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Gerichtsstand für beide Peile ist Palm.
Nr. 232
Amts- unä Anzeigeblalt für äen Oberamtsbezirk Calw
Montag, den 5. Oktober 1925.
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In der Stadt 40 Soidpfeunige wöchentlich, mit prdgerlohn. Postbezugsprei» 40 Soldpsennigs ohne Bestellgeld.
Schluß der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittag».
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Fernsprecher Nr. S.
Verantwortliche Schriftleltung: Friedrich tzan» Scheele« Bruck und Verlag der A. Oelschlüger'schen Buchdruckerei.
99. Jahrgang
Der Auftakt zur Paktkonferenz.
Deutschlands Wille
zur Befriedigung Europas.
und Berlin politische Besprechungen zu pflegen. Der Besuch in Berlin habe selbstverständlich Veranlassung gegeben, die politischen Fragen ausführlich zu besprechen, die für Rußland und Deutschland zur Erörterung ständen.
Kundgebung der deutschen Delegationssührer.
TU. Locarno, 5. Okt. Die deutsche Delegation veranstaltete gestern vormittag eine kurze Besprechung mit der deutschen und bald darauf mit der ausländischen Presse. Diese Besprechung hatte den Zweck, sich persönlich kennen zu lernen, um für die Zusammenarbeit zwischen Delegation und Presse die Grundlage zu schaffen.
Reichskanzler Dr. Luther und Außenminister Dr. Strese- mann nahmen an den beiden Zusammenkünften nach der Begrüßung und der Besprechung einiger technischer Angelegenheiten durch den Pressechef der Reichsregierung, Ministerialdirektor Dr. Kiep, das Wort.
Reichskanzler Dr. Luther
betonte, man könne nicht von ihm verlangen, daß er bereits eine Programmrede halte, bevor die Konferenz überhaupt eröffnet sei. Die deutsche Delegation lege besonderen Wert darauf, an dem großen Werk, das hier in Locarno für Deutschland und Europa zustande gebracht werden solle, in engem Zusammenarbeiten mit der Presse zu arbeiten. Bei der Besprechung mit den Ausländern unterstrich der Reichskanzler, daß hierzu auch die ausländische Presse gehöre, denn es handle stch hier in Locarno um einen Aufgabenkomplex, der neben den Interessen der beteiligten Länder auch die Interessen Europas, sogar der ganzen Welt eng berühre. So wie alle Dinge im Leben stch von Mensch zu Mensch vollzögen, müßten Delegation und Presse auch jetzt menschlich Zusammenwirken, um das große Ziel zu erreichen, einen wirklichen Frieden herzustellen.
Die deutsche Delegation, so unterstrich der Reichskanzler mit besonderem Nachdruck, gehe mit dem besten Willen an die Konferenz heran. Aus der Entwicklung der Konferenzfragen wisse man, daß Deutschland sich nach dieser Richtung hin bemüht habe, dazu beizutragen, daß der wirkliche Frieden geschaffen werde.
Dieser wirkliche Frieden sei aber nur möglich, wenn alle Vertreter der verschiedenen Länder auf der Grundlage der Gleichberechtigung und Gleichachtung verhandelten.
An erster Stelle handle es stch um den großen Fragenkomplex, der durch das deutsche Memorandum vom 9. Februar angeschnitten worden ist, also um alle Fragen, die mit dem Sicherheitsproblem und den Schiedsgerichtsverträgen Zusammenhängen. Auf den besonderen Wunsch der Entente ist das ganze Gebiet der Völkerbundsfragen mithineingezogen worden. Für Deutschland hängt die Möglichkeit, den wirklichen Frieden zu schließen, auch mit der besonderen Lage zusammen, in der es sich befindet, denn es ist zu einem erheblichen Teil noch und auf lange Zeit hinaus besetzt.
Deutschland hat abgerüstet, während seine großen Nachbarn noch nicht abgerüstet haben.
Die deutsche Delegation tritt, wie die gesamte Reichsregierung mit dem besten Willen an die Konferenz heran, und sie wird alles tun, was in ihren Kräften steht, um das Ziel der Konferenz zu erreichen, das notwendig ist für den politischen und wirtsachstlichen Aufbau der Welt. Wir sind fest überzeugt, daß auch die Vertreter der Länder mit em gleichen guten Willen kommen, um gemeinschaftlich mit uns die großen Fragen zu lösen, die hier zur Erörterung stehen. Ungeachtet dessen sind natürlich die Schwierigkeiten sehr groß. Da aber der gute Wille immer die Hauptvoraussetzung und die wesentlichste Grundlage -dafür ist, etwas zustande zu bringen, darf man gewiß die Hoffnung hegen, daß die Konferenz für alle Teile zu einem erträglichem und wünschenswerten Abschluß führt.
Rcichsaußenminister Dr. Stresemann
ging zunächst auf einige Anfragen ein, die ihm vor der Be- sprechung nahegelegt worden waren. Namentlich betonte er. daß die Darstellung, als ob die deutsche Delegation das Hotel Esplanade gewählt habe, um sich zu isolieren, jeder Grundlage ent-
Wenn wir eine Politik der Isolierung hätten treiben wollen, erklärte der Minister, dann wären wir überhaupt nicht nach Locarno gekommen. Man kann wohl sagen, daß die Zeit einer Politik der Isolierung für jede Macht vorbei ist.
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Wir haben zunächst einmal, so führte Dr. Stresemann aus, die Fragen bereinigt, die in den Verhandlungen über den Han-' delsvertrag. seit zwei Jahren zwischen uns bestanden. Diese Verhandlungen sind nicht nur wichtig für die beiden Beteiligten, sondern für ganz Europa. Denn es handelt sich doch darum, daß hier zum erstenmal zwischen zwei Staaten von so politischen Daseinsformen ein Vertrag abgeschlossen worden ist, der zweifellos in seinen Grundlagen ein Modell für die Verhandlungen der übrigen Staaten mit Rußland geben wird. Man hat uns gesagt, es sei die Quadratur des Zirkels, einen solchen Vertrag zustande zu bringen, und dementsprechend - auch die Schwierigkeiten und die lange Zeit der Verhandlungen, die nun zu Ende geführt sind. Wir haben unsere Unterhändler beauftragt, den Vertrag zu unterzeichnen, wobei es allerdings noch der Genehmigung durch den Reichstag bedarf. Es ist aber grundfalsch, die Besprechungen mit dem russischen Außenminister oder diesen Vertrag als eine Art Handgranate für Locarno hinzustellen. Es ist keine Sensation, daß bei dieser Gelegenheit au chdie Frage des Verhältnisses Deutschlands zum Völkerbund und zu den Westmächten durchgesprochen wurde. Daß divergierende Auffassungen bestehen, ist bekannt.
Tschitschcri« hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß Rußland dem Völkerbund in seiner jetzige« Gestalt nicht beitreten werde.
Die deutsche Haltung ist durch unsere Note bekannt. Unser Standpunkt hat sich nicht geändert. Ich bedaure, daß ein Teil der Presse von e iner West- oder Ostorientierung spricht.
Für uns gibt es weder ein« Orientierung nach dem Westen, noch wollen wir über Rußland den Weg zu einer Verständigung nach der anderen Seite hin verbarrikadieren lassen.
Auf die Dauer aber werd enDeutschland noch andere Länder an der Tatsache Rußlands Vorbeigehen können, an der Tatsache, daß eine große Nation von Hundert Millionen Einwohnern, ein Land von großen wirtschaftlichen Möglichkeiten, eine Evolution durchmacht, die mit der Zeit zur Annäherung der verschiedenartigen Richtungen führen wird. So hat auch Frankreich an Rußland ein erhebliches Interesse. Gerade weil auf uns unerhört schwere Verpflichtungen ruhen, die zunächst durch das Londoner Abkommen festgesetzt wurden, mußten wir durch wirtschaftliche Abmachungen mit Rußland die Basis für unsere Wirtschaft und unseren Außenhandel schaffen.
Deshalb brauchen wir Frieden in der ganzen Welt und ein Europa ohne Sanktionen.
Europa muß wieder gutmachen, was der ganze Erdball verloren hat, was er verloren hat, 1. an Menschen, 2. an landwirtschaftlichen Gutem und Möglichkeiten und 3. an technischen Einrichtungen. Diese Verluste werfen unseren ganzen Erdball zurück, wenn es uns nicht gelingt, in friedlicher Entwicklung nicht die frühere Hegemonie, aber die Gleichberechtigung gegenüber anderen Erdteilen wieder herzustellen.
Das ist der Grundgedanke, der über der ganzen Konferenz ruht, der wir zu einem Erfolg verhelfen wollen.
Zum Schluß sprach Reichsaußenmimster Dr. Stresemann im Einvernehmen mit dem Reichskanzler der Schweizer Presse und den Behörden dieses Landes sowie der Stadt Locarno den aufrichtigen Dank aus, den die Reichsregierung für die Vorbereitungen und die Aufnahme empfinde.
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PreffeempfSnge bei den alliierten Außenministern.
T.U. Locarno, 5. Okt. Um 6 Uhr nachmittags empfing gestern .der französische Außenminister Briand die französische Presse. Nach einigen kurzen Begrüßungsworten entwickelte er die Richtlinien, die die französische Delegation während der Locarnoer Konferenz innehalten wolle. Cr erklärte, daß er mit dem ehrlichen und festen Willen gekommen sei, einen Frieden zu schließen, dessen Europa und die ganze Welt so dringend bedürfen. Er sprach die feste Hoffnung aus, daß die Konferenz von Locarno zu einem guten Ende führen werde.
Um 6.30 Uhr empfing der englische Außenminister die englische Presse. Auch er unterstützt den ehrlichen und festen Willen der britischen Regierung, die von dem glücklichen Ausgang der Konferenz von Locarno das Heil für die Völker Europas erhoffe. England werde mit allem Nachdruck dafür eintreten, daß auf der Konferenz die ehemaligen Alliierten und Deutschland auf dem Fuße der völligen Gleichberechtigung verhandeln.
Wie aus französischer Quelle verlautet, ist eine Vereinbarung getroffen worden, daß in der ersten gemeinsamen
Tages-Spiegel.
Di« deutsche« Delegationssührer haben in Locarno die deutsche und ausländische Presse empfangen und eine programmatisch« Kundgebung erlassen. ^
Die erste gemeinsame Besprechung der Konferenzteilnehmer wird voraussichtlich heute nachmittag um fünf Uhr m Locarno statt» sinken. M«n erhofft allgemein eine baldige Veröffentlichung des Resultates der Londoner Znristenkonserenz.
Die voraussichtliche Dauer der Paktkonferenz wird auf etwa 19 bis 14 Tage angesetzt. Trotz der großen zu überwindenden Schwierigkeiten wird von allen Delegationen ein starker Optimismus zur Schau getragen.
Ministerpräsident Painleve sprach in einer öffentlichen Rede über die deutsch-französische Verständigung u»d das Marokko, proble«.
Zu Damaskus kam es zu schwere« Ausschreitungen gegen französische Militärpersonen. ^
Die polnische Regierung hat in der Schweiz eiu« LS Millionen Franken-Anleihe ausgenommen.
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Der "rutsche Flugzeugführer Ferdinand Scholz hat bei einem internationale« Wettslirgen in Feordossia Krim den Weltrekord im Gleitslug geschlagen.
Sitzung der alliierten Außenminister mit den deutschen Regierungsvertretern Chamberlain den Vorsitz führen wird. Vermutlich wird der Vorsitzende in den späteren Sitzungen wechseln, wie das bereits während der Londoner Konferenz im Sommer 1924 der Fall war. Da Bundesrat Motta verhindert ist, im Namen der schweizerischen Regierung bei der Eröffnung der Konferenz die ausländischen Staatsmänner zu begrüßen, wird der Syndikus von Locarno eine kurze Ansprache im Namen der schweizerischen Bundesregierung halten.
Wie verlautet, wird die erste offizielle Besprechung am Montag Vormittag 11 Uhr stattfinden. Um 9.30 Uhr vormittags wird am Montag Chamberlain die ausländische Presse empfangen.
Painleoes Locarno-Prolog.
TU. Paris, 5. Oktober. Bei der Enthüllung eines Denkmals hat Painleve gestern eine Rede gehalten, in der er auf die bevorstehende Mtnisterkonferenz zu sprechen kam. Die deutsch-französische Aussöhnung, so führte der Redner aus, ist der Eckstein der europäischen Zivilisation. Trotz des Jahrhunderte alten Grolles ist eine solche Aussöhnung möglich, wenn die beiden Völker den Willen haben, dem gegenseitigen Mißtrauen ein Ende zu machen und sich dazu entschließen, an ihre gegenseitige Aufrichtigkeit zu glauben. In diesem Geiste wird die französische Regierung in Locarno das kühnste Experiment wagen, das seit Abschluß des Waffenstillstandes zur Herbeiführung eines wahrhaften Friedens unternommen wurde.
Deutsch-französische Fühlungnahme in Locarno.
TU. Locarno, 5. Oktober. Gestern vormittag erschien im Aufträge des französischen Außenministers Briand Professor Ainart im Esplanade-Hotel, um die erste Fühlung mit der deutschen Delegation aufzunehmen. In den Mittagsstunden fand ein reger Meinungsaustausch zwischen der deutschen und französischen Delegation über die äußere Form des Konferenzanfangs am Montag statt.
Verhandlungen über das Konferenz-Programm.
TU. Berlin, 5. Oktober. Der „Montag" meldet aus Locarno: Staatssekretär v. Schubert suchte im Laufe des gestrigen Nachmittags die Chefs der britischen und der sran- zösischen Delegatton auf, um das Programm der Konferenz zu besprechen, insbesondere, um auch die technischen Fragen der Verhandlungsgegenstände zu verhandeln.
Schwere Ausschreitungen
in Damaskus.
(TU.) Konstantinopel, 5. Okt. Bei der Feier des Geburtstages Mohameds kam es in Damaskus zu schweren Unruhen, die sich in erster Linie gegen die Franzosen richteten, aber auch allgemein christenfeindlichen Charakter trugen.
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