Öffentliche Sitzung des Kreistags am 28.10.1985
Mirtschaftlichkeitsrechnen eines Unternehmens. Dazu paßt es genau. Mit den vorher verkündeten hehren Zielen der Abfallverringerung hat es nichts zu tun. Im Gegenteil. Aber auch die grüne Biotonne halten wir für ungeeignet. Sie setzt viel zu lange Zwischenlagerung der verderblichen Abfälle voraus, erfordert eine viel zu sorgfältige Trennung der Abfälle, weil eben durchaus nicht alles zur Kompostierung geeignet ist. Mir sind überzeugt, daß das Gebot der Kompostierung und das Einstellen der Abfuhr von kompostierbaren Gartenabfällen den Löwenanteil der organischen Müllmenge erfaßt.
Zu 5:
Mehr Annahmestellen für Problemmüll sind notwendig. Sie ergeben sich nach unserem Antrag zu 4. ohnehin. In der Zwischenzeit würde eine Verbesserung der Sondermüllaktionen im Sinne unserer Anfrage vom 14.02.85 bereits etwas bringen: Einrichtung von Sammelstellen bei den Gemeinden.
Zu 6:
Eine mobile Zerkleinerungsanlage für Gartenabfälle ist denkbar. Das darf freilich nicht dazu führen, daß verwertbare Abfälle in die Deponien wandern, deshalb die entsprechende Aussage in unserem Antrag. Es ist gerade in dieser Jahreszeit üblich, daß säckeweise Laub und Kleinabfälle die Straßen säumen. Gartenabfälle gehören m den Garten! Der Boden braucht Laub. Es muß dorthin, wo es seit die Erde steht hingefallen ist: Unter die Bäume und Hecken. Menn schon heute alles etwas geschwollen ausgedrückt werden muß: Das ist Recycling. Natürlich ist die öffentliche Hand verpflichtet, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Zu 7:
Aufklärung tut sicher not. Aber 250 000 DM zur Propagierung der Mertstofftonne sind nicht zu verantworten. Sie sind eher ein Indiz dafür, wie wenig vernünftig das Ganze ist, wie sehr man sich deshalb anstrengen muß, um es dem Bürger doch einzureden. Das vorgeschlagene System kosten den Bürger mehr, verbessert die Leistung nicht, jeder Anreiz zur Verringerung des Müllanfalls fehlt, alles ist darauf angelegt, wie sich ein Abfallbetrieb am vorteilhaftesten fahren läßt, das heißt, wie man am besten damit verdienen kann. Schonung der Umwelt, Vorteile für den Bürger sind nicht gefragt.
Das wird natürlich nicht in den Hochglanzbroschüren stehen. Da wird vom Umweltbewußtsein die Rede sein, von der großen Verantwortung, die jeder Einzelne hat. Dafür ist uns jede Mark zu schade.
Gestatten Sie mir zum Schluß ein Zitat aus der Vorlage: "Die Umsetzung der Zielsetzung Abfallverwertung wird auch im Landkreis Calw verstärkt angestrebt." Man muß nicht gerade Germanist sein, um angesichts solcher Mortgebilde Unbehagen zu verspüren. Aber irgendwie ist diese verkrampfte Art, etwas zu sagen, symptomatisch für den ganzen Lösungsansatz. Er geht vorbei am Ziel, er nützt nicht dem Bürger und nicht der Umwelt. Es ist praktisch eine gewaltige Anstrengung, um im Grund so weitermachen zu können wie bisher. In einer Zeit, die von Technologietransfer, der Informationsgesellschaft und ähnlichem Fetischismus schwafelt, fällt uns nichts ein, um mit dem Abfallproblem fertigzuwerden. Die tatsächliche Lösung kann nur im Vermeiden von Abfall liegen. Hierzu fehlt es an Vorschlägen. Aber ein paar Frauen - wen auch sonst - an ein Müllsortierband zu stellen, das wird allen Ernstes als Lösung angeboten. Unser Vorschlag läuft deshalb darauf hinaus, das bestehende System zu verbessern, damit einen geringen Investitionsaufwand zu erreichen, sich die Flexibilität für veränderte Lösungen zu bewahren und auf keinen Fall etwas zu etablieren, was großen Müllanfall als Voraussetzung wirtschaftlichen Funktionierens hat.