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Nr. 249

Mittwoch, den 25. Oktober 1933

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Jahrgang 106

Der Führer greift in

Die gewaltigste deutsche Kundgebung

Berlin, 26. Okt. Mit einer gewaltigen Kundgebung im Sportpalast hat gestern abend Reichskanzler Adolf Hit­ler als Führer der NSDAP entscheidend in den Wahl­kampf für das Einheitsbekenntnis der deutschen Nation am 12. November eingegriffen. Sie war die gewaltigste Kundgebung des deutschen Volkes für Frieden und Gleichberechtigung. Schon von 4 Uhr nachmittags ab war, trotzdem die Rede in 60 Säle der Stadt übertragen wurde, der Sportpalast wegen Ucberfüllung polizeilich ge­sperrt. Hunderttausend«: säumten vor, während und nach der Kundgebung die Straßen, durch welche der Führer seinen Weg nahm. Als Reichskanzler Hitler, begleitet von Reichs­minister Dr. Goebbels, im Sportpalast eintraf, feierte die Menge den Führer länger als eine Viertelstunde mit Heil- rufcn und Händeklatschen. Nach einleitenden Worten von Netchsminister Dr. Goebbels sprach

Reichskanzler Adolf Hitler:

In seiner großen Rede warf der Führer einleitend einen Rückblick auf die Entstehung des Versailler Vertrages und seine grauenhaften Folgen für das deutsche Volk und ganz Europa. Er legte dar, daß Deutschland dre Waffen gestreckt habe im.Vcrtrauen der feierlichen Zusicherungen der Gegner und führte in eindrucksvoller Weise aus, warum dieser Ver­trag nicht zur Befreiung der Welt, sondern zur Verewi­gung des Hasses führen mußte. Millionen Arbeitslose, nicht nur bei den Besiegten, sondern auch bei den Siegern seien die Zeugen für die Unvernunft derer, die diese Ver­trüge gemacht hätten. In dem der Führer in eindringlicher Weise diesen Zustand als Produkt der Unvernunft kenn­zeichnete, entwickelte er darauf die absolute Notwendigkeit des deutschen Entschlusses und den Zwang sv zu handeln und nicht anders. Denn auf die Dauer könne das Recht nur den Völkern gegeben werden, die gewillt seien, ihr Lebensrecht auch vor der Welt zu vertreten. Der Führer üble scharfe Kritik an dem Versuch der anderen, das völlig abgerüstcte deutsche Volk zum Schuldigen für das in dem Mißtrauen gegeneinander begründete Wettrüsten der anderen zu stem­peln- Die falsche im Versailler Vertrag verankerte Meinung, daß das wirtschaftliche Unglück der einen das Glück der anderen sei, habe Europa auf dem direkten Weg in den Bol­schewismus und damit in das Chaos geführt.

> Das deutsche Volk habe den Kampf ausgenommen und sich ein anderes Negierungssystcm gewählt, um diesem Ruin zu begegnen und dieser furchtbaren Not Herr zu werden. Der Führer umritz in kurzen Zügen die bisherigen Lei­stlingen des nationalsozialistischen Staates und die geivaltigc wirtschaftliche Arbeit, die er innerhalb der ersten acht Monate seiner Herrschaft bereits geleistet habe. Er wandte sich mit aller Schärfe gegen die Grenelliigc, mit denen man in der Welt dieses Deutschland des Ausbaues zu diffamieren ver-

Die Pariser Regierungskrise

TU. Paris, 25. Okt. Der französische Staatspräsident hat gestern die Vorsitzenden der Senats- und Kammcrausschüsse sowie die Präsidenten der Fraktionen empfangen. Tie Mög­lichkeit einer Kartellregierung wird von sämtlichen Parla­mentariern ohne Unterschied der Parteien für ausgeschlossen erklärt. In den Voraussagen politischer und parlamentari­scher Kreise halten sich der bisherige Innenminister Chan- temps und Kriegsmarincminister Sarraut die Waage. Als Außenseiter wird gesprächsweise auch der frühere Staats­präsident Doumergue genannt, den man im Augenblick als die einzige Persönlichkeit bezeichnet, die die sog. nationale Einigung herbeiftthren könne. Während die einen behaup­ten, daß Staatspräsident Lebrun sich bis spätestens heute abend entscheiden werde, glauben die anderen an eine ver­hältnismäßig lange Dauer der Krise.

Für den früheren Ministerpräsidenten Tardieu liegt der springende Punkt der gegenwärtigen Krise in dem Zerfall der Einheit der sozialistischen Partei. Parla­mentarisch betrachtet bleibe Leon Blum Herr des Sozialis­mus. Die bisherige Mehrheit, die bereits den Sturz Herrlots und Paul-Voncours gefordert habe, sei endgültig tot. ^

Vertagung in Genf

TU. Genf, 25. Nov. Das Präsidium der Abrüstungs­konferenz ist heute nachmittag einberufen worden, um die am Donnerstag wieder einsctzcnden Verhandlungen des Hanptansschusses vorzubcreiten. Nach französischen Nach­richten soll jetzt zwischen der englischen, der französischen und der italienischen Negierung eine Uebereinstimmung dahin erzielt worden sein, daß der Hauptausschuß auf einige Wochen vertagt wird und in der Zwischenzeit nur der engere

den Wahlkampf ein

für Frieden und Gleichberechtigung

suche. Demgegenüber mies er auf die wirklichen Greuel in der Geschichte der Revolution anderer Völker hin. Wenn man von Greuel sprechen solle, dann seien die Selbstmord- zifsern in Deutschland im Zeichen des Versailler Vertrages die größten Greuel. Der Führer wies die im Ausland ge­duldeten Beschimpfungen der deutschen Negierung entschieden zurück und verteidigte unter dem Jubel der Menge in der eindrucksvollsten Weise die Ehre des deutschen Volkes. Er streifte dabei auch die Emigranten-, die Juden- und Voj- kottfragc. Der Führer wies jede Verdächtigung der Auf­richtigkeit des deutschen Friedenswillens zurück- Er wieder­holte sein Friedensbekenntnis, insbesondere auch gegenüber Frankreich und Polen, forderte aber mit dem gleichen Nach­druck die Konsequenzen in bezug auf Deutschland volle Gleich­berechtigung mit den anderen.

Der Führer brachte schließlich in überwältigender Weise seine persönliche und harte Entschlossenheit zum Ausdruck, keiner Drohung die deutsche Ehre zu opfern. Er werde jederzeit lieber sterben als etwas unterschreiben, was seiner heiligsten Uebcrzeugung nach für das deutsche Volk unerträglich sei. Der unbeschreibliche Jubel, der diese Worte begleitete, legte ein eindrucksvolles Zeugnis davon ab, wie sehr das deutsche Volk hinter seinem Führer steht. Nicht seinetwegen, nicht der Partei wegen, sondern des deut­schen Volkes wegen rufe er jeden Volksgenossen zur Stimm­abgabe am 12. November für Gleichberechtigung, Ehre und wirklichen Frieden auf. Der neue Reichstag solle der Garant dieser Politik sein. Der Führer schloß seine mit unerhörter Begeisterung aufgenommcne große Rede mit dem Bekennt­nis, daß die deutsche Politik nicht vom Haß gegen andere Völker, sondern nur von der Liebe zu unserem eigenen Volk getragen sei.

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Die Rede des Führers wurde von der Niesenvcrsamm- lung zunächst lautlos mit höchstem Ernst und größter Span­nung angehört. Dann aber, als der Kanzler unter Betonung des deutschen Friedenswillens bas Verlangen der deutschen Gleichberechtigung erhob, setzten stürmisches Händeklatschen und anhaltende Heilrufe ein. Der Beifall steigerte sich stän­dig und schließlich wurde fast jeder einzelne Satz von an­haltender Zustimmung, von Heilrufcn und Händeklatschen begleitet. Das gilt sowohl für den innenpolitischen wie für den außenpolitischen Teil der Rede. 20 000 Paar Hände klatschten immer wieder minutenlangen Beifall. Wiederholt erhob sich die Menge spontan von den Plätzen, um so ihrer Zustimmung freier und begeisterter Ausdruck geben zu kön­nen. Der Beifall am Schluß der Rede, als der Reichskanzler nochmals ein Friedensbekenntnis des deutschen Volkes ab- legtc, nahm Formen an, wie man sie sonst nach den Reden des Führers bisher kaum erlebt hat.

Redaktionsausschuß arbeitet. Der engere Redaktionsausschuß soll jetzt einen neuen Abkommensentwurf ausarbeitcn unter Berücksichtigung der letzten Vorschläge Simons und auf der Grundlage des alten Macdonald-Plans, jedoch wird in den leitenden Völkerbundskrcisen bereits offen zugegeben, daß es sich hiebei nur um ein verschleiertes Ver­tagungsmanöver handelt. Der Sturz des französischen Kabinetts und die große Unsicherheit in der innenpolitischen Entwicklung Frankreichs werden weiter als Begründung für die Vertagung der Konferenz angeführt-

Eisenbcchnkcilastropiie in Nordsrcmkreich

TU. Paris, 26. Okt. Ein schweres Eisenbahnunglück, das nahezu 40 Tote gefordert hat, trug sich gestern auf der Strecke CherbourgParis bei St. Ellier in der Nähe von Bonnevillc zu. Der Schnellzug CherbourgParis be­fand sich auf einer Eisenbahnbrücke, die in 10 Meter Höhe den Fluß Nouloirc überquert, als die Lokomotive, der Ten­der, der Packwagen und drei anschließende Personenwagen aus den Schienen sprangen und in den Fluß stürzten. Bis gegen 18 Uhr wurden nicht weniger als 23 Leichen gebor­gen. Etwa 40 Verletzte wurden nach Evreux gebracht, von denen 25 so schwere Wunden davongetragen haben, daß bei einem Teil von ihnen jede Hoffnung aufgcgeben werden muß. Einer der Verletzten ist bereits gestorben. Die Aus­räumungsarbeiten wurden die ganze Nacht bei Scheinwer­ferlicht fortgesetzt. Sie dürften erst am Donnerstag beendet kein. Man nimmt an, daß das Unglück auf eine Schienen- senknng zurtickzuführen ist, die auf einer Länge von etwa 1V Metern fcstgcstcllt wurde. Der Lokomotivführer und der Heizer, die beide auf der Stelle getötet wurden, haben dies infolge des starken Nebels wahrscheinlich überhaupt nicht oder zu spät bemerkt.

Tages-Spiegel

Reichskanzler Adolf Hitler sprach gestern im Rahme» des Wahlkampfes in Berlin über die politische Lage.

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Durch eine Verfügung des Ncichsbischofs ist, wie der Evang. Pressedienst mitteilt, der deutsche Lnther-Tag im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen aus den 19. November ver­legt worden.

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Der deutsche Gesandte in Helsiugfors hat im Auftrag der Reichsregierung den deutsch-finnischen Handelsvertrag ge­kündigt.

In Wie» erfolgte die Bildung eines interkonfessionellen und übernationalen Hilfskomitees für die Sowjetunion.

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Wie aus Salzburg berichtet wird, sind dort 110 weitere Ausbürgerungen vou den verschiedene» politische» Behör­den ausgesprochen worden. Damit erhöht sich die Zahl der Ausbürgerungen in Salzburg auf 918.

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Der südafrikanische Wehrmiuister teilte bei einer Parade in Pretoria mit, daß Südafrika eine Verstärkung seines Heeres beabsichtige.

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Die Sowjetregierung hat jetzt die Ausfuhrsperre für russi­sches Gold nach den Vereinigten Staate» ausgehoben.

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Das LuftschiffGraf Zeppelin" ist über dem Luftschisshafcn Acron eingetroffen» wo es zwischenlanden wird.

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Die Stuttgarter Kriegsopfer haben mit Rücksicht ans die Wichtigkeit des IS. November der Propaganda-Abteilung der NSDAP. 1VVV zur Verfügung gestellt.

Das Saarvolk hinter dem Führer

Saarbrücken, 25. Okt. In der gestrigen Sitzung des Lanöesrats des Saargebietes, der ersten nach Bildung der Deutschen Front, gaben die drei Fraktionen programma­tische Erklärungen ab. In der Erklärung der Deut­schen Front (NSDAP., Zentrum, Deutsch-Saarländische Volkspartci und Bürgerliche Mitte) heißt es:

Die Deutsche Front hat den einzigen Zweck, alle Deutsch- gesinnten im Saargebiet zusammenzufasscn, um dadurch die Heimkehr in die deutsche Heimat sicherzustellen. Wir fordern alle ehrlich Gesinnten des Saargcbietes auf, sich in dieser Front zusammcnzuschlicßen. Unsere Einstellung zum deut­schen Vaterlande, auch in seiner neuen Gestalt, steht ein­deutig fest. Die deutsche Bevölkerung im Saargebiet steht mit dem Führer aller Deutschen, dem Bolkskanzlcr Adolf Hitler, auf dem Standpunkt der Ehre und Gleichberechti­gung.

Die Saarfrage ist für das deutsche Saarvolk eine Ehren- frage, aus deren Lösung sich allerdings wirtschaftliche Folgen ergeben, die gelöst werden müssen- Es muß das Saarvolk in seinem nationalen Ehrgefühl fortgesetzt beleidigen, daß trotz seiner bisherigen treudeutschcn Haltung 14 Jahre nach dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages die Rcgicrungs- kommission des Saargebietes ebenso wie Westeuropa den Wert der Saarkohle höher stellen als die Ehre des Saar­volkes.

Koiser-Manöver in Japan

TU. Tokio, 25. Okt. Unter der persönlichen Leitung des japanischen Kaisers begannen am Dienstag an der japani­schen Westküste die Jahrcsmanöver der japanischen Armee, die völlig kriegsmäßig durchgeführt werden. Insgesamt nehmen 3 Armeekorps mit 60 000 Mann an den Hebungen teil. Nationalpolitische Kreise messen dem Umstand starke Bedeutung zu, daß das Manöver an der Westküste Japans gegenüber von Wladiwostok und dem neuerlich vergrößerten koreanischen Seehafen Raschin stattfinbct, der die Endstation der direkten Eisenbahnlinie von der mandschurischen Haupt­stadt Tschangtschun an der Küste ist.

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Das japanische Kabinett hat beschlossen, 2L Mill. Ne» für den Ausbau der japanischen Zivil-Luftfahrt zur Verfügung zu stellen. Das gesamte Netz der japanischen Luftfahrtstrecken einschließlich der Mandschurei beträgt etwa 6000 Km. Die Japaner streben an, von China eine Konzession zu erhalten, um neue Fluglinien zwischen Tokio und Süd-China zu er­richten. Zugleich soll das japanische Lustnetz bis zur Mon­golei ausgcbaut werden.