Öffentliche Sitzung des Kreistags am 16.7.1979
KR Steininger erwiderte, daß er es ganz normal finde, wenn die Mitglieder einer Fraktion, die nicht zugleich Mitglied des Ausschusses sind eine andere Auffassung als diese vertreten. Diese würden die Angelegenheit eben unter anderen Gesichtspunkten als der Ausschuß betrachten.
Anschließend stellt sich der Bewerber Dr. Pemsel vor. Er sei 40 Jahre alt und in Mittelfranken geboren, verheiratet und Vater von 2 Kindern. Nach dem anschließenden Überblick Uber die Ausbildungstätigkeit und die zwischenzeitlichen Stationen seiner Berufstätigkeit führte Dr. Pemsel aus, daß die Radiologie schwere Nachwuchssorgen habe.
Er gestehe zu, daß die zur Debatte stehende Lösung Schwierigkeiten in sich berge, allerdings spreche auch einiges dafür, nämlich
1. stünden sich 2 Chefärzte im gleichen Alter und mit gleicher Ausbildung gegenüber
2. biete sich die Radiologie zur fachlichen Trennung an, ohne die Abteilung organisatorisch trennen zu müssen
3. sei eine regelmäßige Fortbildung erforderlich und jede neue Methode erfordere eine relativ lange Einlemzeit, so daß auf eine Vertretung gar nicht verzichtet werden könne.
Letztlich vertrete er die Auffassung, daß gerade mittlere Krankenhäuser eine große Anzahl von Fachärzten benötigen.
Er persönlich glaube nicht, daß sich die vorgeschlagene Lösung auf die Stellung der Oberärzte auswirke. Der zitierte Teil der Präambel des Dienstvertrages trage allein der Aufbauarbeit von Dr. Jobst Rechnung. Dieser habe schließlich die Abteilung aufgebaut, während er jetzt hinzukomme ohne die selbe Aufbauarbeit geleistet zu haben. Die Aufnahme einer Probezeit von 5 Jahren in den Vertrag sei für ihn nicht diskutabel, da er, wenn ihm die 2. Chefarztstelle in Nagold übertragen werde, die Türen hinter sich schließe und eine 10-jährige Aufbauarbeit hinter sich lasse.
Anschließend ergriff der Ärztliche Direktor des Kreiskrankenhauses Nagold, Dr. Schöpf, das Wort und führte aus, daß er selbst den Anstoß zu dieser Lösung gegeben habe, weil er nicht mit ansehen könne, wie sich Herr Dr. Jobst aufreibe. Er wage nicht daran zu denken, was sei, wenn Dr. Jobst beispielsweise durch einen Unfall ausscheide. Der Zustand sei dann nicht mehr vorstellbar und es könne gesagt werden, daß das Kreiskrankenhaus Nagold dann stillstehe.
Vor der anstehenden Wahl von Dr. Pemsel teilte Landrat Pfeiffer mit, daß es noch eine Unsicherheit gebe. Es sei nämlich noch nicht definitiv, ob sich die Kassenärztliche Vereinigung an dieser Lösung beteilige. Im Negativfall habe er Dr. Pemsel versichert, daß dann der Vertrag ungültig werde.
Der Kreistag entschied sich sodann wie folgt:
Ziffer 1 27 Stimmen bei 12 Gegenstimmen und einer Enthaltung,
Ziffer 2 einstimmig (in offener Wahl)
1. Der vorgelegte Entwurf des Chefarztvertrages wird unverändert angenommen und damit die Radiologische Abteilung zur Sicherstellung einer bestmöglichen radiologischen Versorgung der Patienten des Kreiskrankenhauses Nagold in 2 Fachbereiche aufgeteilt.
2. Herr Dr. med. Pemsel, zur Zeit Oberarzt der Röntgenabteilung der Medizinischen Universitätspoliklinik in Marburg wird als weiterer Chefarzt der Radiologischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Nagold gewählt.
Dr. Pemsel nahm die Wahl unter dem Vorbehalt der Beteiligung der Kassenärztlichen Vereinigung an und bedankte sich bei dem Gremium.