UMbttviebsördnungen" selbständig festzu-
ui anläßlich des Versagens mancher Be- ebSfuLrer einzelne Treuhänder gewisse Nicht- znien fslr den Erlaß von Betriebsordnungen rausgeben mußten, so sollen damit keines- egS teeren Bestimmungen den einzelnen Betrieben aufgedrängt werden. Sie sind nicht bindend und bedeuten keine Anweisung. Die FkhrerderBetriebewerdenviel- mehrimVertrauensratzuprüfen haben, wie weit ihre Uebernahme tzen Bedürfnissen des Betriebes entspricht. Abgesehen von den Treuhändern der Arbeit steht nie- andem ein Einfluß auf die Gestaltung der Betriebsordnungen z u, Jeder Betriebsführer nutze daher die nochmals gewährte Zeitspanne zum baldigen Erlaß tiner eigenen Betriebsordnung aus.
Die Fristverlängerung für den Erlaß von vetriebsoronungen bedingte noch eine weitere kerminverlegung. Nach einer Anordnung des Neichsarbeitsministers vom 23. März 1934 Wen die am 30. April 1934 laufenden Werk- Wrmen«) Tarifverträge noch bis zum 30. Juni lv84 als Tarifordnungen weiter, soweit sie aicht schon vorher durch eine Betriebsordnung Dienstordnung) oder durch Anordnung des Treuhänders aufgehoben werden. Eine neue Anordnung des Reichsarbeitsministers spricht nunmehr ihre Weitergeltung bis zum 30. Sepi tember 1934 mit der vorgenannten Einschränkung aus.
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Sammeltag i« Essen
Der erste Eauparteitag des Gaues Esten der NSDAP, nach der Machtergreifung, der am Samstag und Sonntag m festlichem Nahmen und mit zahlreichen Kundgebungen in den Städten Esten, Duisburg-Hamborn, Mülheim und Oberhausen stattfindet und dem die Teilnahme des Stellvertreters des Führers, Neichsminister Heß, des Reichs- Propagandaministers Dr. Goebbels und des Führers der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley, eine ganz besondere Bedeutung gibt, erhielt seinen Auftakt am Samstag nachmittag mit der we st deutschen Frauentagung, zu der sich in den Ausstellungshallen des Essener Grugageländes viele Tausend Mitglieder der NS.-Frauenschaft, des B. d. M., des Frauenwerks und des Frauenarbeitsdienstes auch aus den Nachbargauen eingefunden hatten und bei der die Neichsführerin der NS.-Frauenschaft, des deutschen Frauenwerks und des Frauenarbeitsdienstes, Frau Scholz-Klink. sprach. Auf dem Flughafen Esten-Mülheim war unterdessen um 17 Uhr Reichspropagandaminister Dr. Goebbels mit seiner Begleitung eingetrofsen. Dr. Goebbels schritt die Front der zu seinen Ehren aufmarschierten Abteilungen der SA., des Feldjägerkorps und der SS. ab und fuhr dann unter dem Jubel der Menschen, die in den sahnen- geschmückten Straßen Spalier bildeten, über Mülheim nach Duisburg, wo er den größten Binnenhafen der Welt während einer Domvferrundfabrt bclicktiate. __ .
Ritt zwei gewaltigen Kunogebungen und anschließender Sonnenwendfeier endete der erste Tag des Parteitages des Gaues Esten der NSDAP. Schon zeichneten sich, Silhouetten gleich, im Lichte der untergehenden Sonne die Fördertürme und Schlote am Horizont ab, als auf dem Duisburger Stadion sich Tausende und aber Tausende von Menschen, die Hitlerjugend, der BdM., versammelten, um den Reichspropagandaminister Dr. .Goebbels zu bören. »
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Mitten in diese Anordnungen, Umleitungen, Erklärungen und Bestellungen fiel Generaldirektor Rößlers Eintritt. Hinter ihm kam der schon säst aufgelöste Oberkellner mit dem immer etwas schuldbewußt dreinblickenden Kellner Lange.
„Wo ist Hillmann?" fragte barsch der große, breitschultrige Mann, der den hellgrauen Filzhut aus der hohen Stirn zurückgeschoben hatte. Sein glattes Gesicht zeugte von dem Selbstbewußtsein eines römischen Cäsaren. Er trug ein viereckiges Monokel vor dem rechten Auge. Er sprach rasch, fordernd, überlegen. Er habe ausdrücklich verlangt, daß heute auf der Terrasse vor den Türen des blauen Salons keine Tische für fremde Gäste aufgestellt würden. „Nun wimmelt da draußen Krethi und Plethi, und der Direktor ist unsichtbar. Wo steckt er, zum Donnerwetter?"
Effi zeigte eine auf Eis gelegte Liebens- Würdigkeit. Der Kellner Lange machte große Augen über ihren Mut; aber ihre Ruhe gefiel ihm.
„Es sind gegen dreihundert Gäste von Hamburg herausgekommen, mein Herr. Also wird Herr Direktor Hillmann wom drüben bemüht sein, Unzufriedenen die Schwierig, leiten zu erklären, die heute mit der Erfüllung von Sonderwünschen verbunden sind."
l Ehrung preuWer Kommandeure
Gefallenengedenktafeln im Berliner Zeughaus
^ - Berlin, 24. Juni.
In der Ruhmeshalle des Berliner Zeug- Hauses, der Stätte stolzer preußischer lieber- lieferung, erfolgte am Sonntag die feierliche Einweihung der Gedenktafeln für die im Weltkrieg gefallenen Kommandeure selbstän- diger preußischer Truppenteile. Der Feier wohnten neben den Angehörigen der Gefallenen Reichswehrminister Generaloberst von Blomberg, die Vertreter der Reichs- und Landesministerien, zahlreiche hohe Offiziere der alten und neuen Wehrmacht, Führer der SA. sowie Vertreter der Landespolizei Göring bei. Nachdem eine Ehrenkompanie der Reichswehr mit 12 Fahnen und einem SA.-Ehrensturm mit den Blutfahnen von 7 Berliner Stürmen um den Altar herum Aufstellung genommen hatten, leitete ein Choral der Reichswehrkapelle die Weihestunden ein. Nach den Weihereden des evangelischen und des katholischen Feldbischofs der Wehrmacht nahm Reichswehr- minister Generaloberst von Blomberg die Weihe mit folgender Ansprache vor:
Der Herr Reichspräsident, Generalfeldmarschall von Hindenburg, hat mich beauftragt, die Ehrentafeln der im großen Krieg gefallenen Kommandeure in seinem Namen feierlich zu weihen.
Der Herr Generalfeldmarschall ist in die- ser Stunde, die uns an der Ruhmesstätte preußisch-deutscher Geschichte zusammengeführt hat, mit seinen Gedanken unter uns. Ich habe die Ehre, Ihnen seine Worte zu übermitteln:
„Zwei Millionen deutscher Soldaten haben auf den Schlachtfeldern des Weltkriegs ihre Treue zum Vaterland mit dem Tode besiegelt, unter ihnen eine stolze Reihe von Männern, die als Kommandeure oder Gene- räle ihre Truppe führten.
Der Führer hat nicht nur sich selbst einzusetzen. Auf ihm ruht schwere Verantwortung. Die Truppe zu führen, ihr den Weg zum Siege zu weisen, den Gefechtszweck mit dein Einsatz geringster Opfer zu erreichen, steht für ihn im Vordergrund. Wenn aber die Stunde den Einsatz erfordert, wird er als Vorbild für seine Leute zu sterben wissen.
350 Kommandeure preußischer Truppen starben so im Weltkrieg den Heldentod. In diesen Männern war das Führertum lebendig, das uns durch die Höhepunkte unserer Geschichte geführt hat auf dem Weg zu des Vaterlandes Größe und Rettung.
Unser heutiges Deutschland, in dem der Sinn für Heldentum wieder erwacht ist, und das soldatische Haltung zu würdigen weiß, grüßt die gefallenen Führer und verehrt in ihnen den deutschen Soldaten des Weltkrieges. Mit den Angehörigen des Reichsverbandes Deutscher Offiziere, deren Anregung diese Ehrung der gefallenen Kameraden zu danken ist, weiß ich mich eins im Gefühl der Dankbarkeit und Treue gegenüber diesen Toten, deren Namen fortan in der Ruhmeshalle des Zeughauses verewigt Werder, und im Herzen des deutschen Volkes fortleben sollen."
Im Auftrag des Herrn Generalfeldmar- schalls von Hindenburg und Oberbefehls- Habers der Wehrmacht weihe ich hiermit di« Gedenktafeln der gefallenen preußischen Kommandeure.
Generalmajor von der Goltz, unter dessen Führung die Vorarbeiten für die Gefallenen- ehrung lagen, übergab darauf die Tafeln in die Obhut des Staatssekretärs Körner als des Vertreters des Preußischen Ministerpräsidenten mit einer Ansprache, in der er hervorhob, daß nur ein Bruchteil der gefallenen Offiziere und erst recht nur ein Bruchteil der im Felde gebliebenen hohen Offiziere aus diesen Tafeln verzeichnet werden konnte.
Die Zeiten, erklärte
Dr. Goebbels,
sind vorbei, da wir nur Objekt der Weltpolitik waren. Die Welt soll nicht glauben, daß sie durch eine auf lange Sicht angelegte Zermürbnngspolitik einen Keil zwischen Regierung und Volk treiben könnte. Wenn das deutsche Volk vor die Welt hintritt und fordert, daß die Welt entweder entsprechend ihrer Zusage im Versailler Vertrag abrüstet oder Deutschland ein ihr gleiches Was- fenniveau zufagt, so kann die Welt darauf nicht zur Antwort geben: das bedeute den Krieg. Es gibt in Europa kein Volk, das eine so tiefe und wahrhafte Sehnsucht nach Frieden besitzt, wiedasdeuische. Wir treten den Staats- männern autoritär regierter Völker Auge in Auge gegenüber, und ich glaube, wenn der Führer in Venedig mit dem Duce des italienischen Volkes zwei Tage Zwiesprache hielt, daß dabei mehr herausgekommen ist als auf 5 bis 6 internationalen Wirtschafts- oder Abrüstungskonferenzen zusammen.
Dr. Goebbels wandte sich dann entschieden gegen die Unbelehrbaren im Lande.
Die Ziele, die wir uns gesteckt haben, werden erreicht werden. Es wird sich einmal über der Vielheit der Meinungen eine tatbereite deutsche Volksgemeinschaft erheben. Es wer
deil ein maldieauchheu tenochvor- Hände neu sozialen Spannungen in einem gegliederten deutschen Wirtschaftsleben ausmünden. Es werden die Streitigkeiten zwischen den Konfessionen einmal im geistigen und reli- iösen Frieden und in der Aussöhnung er einzelnen Kirchen beendet sein. Es wird einmal aus der Lethargie und aus der Erschlaffung, aus der Ohnmacht und Waffenlosig- keit sich ein einiges und selbsth.e- wußtes deutsches Volk erheben. Aus die Schultern der deutschen Jugend werden tvir einmal das Reich und sein Schicksal lrgen. Ihr wird es dann Vorbehalten sein, das Werk zu vollenden, Deutschland wieder als Kultur- und Machtnation in den Kreis der anderen Völker zurückzuführen.
M-ersaKfentag ln Verden
Ein Ehrenmal für die 4 5VV von König Karl hingeschlachteten Sachsen
kk. Verden (Aller) 24. Juni.
Samstag abend wurde der erste Niedersachsentag im Verdener Stadion mit einer großen Kundgebung eröffnet, zu der u. a. Neichsleiter Alfred Rosenberg, Reichs- jugendführer Baldur von Schirach, der braunschweigische Ministerpräsident Klaages u. a. erschienen waren. Die Hauptrede hielt Neichsleiter Alfred Rosenberg, der u. a. er
klärte, es stehe fest, daß das heutige Deutschs land innerlich nicht niehr auf der Seite des Frankenkönigs Karl, sondern geschlossen auf der Seite des kämpfenden Niedersachsentums stehe. Nach tausend Jahren Herrschaft des durch König Karl zuerst verkörperten Prin- zipes sei heute der einstige Wille des Nieder- sachscntums Herr geworden in Deutschland. Wir gedenken jener Schicksalsstunde, da der Wille König Karls in so furchtbarer Weise zum Ausdruck kam, daß von der Ermordung der 4 500 Sachsen bei Verden an der Aller noch spätere Jahrhunderte mit Schauder« gesprochen haben. Die deutsche Geschichte wird nicht so sehr mit Tinte aesck> rieben . sie muh viel« mehr leben im Herzen und Be« wußtsein der Nation, die die ent« scheidenden Tage deutscher Geschichte innerlich wieder mit« kämpft und aus diesem Erlebnis dieKrastzurTat der Gestaltung des Staates erhält. Heiliger Boden liegs deshalb für uns nicht irgendwo iiv Morgenland, sondern heilige Erd« ist überall da in Deutschland, w« einmal dieser Boden mit dem Blut seiner Bewohner verteidig t w u r d e.
Auf dem Blutacker an der Noten Becke soll ein Ehrenstein gepflanzt werden. 4 500 Findlinge sollen von Bauern aus allen Höfen Niedersachsens lierangetragen werden, jede, ein Denkmal für einen der im Jahre 77s gemordeten Sachsen. In dieser Nacht wird der erste Findling niedergelegt. Er soll sagen, daß kein Opfer' vergebens war und kein Kampf umsonst gewesen ist für das ewig« Deutschland.
4 500 Fackeln leuchteten dann auf zum Gedenken an die ermordeten Sachsen Widu- kinds.
Dann sprach noch Neichsjugendführer Baldur von Schirach.
RaukE braune I
Ein altes Sprichwort, das sich immer noch bewährt hat, besonders in der jetzigen Zeit, da wir in vaterländischer Hilfsbereitschaft bedacht sind, unseren Volksgenossen gebend zu helfen. Wieviel Ungemach ist heute durch schnelle Hilfe schon behoben worden!
„Doppelt gibt, wer schnell gibt!" Dieses Wort gibt im besonderen bei der Arbeitsbeschaffung zu denken. Durch schnelle Hilfe geben wir dem Erwerbslosen Arbeit und seiner Familie Brot. Sein dadurch in geregelte Bahn zurückgelenktes Leben bringt wieder Arbeit und Brot den anderen. Der Kreislauf der Mark hat begonnen.
Dw Arbeitsbeschaffungs-Lotterie der NSDAP. hat sich nun nicht nur im vorigen Jahre durch schnelle und tatkräftige Geid- unterstützung bei der so dringend notwendigen Arbeitsbeschaffung bewährt, sie ist auch in diesem Jahre wieder im vaterländischen Aufbau tätig. Wer wird da noch zurückstehen bei dem Kauf eines braunen Loses! Das Los umfaßt symbolisch des ganzen Heimatlandes Wohlergehen und vielleicht auch persönliches Glück.
Dazu bietet diese echt nationalsozialistisch eingestellte Lotterie einen bedeutend er». weiterten Gewinnplan, der viele ansehnliche ' Geldgewinne vorsieht. Allerdings der frühere alleinige Hauptgewinn, der nur einem Deutschen Freude gemacht hat, wurde auf die größere Anzahl der mittleren Geldgewinne verteilt. ., --
Der Generaldirektor nahm jetzt seinen Hut ab. Die kühle Sprache der jungen Dame verfehlte ihre Wirkung auf ihn nicht. Er galt in allen Auseinandersetzungen für witzig, gerissen und schlagend. Damit das Abnehmen des Hutes, das ganz unwillkürlich geschehen war, von der Sekretärin nicht etwa als Ehrenbezeigung aufgefaßt wurde, zog er ein seidenes Tuch und fuhr sich damit über den blanken Schädel. Sein mächtiger Römerkopf wies kein Haar mehr auf. Nur die Augenbrauen waren stark betont: sehr dicht und dunkelsilbergrau. Seine Augen schimmerten grünlich. „Sagen Sie doch lieber frei heraus, Fräulein: er ist ausgerissen, Ihr Herr Direktor, er hat sich vor mir gedrückt. Sind keine Telephonate eingelaufen, Depeschen, wie?"
„Für Herrn Generaldirektor Rößler, ja- wohl. Hier, bitte."
Er nahm ihr die Blockzettel und die Telegramme hastig aus der Hand und las. Seine Stimmung wandelte sich dabei sichtlich. Voller Genugtuung zerriß er die Papiere und warf die Fetzen zu Boden. Effi hatte am Fernsprecher ein Paar Zusagen zu Rößlers Einladung entgegengenommen und schriftlich festgehalten. „Nun sei Ihnen noch einmal verziehen, Kind", sagte er gutgelaunt.
Der Oberkellner machte eine Verbeugung und zeigte ein ergebenes Lächeln; sofort folgte der Kellner Lange seinem Beispiel. Sie schienen beide wie erlöst.
Ohne Gruß verließ Rößler das Büro, dem Oberkellner neue Aufträge erteilend. Lange schloß sich ihm mit wedelnder Serviette an.
Effi blickte dem Gast in einer Anwandlung von Ekel nach. Ein jäher Entschluß stieg in ihr auf, und sie warf dem Hotelschaltbrett der Telephonanschlüsse einen triumphieren- den Blick zu. Was auch immer daraus wer
den mochte: sie würde heute abend, wenn Rößler seine Gäste um sich versammelt hatte, Nr. 37 am Fernsprecher mitteilen, daß im blauen Turmfalon der Wiener Generaldirek- tor Benno Rößler saß, von neuen Opfern 'umgeben, die er in seine gefährlichen Speku- lationen einzusangen im Begriff war.
Hillmanns Rückkehr riß sie in die Gegen- wart zurück. Vom Oberkellner hatte er bereits gehört, daß sie den ersten Sturmanlauf des Gewaltigen hatte aushalten müssen. Als sie die kurze Begegnung wiedergab, lachte der Direktor. „Natürlich Hab' ich mich vor ihm gedrückt, natürlich! Wenn man seine Bären- stimme kennt, mit der er einem drei Säle weit Befehle erteilen will —I Er kann ja so rücksichtslos sein!"
Effi nickte. „Brutal! Ja. Ein widerlicher Patron."
„Um Gottes willen, piano, Fräulein Tab- bert! In der Firma Grovemann gilt er als große Nummer."
Das Telephon rief wieder, die Arbeit ging weiter.
Als Effi den Pagen Erich kommen ließ, der ein Telephonat an die Angestellte der Kleiderabgabe weitergeben sollte, händigte ihr der Junge ein Briefchen aus. „Von Nummer 37". sagte er. Effi entnahm dem Umschlag ein Kärtchen:
„Muß Paar Tage verreisen. Bitte so-
gleich nach Rückkehr um Ihre weitere Mit-
arbeitl Gruß! K."
Sie rief telephonisch im oberen Stockwerk an. Das Zimmermädchen Laura kam an den Apparat.
„Nummer 37 ist verreist? Hier liegt ja gar keine Meldung vor. Laura?"
„Der Herr hat sich um zwei Uhr ein Mietauto bestellt. Erich hat eS von der Straße
herübergeholt und dann noch das kleine Handgepäck hinuntergebracht. Das große Gepäck ist hiergeblieben. Rechnung ist ja auch erst gestern bezahlt — nicht? — ebenso Trink- geld. Er behalte das Zimmer, bloß für ein paar Tage müsse er verreisen, sagte er. Ich sah ihn noch im Treppenhaus: der Herr ist ins Büro eingetreten, aber Fräulein Labbert war gerade zu Tisch, und da schrieb er noch rasch ein Kärtchen."
„Das habe ich jetzt. Es ist gut. Laura."
Effi zerbrach sich den Kopf. Was hatte „K" zu dieser Plötzlichen Abreise veranlaßt? Hatte er durch irgendeinen Zufall erfahren, daß er sich hier auf heißem Boden befand? Etwa, daß Oswald Boßdors hier Gartenarbeiter war? Und daß er am heutigen Abend Benno Rößler hier begegnen konnte? Und Rößlers Tochter!
Die Baronin Overlach war nun im blauen Salon eingetroffen. In blauem Kleid saß sie auf dem blauen Barocksofa, und die gelben Rosen, mit denen der große runde Tisch verschwenderisch geschmückt war, gaben ihren Farben den gewünschten Kontrast. Effi beobachtete die kokette Haltung der verführerischen Frau, an der wohl alles Berechnung war, jeder Blick, jedes Lächeln, iedes Wort, jedes Schweigen.
Ob der unglückliche Ferdinand Krupka die- ses junge Weib noch immer liebte? Ob er sie unter den Gästen wußte und sich der Möalichkeit, sie ;u fchen, entma weil er fürchtete, der Macht ihres Zaubers nicht widerstehen zu können?
Effi erfüllte ihre Dienstaufgaben jetzt nur noch mechanisch. Sie war von quälenden Fragen erfüllt, die diesen ihr noch vor wenigen Tagen völlig fremden Kreis betrafen.
Fortsetzung folgt.