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Öffentliche Sitzung des Kreistags am 16.7.1973

Es kann auch eine gute Informationsquelle sein. Wenn man Selbstdarstellung des Landkreises und mehr Transparenz seiner Arbeit wünscht, um das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken, dann gehört m.E. die Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie wohl sachlich zwingend Wirtschafts­und Fremdenverkehrsförderung in das Planungsamt. Für beides kann der Landkreis nur planend, koordinierend und gutachtlich tötig sein, weil alle Exekutive bei den Gemeinden liegt. Ein solches Planungsamt muß dem Landrat unmittelbar unterstellt sein.

ln diesem Zusammenhang noch ein Wort zu neuen organisatorischen Maßnahmen:

ln absehbarer Zeit dürfte mit Genehmigung der Landesregierung nach den Vorstellungen des bad.-württ. Landkreistags wohl bei allen Landkreisen das Dezematssystem eingeführt werden.

Es wird eine wesentliche Verbesserung bzw. Vervollkommnung dessen bringen, was bei uns schon mit den z.T. integrierten Ämtern und der Beaufsichtigung mehrerer Ämter durch einzelne Amts­leiter seit 6 Jahren praktiziert wird. Durch die Neuordnung soll die Verwaltung nach innen und außen überschaubarer werden. Zwischen dem Landrat und den Dezernenten muß sich unter Bei­behaltung voller Verantwortung ebenso ein kollegiales System mit Arbeitsteilung entwickeln wie zwischen den Dezernenten und ihren Amtsleitern und innerhalb der Ämter. Wollte man die Neu­ordnung zu einer Verfestigung eines hierarchischen Systems nutzen, so würde man ihren Erfolg in Frage stellen. Die Folge wäre mangelnde Ausnutzung aller Potenzen, Schwächung des Leistungswillens, stärkere Verbürokratisierung, Rivalitäten und Kompetenzkonflikte zum Nach­teil der Wirksamkeit der Verwaltung und vor allem zum Nachteil des Bürgers.

Zur Erfüllung aller seiner Aufgaben braucht der Landkreis wie {eder Unternehmer nicht nur Geld und einen Apparat, sondern vor allem bereitwillige Menschen. Wir haben sie - Gott sei Dank - im wesentlichen ausreichend nach Zahl und Leistung. Wenn der Landkreis seine Aufgaben so erfüllen konnte, wie dies hier nur anzudeuten war, so muß ich dafür meinen Mitarbeitern im Landratsamt, in unseren Krankenhäusern und auf unseren Kreisstraßen herzlich danken für Fleiß, Ordnungssinn, Einsatz- und Verantwortungsfreude. Dies gilt in besonderem Maße für die Verantwortlichen unter ihnen. Viele von ihnen haben sich in kaum noch zu vertretender Weise zeitlich und auch persönlich engagiert. Nur dadurch haben wir trotz Aufgabenerweiterung in qualitativer und quantitativer Hinsicht keinen aufgeblähten Apparat.

An Loyalität zum Landkreis und zu mir, an Pflichttreue und Einsatzbereitschaft haben die staat­lichen Beamten den kreiskommunalen unseres Amtes ebensowenig nachgestanden wie Angestellte und Arbeiter beiden Beamtengruppen. Es wurde mir vielleicht vergolten, daß ich nicht nach der Leninschen Devise handle: "Vertrauen ist gut, Kontrolle besser", sondern nach der Maxime: "Kontrollen sind nötig, Vertrauen ist besser". So soll es auch bleiben. Viele gute und einsichtige Mitarbeiter werden helfen, daß Ordnung und Ansehen des Amtes keinen Schaden nehmen.

Ich möchte auch unseren Rechts- und Fachaufsichtsbehörden, personifiziert durch Sie, verehrter Herr Regierungspräsident, für Vertrauen und vielfältige Unterstützungen danken und hoffe, daß wir dieses Vertrauen nie mißbraucht und die Hilfen uns auch verdient haben.

Dank gebührt unseren Abgeordneten, den Bürgermeistern und ihren Mitarbeitern wie auch den staatlichen Sonderbehörden auf Kreisebene für die stets loyale Zusammenarbeit. Dank auch unserem bad.-württ. Landkreistag, dessen kleiner, aber rühriger Apparat, vor allen Dingen dessen verant­wortliche Menschen uns oft mit Rat und Tat zur Seite standen.

Nichts aber hätten wir schaffen können ohne den Fleiß unserer Bürger in Handel, Handwerk, Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Gastronomie. Erheblichen Anteil am Sozialprodukt haben die etwa 15 000 Gastarbeiter, deren italienische und jugoslawische Repräsentanten hier anwesend sind. Besonders im sozialen Bereich gebührt den Kirchen herzlicher Dank. Unsere Soldaten haben durch Arbeiten und Spenden viel Zeit und Geld geopfert für hilfsbedürftige Kinder und Kriegsblinde und für unsere Alten. Sie haben nicht nur Brücken in Calw, Hirsau, Bad Liebenzell und Neuen­bürg Uber Flüsse, sondern auch von Mensch zu Mensch geschlagen. Der Presse Dank und Aner­kennung für das redliche Bemühen um objektive Darstellung des Kreis- und Amtsgeschehens!