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21.5<1955

die Industriekreise Pforzheim und Karlsruhe mit ihren an­ders gearteten Aufgaben niemals so viel Verständnis aufbrin­gen. Schliesslich ist insbesondere Wildbad schon Jahrhunder­te hindurch ein württembergisohes Bad gewesen, wobei es auch

-in Zukunft bleiben muss.

3.) Die Dinge dürfen nicht ausschliesslich vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet werden. Es sind dabei auch gewich­tige Imponderabilien zu berücksichtigen. Der Zusammenschluss von Württemberg und Baden in e i n e m Land ändert nichts an der Tatsache, dass es nach wie vor Württemberger und Ba­dener gibt. Ihr gegenseitiger Besitzstand muss gewahrt werden

Werden die Vorschläge der Regierung verwirklicht, so führt der Vorsitzende weiter aus, so wird der Landkreis Calw ein aus­gesprochener Notstandskreis werden, der seine Aufgaben aus eige­ner Kraft nicht mehr erfüllen kann. Ein solches Ergebnis kann aber niemals das Ziel einer vernünftigen Kreisneueinteilung sein.

Bei den Erwägungen über eine Neuordnung im Raum Calw-Pforz­heim spielt das Problem der Ausweitung des Stadtkreises Pforz­heim eine entscheidende Rolle, wie sich dies z.B. auch aus der oa. Entschliessung des Gemeinderats Neuenbürg vom 3.5.1955 er­gibt. Der Oberbürgermeister von Pforzheim hat bereits für seine Stadt weiteren Raum gefordert. Tatsächlich wird sich auch nach allen Erfahrungen bei der Entwicklung anderer grosser Städte zwangsläufig die Notwendigkeit der baldigen Durchführung einer Anzahl von Eingemeindungen"in die Stadt Pforzheim ergeben. Da­mit wird aber der Landkreis Pforzheim seine Lebensfähigkeit vollends einbüssen. Es wäre'widersinnig, ihn dadurch am Leben erhalten zu wollen, dass man ihm zu Lasten des Landkreises Calw Gebietserweiterungen verschafft, deren Verlust diesen entschei­dend schwächen und ihm die Erfüllung seiner Aufgaben ohne Staat- liehe Hilfe unmöglich machen würde.

Demgegenüber drängt sich als sinnvolle, der zukünftigen Ent­wicklung Rechnung tragende Lösung in diesem Raum die Auflösung des kleinen und leistungsschwachen Landkreises Pforzheim gerade­zu auf, es sei denn, man verzichte zur Zeit überhaupt ganz auf eine Änderung der Kreisgrenzen, was an sich deshalb als das

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