SckwarrwaldWackk
Verlag: Schwarzwald-Wacht G. m. b. H. Calw. Haupt- schristlcitung: Friedr. Haus Scheele, Calw. Slnzeigcn- Inter: Georg Wurster, Kreisltr., Calw, Geich.-Stelle: Altes Postamt Fernsprecher 25>. Schluß der Anzeige», annahme 7.30 Uhr vorm. Druck: A. Oelschlä- ger'sche Buchdruckerei, Calw. D. A. d. l. M-: 3o00.
Nationalsozialistische Tageszeitung
EalwerÄyblatt
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Amtliches Organ äer N. Z. v. A. P.
Alleiniges Amtsblatt für alle Stadt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Laliv
Nr. 110
Calw. Dienstag. IS. Mai 1SS4
1. Jahrgang
Riesenfeuer bei Bad Kissingen
Bad Kissingen, 14. Mai.
In der Gemeinde Poppen rot h wütete am Sonntag nachmittag ein verheeren, des Großfeucr, dem nicht weniger als 16 Wohnhäuser und 22 Scheunen zum Opfer sielen. Das Feuer, das in einer Scheune ausgebrochen war, verbreitete sich, vom Wind begünstigt, in rasender Eile über die ganze Häuserreihe. Bei dem Wassermangel erwiesen sich die ersten Bekämpfungsmaßnah. men als völlig unzureichend. Erst als die Feuerwehren von Bad Kissingen. Hammelburg, Schweinfurt und zwei anderen Orten mit ihren Motorspritzen ein- greifen konnten, gelang es. dem Feuer Ein- halt zu gebieten. Der Ort bietet ein Bild der Zerstörung. Der Schaden ist noch gar nicht abzu sch ätzen. Das Unglück trifft die Bevölkerung um so härter, als cs sich meist um m i n d e r b e m i t t e l t e Leute handelt. Durch den Brand sind über 100 Einwohner obdachlos geworden. Durch e i n st ü r z e n d e s Mauerwerk und Balken wurden zahl- reiche Bewohner verletzt, so daß in fast 30 Fällen die Sanitäter Hilfe leisten mußten. Sofort nach Benachrichtigung von der Katastrophe eilte der Gauleiter Dr. Hell- muih an Ort und Stelle, um helfend einzugreifen.
Gasometer in die Lust geflogen
Hongkong, 14. Mai.
Auf einer der westlichen Inseln der Stadt flog ein Gasometer in die Luft. Die Explosion war so heftig, daß die Häuser der Umgebung völlig zerstört wurden. Es handelt sich nm den größtenGaso meter S ü d ch i n a s.
Das schwere Explosionsunglück hat bis jetzt 2 0 Tote gefordert. Etwa hundertBer- letzte liegen in den Krankenhäusern, lieber die Ursache des Unglücks verlautet, daß offenbar der Gasdruck zu stark gewesen ist, wodurch eine Platte des Gasometers fortgeschleudert wurde. Ein riesiger Gas ström ergoß sich nunmehr durch die Straßen, drang in die Wohnhäuser und entzündete sich am offenen Herdfeuer. Im Augenblick entstand an mehre r e n S t e l l e n e i n B r a n d, bei dem der Gasometer schließlich in die Luft flog. Die Wohnungsinhaber sprangen aus den Fenstern, andere stürzten entsetzt auf die Straßen mit schrecklich verbranntem Gesicht und versengten Haaren. Unter den Toten, die zum Teil ms zur U n k c n n t li ch « keit verbrannt sind, befinden sich zahlreiche Frauen und Kinder. Die Feuerwehren der ganzen Umgegend sind an den Unalücksort gerufen worden und arbeiten fieberhaft an der Bekämpfung derzahlreichen Brände.
Jas Musste tu Kürze
In Cosel fand die feierliche Einweihung des Adolf-Hitler-Kanals statt, bei der Reichsminister Eltz von Rübenach die Bedeutung dieses Kanals für Schlesien erklärte.
Im englischen Unterhaus kam es zu wiederholten Anfragen wegen des Saargebiets und der deutschen Lüftmotorenankäufe. Simon gab beruhigende Erklärungen.
Der Völkerbundsrat hat seine Sitzungen begonnen. Im Mittelpunkt der Verhandlungen steht die Saarfrage.
Der französische Ministerpräsident leitete die Kammereröffnung, die schwere Regierungssorgen zu lösen hat, mit einer Rund- kunkansprachc an das französische Volk ein.
Aus Tsitsikar werden gefährliche Grenzverletzungen zwischen Japan und Mandschu- kuo gemeldet, die Weiterungen nach sich ziehen werden.
In Poppenroth bei Bad Kissingen wurden durch ein Großfeuer 10» Menschen obdachlos.
Der Versuch eines Segelflugzeugstarts vom „Graf Zeppelin" aus ist gut geglückt.
Bei Lünen in Westfalen ist ein SA.-Mann von einem Kommunisten erschollen worden. Der Mörder richtete sich selbst.
Schlesien wird geholfen!
Feierliche Grundsteinlegung für den Adolf-Hitler-Kanal in Cosel
Cosel (Schlesien), 14. Mai.
Am Montag abend fand die feierliche Grundsteinlegung für den Adolf-Hitler-Kanal im Beisein des Stellvertreters des Führers, Reichsministers Rudolf Heß, statt. Auf einer großen Tribüne, deren Hintergrund das Hoheitszeichen auf rotem Grunde schmückte, nahmen die Ehrengäste Aufstellung. Vor den Tribünen hatten sich die am Kanalbau beschäftigten Arbeiter in ihrer Arbeitskleidung mit ihren Werkzeugen postiert. Rechts und links der Tribüne hatten die Formationen der SA. und der Unter» gliederungen der Bewegung sowie des Arbeitsdienstes Ausstellung genommen, deren Fahnenabordnungen die Tribüne flankierten. Außer dem Stellvertreter des Führers und dem Reichsverkehrsminister Freiherr Eltz von Rübenach nahm eine große Zahl von Ehrengästen teil, darunter Gauleiter und Oberpräsident Hellmut Brückner.
Ser Festakt
Glockengeläute und Sirenengeheul leiteten den Festakt ein. Nachdem der Neichsminister Rudolf Heß die N r kü nde der Grund- steinlegung im Namen des Führers unterzeichnet hatte, sprach Gauleiter und Oberpräsident Hcllmut Brückner als Chef der Oderstrombauverwaltung und im Namen Schlesiens Begrüßungsworte.
Sie Bedeutung des Kanals
Hierauf nahm Neichsverkehrsminister Freiherr Eltz von Rübenach das Wort. Er führte nach einem geschichtlichen Rückblick u. a. aus: „Das Werk, das wir heute beginnen, und das bestimmt ist, durch Verbesserung des Verkehrs Schlesien zu stützen und zu stärken, ist im besonderen Maße geeignet, schon während der Bauausführung Segen auszustrahlen. Wird doch bei den umfangreichen Erdarbeiten vielen Tausenden von schassenden Arbeitskräften auf Jahre hinaus Arbeitsgelegenheit gegeben. Der Kanal, zu welchem wir den Grundstein legen, isteinTeiljenes großenWas- serstraßeubauprogramms, welches die preußische Regierung für das Flußgebiet der Oder aufgestellt und die Reichs- regierung erweitert hat. Das Programm der Preußischen Regierung knüpft an den Bau des Mittelland-Kanals an, der das Ruhr- gebiet mit Berlin verbinden soll, und war dazu bestimmt, Schlesien einen Ausgleich für die Vorteile zu schaffen, welche der Mittel- land-Kanal dem Westen bringen würde.
Schlesien wird geholfen
Die Zusagen, welche Schlesien von der preußischen und später von der Reichsregierung erhalten hat, werden eingelöst. Die Neichsregierung wird es nicht zulassen, daß Oberfchlesien in seinem Absatz von Kohle und Eisen von seinem natürlichen Markt in Berlin durch den Mittelland-Kanal verdrängt wird.
Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler war es persönlich, welcher in seinem Weitblick den Befehl zum Beginn des Kanalbaues gegeben hat, und ihm wird in Treue und Dankbarkeit ein ewiges Denkmal gesetzt, indem dieser Kanal den Namen „Adolf- Hitler-Kanal" tragen wird.
So bleibt der Name Adolf Hitler, unseres Retters und Befreiers aus Schmach und Knechtschaft, auf immer verbunden mii Schlesien und dem deutschen Osten, der deutsch ist und sich als ein untrennbares Glied fühlt im wiedererwachten einigen Deutschen Reiche."
Die Weihesprüche
Mit den Worten „Der Arbeitsnot zur Wehr, Schlesien zum Verkehr. Adolf Hitler zur Ehr" mauerte der Munster die Urkunde in den Grundstein ein.
Hierauf ergriff Reichsminister Rudolf Heß den Hammer und vollzog die Hammerschläge mit dem Spruch: Diene dem Frieden, diene der Pflicht, so dienst du Deutschland.
Oberpräsideut Hellmut Brückner vollführte drei Hammerschläge mit den Worten: „Dies Land bleibt deutsch."
Rudolf Keß spricht
Der Präsentiermarsch leitete zur Ansprache des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heß, über. Er führte etwa aus:
„Das große Kanalwerk, das 40—50 Millionen Tagewerke Arbeit und dem gefährdeten deutschen Wirtschafts- und Lebensraum neue Zukunftssicherung bringen sollte, wird begonnen im Namen des Führers. Damit zugleich ist auch dieses Friedenswerk der schassenden Arbeit mit dem Namen, dem Begriff und der geschichtlichen Wendung der NSDAP, verbunden. Unsere deutsche nationale und sozialistische Weltanschauungsbewegung findet ihren Hauptausdruck in arbeitschasfenden Werken. Die späteren Generationen werden nur noch an den schaffenden Werten und Werken das Wesen und Wirken jenes Mannes ablesen, dessen Leben in unserer Zeit die Beglückung unseres Daseins ist: Adolf Hitler!
Unser Reich sucht in schöpfender, ehrender Arbeitsleistung nach seinem historischen Ausdruck; während andere Nationen Riesengeschütze, Riesenflugzeuge, Riesenschlacht, schiffe, Riesentanks und viele andere neuartige Waffen der Zerstörung bauen, saßt Deutschland seine Arbeitskraft zusammen zur Gestaltung von Werken des Friedens und des kulturellen Fortschritts. Greifbarer Beweis dafür wird auch der Adolf-Hitler-Kanal sein. Dienen
diese Werke Frieden und Fortschritt, so sini> sie zugleich Sinnbilder höchsten und echtesten Sozialismus. Weitschauend für die kommenden Geschlechter gebaut, werden sie in ihrem Gesamtwirken dazu beitragen, die soziale Stellung des Einzelnen durch die Hebung des Lcbenshaltungsniveaus der Gesamtheit ebenfalls zu sichern. Vergessen wir als deutsche Sozialisten nicht, daß nur das gemeinsame Schaffen Aller den Plan dieses Kanals zur Wirklichkeit gelangen lassen konnte." _
Die Ausgaben
-es Reichserziehungsministeriiims
kk.Verlin, 14. Mai.
In einem Erlaß vom 11. d. M. regelt Reichskanzler Adolf Hitler die Aufgaben des am 1. Mai neugebildeten ReichZmini- steriums für Wissenschaft. Erziehung und Volksbildung. Danach werden folgende Angelegenheiten aus dem Geschäftsbereich des ReichsinnenministeriumZ an das neue Ministerium abgegeben:
Wissenschaft: Allgemeine Angelegenheiten der Wissenschaft, auch in ihren Beziehungen zum Auslande, wissenschaftliche Neichsanstalten, wissenschaftliches Büchereiwesen, Volkskunde usw.
Erziehung und Unterricht: Hochschulangelegenheiten, allgemeine Schulange» legenheiten, Volks- und höhere Schulen, deutsches Schulwesen im Auslande usiv.
Jugendverbände und Erwachsenenbildung.
Saarfrage im Vordergrund
Denkschrift der Deutschen Front an den Völkerbund
Genf, 14. Mai.
Zur Tagung des Völkerbundsrates sind die Abordnungen der l5 im Rate vertretenen Länder schon ziemlich vollständig eingetroffen. In der Wandelhalle des Völkerbundes, die seit vielen Wochen verödet war, sah man zum ersten Male wieder ein lebhafteres Bild. Die Saarsrage ist in den letzten Wochen schnell in den Vordergrund der europäischen Politik gerückt. Die an dieser Frage beson- ders interessierten Kreise sind daher hier durch Abordnungen oder Beobachter vertreten. Die Abgesandten der deutschen Front werden noch im Laufe dieses Tages vollzählig hier einireffen. Neben den alten Führern der Saarbevölkerung, unter denen Kommerzienrat Röchling besonders bekannt ist, wird diesmal auch der Führer der deutschen Front, Pirro. in Genf anwesend sein, l Die deutsche Front im Saargebiet hat sich infolge der gegenwärtigen politischen Lage veranlaßt gesehen, dem hohen Rat des Völ- kerbundes eine Denkschrift zu übersenden, in der der Standpunkt des deutschen Volkes an der Saar zur Frage der Abstimmung und der Zukunft des Saargebietes noch einmal zusammensassend dargelegt wird. Die Denkschrift, die die Unterschriften des Leiters der deutschen Front, Pirro, sowie der Führer der Fraktion „Deutsche Front" dcÄ saarländischen Landesrates, Levacher, Röch^ ling, Kiefer, trägt, ist am Montag in Genf überreicht worden.
Im Eingang der Denkschrift heißt es zui nächst u. a.: Die Führung der Deutschen Front hat in wiederholten Eingaben an den hohen Rat des Völkerbundes zum Ausdruck! gebracht, daß hinter ihr die erdrückend^ Mehrheit der Saarbevölkerung steht. Diese! Tatsache ist bestritten worden: insbesondere haben Delegationen, die außerhalb der deut- scheu Front stehen, in Genf immer wiedet behauptet, sie hätten eine große Anhängern schüft. Am 6. Mai 1934 ist in Zweibrücken die Zahl der Mitglieder der Deutschen Front bekanntgegeben worden; sie beträgt jetzt schon über 455 000. Die Zahl der Abstimmungsberechtigten kann mangels genügender statistischer Unterlagen (der hohe Rat hat die Offenlegung deS Abstimmungsmaterials bisher nicht beschlossen) noch nicht genau angegeben werden. Die m der Deutschen »ront »uiammenoefaßten Abstimmuna»-
berechtigten machen mehr als 93 v. Hundert der gesamten stimmberechtigten Bevölkerung im Saargebiet aus.
Zur Frage der Abstimmung heißt es danrr in der Denkschrift u. a.: Die Deutschen des Saargebietes haben, wie dies bei allen Völkern der Fall ist, über ihre völkische Zugehörigkeit m dein Augenblick schon entlch-e- den, da sie als Kinder ihrer deutschen Mütter das Licht der Welt erblickten. Eine Volksabstimmung darüber, ob die Saarländer zu Deutschland oder nicht zu Deutschland wollen, bedeute an sich eine Mißachtung und Geringschätzung des Saarvol- kes. Die Deutsche Front und somit die Deutschen an der Saar wollen sich einer Volksabstimmung gewiß nicht entziehen. Sie hätten aber gewünscht, daß das Angebot des deutschen Reichskanzlers, die Saarfrage aus friedlichem Wege zu lösen, von der Gegenseite angenommen worden wäre. Durch diesen friedlichen Akt hätte der Weg frei gemacht werden können zu einer endlichen Aussöhnung der beiden großen Nachbarvölker.
Die Denkschrift geht sodann auf die Berichte des Präsidenten der Saarregieruug Knox ein, in denen von „Terrormaßnahmen der Deutschen Front" und „Putschpläne" gesprochen wird. Die Deutsche Front weist in ihrer Denkschrift darauf hin, daß ihr nicht unbekannt sei, daß Präsident Knox Mittel und Wege suche, die Notwendigkeit internationaler Hilfspolizei zu beweisen. Zu die- ser Beweisführung wären Terrorakte die ge- eignetsten Mittel. Die Deutsche Front lehne jedoch jeden Terror ab und verlange von ihren Mitgliedern strengste Disziplin, insbesondere die genaueste Beobachtung der saarländischen Gesetze.
Die angeblichen „Putschpläne" .werden mit der Bemerkung zurückgewiesen, daß die Mitglieder der Deutschen Front nicht so töricht feien, ihre sichere Rückkehr zum Deutschen Reich Anfang 1935 dadurch zu gefährden, daß sie wenige Monate vor diesem Termin einen lächerlichen Putsch in Szene sehen.
Zum Schluß der Denkschrift wird darauf kingewiesen, daß die Saarregierung 32 Organe der Deutschen Front aus insgesamt 867 Tage verboten habe, während in der gleichen Zeit — seit Mai 1933 — nur 3 Separatistenblätter auf zusammen 30 Tage verboten wurden.