Friedenswillen Adolf Hitlers und des neuen Deutschland zu bekennen. Das vordringlichste Ziel des Führers sei es, Deutschland und darüber hinaus Europa einen wirklichen Frieden zu sichern, da ein neuer Krieg das Ende aller Kultur bringen müßte. In diesem Sinne sandte Rudolf Heß seine Weihnachtsgrnße hinaus an alle, die deutsch fühlen, und verband sie mit dem Dank des deutschen Volkes für die Erhaltung ihres Deutsch
tums auch als getreue Staatsbürger ihrer neuen Heimat. Auch die deutschen Seeleute, die auf deutschen Schiffen zwar aber auf fremden Meeren ihrer Pflicht nachgehen, und die deutschen Brüder in Oesterreich, die nicht eigentlich den Ausländsdeutschen zuzurechncn seien, schloß der Minister in seinen Weihnachtsgruß ein. In einen Gruß an die in Aegypten am Radio mithörenden alten Eltern des Ministers klang die aus tiefstem Herzen kommende Ansprache aus.
Die Eisenbahnkatastrophe bei Lagny
Ein Augenzeugenbericht von der Stütte des Grauens
Deutschland will den Frieden!
Der Leiter des I. G. Farbcn-Konzcrn, Geh.-Rat Dr. Duisberg, hat einem Mitarbeiter des großen französischen Wirtschaftsblattcs „L'Jnformation" eine Unterredung gewährt, in der der Friedenswille Deutschlands zum Ausdruck kommt. Geh.-Rat Duisburg beantwortet die Frage, ob er an die Möglichkeit eines unmittelbar bevorstehenden Krieges glaube, wie folgt: Ich finde, daß diese Gerüchte ziemlich komisch wirken. Ein Volk, bas sich ehrlich und restlos bemüht hat, abzurttsten, kann nicht an den Krieg denken. Wir sind nicht in der Lage, Kri«.g zu führen. Aber trotzdem gibt cs im Ausland Kreise, die noch an unsere kriegerischen Absichten glauben. Mit ihnen kann man nichts anfangen. Der Reichskanzler hat wiederholt öffentlich klar betont, wir wollen den Frieden. Auch die nationale Wirtschaft will den Frieden, denn sie will arbeiten, Erzeugnisse Herstellen und ihre Menschen ernähren. Das Volk hat sich geschlossen hinter den Kanzler gestellt. Wer nicht daran glaubt, beweist nur, baß er nicht glauben will.
Speziell über die friedlichen Absichten der deutschen chemischen Industrie befragt, erklärte Geh.-Rat Duisberg u. a., wer den letzten chemischen Krieg miterlebt hat, kann nicht den Krieg wünschen. Würde die chemische Industrie sich damit nicht ihr eigenes Grab graben? Der letzte Krieg hat uns bereits den Verlust von SV v. H. unserer Absatzgebiete gebracht. Alle Gerüchte über die Möglichkeit eines Krieges sind traurige Narreteien. Wir Deutsche glauben, daß der neue Nationalismus der Völker die Nationen einigen, aber nicht trennen muß.
Auf die Frage, ob bei einem Sieg des Nationalismus die gegenwärtig durch autarkischc Tendenzen beeinflußten Han- desbeziehungen sich wieder frei entfalten können, antwortete Dr. Duisberg: Das mutz geschehen. Auch Deutschland wendet dieses System an, aber nur auf dem Gebiet der Ernährung. Unsere Landwirtschaft muß instandgesetzt werden, das Volk zu ernähren. Die Industrie jedoch muß weiterhin exportieren. Wir sind gute Kunden für die anderen Naio- nen. Je besser unsere Lage wird, um so mehr Rohstoffe, Kolonialerzengnisse und Fertigwaren werden wir im Ausland kaufen können. Aber wir können diese Erzeugnisse nur bezahlen, wenn wir unsere eigenen Waren ausführcn.
Ich glaube, so schloß Geh.-Rat Duisberg, fest an den Wiederaufstieg Deutschlands. Unter dem Regime Adolf Hitlers wird es wieder mächtig werden. Der Wiederaufstieg Deutsch- portieren. Wir sind gute Kunden für die anderen Natio- die Welt uns begreifen lernt und je früher sie Vertrauen zu unseren guten Absichten gewinnt, um so bester wird es für alle sein.
RudolfHetzan die Ausländsdeutschen
Am Heiligen Abend sprach der Stellvertreter des Führers, Neichsminister Rudolf Heß, über alle deutschen Sender und die Radiostationen Pcrnambuco, Rio de Janeiro und Buenos Aires zu den Ausländsdeutschen in aller Welt. Er schilderte zunächst, wie sehr die Deutschen in der Fremde das deutsche Wcihnachtssest nnsten, das man nirgends so zu feiern verstehe wie in Deutschland selbst. Dann würdigte er das Wirken der Deutschen im Auslände für die Heimat, sowohl in wirtschaftlicher als auch in kultureller Beziehung und erinnerte an die Wunden, die bas Kriegsende dem ganzen Deutschland schlug und das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit zunichte machte. Er warb in der Heimat um Verständnis für das schwere Ringen der Ausländsdeutschen, denen nun auch der Einheitsgedanke in der Heimat zugute komme, der bas Verdienst Adolf Hitlers sei und der Welt wieder Achtung vor dem Deutschtum abringe. „Noch nie hat bas deutsche Volk so im Geiste des wahren Sozialismus zueinander gestanden wie in dem großen Winterhilfswerk, das die schlimmste Not bannt." Der Minister dankte den Aus- l lndsdentschcn für die tätige Mithilfe an diesem Winterhilfswerk, in dem sie ihre Verbundenheit mit der alten Heimat so sichtbar zum Ausdruck gebracht haben. Das Fest des Friedens biete den Rahmen, nm noch einmal vor aller W"lt den
Der Mitarbeiter einer Stuttgarter Zeitung hatte Gelegenheit, einen Bewohner von Bad Cannstatt, der den Unglückszug benützte und am Montag hier erngetrofsen ist, zu sprechen. Er erzählte grauenhafte Einzelheiten. Während er spricht, zittert er noch immer — die Erregung über das Unglück, dem er selbst nur durch einen Zufall entronnen ist, wirkt noch immer nach.
„Der dichte Nebel war schuld," erklärt er, „daß kein Zug seine fahrplanmäßigen Zeiten einhalten konnte. Der mit Ferienreisenden vollbesetzte Straßburger Schnellzug kann in Paris erst mit dreiviertelstündiger Verspätung abgelassen werden. Nach sechs Uhr steigert der Straßburger Schnellzug, der vom Expreß längst überholt wurde, die Fahrt auf Höchstgeschwindigkeit. Die Strecke ist gerade, ohne Steigungen — der dichte Nebel, der kaum die Telegraphenstangen sehen läßt, hindert weiter nicht. Da — knapp vor Lagny — ein dumpser Stoß. Die Koffer fliegen von den Netzen, die Fahrgäste stoben aneinander. Der Zug hält. Alles drängt nach den Türen. Niemand weiß, was los ist, dennoch faßt die Leute irgendeine Angst.
Draußen sieht man gar nichts. Ein dicker, milchiger Schleier legt sich um jeden Gegenstand, um jede Person, verschluckt ihn schon nach drei Metern. Wir stolpern über ein Ackerfeld vorwärts. Als wir die Höhe unseres dritten Wagens — ich saß etwa im siebten — erreichen, hören wir das Zischen von der Lokomotive und Schreien. Noch sehen ivir nichts. Aber das Schreien wird lauter, grauenhafter, vervielfältigt sich. Und jetzt huschen Schatten durch den Nebel, die Leiber tragen. Es ist vielleicht gut, daß kein Ueber- blick über den Umfang des Unglücks zu gewinnen ist. Das wenige, was man sieht, ist übergenug. Jäh taucht aus dem Nebel ein Haufen von zerbrochenem Holz und verbogenem Eisen. Dann hängt irgendwo an einer Stange ein Kleiderfetzen. Jetzt stolpern mir über einen Arm — der Körper dazu fehlt.
Kleine politische Nachrichten
Freiwillige Zinsscnknng im deutschen Verstcheruugs- gewerbe. Die im Neichsverbanb der Privatversicherungen zusammengeschlossencn Versicherungsgesellschaften sowie die öffentlich-rechtlichen Versicherungsanstalten haben sich mit ganz überwiegender Mehrheit entschlossen, zur Verbesserung der Lage des Haus- und Grundbesitzes den Zinssatz ihrer gesamten Hypothekcnbestände, soweit dies nicht inzwischen schon geschehen ist, für die Zeit vom 1. Januar 1934 ab einschließlich eines laufenden Verwaltungskostenbeitrages auf zunächst 5)4 Proz. freiwillig herabzusetzen.
Das Landjahr i« Preußen. Bei den Oberpräsidentcn der preußischen Provinzen sind im Zusammenhang mit dem Erlaß des Preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung zur Einführung des Landjahres als neuntes Landschuljahr in Preußen Beauftragte ernannt worden, denen neben der Beschaffung der Unterkünfte gleichzeitig die Auslese der zu Landjahrführern geeigneten Persönlichkeiten obliegt. Diese Landjahrftthrer sollen am 10. Januar 1934 in Ftthrerschulungslager einberufen werden.
Wie wird die Strafe a« Lubbe vollzogen werde»? Die Entscheidung darüber, in welcher Weise die Todesstrafe an dem N'ichstagsbrandstifter van der Lubbe vollzogen werden
Noch immer ist es stockfinster. Wir sehen plötzlich den Oberkörper einer toten Frau, an die ein lebendes, wimmerndes Kind gepreßt ist. Diesseits eines Balkens die eine Hälfte, jenseits die andere. Und dazwischen immer das Schreien, das Stöhnen und Röcheln. Die Verstümmelungen sind entsetzlich, am schlimmsten die der Beine. Sie hängen in allen Richtungen, teils sind sie ganz abgetrennt, teils bilden sie noch eine unförmige Masse. Eine Frau hat den abgerissenen Kopf ihres Mannes in Händen und sucht, wahn- sinnig geworden, den Körper. Ein ganzes Abteil voll Kinder, die aus einer Schule zu ihren Eltern nach Hause begleitet wurden, sind teils schwer verletzt, teils tot. Als wir «in schweres Rad beiseite wälzen, kommt plötzlich ein unversehrtes Kind zum Vorschein.
Dann werden zwei große Feuer entzündet. Um sie herum lagert man die Verletzten. Endlich kommen auch Fahrzeuge, die die Verletzten wegfahren können. Allmählich kommt Ordnung in die Hilfsmaßnahmen. Wir werden gebeten, von der Unglücksstätte wegzugehen. Uns nach kreischt ein plötzlich wahnsinnig gewordener Mann, der immer einen Namen ruft und dazu grauenerregend lacht.
Ein Hilfszug fährt uns nach Paris zurück. Dort weiß noch niemand von dem Unglück. Man versuchte es geheim zu halten — es gelang nicht. Am Heiligen Abend wußte Frankreichs Hauptstadt von dem größten Eisenbahnunglück, das die französische Republik je betroffen hat. 200 tote Franzosen — das war die Nachricht, die Paris in den Weihnachtsstunden erfuhr!"
Die Beamten des Unglückszuges aus der Hast entlaste«
Der Untersuchungsrichter in Meaux hat die Freilassung des Lokomotivführers und des Heizers des verunglückten V-Zuges Paris—Straßburg angeorönct. Nach Zeitungsmeldungen hat die Probefahrt eines besonders zusammengestellten Zuges mit Eiscnbahnsachverständigen zu der Feststellung geführt, daß die Signale auf der Strecke tatsächlich schlecht funktioniert haben.
soll, liegt bei der Reichsregierung. Nach der Verordnung zum Schutze von Volk und Staat kann die Todesstrafe, die ein Gericht über einen Volksschädling verhängt hat, durch den Strick vollzogen werden. Die Anordnung dieser Todesstrafe ist aber nicht den Gerichten überlassen, sondern der Negierung.
Holländisches Gnadengesuch für van -er Lubbe. Der niederländische Gesandte Graf Limburg hat im Aufträge seiner Regierung an Reichsaußenminster Freiherrn von Neurath ein Schreiben gerichtet, in dem er bittet, das gegen van der Lubbe ausgesprochene Todesurteil in eine mildere Strafe umzuwanöeln.
Die Eingliederung der Jugendverbäude. Wie die Pressestelle des Reichsjugendführcrs mitteilt, hat sich die Juugen- unb Mäüelschaft der Nibelungen freiwillig aufgelöst, um ihre Mitglieder in die Hitlerjugend bzw. den Unterorganisationen Bund deutscher Mädel und Deutsches Jungvolk einzu- gliedern.
Simon auf Capri eingetroffe«. Der englische Außenminister traf mit seiner Gattin in Genua ein. Von dort wurde er von dem Fliegerhauptmann Biseo nach Capri gebracht. Man nimmt an, daß der englische Außenminister erst am 3. Januar seine Unterredung mit Mussolini in Rom haben wird.
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Wenn er wenigstens seine Studien beendete, fleißig wäre und versuchte, ihr im Lebenskampf ein wenig beizustehen! Ein schwerer Seufzer kam über ihre Lippen. Was würde sein, wenn sie jetzt mehrere Wochen sort- ging? In dieser Zeit würde er natürlich vollständig verbummeln ...
Ein heftig polterndes Geräusch riß sie aus ihren schweren Gedanken. Sie sprang aus dem Bett und warf den Morgenrock über.
„Robert!"
„N'abend Erikind! Bißchen spät, was? Aber fröhlich..." Der große, schöne Mensch Polterte in das Wohnzimmer, warf sich heftig in den Sessel, daß die Federn knackten, und legte ein Bein ungeniert auf den nächsten Sessel. Das Haar war verwirrt, ein kleiner Luftballon war auf seiner Schulter befestigt und zeigte ein grell bemaltes Clownsgesicht. Eine Wolke von Weindunst war um den jungen Mann.
„Hast Du noch was zu essen. Erikind?" fragte Robert Hellmann jetzt und gähnte laut und müde.
Erika Hellmann wurde blaß.
„Nein", sagte sie kalt. «Geh schlafen, Robert. Pfui, wie betrunken Du wieder bist.. .'
„Ungemütlich bist Du heute wieder", brummte der Student, griff nach dem Wasserglas und goß sich Wasser ein.
„^.eiui -ru iv.^oer iiuiy.ern bist, werde ich mit Dir über Verschiedenes zu reden haben, Robert", sagte sie. „Sei morgen wenigstens einmal um 8 Uhr am Frühstückstisch..." Robert Hellmann brummte wieder etwas Unverständliches vor sich hin und ging wankend seinem Schlafzimmer zu. Sein schwarzer Mantel schleppte über den Boden, seufzend bückte sich Erika Hellmann danach und hob ihn auf.
Noch lange lag sie in schweren Gedanken und fand keinen Schlaf. Als sie am andern Morgen das Wohnzimmer betrat, stand Robert Hellmann am Fenster nnd psiss leise vor sich hin.
„Morgen, Erika", meinte er etwas verlegen. „Noch böse wegen gestern?" Erika antwortete nicht. Sie ging auf und ab, brachte Kaffee, schnitt Brot ab und setzte sich schließlich dem Bruder gegenüber. Während er tapfer zulangte, nippte sie nur an ihrem Kaffee, stellte dann die Tasse entschlossen beiseite.
„Robert", begann sie traurig.
Der junge Mann hob den Kopf.
„Ja. was denn?"
„Es ist gut, daß heute Feiertag ist und ich einmal Gelegenheit habe, mit Dir zu sprechen. Siehst Du nicht selbst ein, daß das mit uns nicht so weitergehen kann?"
Robert Hellmann stand auf und ging in dem kleinen Raum auf und ab.
Sein schönes Gesicht trug einen ärgerlichen, verstimmten Zug.
„Immer dasselbe, immer dasselbe!", sagte er dann heftig. „Du gönnst mir nicht ein wenig Vergnügen. Ich kann nicht jeden Tag zu Haus sitzen wie Du, ich bringe es eben nicht fertig..."
„Mir macht es auch keine Freude, jeden Abend hier mit meinen schweren Gedanken allein zu sein", sagte Erika Hellmann er
regt . . . „Aber wenn ich nicht sparen würde, wo wären wir denn heute..?"
„Ja, ja. ja..., wirf es mir nur vor, daß du für mich sorgst, daß ich der leichtsinnige Bruder bin, der seiner Schwester das Geld aus der Tasche zieht."
„Robert! Du weißt, ich habe dir nie Vorwürfe gemacht. Gut, du bist anders als ich. Wir stehen doch beide allein und müssen zu- sammenhalten. Aber es geht jetzt nicht mehr! Ich habe nur noch zweihundert Mark, das ist alles! In den nächsten Tagen ist die Miete hier fällig, alles: was ich verdient habe, habe ich schon vorgestreckt ... In der kommenden Woche muß ich eine Inspektionsreise antreten . . ., dafür brauche ich auch allerlei ... Du mußt sehen, daß du mir irgendwie hilfst. . ."
„Das habe ich mir schon lange überlegt", sagte Robert Hellmann heftig. „Und ich werde sehr bald Geld verdienen, mehr als du denkst!"
Erika sah ihn erstaunt an.
„Wenn du nur energisch dein Studium zu Ende führen und sparsam leben würdest, das wäre schon alles, was ich mir wünschte...", sagte sie ruhig.
„Bergmann will mir helfen", sagte Hellmann jetzt kurz. „Er will mich an seinen Geschäften beteiligen."
Erika erschrak bis ins innerste Herz.
„Bergmann, Robert? Der Schieber, dieser Mann mit fernen dunklen Geschäften? O, Robert, bitte! Tue das nicht!" Sie stand auf und ging auf den Bruder zu. „Robert, bitte! Sei doch vernünftig! Wirf doch dein Leben nicht so weg . . ." Vor ihrem Auge tauchte die kleine, gedrungene Gestalt Bergmanns auf, der sich schon längere Zeit immer wieder von neuem an die Geschwister herandrängte und vor allem ihre Gunst suchte. Sofort sah sie klar! Bergmann wollte Robert zu Hilfe kommen, um sie beide in seine Gewalt zu
beloimnen. Sie juMleUe pu). «.e u,..........
inerte den Bruder. „Tue es nicht! Robby". sie verfiel in den alten zärtlichen Ton ihrer Kindertage. „Ich will alles tun, daß auch du etwas findest..., nur das nicht, Robert..."
Flehend sah sie zu ihm auf.
Robert Hellmanns Gesicht wurde weicher. Wie bittend sie ihn ansah .. .. wie sie immer für ihn sorgte . . .
„Na, schön", sagte er schließlich mit leichtem Seufzer . . . „Ich will die Sache noch in der Schwebe halten . . ."
„Danke. Robert. Du sollst sehen, wir finden schon etwas . . ." Erleichtert atmete sie auf. Robert Hellmann nahm Hut und Mantel, verabschiedete sich flüchtig und ging. Lange sah ihm Erika nach.
Wie eine schwere Last legte sich jetzt von neuem die Verantwortung für den Bruder über sie. Wenn doch die Eltern den Sohn nicht so verwöhnt hätten! Als das zweit- geborene Kind der ersehnte Junge war, war die Freude in der Familie des Amtsrichters Hellmann groß gewesen. So groß, daß sie die Fehler des bildhübschen kleinen Burschen übersahen, ihn rmmer von neuem wieder verwöhnten, beschenkten, verzogen. Der sonnige, immer frohgelaunte und im Grunde sehr begabte Sohn war der Abgott der Eltern gewesen, viel mehr als das kleine vernünftige und ernste Mädelchen. Auch sie selbst war ja noch zu Lebzeiten der Eltern der sonnigen Fröhlichkeit und der unbeschwerten Leichtherzigkeit des Bruders stets von neuem erlegen. Als die beiden Eltern dann schnell hintereinander starben, merkte sie erst, wie lebensuntüchtig und untauglich der Bruder war. Sein Studium ging nicht vorwärts, das kleine Vermögen s^wand rasch dahin, nicht einmal ihre äußerste Sparsamkeit und Einschränkung brachten ihn zur Vernunft . . .