjahr 223) Schülern besucht worden,' hievon waren 77 (79) Mädchen. Das N alprogymnasinm zählte an Schülern 63 (62) Knaben und 27 (36) Mädchen, die Real­schule 78 (82) Knaben und 60 (49) Mädchen. In der Gewerbeschule Calw wurden in 4 (8) Klassen 182 (176) Pflichtschüler, darun­ter 6 (8) Mädchen unterrichtet. Die Handcls- abtcilnng dieser Schule besuchten 26 (33) Pflichtschüler, darunter 3 (3) Mädchen. Die Frauenarbeitsfchule Calw zählte im l. Kurs 45 (67). im II. Kurs 55 (68) und im III. Kurs 54 l76) ordentliche Schülerinnen, wozu im I Kurs noch 7 (15), im II. Kurs 7 (5) und im III. Kurs 5 (6) Gäste kamen. An Nachmittags- und Abendkursen beteiligten sich im II. Kurs 15 (15) und im III. Kurs 36 (16) Schülerinnen. Die Mäd chen Mittel­schule Calw wurde von 162 (89) Schülerin­nen besucht.

Ladendieb gefaßt

Vorgestern wurde in Calw ein auswär­tiger Hanbwerksburschc verhaftet, der in einem Uhrengeschäft in der Badstraße eine Armbanduhr gestohlen hatte. Der Bursche liest sich in dem Geschäft Armbanduhren Vor­lagen, wobei es ihm unbemerkt gelang, eine Nbr an sich zu nehmen. Kurz darauf teilte er uns dem Bahnhof einem Kollegen den Erfolg seiner Fingerfertigkeit mit, ohne zu beobach­ten, daß dieses Gespräch von einem Dritten vernommen wurde. Die sofort verständigte Polizei konnte daraufhin den Dieb noch rechtzeitig festnchmen. Da er sich im Besitze von zwei Armbanduhren befand, war er bald überführt und in das Calwer Ortsgcfäng- nis eingelicfcrt. Die Polizei vermutet, daß er schon mehrere Diebstähle dieser Art ausge- fiihrt hat.

Dom Turnkreis 8 der DT.

Am vergangenen Sonntag fand in der Calmbach er Turnhalle ein Lehrgang im Männerturnen des Enz-Nagold-Kreises unter Leitung von Oberturn wart Pantle- Calw statt. Turnöruöer Pantlc sprach hiebei eingehend über die Aufgaben der Vorturner und Tnrnwarte,' zuvor wurden Hebungen dnrchg fiihrt. Der 2. Krcisvorsitzende Kienzle- N uenbürg sowie Kreischrcnoberturnwart Grostmann erschienen auch zu dem Kurs.

Wie wird das Wetter?

Für Freitag und Samstag ist trockenes, jedoch zeitweilig bedecktes, mäßig kaltes Wet­ter zu erwarten.

*

Dachtel, 28. Nov. An einein Krebsleidcn verstarb am Totensonntag Lehrer Christ. Breitling in Botnang, ein Sohn unserer Gemeinde, welche mit ihm einen Heimat­freund und -dichter von seltener Treue ver­liert. Seinen Altersgenossen hat er anläßlich der 40-, 56- und 66-Feiern manche frohe Stunde bereitet. Die Gemeinde wird ihm ein treues Andenken bewahren.

Wildberg, 29. Nov. Vergangene Woche rief Vorstand Gottl. Vohler den Ausschuß des Gewerbevereins im Gasthaus zur Traube" zum letztenmal zusammen zwecks Auflösung. Schriftführer und Kassier Scheck verlas das Kassenbuch Der Nest des Vermö­gens wurde der NS.-Volkswohlfahrt über­wiesen. Anschließend sprach der Ortsgruppcn- leitcr der NS.-Hago I. Wörncr über die Verhütung der Preissteigerungen.

Herrcnberg, 28. Nov. Das Innenministe­rium hat dem einstimmigen Beschluß des Ge- meindcrats im Einvernehmen mit dem Obcr- amt stattgcgcben und hat mit Wirkung vom 27. November 1934 den Bürgermcistcramts- verwcser Stadtpflegcr Eipper zum Bür­germeister der Stadt Herrcnberg ernannt. Das Schülcrfrühstück wird auch in diesem Winter wieder gewährt. Der erforderliche Betrag wird teils von der Stadt, teils vom WHW. zur Verfügung gestellt. Das Früh­stück wird an 67 Kinder auf die Dauer von 90 Tagen abgegeben.

Grunbach-Salmbach, 28. Nov. Am Montag abend befand sich Polizeihauptwachtmcistcr

Fenske aus Pforzheim mit dem Jagdpächter Hildingcr auf der Jagd in den hiesigen Wal­dungen. Als sie vom Hochsitz heruntersteigen wollten, blieb F. im Riemen seines Gewehrs hängen. Das Gewehr entlud sich und die Kugel durchschlug ihm die Kinnlade,' sie trat rechts unter der Schläfe wieder aus. Er hatte schweren Blutverlust und blieb bewußtlos liegen. Der Verletzte wurde ins städtische Krankenhaus Pforzheim eingeliefert.

Pforzheim, 28. Nov. In der vergangenen Woche wurden hier u. a. nicht weniger als 19 Kraftfahrer und fast 266 Radfahrer fest- gestellt, zum Teil zur Anzeige gebracht, zum Teil verwarnt, weil sie die Verkehrsordnung

Wir Vierziger, die wir in diesem Jahr das Schwabenalter erreichen, sind von dem Jahrgang, welcher gerade um die Jahrhun­dertwende in die Schule kam. So ein wenig reichen unsere Erinnerungen noch hinüber in daH. alte Jahrhundert, vielleicht dahin, wo wir an der Hand von Vater oder Mutter die ersten Kindheitserlebntsse hatten, Weihnach­ten oder Geburtstag feierten, oder als wir bei der guten Frau Wiedmann in die Kindcrschule im Salzkasten gingen. Dann kam das neue Jahrhundert, in welchem wir bewußt ins Leben und bald in den brausen­den Sturm, der über unser Volk hereinbrach, gestellt wurden.

Welch weiter und oft harter Weg war es von jenem Tage an, als wir mit dem neuen Schulranzen auf dem Rücken von der Kirche zur Schule hinauswanderten, wo in Liebe und Güte Lehrer Birk sich mühte, uns Büb- lein Sitzleder und die Anfänge der Weisheit beizubringenl Der Weg führte weiter zu den ersten Diktaten und Schreibheften, mit wel­chen uns Lehrer Mäckle bekannt machte. Bei ihm lernten wir ausrcchnen, was 3^L Pfund kosten, wenn 1 Pfund 26 Pfennig kostet. Wir lernten die Nebenflüsse der Na­gold auswendig hersagen und kamen sogar zum ersten Male mit der noch sehr geheim­nisvollen Elektrizität in Berührung, als die Lehrerssöhne ihre Experimente vorführten und uns elektrisierten.

Die leider oft mehr aufs Elternhaus als auf die Begabung abgestimmte Trennung der Schulklasse kam: ein Grüpplein bekam die blaue Mütze der Lateinschüler und bald eine gelehrte Brille dazu, die größere Gruppe zog in die oberen Volksschulklassen im Salz- kasten, wo Lehrer Schüßler und später der vielverdiente Lehrer Fischer mit fester Hand praktisches Wissen und mancherlei Le­bensweisheit lehrten. Manchmal hat ein La- teinschttler etwas neidisch zur Volksschule hinübcrgehorcht, ipo jeder Tag mit einem fri­schen Morgcnlied begonnen wurde, während das Singen der Latcinschiiler auf nur eine Wochenstunde beschränkt war, welche aber von Obcrpräzeptor Bacuchle tüchtig aus- gcnützt wurde.

Welche Fülle von lieben und interessanten Erlebnissen hatten wir. Da war die Feuer­wehr mit ihren 7 Kompagnien, bei ihren Hebungen wie im Ernstfälle gleich inter­essant. Da war basFackeln", wo der Buben­nachwuchs von den Aelteren lernte, Back­scheite für Fackeln zu schlitzen und auf dem Hohen Felsen oder dem Brühl einen Holz­stoß aufzurichten. Da war der Sedanstag und das Kinderfest, an welchen die Stadtkapelle schon in der Frühe ihre Weisen durch die er­wachende Stadt schmetterte, und wo bei Fcst- zügen bas Trommler- und Pfeiferchor unter Zugmcister Berners Leitung in schmucker Uniform die Führung hatte. Da gab es schwere Kämpfe zwischen Handelsschülern und Stadtbuben oder zwischen Lateinschülern und Volksschülern. Am Muckberg hat einmal 1905 eine Schlacht stattgcfunden, welche ihresglei­chen suchte. Mächtige und gut bewaffnete Bubenrotten zogen gegeneinander,' die La­teinschüler waren den kräftigeren Volksschü- lcrn nicht gewachsen und bekamen gehörig Prügel. Die Nagold bot Möglichkeiten zu allerlei Betätigung, sei es zum Schlittschuh- fahrcn oder zum Fahren mit einem der lan­gen Flöße, welche von Altensteig nach Mann­heim fuhren. Allerdings durfte nur mitfah­ren, wer sich mit den groben Flößern durch Bicrholcn u. a. angcbicdert hatte.

verletzten. 182 Fahrräder wurden sicher- gestellt.

Ludwigsburg, 28. Nov. In der Paulinen- straße waren Arbeiter auf einem Gerüst be­schäftigt, eine mehrere Zentner schwere Fen­sterbank aus Kunststein einzusctzcn, als plötz­lich an dem Gerüst ein Riegel brach. Der schwere Stein stürzte in die Tiefe und riß das Gerüst mit den darauf befindlichen acht Arbeitern mit sich. Während die meisten mit leichten Prellungen oder unverletzt davon- kamcn, erlitten drei jüngere Arbeiter ernstere Verletzungen, so daß sie ins Krankenhaus übcrgcführt werden mußten. Das Unglück ist auf einen Matcrialfehler zurückzuführen.

Am Sonntag ging man lieb zur Sonntags­schule, welche fromme Fräulein und milde Jünglinge hielten. Wie gerne sang man die unter dem Einfluß der englischen Erwek- kungsbcwegung stehenden Lieder und hörte die schönen Geschichten, um zum Schluß noch demMisstonsnegcrle" ein Zweipfennigstück zu spenden. Wir waren auch dabei, als beim Krappen" das erste Missionszclt eingcweiht wurde, das uns um so interessanter war. weil cs als früheres Zirkuszelt nach wilden Tieren oder Pferöemist roch. Wir brauchten wenig Lerngänge mit der Schule zu machen.

leUe Deine

Uleiiniaclitsfreude

durch ein

Liebesgabenpaket für das lMnterkilfswerk

um mit dem vielgestaltigen Volksleben in Berührung zu kommen. Wir sahen in der Salzgasse den Schweinemarkt und am Brühl den Kuhhandel,' wir waren gut Freund mit den Pferdeknechten und kannten uns in den Ställen und Scheuern auS. Bei Kupferschmied Kirn sahen und hörten wir durch das Werk­stattfenster das Entstehen einer soliden Kup­ferkachel, bei Dreher Feil auf dem Markt­platz das Werden von Faßhahnen und von Tabakspfeifen, bei Seiler Schlotterbeck entstanden drunten auf der ,^Jnscl" aus Hanf Waschscile und Biehstrickc. Mit der Industrie wurden wir Buben bekannt, wenn wir durchs Fenster den Webstühlen der Dccken- fabrik zusahen, oder wenn wir für die Mut­ter Westen abliefcrten, oder wenn wir auf dem Schuttplatz der Kratzenfabrik nach Gummiresten für unsere Schleudern suchten. Wir haben die ersten Autos durch Calw fahren sehen und haben uns mit den übrigen Zweiflern gefreut, wenn sic amAdler" den Berg nicht hinaufkamen. Wir haben aber noch mehr gesehen und dabei mancherlei gelernt.

Wir haben in Calw so viele ehrenwerte Bürger um uns gehabt, die ein Vorbild an Charakter und Fleiß waren. Da waren

Schwarzes

Brett

Catw. den 29. November

Deutsche Arbeitsfront

Ich mache es sämtlichen Amtswaltern und Mitgliedern zur Pflicht, an der heute Don­nerstag abend 8.15 Uhr imBadischen Hof" stattfindcnden öffentlichen Kundgebung, bei der stellv. Gauleiter Pg. Schmidt-Stutt­gart spricht, teilzunchmen Der Krciswalter.

NS.-Franeuschast Calw Die NS.-Frauenschaft beteiligt sich geschlos­sen an der Kundgebung heute abend 8.15 Uhr imBadischen Hof". Die Galerieplätze sind für uns freigchalten.

Die stellv. Ortsfrauenschaftsleiterin.

Patriarchen, Stundenleutc mit mildem, gutem Wesen. Da waren religiöse Eiferer, welche aber bei näherem Zusehen freundlicher und milder waren, als es schien. Da waren die vielen Handwerksmeister, bei welchen noch Reste von Zunftgesinnung spürbar waren. Da waren die Beamten, welche das öffent­liche Leben in Ordnung hielten, derOber- fröhner" Saile mit der berüchtigten Ar­tillerie, derHerr Wachtmeister" als Polizei­gewalt, der Laternenanzünder Schuon, bis hinauf zum jugendlichen Stadtschultheißen Conz, welcher nach heftigem Wahlkampf sehr bald die Liebe und Hochachtung aller Bürger erwarb und nur allzu früh im Krieg sein Leben lassen mußte. Da waren die vielen kleinen" Leute, welche in zäher Arbeitsam­keit und Sparsamkeit neben ihrem Beruf ihr Gütlc" bebauten und erfolgreich darnach trachteten, ihre Kinder etwas Rechtes werden zu lassen.

Wir Buben wurden aber auch mit den Schattenseiten des Lebens und den Schwä­chen unserer Umgebung bekannt. Mancher unserer Kameraden mußte sein Joch schon in der Jugend tragen. Wir sahen mancherlei Krankhcitsnöte und nahmen Anteil, wenn drunten auf dem Friedhof ein Grabhügel aufgeworfen wurde. Wir sahen unvollkom­mene Menschen und Zustände und mußten mit dem Aclterwerden auch den Kampf um eine eigene saubere Haltung und Gesinnung aufnchmcn. Wir waren als Buben aber auch wißbegierig auf das, was draußen in der Welt vorging und lasen dasCalwer Wochenblatt" und übersetzten in unseren Spielen am Teuchelwcg oder Hohen Felsen den Burcnkrieg oder den Hereroaufstand ins Schwäbische.

Bis eines Tages die schöne Bubenzeit zu Ende ging und der Weg zum Beruf oder Studium viele der Altersgenossen über kurz oder lang in die Fremde führte. Die liebe Heimatstadt Calw hat auch uns den Wander­sack gefüllt. Elternliebe, die Schule und alle die wertvollen Einflüsse einer arbeitsamen und wohlgeordneten Bürgerschaft haben das Ihrige getan, daß auch wir im Lebens- und Existenzkampf unseren Mann stellen sollten. Mit dem ganzen deutschen Volk mußten auch wir das große schwere deutsche Schicksal der vergangenen zwanzig Jahre erleiden und be­stehen. Der Weg von der Kindheit ins Man­nesalter sollte für viele schwer werden. Man­cher, der mit uns ein fröhlicher Bub war, mußte schon in jungen Jahren den Weg gehen, von welchem es keine Rückkehr gibt. Wir denken an die guten Kameraden, deren Namen am Ehrenmal der Stadtkirche ge­schrieben sind oder deren Kreuz auf einem Friedhof steht.

Für uns aber, welchen Gott Gesundheit, Beruf und eine Familie geschenkt hat, geht der Weg fort, die Ziele weiter und höher gesteckt. Immer wird uns aber wie ein freundliches Leuchten die Erinnerung beglei­ten an frohe und sorglose Jugcndtage in einer schönen Heimat. P. Kr.

Weilderstadter Marktbericht Zufuhr: 136 Stück Milchschweine. Preist 2546 Mark für das Paar. Handel flaut kleiner Ubcrstand.

Biehmärkt«. Rottweil: junge Arbeits­pferde 8001000, ältere Pferde 80150: schwere Schlachtochsen 660780, Ansetzlingr 380470 RM. das Paar; tr. Kühe 250350, Wurstkühe 90160; Rinder 80230 RM. Wies"nsteig: Ochsen 320335; Kalbeln 302-320; Jungvieh 75-135; Stiere 220 bis 234 RM.

Erinnerungen einesVierzigers"

an die schöne Calwer Jugendzeit

WS

Ist Ihr Einkommen auch klein,

zur Lebensversicherung reicht es doch. Mit kleinen monatlichen Einzahlungen kann man schon ein ansehnliches Kapital versichern als Borsorge für einen vorzeitigen Tod und für das Alter sowie für die Aussteuer und Ausbildung der Kinder. Eine Lebens­versicherung als Weihnachtsgeschenk kann jeder erschwingen; nach der ersten Einzahlung sind Sie versichert. Gibt es eine wertvollere Gabe als diesen Familienschutz?

Gemeinschaft zur Pflege de- LcbcnsvcrstcherungSgedankenS.