Italien vorstellt, geht aus folgender Zusam- menstellung der Hauptgesichtspunkte Italiens in dieser Frage, die das „Giornale d'Jtalia' veröffentlicht hat, hervor:
„1. Die Unabhängigkeit Oesterreichs sei gesichert vor allem durch den Willen des Volkes l!). Heer, Heimwehr und Vatcrlän- dische Front ständen hinter der Negierung. Bei den Aufständen in Tirol. Steiermark und Kärnten handele es sich um vereinzelte Versuche.
2. Wenn der Nationalsozialismus in Oesterreich wirklich die Macht erhalten hätte, die ihm von verschiedenen nachgesagt worden sei, dann würden die Rückwirkungen im Volke groß und tief gewesen sein.
3. Italien werde keine diplomatischen Schritte unternehmen und sich auch nutzt an einem etwaigen Kollektivschrrtt beteiligen. Das sei nicht faschistischer Stil. Italien ziehe die konkreten, direkten Aktionen vor, die den Horizont geklärt hätten.
4. In der Nachkriegszeit habe Italien gegenüber Oesterreich eine Linie der Freund- Mast und Zusammenarbeit verfolgt, der sich überhaupt alle besiegten Staaten seitens Italiens erfreut hätten. Italien sei der -rste Nachfolgestaat deS alten österreich-ungarischen Rerches und es sei die siegreiche Macht, die die höchsten moralischen Titel für seine Politik der Gerechtigkeit gegen alle habe. Es sei auch die Macht, die die Kraft und den Willen Hube, allen Eventualitäten entgegentreten zu können.
5. Oesterreichs Unabhängigkeit sei eine der Bedingungen des Friedens in Europa. Deutschland könne zurückerwerben, was eS für gut und plausibel erachte im Okzident, im Orient, im Norden und in den Kolonien, aber es könne keine Rechte, nuder aus dem Kriege noch aus dem Frieden aut Oesterreich herleiten. Das sei ein unabhängiger und souveräner Staat gewesen und werde eS bleiben.'
Ministerrat stellt völlige Ruhe in Oesterreich fest. Der außerordentliche Ministerrat hat am Montag festgestcllt, daß in Oesterreich wieder völlige Ruhe herrsche. Der Ministerrat beschloß, den Generalprokurator Winterstein mit der Leitung der besonderen Untersuchungen über die Vorfälle des 25. Juli zu beauftragen.
Tanschitz wieder Gesandter in Berlin Bundesamtlich wird mitgcteilt: Bundeskanzler Dr. Schuschnigg hat den Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, Ing. Tauschitz, empfangen und teilte ihm mit, es erschiene ihm mit Rücksicht auf die allgemeine Situation wünschenswert, daß Staatssekretär Tauschitz wieder die Führung der Gesandtschaft Berlin übernehme.
Ein weiteres Jahr Hitlerfpende der Wirtschaft
Berlin, 31. Juli.
Der Stellvertreter des Führers veröffentlicht im „Völkischen Beobachter" eine Bekanntmachung, in der die Abolf-Hitler-Spen-e der dentschen Wirtschaft wieder angekündigt wird. Darin heißt es u. a.:
DaS Kuratorium der „Adolf-Hitler-Spenbe der deutschen Wirtschaft" hat beschlossen, dem Führer für ein weiteres Jahr die Spende zur Verfügung zn stelle», um ihm auch auf diese Weise die Dankbarkeit der deutschen Wirtschaft für den Neuaufbau des Reiches zu bezeugen. Anläßlich Ser Weiterführung der Spende vom 1. Juni 1934 bis 31. Mai 1935 erneuere ich das im August 1933 erlassene Sammlungsverbot. Auf Grund der zwischen
Volksgenossen, henkt nn Ken ReWMteitag!
NeichsfiatthalterMurr erläßt folgende« Aufruf:
Rur noch wenige Wochen trennen uns voln Reichsparteitag 1934 in Nürnberg, Das ganze deutsche Volk nimmt teil ari diesem gewaltigsten Appell der Bewegung^ der von neuem Zeugnis oblegen soll für die unerschütterliche Kampfkraft der Par- lei, für ihre unlösliche Verbundenheit mit dem Führer.
Dieser Reichsparteisag 1934 ist mehr als eine reine Parteiveranstaltung: Er ist der Ehrentag der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und damit der Ehrentag des deutschen Volkes. Wenn in den Tagen vom S. bis 10. September der Marschtritt der braunen Formationen durch die Straßen der alten Reichsstadt hämmert, dann klingt in ihm der gläubige Herzschlag eines ganzen Volkes.
Der Reichsparkeikag 1934 wird dem deutschen Volk eine neue Stärkung, der Welt aber ein neuer Beweis für die politisch-weltanschauliche Geschlossenheit unserer Nation sein.
Vor allem den alten Kämvfern der Be
wegung soll es ermöglicht werden, die Tage von Nürnberg mitzuerleben. Tausende schwäbischer PO.-, SA.-, SS.- Männer, tausende schwäbischer Hitler- Zungen wollen ihrem Führer zeigen, daß Württemberg wie immer in unwandelbarer Treue zu ihm steht.
Aus eigenen Mitteln ist es dem weitaus größten Teil der alten Kämpfer unmöglich, am Reichsparteitag keilzunehmen. Zum Zwecke der Beschaffung von Mitteln für den Reichsparteitag hak daher -er Stellvertreter des Führers eine Sammlung genehmigt» die in der Zeit vom Dienstag, den 31. Juli, bis Sonntag, den 19. August staktfindet. Auf allen Dienststellen der Partei ist Gelegenheit, sich in die Svendenliften einzukragen. Darüber hinaus können Spenden zum Reichsparteitag auf das Postscheckkonto Stuttgart 24 638» Gauschahmeister Vogt, eingezahlt werden.
Ich weiß» daß das schwäbische Volk anch diesmal wieder seine oft gerühmte Opferbereitschaft beweisen wird.
Murr
Gauleiter und RelchsstaMalker
der Neichslcitung der NSDAP, und Beauftragten der deutschen Wirtschaft getroffenen Vereinbarungen verbiete ich alle» Angehörige», Dienststellen, Einrichtungen «nd Formationen der NSDAP, das Sammeln von Geldbeträgen «nd Sachspende« bei allen Unternehmungen und Verbände« der Wirtschaft, die sich an der „Adols-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft" beteilige».
WulMx SliMde SberprMrnt von Gommern
Berlin, 30. Juli.
Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat Ministerpräsident Göring den Gauleiter Schwede zum Oberpräsidenten der Provinz Pommern zu Stettin ernannt.
Kundgebung der katholischen Fugend an der Saar
Mannhafte Worte des Bischofs Bornewasser Saarbrücken, 30. Juli.
Die katholische Jugend an der Saar war am Sonntag zu einer großen Tagung in Saarbrücken versammelt, zu der die beiden Bischöfe von Trier und von Speyer erschienen waren. Nach Gottesdiensten und sportlichen Veranstaltungen fand am Nachmittag eine große Kundgebung im Stadion am Kieselhumes statt, an der etwa 50 000 katholische Jungmädchen und Jungmänner teilnahmen.
Bischof Bornewasser von Trier ermahnte die Jugend, gläubig, wahrhaftig, mutig und treu zu bleiben. Dabei führte er mit deutlicher Anspielung aus die neugegründete katholische Zeitung „Neue Saarpost' aus:
Es geht ein Zug der Unwahrhaftigkeit durch die Welt. Die Lüge ist bei vielen Menschen Lebenspflicht geworden in Wort und Schrift, in gesellschaftlichem und im politischen Leben. Selbst an den Bischof wagt sich die Lüge heran, auch im Saargebiet. Katholische Jugend, wenn dir einer
sagt: Dein Bischof stände zu einer neuen saarländischen Zeitung, dann sage ihm im Namen deines Bischofs: Du bist ein Lügner. Wenn Freunde dieser neuen Zeitung dir sagen: Unser Bischof denkt wie wir, er sagt es nur nicht, oder gar. er darf es nicht sagen, dann sage ihm: Du bist schlimmer als ein Lügner, du bist ein Verleumder. Hat das mit Politik oder gar mit Abstimmung zu tun, wenn ich so spreche? Wenn Deutschlands und Frankreichs Regierungen sich in Genf verpflichtet haben, keinerlei Druck und Einfluß auf die Abstimmung ausüben zu wollen, so gilt das auch für mich als Bischof. Der Bischof von Speyer und ich, wir sind Bischöfe für alle katholischen Saarländer, wie es auch unsere Priester sind und sein müssen. Aber ich wehre mich gegen die Lüge, die das Vertrauen zerstört, das mich mit meinen Saarländern verbindet. — Der An- und Abmarsch sowie die ganze Veranstaltung vollzogen sich ohne Zwischenfälle.
Neueste Nachrichten
Seldte mit der Wahrnehmung der sozialpolitischen Ausgabe« in Preuße» beauftragt. Im Zuge der Gleichschaltung von Reich und Preußen hat der preußische Ministerpräsident im Einvernehmen mit dem Führer den Neichsarbeitsminister Seldte mit der Wahrnehmung der sozialpolitischen Aufgaben Preußens beauftragt. Demgemäß hat der Reichsarbeitsminister die Führung der Geschäfte des preußischen Ministers für Wirtschaft und Arbeit in sozialpolitischen Angelegenheiten übernommen.
KVVV Landhelfer in Ostdeutschland eingesetzt. Aus Sem Bereich des Obergebicts West, das die Gebiete Westfalen, Ruhr-Niederrhein, Mittelrhein Westmark, Hessen-Nassau und Kurhessen umfaßt, wurden bisher etwa 6000 Hitler-Jungen als Landhelfer in Pommern und in Ostpreußen eingesetzt. Der größte Teil dieser Landhelfer kommt aus dem westdeutschen Industriegebiet.
Sechs Tote beim Dresche». Auf einem Gut in der Nähe von Niort (Frankreich), westlich von La Röchelte, kamen infolge einer Explosion einer Dampfmaschine beim Dreschen sechs Personen ums Leben.
Russischer Fliegerbcsuch in Paris. Drei große sowjetrussische Militärflugzeuge, viermotorige Rieseneindecker, mit einer Gesamt- besatzung von 30 Mann werden am 8. August der französischen Hauptstadt einen Besuch abstatten. Sie wollen versuchen, Paris von Moskau aus in einem Non-Stop-Flug zu erreichen.
Stratosphärenflug in den Vereinigte» Staaten. Drei amerikanische Offiziere sind zu einem Stratosphärenflug in einem Ballon in City (Süd-Dakota) aufgesticgen. Der Ballon erreichte eine Höhe von 15 600 Meter, riß jedoch ein, so baß die Insassen gezwungen waren, den weiteren Ausstieg aufzugehen- Beim Abstieg fiel der Ballon in einer Höhe von etwa 235 Meter zusammen, worauf die drei Offiziere genötigt waren, mit Fallschirmen über Bord zu springen. »'
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Neuer Rechtsbruch
deS Gouverneurs Ravakas in Vorbereitung Kowno 30. Juli.
Die Auflösung des memelländischen Landtags wird amtlich bestätigt. Begründet wird die Maßnahme damit, daß der Landtag durch Sabotage der Abgeordneten während der Sitzung am vergangenen Freitag seine Arbeitsunfähigkeit erwiesen habe. Es steht jedoch noch nicht fest, ob der Gouverneur dies« Bestimmung des Statuts einhalten wird. Wie verlautet, würde dieser, gestützt auf den Staatsnotstand, die Wahl wahrscheinlich verschieben.
Dieses Vorgehen ist ein weiterer Schritt aus dem Wege der Entrechtung der memelländischen Bevölkerung. Der Landtag ist bekanntlich von dem Gouverneur beschlußunfähig gemacht worden durch zahlreiche Mandatsentziehungen der memelländischen Parteien, unter anderem sind 22 Vertretern der Landwirtschaftspartei eine halbe Stund« Vor Beginn der Sitzung die Mandate ent- togen worden, ferner sind auf Weisung des Gouverneurs die fünf litauischen Abgeordneten von der Sitzung serngeblieben. Di« Naßnahmen des Gouverneurs sind erfolgt, sim dem sicheren Mißtrauensvotum des Land- sags gegenüber dem litauischen Direktorium su entgehen. Da die Bevölkerung bei eine« Neuwahl sich bestimmt nicht zugunsten bei litauischen Direktoriums aussprechen würde scheint Herr Navakas die Bestimmung de? Statuts über den verfassungsmäßigen Zusammentritt eines neuen Landtags mißachten zu wollen. Eine nicht fristgemäße Abhaltung würde die litauischen Rechtsbrüch« km ein neues Glied vermehren.
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Schanghai, 30. Juli.
Halbamtlich wird mitgeteilt, daß die portugiesischen Truppen ohne jeden Grund drei chinesische Inseln bei der portugiesischen Kolonie Macae besetzt hätten. Die chinesische Negierung hat Einspruch dagegen er, hoben.
Parteigenoffen werbt für eure Presse!
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ein v. os-c-ur «occxc»
Dazwischen ergänzte der Zigarettenpage den Bericht von Fräulein Fischer: „Und es muß nach sechs gewesen sein, da hat der Herr von Nr. 37 sein Zimmer verlassen und ist spurlos verschwunden. Ich hatte ihm doch um sechs Uhr Zigaretten bringen müssen. Ja, und hernach Kognak. Nachmittags hatte er noch krank im Bett gelegen, Nr. 37, sah hundsmiserabel aus, und ich dachte noch ...'
„Zum Himmeldonnerwetter!' schnitt ihm die Befehlsstimme Hillmanns wie ein scharfer Peitschenschlag die Rede ab. „Wo treibst du dich mit deinem Zigarettenkasten herum? Drüben schreit alles nach Tabak! Ich werde einem andern den Bauchladen umhängen, verstehst du?'
Der Page war eingeknickt. Aber schmollend verteidigte er sich sofort, indem er den Zeigefinger nach der Sekretärin ausstreckte: „Sehen Sie, Fräulein Fischer, ich Hab es gleich ge- mußt . . .'
„Also denken Sie, Herr Direktor, siel Fräulein Fischer ein, „Nr. 37 hat sich aus dem Staub gemacht . . .'
„Aus dem Staub gemacht?'
„Hat eine kleine Reisetasche mitgenommen, sonst nichts, ist heimlich über Treppe HI in Len Wirtschaftshos, und niemand hat ihn weiter: aelLllen. er ilt.kvurlos verirbmundeo.'
„Immer diese Redensarten: aus dem Staub gemacht, spurlos verschwunden! — Fräulein Fischer, ein Hotelgast ist doch kein Gefangener. Herr Köslin hat Woche für Woche seine Rechnung pünktlich bezahlt. Neulich hat er auch schon mal einen Ausflug gemacht, den er uns vorher nicht feierlich angekündigt hat. — Da ist ja Fräulein Tabbert! Das wissen Sie doch auch noch. Fräulein Tabbert? — Na. und dann war er eines Tages wieder da. der Herr Köslin!'
„Herr Köslin heißt nicht Herr Köslin', rief die Sekretärin mit dünner, schriller Stimme dazwischen, „sondern er heißt Krupka, Fer- dinand Krupka, ist der von der Staatsanwaltschaft gesuchte Bankier, der Betrüger, der aus Wien geflohen ist . . . Bobdorf hat doch schon vor Jahren den großen Prozeß gegen ihn anhängig gemacht! — Etwa nicht, Boßdors? — Krupka ist nämlich sein Bruder, sein Stiefbruder, der ihn um die ganze englische Erbschaft betrogen hat! Und den Mann hatten wir hier im Hause, die Polizei sucht ihn, und wir lasten ihn laufen! Und da soll man sich nicht aufregen? Na, ich sage —!
Der Direktor fiel ihr ärgerlich ins Wort: „Ich bitte Sie jetzt, gar nichts mehr zu sagen! Ich bitte mir Stille aus! Drüben sitzen hundert Gäste beim Abendesten, die interessieren sich mehr dafür, ein gutes Kalbsschnitzel und frische Pfirsichbowle zu bekommen, als sich über die Parkwicse allen möglichen Klatsch ins Ohr blasen zu lassen! Fremde Kriminal- angelegenheiten sind Privatsachen, die schreit man nicht in alle Winde aus, denn der Ruf des Hotels kann darunter leiden!'
Mit scharfer Flüsterstimme sagte Fräulein Fischer: „Ich kann ja schweigen, kann ebenso schweigen wie Fräulein Tabbert, die seit Wochen die Vertraute dieses Herrn gewesen iü. . .
„Ruhe jetzt! Aber ganz entschieden! Himmeldonnerwetter!' Der Direktor ging auf Effi zu, deren Gesicht in dem Karbidlicht kreideweiß erschien. Er wollte ihr begütigend zusprechen, denn er wußte ja selbst am besten, wir ihr Verkehr mit Nr. 37 zustandegekommen war. Aber Fräulein Fischers zweideutige Randbemerkungen schienen eine außerordentliche Wirkung auf Fräulein Tabbert auszuüben. Sie preßte die Zähne aufeinander, schloß die Augen und tastete um sich, als ob ein Schwindelanfall sie erfaßte.
„Fräulein Tabbert, was ist Ihnen denn? Reden Sie doch! Ist Ihnen schlecht? Was sagen Sie zu der Geschichte? Können Sie Auskunft über Nr. 37 geben? Wissen Sie mehr, als da in der Zeitung steht?'
Ein großer Blumentopf, an besten Laubwerk sich Effi festhalten wollte, stürzte vom niedrigen Gesims und zerbrach krachend auf den Steinfliesen.
„Herr Direktor! Herr Direktor! Graf Roch- litz verlangt nach dem Herrn Direktor!' rief der Page Egon von draußen durch die fehlende Scheibe herein.
„Am Telephon? Bin nicht im Geschäft! Kehrt marsch!'
„Nein, Herr Direktor, drüben auf der kleinen Terrasse sitzt er! Er hat den Herrn Direktor doch schon selbst gesehen!'
„Zum Verzweifeln —!'
Oswald Boßdorf hatte die paar Zeitungszeilen mehrmals gelesen. Dieser Erbschafts- Prozeß hatte ihn schon unsagbar viel Aufregung gekostet. Ganze Jahre seiner Knabenzeit hatten unter dem Druck gelegen: wird es gelingen, von den Engländern die Anerkennung ihrer Zahlungsverpflichtung zu erreichen? Damals sprach man sogar in der Schule davon. Endlich nahm sich das Auswärtige Amt der Sache an. Aber wieder hieß es warten, lange, lange warten. Daraus wie
ein Donnerschlag die Nachricht: das Geld sei längst in London angewiesen und dem einzigen Erben ausgezahlt. Neues Nachforschen, neue Rätsel. Und die Entdeckung des ungeheuerlichsten Betrugs, die Entdeckung, unter der die schwächliche Mutter vollends zusammenbrach . . . Noch jahrelang nach ihrem Tode schleppte sich der Prozeß hin. Termine, Vertagungen, neue Termine, noch heute früh konnte die Botschaft kommen: man habe den gewissenlosen Betrüger entdeckt und gefangen gesetzt! Immer wieder erlosch das letzte Nestchen Hoffnung, ja fast jede Anteilnahme. Hat man ihn nicht jahrelang mit Fragen fast täglich gequält? Was er tun würde, wenn er Plötzlich in den Besitz des großen Vermögens gelangte? Ob es ihm nicht eine grenzenlose Genugtuung sein würde, wenn seinen Stiefbruder die gerechte Strafe erreichte? Was der Rechtsanwalt über das Strafmaß sagte, das für einen solchen Erzbetrüger in Anwendung käme? . . . Und nun heute erst wieder auf dem Amtsgericht die trostlos ohnmächtige Eröffnung, daß eS zwar nicht gelungen sei, des Verfolgten habhaft zu werden, daß die Nachrichten über den Zusammenbruch der Firmen 'n Hollywood und in Amsterdam aber kernen Zweifel daran ließen, daß das von ihm veruntreute Kapital restlos verloren sei . . .
Die schrille Stimme von Fräulein Fischer tat dem Professor in den Ohren weh, im Ge- Hirn, er konnte ihr geschminktes Masken- gesicht mit den rasierten Augenbrauen und dem herzkirschensörmig aufgemalten kleinen Mund kaum mehr ertragen. Aus dem nied- rigen Steinrand im Halbdunkel ließ er sich nieder. Das Bein schmerzte ihn infolge der Erregung.
Fortsetzung folgt