Der 9. November in München

! In einer Pressebcsprechung in München gaben der stell­vertretende Gauleiter Nippold nnd Gaupropagandaleiter Wenzel nähere Aufschlüffe über die Veranstaltungen aus Anlaß des 9. November. Schon seit Wochen wird an der Vor­bereitung des Programmes gearbeitet, das in großen Zügen jetzt feststeht. Die Straßen, auf denen die Kämpfer der deut­schen Freiheitsbewegung im Jahre 1923 vom Bürgerbräu- kellcr zur Feldherrnhalle zogen, werden einheitliche Aus­schmückung erhalten. Den Mittelpunkt der Veranstaltungen bildet die Einweihung des Mahnmales in der Feldherrnhalle. Es werben die meisten alten Kämpfer der Bewegung nach München kommen.

Am 8. November findet im Sterneckerbräu, dem ersten Versammlungslokal der NSDAP-, eine Zusammenkunft der ältesten Kämpfer der Bewegung statt. Ferner treffen sich im Bürgerbräukeller die Kämpfer von 1923. In beiden Lokalen wird der Führer Adolf Hitler sprechen. Um 11.39 Uhr nachts findet ein Fackelzug der gesamten Münchner SA. statt. Um 12 Uhr werden Salutschüsse den Anbruch des 9. Novem­ber einleiten. Vormittags werden sich die alten Kämpfer der Bewegung beim Bttrgcrbräu anfstellen und unter klingen­dem Spiel nach der Feldherrnhalle ziehen. An der Spitz« wird Reichskanzler Adolf Hitler genau den­selben Weg marschieren wie am 9. November 1923. In der Felbherrnhalle werden die 186 Standarten Aufstellung nehmen. Im Anschluß hieran findet die Weihe des Mahnmales durch den Führer statt, der eine Rede über sämtliche deutschen Sender halten wird.

Schließlich erfolgt ein Vorbeimarsch der SA. vor dem Reichskanzler. Auf dem Königsplatz findet eine Vereidi­gung der gesamten bayrischen L a n b e s p o l i z e i statt. Auf demselben Platz erfolgt die Vereidigung der bay­rischen Bürgermeister. In den alten Sturmlokalen Münchens werden die alten Kämpfer Wiedersehensfeiern abhalten.

Staatssekretär Reinhardt über die Arbeits­schlacht

In der Dortmunder Westfalenhalle fand die Hanö- werkswoche am Sonntag ihren Abschluß mit einer Massen­kundgebung des mestfälisch-lippischen Handmerkerbundes- Da­bei sprach Staatssekretär Reinhardt vom Neichswirt- schaftsministerium überDie Arbeitsschlacht der Reichs­regierung". Er erklärte dabei u. a.: Im Parteicnstaat wur­den die Steuern erhöht und die Löhne gekürzt, im Adolf- Hitler-Staat werden Gesetze zur Verminderung der Arbeits­losigkeit erlaffen. Ten Kritikern, die den Erfolg der Maß­nahmen der Reichsregierung abzuschwächen versuchen und das Ausmaß des Rückganges der Arbeitslosigkeit in Zweifel ziehen, anwortet er, daß in der gesamten Industrie gegen­wärtig 17 v. H. mehr Arbeiter beschäftigt seien als vor einem Jahre. Die Arbeitsmenge der Jndustriearbeiterschaft sei wegen der längeren Arbeitszeit sogar um 23 v. H. höher als im Vorjahr. Die Reichsregierung sei im Begriff, ein sozial gerechtes Steuersystem zu schassen.

Deutsche Gewerkschaftsfrontim Saargebiet

Aus Saarbrücken wird berichtet: Zwischen den saar­ländischen Gewerkschaften und Berufsverbänden, die sür eine bedingungslose Eingliederung des Saargebietes eintreten, haben in der letzten Zeit Besprechungen über einen Zusam­menschluß stattgefunden. Das Ergebnis ist, baß die christlich- nationalen Arbeitergewerkschaften, der DHB. mit den übri­gen Verbänden des Gesamtverbandes der deutschen Ange­stellten, die Gewerkschaften deutscher Eisenbahner und Staats- bedienstcter und die Hirsch-Dunkerschen Gewerkschaften sich zu einer Gewerkschaftsfront vereinigt haben. Vorsitzender ist Peter Kiefer vom Gewerksverein christ­licher Bergarbeiter. Stellvertreter ist der Geschäftsführer des DHV. In diesem Zusammenschluß der deutschen nationalen Berufsverbände ist auf gewerkschaftlichem Boden bas Kampf­organ geschaffen worden, das sein Gegenstück auf dem politi­schen Gebiet in der Deutschen Front hat. In der deutschen Gcwcrkschaftsfront sollen alle Arbeiter und Angestellten Auf­nahme finden, die eine Rückkehr zum deutschen Vaterlande erstreben. _

Kleine politische Nachrichten

Schlachtsteuerkonferenz in Berlin. In Berlin begann die große Schlachtstcuerkonferenz der Länder, für die eine Sit­zungsperiode von drei Tagen vorgesehen ist. In dieser Kon­ferenz werden in der Hauptsache die Vorschläge zur Dis­kussion stehen, die der deutsche Fleischcrverband den Ländcr- regicrungen unterbreitet hat, um die Härten der Schlacht- stcuer zu mildern.

Beauftragter für die Durchführung des Mühlenqeseßes. Nach 8 3 des Gesetzes über den Zusammenschluß von Mühlen vom 18. September 1933 stehen dem Neichsminister für Er­nährung und Landwirtschaft Aussichts- und Eingriffsbeftig- niffe zu, die er einem Beauftragten übertragen kann. Für dieses Amt ist der bisherige Leiter der Hauptabteilung 4 des ReichSnährnngsstandes, -Herbert Daßler, in Aussicht genom­men worden.

Belieferung der Bezugsberechtigten mit billiger Haushatt- margarine. Durch Verordnung vom 23- Sept. 1933 ist den Arbeitslosen, Kurzarbeitern, Kinderreichen und den anderen Inhabern von Reichsverbilligungsicheinen für Speisefett ab 1. Nov. 1933 ein Bezugsrecht für billigeHaushaltmargarine" zugestanden. Zur Durchführung der Belieferung iit vor­gesehen. daß Haushaltmargarine lediglich auf Bezugscheine abgegeben werden darf» die den Berechtigten durch die Ar- beits- und Wohlfahrtsämter ausgegeben werden.

Auslösung der Windthorftbünde des Saargebietes. Der Landesführer der Windthorftbünde hat die Windthorftbünde des Saargebietes für aufgelöst erklärt und alle Freunde auf- geforbert, im Nahmen der Deutschen Front für die Rück­kehr unserer Saarheimat zum deutschen Mutterlande sich einzusetzen.

Razzia im Saargebiet auf Träger von Uniformstücken Im ganzen Saaraebiet fand eine Razzia auf Träger von

Uniformteilen statt. Die Polizei nahm insgesamt 209 Per­sonen fest. Allein in Zweibrücken wurden 49 Personen, die entweder Abzeichen der NSDAP., des Rotfrontkämpferbun- dcs oder aber gelbe oder schwarze Stiefel, blaue oder schwarze Mützen, braune Kletterwesten oder sonstigeUni­formstücke" trugen, verhaftet und dem Schnellrichter vor­geführt. Das Gericht kam aber in sämtlichen Fällen zu einem Freispruch, da dieUniformstückc" keine solche im Sinne des Gesetzes waren.

Dänemark vernichtet Vieh. Wie das dänische Landwirt­schaftsministerium mittcilt, sind bis zum 1. Oktober ins­gesamt 117 999 Stück Schlachtvieh und 12 699 Vorderviertel vernichtet worden. Durch die Vernichtung wird eine Er­höhung der Fleischpreise um 6 bis 7 Oere je Kilogramm erzielt.

Parade der katalanischen Grttnhemden. Anläßlich des politischen Sportfestes der katalanischen Linken fand eine große Parade der neugcgrünöeten katalanischen Grünhcmden vor dem Präsidenten Macia statt, an der etwa 19 999 Per­sonen beteiligt waren. Präsident Macia erklärte, die Organi­sation der Grünhemden sei zur Verteidigung der katalani­schen Autonomie geschaffen worden für den Fall, daß die Madrider Regierung revolutionäre Wege cinschlagen und das katalanische Statut angreifen sollte.

Britisch-jüdischer Streit in Palästina. Der Obcrkommis- sar für Palästina bewilligte von den rund 25 999 durch die jüdische Agentur" vorgelcgten Einwanderungsgesuchen nur 5599. Die Einigungsverhandlungen zwischen derAgentur" und dem Oberkommissar, in denen die britische Gesamtpolitik gegenüber den Juden behandelt wurde, sind nach hebräi­schen Pressemeldungen trotz beiderseitiger Verständigung ge­

scheitert. Der Oberkommiffar kündigte scharfe Maßnahmen gegen die illegale Einwanderung an.

Der japanische Botschafter in Washington nach Tokio be­ordert- Reuter meldet aus Washington: Ter japanische Bot­schafter Debnchi hat Befehl erhalten, sich möglichst um­gehend nach Japan zur Berichterstattung über die japanisch- amerikanischen Beziehungen zu begeben.

London zu Roosevelts Währungsvorschläge«. Die neuen amerikanischen Wührungsvorschläge bezeichnetEvening Standard" als den größten und gewagtesten Versuch in der Währungskontrolle, der jemals versucht worden ist. Noosc- velt werde den Dollar erst dann in Beziehung zum Gold stabilisieren, wenn die normalen Warenpreise wiederher- gcstellt sind. Das Ergebnis des amerikanischen Versuches könnte die Schaffung einesDollargebietes" neben dem be­stehenden Tterlinggebiet sein.

Neugliederung der Mission

Der Deutsche Evangelische Misstonsbund trat in diesen Tagen in Barmen mit den Vertretern aller Missionsgesell, schäften zusammen, um über die Richtlinien zu beraten, nach denen der Einbau der Deutschen Evangelischen Mission in die neue Kirche vollzogen werden soll. Die Richtlinien bieten die Grundlagen für die Neugliederung der Mission, über die dje Neichskirchenrcgierung demnächst die endgültige Entschei­dung treffen wird. Durch einstimmigen Beschluß wurde ein Deutscher Evangelischer Missionstag gegründet, dem alle evangelischen Missionsgcsellschaftcn und -organisationen an- gehören. Ferner haben sich sieben von den im nahen Orient befindlichen Mission zumChristlichen Oricntwerk" zusam­mengeschlossen.

Die Besreiungsfeier in Kettieim

Die Befreiungshalle in Kelheim bei Ncgensburg stand im Mittelpunkt einer riesigen Kundgebung der bayrischen Ostmark, auf welcher der Führer über Ehre und Frieden sprach.

Was sucht Byrd am Südpol?

Die Umrisse des antarktischen Festlandes sind noch ungeklärt.

Das Flugzeug als wichtigstes Forschungsmittel.

Von Theodor Linden st ädt.

Die Karten unserer Erdoberfläche zeigen kaum noch die früher so verbreiteten weißen Flecken, durch welche die Ge­ographen unerforschtes Gebiet zu bezeichnen pflegen. In größerem Umfange finden wir es heute nur noch in Jnner- asicn mit seiner Hochgcbirgswelt, in Südamerika, wo sie das ausgedehnte, noch von kaum eines Menschen Fuß betretene Urwaldgebiet kennzeichnen, und vor allem um den Südpol. Wir wissen zwar, daß er von einem meist unter ewigem Eis und Schnee liegenden Festland umgeben ist, aber selbst die Grenzen dieses Festlandes sind noch höchst unsicher. Etwa 3000 Kilometer der Küstenlinie von Antarktis hat noch kein Meuschcnauge erblickt.

Um neues Licht auf das den Südpol umgebende Dunkel zu werfen, ist vor einigen Woche» der amerikanische Marine­offizier Byrd, bekannt durch seine Ueberflieguna des Nord­pols am 9. Mai 1926 und seine große Südpolarexpedition 1928'31, von neuem an der Stütze eines Forschungsunter- nehmcns nach dem kalten Süoen unserer Erdkugel auf- gebrochen. Schon bei seiner letzten Fahrt hatte Byrd be­merkenswerte Beobachtungen gemacht, welche die bis dahin geltende Auffassung vom Südpolarlande als einem zusammen­hängenden, von Wilhelm II.-Land über den Pol bis zu dem der Südspitze Südamerikas gegenüberliegenden Graham-Land sich erstreckenden Kontinent zu erschüttern geeignet waren. Die damals erreichten Ergebnisse gilt es jetzt zu bestätigen.

Bis zu Byrds erster Süpolarexpedition hatte man vor allen: auf Grund der Forschungen Amundsens und Scotts die Noß-See für eine Art Meeresbucht gehalten, die ständig von Eis und Schnee bedeckt ist. An ihrer Nord­seite, in der Gegend der Walbucht, zieht sich eine 3 bis 30 Meter hohe Steilküste hin. Im Nordosten liegt Edward- Land, und weiter im Süden meinte Amundsen in der Ferne eine Gebirgskette, von ihm Carmen-Land genannt, feststellen ru können. Man glaubte daher, in diesem Küstenlande der Noß-See eine Fortsetzung der ausgedehnten Hochfläche vor sich zu haben, die sich vom Indischen und Atlantischen Ozean nach dem Pol zu und über diesen hinweg zieht.

Als Byrd indessen 1929 Nachforschungen nach Carmen- Land anstellte, vermochte er es nicht zu finden. Uederhaupt konnte er östlich der Roß-See keinerlei Spuren festen Landes erkennen. Dagegen führte seine Beobachtung, daß die von Amundsen entdeckte Königin Maud-Kette sich wesentlich weiter ausdehnt, als dieser Forscher angenommen, zu der Annahme, daß diese Gebirgskette bis zu der vom Atlantik ausgehenden Weddel-See reicht und gewissermaßen den Steilabfall einer Seite des erwähnten Hochlandes zum Meere zu bildet. Ist das richtig, so stellt sich vielleicht die Roß- Barriere oder -Eisplatte als das eine Ende einer breiten Meeresstraße heraus, die, ziemlich gerade zum Atlantischen Ozean durchlaufend, ihren anderen Ausgang in der Wilhelm- Barriere in der Weddel-See findet. Alsdann würden die an der pazifischen Seite dieser Straße gelegenen Landteile einen Strei f emarö ßerer und kleinerer JnselnbiHe«. die ihrem

geowgtjcyen Ausbau nach von dem antarktischen Hochland vollkommen abweichen. Dieses letztere besteht nämlich aus mehr oder weniger waagerecht gelagerten Schichten Ur­gesteins. In den Inseln von Graham-Land und anderen haben wir dagegen teilweise vom Meere überflutete Reste von Faltengebirgen aus dem Tertiär vor uns, die mit den ebenfalls durch Faltungen entstandenen Anden in jeder Hin­sicht übereinstimmen.

Dieser Unterschied im Ausbau der entgegengesetzten -eiten von Antarktis war natürlich schon geraume Zeit be< annt, aber solange das Innere und selbst ausgedehnte Teile er Küstenlinie noch völlig unerforscht waren, ließ sich un- wglich sagen, wo diese auf so gänzlich verschiedene Weise iitstandenen Formationen anfeinanderstoßen.

Die Beantwortung dieser, für unsere Kenntnis von lntarktis so überaus wichtigen Frage stieß auf eine besonders roße Schwierigkeit dadurch, daß sich in der Weddel-See die «zugänglichsten, in gefährlichster Weise durch- und übe» inandergeschichteten Eismassen finden, die wir in der Süd- olarsee überhaupt kennen. So erfahrene Polarforscher wie -hackleton und unser Landsmann Filchner haben vergebens e zu durchdringen versucht. Und auch an der anderen Seite, a der Roßsee, bemühten Roß selbst, Scott und andere sich -msonst, ihre Schiffe weiter vorzutreiben.

lieber den Platz, an dem Byrd sein Standlager auf- »schlagen gedenkt, ist noch nicht Sicheres bekannt. Verinut- ich wird es auch dieses Mal am Strande der Walbucht iegcn, wo der Forscher Gelegenheit hätte, sein altes Lager llein-Amerika wieder aus den Schneemassen heraus- nschaufeln. Byrds Begleitung zählt etwa 40 Personen, von enen ein großer Teil sich bereits im Polareise bewährt hat; nßerdem verfügt der Forscher über 150 Hunde, eine Anzahl Motorschlepper und ein Flugzeug. Diesem dürfte die Haupt- ufgabe bei der Erforschung der unbekannten Eiswusten zu- allen, zumal Byrd mit Recht als einer der erfolgreichsten Zolarflieger gilt. Es sind denn auch bereits mehrere Lang- treckenflüqe über die Antarktis geplant. Die dabei rn Frage ommcndcn, sehr erheblichen Entfernungen brauchen daber licht zu schrecken, denn man kennt bereits eine Reihe Punkte n dem unwirtlichen Gebiet, an denen sich ohne allzu große Schwierigkeiten Betriebsstofflager werden anlcgen lassen. Son gar nicht zu überschätzenden Werte wäre natürlich cm Nug geradenwegs zur Wcddelsee, aber die Strecke ist reichlich ang. Würde sie doch die doppelte Entfernung von der aus- nachen, die Byrd bei seinem berühmten Fluge von Klein-- 'lmerika zum Südpol und wieder zurück bewältigte.

Neben der Erkundung vom Flugzeug aus soll die Er- arschunq am Boden natürlich nicht vernachlässigt werden. Sie Zahl der Hunde und die Mitführung mehrerer Motor- chleäer deuten bereits darauf hin. Daß beide Transport"' »ittel ausgenützt werden können, haben ,;luge bei Byrds rster Expedition gelehrt, die bewiesen, daß es Mit Schlitten >e ahrbares Schnee- und Eisgelände wie auch aus derwelßen Decke hervorragendes Felsland glbt, auf dem die Schlepper ,ut vorwärts kommen können. Dies Felsland wird be anders genau untersucht werden; erwartet man doch von hm wertvollste Aufschlüsse über die Struktur wie über d e oaraphie des Südpolargebiets. Ob auch ein zweiter Flug leibst in Frage kommt, steht noch dahin.