Kleine politische Nachrichten.

" Tschitscherin und Stresemann. Die eingehenden Unter. Haltungen zwischen dem Reichsaußenminister Dr. Stress- mann und dem russischen Volkskommissar Tschitscherin. die sich auf alle politischen und wirtschaftlichen Fragen Leider Länder bezogen, sind am Freiiag fortgesetzt und abgeschlossen worden.

^ - Tschitscherin und Deutschlands Eintritt in den Völker. Lund. Tschitscherin bezeichnete gegenüber einem Ver. treter derVossischen Zeitung" den Artikel 16 als die Kernfrage der Verhandlungen von Locarno. Jede Teil, inahme Deutschlands auch nur an wirtschaftlichen Ab- schnürungsversuchen gegenüber Rußland würde dem Geist des Rapallovertrages zuwiderlaufen.

' Der deutsch-russische Handelsvertrag. Zum Abschluß des deutsch-russischen Handelsvertrages wird noch berich-- tet, daß den russischen Exterritorialitätsforderungen für die Handelsvertretungen in Berlin und Hamburg ^n gewissem Maße entgegengekommen wurde, daß der Ver- trag das Prinzip der Meistbegünstigung, allerdings unter Ausschluß der Oststaaten der Sowjet-Union, enthält und Rußland ein Einfuhrkontingent von 40 000 Schweinen zugestanden wurde. Nach Abschluß des Vertrages soll sofort über einen neuen Zolltarif verhandelt werden.

Abreise der Delegationen nach Locarno. Briand ist am Freitagfrüh über Lausanne nach Locarno abgereist, die deutsche Delegation hat am Freitagabend Berlin ver. fassen. Am Samstag begab sich die englische Delegation und die unter Führung von Scialoja und Grandi stehende Italienische Delegation nach Locarno.

London und Tschitscherin. Die Londoner Presse beur­teilt zwar von ihrem Standpunkt aus die Verhandlungen Tschitscherins ziemlich optimistisch, läßt aber unverkenn­bar eine namhafte Beunruhigung durchblicken.

Caillaux' Abreise. Der französische Finanzminister Caillaux hat Amerika verlassen, nachdem der Abschluß eines endgültigen Schuldenvertrages in letzter Stunde gescheitert ist und das in Aussicht genommene Provisorium noch der Zustimmung des französischen Kabinetts bedarf.

Die Mossulfraae. Die englische Presse beschäftigt sich eingehend und sichtlich erregt mit den Nachrichten über militärische Vorbereitungen der Türkei. Kolonial- ^Minister Amery eklärte, er glaube nicht an eine Kriegsgefahr: wenn sie aber bestehe, sei sie höchstens Lurch hysterische Furcht englischer Zertungsbesitzer erzeugt Morden.

- Der Marokkokrieg. Die Spanier melden nunmehr offiziell die Einnahme von Ajdir. In Madrid herrscht großer Jubel.

Die Deutschenverfolgungen in Südtirol. Die italie­nischen Chauvinisten verlangen in Südtirol jetzt auch die obligatorische Einführung des italienischen Gottesdienstes und die Untersagung der Führung ausländischer akade- Mischer Titel.

tz Der Leipziger Spionage-Prozeß. Im Spionageprozetz Legen Moystsik und Genossen verhängte das Reichsgericht strber Moysisik eine Strafe von 12 Jahren Zuchthaus, LO Jahren Ehrverlust und dauernde Stellung unter Poli­zeiaufsicht, gegen die übrigen Angeklagten Strafen von 2 Jahren Gefängnis bis 9 Jahren Zuchthaus mit ähn- Wep Neberfftrofen- '- *

Reichsregierung und Kriegsschuldaktion.

Berlin, 3. Okt. Die Reichsregierung veröffentlicht eine offiziöse Auslassung über ihre Stellungnahme zu Ler jüngsten Aktion m der Kriegsschuldfrage. Gegenüber 'der Auffassung, daß die Antworten der Ententeregierun« !gen einen Mißerfolg darstellen, wird betont, daß in den Kreisen der Reichsregierung niemand eine zustimmende Antwort auf die deutschen Erklärungen erwartet habe. Es werde noch geraume Zeit und langwieriger Auf. klärungsarbeit bedürfen, bis die Schuldfrage eine von 'allen Mächten anerkannte Klärung findet. Für die Reichsregierung habe es sich darum gehandelt, vor Be­ginn der Verhandlungen über den Sicherheitsvakt noch Einmal die Ablehnung des erzwungenen Versailler Schuldbekenntnisses durch das deutsche Volk und den Anspruch auf volle Gleichachtung und Gleichberechtigung nicht nur in den äußeren Formen, sondern auch in der inneren Einstellung zum Ausdruck zu bringen. War auch seit 1919 schon wiederholt der Vorwurf der Kriegsschuld 'zurückgewiesen worden, so habe sich die Reichsregierung zu ihrem Schritt doch um so mehr veranlaßt gesehen, als einmal die Erklärung des Reichskanzlers .Marx vom 29. August 1924 nochnicht amtlich zur Kenntnis der Vertragspartner gebracht war, zum zweiten, von den Alliierten der Sicherheitspakt aufs engste mit dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund verknüpft wird, er nicht denk­bar wäre, wenn er als ein stillschweigendes Sichabfinden mit dem Schuldspruch von Versailles gedeutet werden könnte. Die Reichsregierung habe das Ziel, das sie allein im Auge hatte, durch Ueber. reich ung und Entgegennahme ihres Memo­randums erreicht und gegenüber den Antworten der Entente genüge der Hinweis auf die lückenlose Akren­publikation des deutschen Auswärtigen Amtes. Die Reichsregierung werde an diesem Standpunkt festhalten und niemals einen politischen Akt vollziehen, der als Anerkennung einer moralischen Belastung irgendwie an- ^gesehen werden könnte. Sie werde das sowohl bei einem Etwaigen Eintritt in den Völkerbund, der ,sein Friedensziel nur erreichen könne, wenn sich alle Mitglieder auch moralisch als gleichberechtigt anerken­nen, wie auch dann, wenn es nicht zu dem Eintritt kommt, den übrigen Signatarmächten des Versailler Vertrages zum Ausdruck bringen.

keine Gehaltserhöhung für die Beamten.

Berlin. 2. Oktober. Der Reichsfinanzminister von Schrieben hat gestern die Führer der Beamtengewerk­schaft empfangen und ihnen erklärt» daß er bei aller An­erkennung der Notlage der Beamten nichtinderLage sei, die geforderte allgemeine Erhöhung der Be­amtengehälter oder auch nur die Bewilligung einer - - »m atraen Notltandsbeibilie Luzuiaaen.

Auf der einen Seite seien die Steuern bereits aus oas yoa>ire angespannt, die Steuer-Eingänge gehen nur mehr schlep­pend vor sich und unter diesen Umständen könne an eine Steuer-Erhöhung um so weniger gedacht werden, als sich die- Wirtschaft ohnehin in einer schwe­ren Krise befinde. Der Haushalt des Reiches könne aber nicht mit Mehrausgaben belastet werden, ohne daß Aussicht besteht, sie durch mehr Einnahmen auszugleichen. Anderseits würde eine Gehaltserhöhung auch entsprechende Lohnbewegungen in der Privatwirtschaft zur Folge haben, sowie Erhöhungen der Renten­bezüge usw. und dadurch würde die Preissenkung s- Aktionder Neichsregierung wieder zunichte gemacht werden. Auch der Reichsbankpräsident habe mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage eindringlich von einer Gehaltserhöhung gewarnt. Dagegen sagte der Reichsfinanz- minister zu, daß die Frage einer mehrmonailichen Boraus­zahlung der Beamtengehälter nochmals geprüft werden soll.

Die Vertreter der Beamtengewerkschaften erklärten, daß sie die Verantwortung für alle Konsequenzen des Verhaltens der Reichsregierung ablehnen müssen, und werden nun unter sich weitere Beratungen über ihre Stellungnahme zu der neugeschaffenen Lage abhalten.

Der Marokko-Konflikt.

Paris, 5. Okt. Der französische Ministerpräsident Painleoe sprach am Samstag in einer Lffenttichen Rede über das Marokko­problem und gab eine Darstellung der Vorgänge, die zu dem ge­genwärtigen Konflikt geführt hätten. Frankreich und Spanien hätten über ein Äutonomieangebot an Abd el Krim selbstver­ständlich nicht hinausgehen können. Das Rifgebiet würde für den Fall, daß die völlige Unabhängigkeit gesichert würde, zu einem Tummelplatz von Abenteurern und Nationalisten der ver­schiedensten Länder werden, die augenblicklich nur eine Handvoll seien, aber sehr bald zu einer Legion anwachsen würden. Keine der Mittelmeermächte könne eine solche Gefahr dulden. Für Frankreich würde sie geradezu schädlich sein. Painleve gab dann das franko-spantsche Autonomie-Angebot vom 18. Zuli bekannt. Es heißt darin: 1. Die französische und spanische Regie­rung sind bereit, den Rifleuten und den Scheballas jede Autono­mie zu gewähren, soweit dies mit den bestehenden internationa­len Verträgen vereinbar ist: 2. beide Regierungen erklären sich bereit, ausführliche gemeinsame Verhandlungen zur Herbeifüh­rung des Friedens und zur Inkraftsetzung des neuen Regimes zu eröffnen.

Die wesentlichen Punkte der Verhandlungen sollen sein: 1. Gegenseitige Auswechslung der Gefangenen, 2. volle gegenseitige Amnestie, rückwirkend vom 1. Januar 1921 ab, 3. Festlegung des autonomen Verwaltungsgebiets, 4. Umgrenzung der Gebiete, die als autonom angesehen werden, 5. Bestimmungen der Erenztrup- pen, die in den betreffenden Gebietsteilen mit der Aufrechter­haltung der Ordnung beauftragt werden^. Die Handelsfreiheit wird in den betreffenden Gebieten nach Maßogabe der bestehen­den Verträge, besonders der Zollabkommen zugesichert. 7. Waf­fen- und Munitionshandel bleibt verboten.

Siegesstimmung in Madrid.

TU. Madrid, 5. Oktober. Ueber die Einnahme von Ajdir durch die spanischen Truppen herrscht in Madrid allgemeine Feststimmung. Alle Fenster der Hauptstraßen sind festlich be­leuchtet. Der König erschien vor der auf dem Schloßplatz ver­sammelten Menge und begrüßte sie vom Balkon. Der König und die Mitglieder des Direktoriums haben an Primo de Rivera Glückwunschtelegramme abgeschickt, in denen die Hoffnung aus­gesprochen wird, daß mit der Einnahme Ajdirs der erst« Schritt zur völligen Unterwerfung Abd el Krtms gemacht worden sei. Primo de Rivera hat vom KriegsschiffAlfons VIII." die Ope­rationen der Truppen bei Alhuc emas verfolgt.

Aus aller Welt.

Bielefeld. Etwas von den Autokennzeichen. Jeder Regierungsbezirk in Preußen und Bayern, die sächsischen Haupt­kreismannschaften und die Oberämter in Württemberg, ein­zelne Provinzen und Freistaaten haben ihr besonderes Kenn­zeichen twr der eigentlichen Nummerzahl des Autos. Die Preußen haben den Vorzug, sich durch eine römische 1 bemerk­bar zu machen. Die Berliner müssen sich selbst durch ihre Uutozeichen allein kund und zu wissen tun, daß bei ihnen alles prima" ist! so tragen die Berliner Automobile das Zeichen IL.". Ganz logisch ist die Numerierung nicht durchgeführt, denn sonst hätte man in der Hansastadt Bremen, sondern Mün- chen, der Stadt des Hofbräuhauses ein zugeteilt. Auch

läßt sich streiten, welche Gegend Deutschlands am humori­stischsten ist. Nach der Kennzeichnung der Autornobile muß es Hamburg sein, denn die Hamburger Autoschilder lachen mit ihremBL" ins Gesicht. Geringe Schulleistung müssen wohl die Badener aufweisen, denen die Note ,,IV L" zuer­kannt ist. Die Hessen haben sogar eine V erhalten, eine,.Rück­sichtslosigkeit", die man sich nwhl nur den .Mindert Hessen" gegenüber ungestraft erlauben darf. Mehr Etikette hat man den Pommern gegenüber gewährt, denen man das Prädikat Ihre Hochwohlgeboren" durch einl B" gegeben hat. Der einzige Larrdestell, der jedem das Rätselraten erspart, ist das Saargebiet. Hier tragen die Schilder vor der Nummer die BezeichnungSaar", Die Reichspost verfällt mit der Kenn­zeichnung ihrer Automobile in eine Abkürzung, die sie in ganz anderem Sinne auch in einer anderen Sparte ihres Be­triebes verwendet. Die Postautomobile tragen einR. Im Telegrammverkehr, der bekanntlich seiner internationalen Be­deutung wegen di« Amtsvermcrke der französischen Sprache entnimmt, bedeutet ,,6. Repons« pa^ Antwort be­zahlt.

Berlin. Ultraphon, eine beachtenswerte deut­sche Erfindung. Dem deutschen Heinrich Küchenmeister ist es gelungen, Erkenntnisse zu gewinnen, die zur Auffindung einer neuartigen Theorie aus dem Gebiete der künstlichen Ton­reproduktion geführt haben. Er ging von der toisscnschastlichen Theorie des Dualismus der Wahrnehmung auS und konstruierte einen Tonreproduktionsapparat, dem er den Namen Ultraphon gab. Die Eigenart des Apparates, liegt in der mehrfachen An- tvendung von gleichen Tonschwingungen, die dem Menschen das mehrdimensionale naturnotwendige Hörenwollen von Ton­gebilden ermöglicht. Die Küchenmeistersche Theorie wird sicher aus den Gebieten der Radiophonie, der Telegraphie, Tele- phonie, des sprechenden Films und des Musikinstrumentenbaus noch bedeutsame Auswirkungen zeitigen. Kürzlich fanden in Berlin Vorführungen des neuen Apparats statt, die alles hielten, was sich Erfinder und Publikum von ihm erwartet baben.

Karlsbad. Gattenmord aus H absucht. Im Juli k I.' wurde in einem Walde bei Elbogen das Skelett einer Frau» das mit Laub bedeckt gewesen war, gefunden. Infolge der Durchlöcherung des Schädels, die offenbar durch Schüsse herbei- 'geführt worden war, nahm man an, daß ein Mord vorliege. Die Nachforschungen blieben jedoch ohne Erfolg. Erst jetzt tauchte gegen den 27 Jahre alten Oswald Lein aus Elbogen der Verdacht auf, daß er seine junge Frau ermordet habe. Diese war eine Tochter des Landwirtes Fleck aus Hubischau. Lein, der in Fischern verhaftet wurde, gestand nach zweitägigem Verhör, daß er am 14. Mai 1925 seine 26 jährige Gattin

durch zwei Revolverschüsse getötet und die Leiche seines Opfers

im Walde verborgen habe. Nunmehr wurde sestgestellt, daß das im Sommer aufgesundene Skelett dasjenige des Mord« opsers ist. Es. handelt sich um ein vorbereitetes Verbrechen aus Habsucht. Die Ermordete ivar nämlich Mitbesitzerin eines Grund­stückes, das der Mörder erben und dann verkaufen wollte.

Eger. Schweres Fliegerunglück. Auf dem hiesigen Militärflugplätze ereignete sich ein schweres Fliegerunglück, dem zwei junge Soldaten zum Opfer sielen. Die Pilotenschüler Franz Kwapil und Alois Zerwinka stiegen zu gleicher Zeit in je

einem Flugzeuge auf. In beträchtlicher Höhe stießen die Flug­maschinen seitlich zusammen und stürzten senkrecht zu Boden, Die Flugzeuge wurden vollständig zerschmettert und unter den Trümmern lagen die furchtbar verstümmelten Leiche» der beiden Soldaten.

Prag. Verbotene Priester-Kandidaturen. Wie§ dieNar. Politika" melden, ist vom Vatikan ein Beseht er­gangen, demzufolge Kandidaturen in das Abgeordnetenhaus in der Tschccho-Slowakei den Ordenspriestern überhaupt verboten und die Kandidaturen für Wcltgeistliche auf jene Personen > beschränkt >»erden, die schon bisher gesetzgebenden Körperschaften' als Mitalieder angebört Laben. >.. , . .

Wien. Der angestrichene Goldfisch. Ein Vorfall, der vielleicht den Ausspruch Ben Akibas:Mes schon da- gewesen!" Lügen straft, beschäftigte das Bezirksgericht Fünf- Haus. Der Goldfischhändler Johann Wallisch hatte sich dort wegen eines eigenartige» Betruges zu verantworten. Er hatte nämlich einem Kunden um 15 000 Kronen einen Goldfisch verkauft. Die Freude des Käufers über den munteren Usch dauerte nicht lange. Schon am nächsten Tage schwamm das Tier auf dem Rücken. Alle Wiederbelebungsversuche, auch Uufstreuen von Salz, waren vergeblich Das Auffallende dabei war noch, daß das Wasser in dem Behälter ganz rot war und auch die Hände des Pouschek so hieß der Goldfischlieb- Haber dieselbe Farbe annahm, als er das Fischlein heraus­nahm, Es bestand bei ihm kein Zweifel: es war ein gewöhn­licher Weißfisch, der durch Allstreichen mit roter Farbe in einen Goldfisch umgewandclt und ihm als solcher angehängt worden war. Der Angeklagte nahm diese Beschuldigung mit größter Erregung entgegen und behauptete, daß diese Art von Fischen es soll ein Goldlorch gewesen sein immer ein bißchen abfärben, wenn sie mit Salz bestreut werden. Er führe sein Geschäft schon jahrzehntelang und habe noch nie einen Anstand gehabt. Durch dies« Affäre sei er aber in Verruf geraten, man nenne ihn in der ganzen Gegend denAnstreichermeister". Schließlich wurde dieser Straffall gütlich beigelegt, indem Wallisch über Aufforderung dem Anzeiger di« IS OM Kronen zurückerstattete, woraus ein Freispruch erfolgte.

Saaz. Rosenkranz und Leimrute. In der hiesigen Dekanalkirche kniete ein andächtiger Pater. In den Händen hielt er einen Rosenkranz und tief senkte er das mit weißen Haaren bedeckte Haupt. Dann schaute er um sich er war allein. Und nun ging eine merkwürdige Verwandlung mit dem frommen Pater vor. Er packte aus einem Papier eins Weidenrute, beschmierte sie mit Vogelleim, näherte sich vor­sichtig dem Opferstock und steckte die Leimrute durch den Einwurffchlitz- Er angelte zuerst Papiergeld: das war leider nicht viel, denn die reichen Leute gaben nichts und dis armen haben kein Geld. Aber auch Hartgeld blieb an der Leimspille hasten und wurde vorsichtig herausbefördert, toobei der fromme Mann sich als Routinier bewies. Aber da faßte ihn plötzlich der Kirchendiener, der ihn schon längst beobachtet hatte, am Kragen und führte ihn auf die Polizei» aichstube« wo er seine Schandtat ruhig eingestand. Er legitimierte fick als wiederholt vorbestrafter Plattenbruder und erklärte ver­ächtlich, das Betteln trage heutzutage nichts mehr ein, auf­hängen wolle er sich auch nicht, was solle er also weiter machen als stehlen. Der liebe Gott brauche kein Geld, der werde ihn schon verstehen. In dieser Weise phantasierte er auch noch weiter, als er sich längst auf dem Wege zum Bezirksgerichte nach Saaz befand.

Brünn. Der unfreiwillige Luftpassagier. Dieser Tage flog ein Militärflieger von Preßburg nach Prag. I« Südmähren Mang ihn ein Motorfchler, niederzugehen. Nach Behebung des Schadens konnte der Pilot den Motor allein nicht in Gang bringen, und er bat deshalb den Wirtschafts­besitzer Griml, in der Maschine einen Hebel in dem Augen­blicke niederzudrücken, wo der Pilot vorne den Propeller in Bewegung setzte, wodurch der Motor in Leerlauf hätte kommen sollen. Doch die Sache kam anders. Während der Pilot beim Propeller stand, machte Griml den verabredeten Griff und das Flugzeug erhob sich zu früh. Der entsetzte Flieger konnta es nicht mehr erreichen. Doch schien dem Flugzeug der neue Lenker nicht zu behagen, denn nach einigen hundert Metern ließ es sich zur Erve nieder und zwar nicht auf die gewohnt« Weise, sondern es stellte sich auf den Kopf und warf de» neugebackenen Piloten hinaus.

Neuyork. Ford als Jdeendieb. Ein früherer Beamter des amerikanischen Schatzamtes, Meere, hat gegen den Auto­könig Ford eine Klage erhoben. Er beschuldigt ihn, ihm eine Idee gestohlen zu haben. Er habe vor etwa einein Jahre Fprd ein Projekt vorgelegt, wodurch der Autoabsatz bedeutend ver­mehrt werden solle. Es habe sich um Kreditkäufe gehandelt» in den die Autoaspiranten aufgesordert werden sollten, wö­chentlich einen fixen Betrag dem zuständigen Fordagenten zu bezahlen, der dadurch zum Bankier vorrücken sollte. Dadurch wäre es möglich gewesen, ein Auwmobil unter dem Barer­werbspreis abzugeben, indem es geliefert werden könne, so­bald die Einzahlung so wett fortgeschritten wäre, daß dis aufgelaufenen Zinsen den Betrag vervollständigen würden. Obgleich Ford diesen Plan ablehnte, hat er dieses System kur» daraus in Anwendung gebracht. Meere fordert nun nnen Ge-, winnanteil an den Geschäften, die dank seiner Idee inzwischen von Ford gemacht wurde».