Öffentliche Sitzung des Kreistags am 19.02.1990
Damals befand sich das Landratsamt an der Vogteistraße noch im Bau. Nach dem Umzug im Jahre 1966 mußten 13 Dienststellen unter einem gemeinsamen Dach neu organisiert werden. Daß damals eine straffe, moderne Verwaltung geschaffen worden war, ist Ihr maßgeblicher Verdienst. Damit einher ging gleichzeitig die völlige Neugestaltung des gesamten Kassen- und Rechnungswesens in eine zeitgemäße und leistungsfähige Finanzverwaltung .
Als Kämmerer mit einem unermüdlichen Einsatzwillen, ungewöhnlichem Fleiß und Zielstrebigkeit sowie dem klaren Blick für das finanziell Machbare haben sie in dieser Zeit ein fast unerschöpfliches Füllhorn mit Aufgaben für den Landkreis Calw vorgefunden.
Denn im Landkreis bestand damals - wie überall - ein großer Nachholbedarf in allen Bereichen, bedingt durch einen Struktur- und entwicklungsbedingten Aufgabenstau aus dem Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre. Dies traf vor allem zu für den Straßenbau, die Krankenhäuser und die Schulen sowie für unendlich viele andere ungelöste soziale Probleme. So standen dank des seit Mitte der sechziger Jahre bestehenden kreiseigenen Planungsbüros für Kreisstraßen immer genügend Schubladenpläne für den dringend notwendigen Kreisstraßenbau zur Verfügung. Hier verstanden Sie es meisterlich, aus der damals neu geschaffenen Fördermöglichkeit aus Mineralölsteuermitteln praktisch fast jährlich ein Großprojekt für den Landkreis an Land zu ziehen und dem Kreistag zu präsentieren.
Überhaupt war das penible Beobachten aller Fördertöpfe eine unübertreffbare Stärke von Ihnen. Ein Paradebeispiel hierfür und stellvertretend für unzählige Fälle - so auch im Dickicht der Krankenhausförderung - war wohl, wie Sie kurzfristig eingesetzte Konjunkturspritzen für den Bau des Berufsschulzentrums Nagold in die Kasse des Landkreises lenken konnten.
Zur Verdeutlichung, in welchem Umfange für den Landkreis Calw ein Nachholbedarf im Investitionsbereich bestand, für den Sie die Finanzplanung immer unangefochten in festem Griff hatten, möchte ich das Haushaltsvolumen im Jahre Ihres Dienstantritts aufzeigen. Einschließlich des damaligen außerordentlichen Haushalts belief sich dieses auf rund 25 Mio. DM. Bis zum Jahr 1972, an dessen Ende die Kreisreform stand, war dieses Haushaltsvolumen schon auf über 35 Mio. DM angestiegen - eine Steigerung von nahezu 35D % in nur knapp acht Jahren.
Nach diesen acht Jahren wurde unser Landkreis von der Kreisreform erfaßt, aus der er
- wie Sie alle wissen - mit Gebiets-, Einwohner- und Wirtschaftskraftverlüsten neu hervorging. Besonders hart hat es den verkleinerten neuen Kreis Calw - aber ganz besonders Sie - getroffen, daß der am meisten aus der Reform profitierende Enzkreis nicht nur besonders steuerstarke Gemeinden des Altkreises Calw aufnahm, sondern
- ermuntert von den damals mitgegangenen Kreisräten und Bürgermerstern, die natürlich allesamt unsere Finanzverhältnisse besonders gut kannten - seinen Anteil an den vorhandenen Rücklagen einforderte. Ich war damals als Mitarbeiter im Kommunalreferat des Regierungspräsidiums und habe Sie als einen unbeirrten Streiter für den Landkreis Calw kennengelernt, der mit einer bewundernswerten Unbeugsamkeit gegen das kämpfte, was Sie bis heute noch als Unrecht empfinden. Nun, der Kreistag hat letztlich sich dem Unabänderlichen gebeugt und entschieden, und die Zeit ist darüber hinweggegangen.
Heute, am Tag Ihrer Verabschiedung, wurde hier in diesem Gremium der 26. Haushalt, den Sie für den Landkreis Calw erarbeitet und vorgelegt haben, mit einem Gesamtvolumen von über 200 Mio. DM verabschiedet. Im Vergleich zu dem vorhergenannten ersten Haushalt, den Sie dem Kreistag vorgelegt haben, läßt sich ermessen, in welchem Umfang die Aufgaben, die es in diesem Vierteljahrhundert für einen Kämmerer zu meistern galt, gestiegen sind. Uneingeschränkt darf ich bescheinigen, daß Sie diese Herausforderungen gemeistert haben. Hierzu war nicht nur eine exzellente Fachkenntnis, ein unbeugsamer