> England unternimmt nichts

' Der englische Außenminister Simon hat dem König über die Lage der Abrnstungsverhandlungen und die damit im Zusammenhang stehenden Ereignisse berichtet. Gerüchte, die von einem Rücktritt Simons misten wollen, werden in London dementiert

Das englische Kabinett nahm seine regelmäßigen Wochen­sitzungen wieder auf. Der Außenminister erstattete Bericht über die Abrüstungsfrage. In Kabinettskreiscn herrschte der Eindruck vor, daß es augenblicklich keinen Zweck Habe, weitere Schritte in dieser Frage zu unternehmen.

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Italienische Bermittlertätigkeit

Aus Rom eingetroffene Mitteilungen, wonach die ita­lienischen Regierungskreise eine lebhafte diplomatische Tä­tigkeit entwickeln sollen, um bereits in der allernächsten Zeit eine Zusammenkunft der vier europäischen Großmächte, England, Frankreich, Deutschland und Ita­lien herbeizuführen, haben in Genf stärkstes Aufsehen erregt. Der diplomatische Gedankenaustausch über die zunächst von italienischer Seite noch inoffiziell vorgebrachte Anregung soll jetzt, wie verlautet, überall mit großem Nachdruck geführt werden. In französischen Kreisen zeigt man keine unbedingte Ablehnung des italienischen Gedankens.

In Völkerbundskreisen liegen bisher noch keinerlei amt­liche Mitteilungen von italienischer Seite vor. Man hat vielmehr den Eindruck, daß die diplomatischen Verhandlun­gen sich noch im ersten Stadium befinden und jetzt die Stel­lungnahme der Großmächte abgcwartet werben muß. Sollte es jedoch zu einer derartigen Bicrmächtekonferenz kommen, so wird mit der Möglichkeit der Vertagung des zunächst zum 26. Oktober cinberufcnen Hauptansschusses der Abrü­stungskonferenz gerechnet.

Der neue englische Botschafter beim Reichspräsidenten

Reichspräsident v. Hindenburg empfing den neuer- nanntcn königlich britischen Botschafter Sir Eric Philipps zur Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens. Der Botschafter sagte in seiner Ansprache an den Reichs­präsidenten:Zu keiner Zeit ist je ein zwischenstaatliches Zusammenwirken auf finanziellen, wirtschaftlichen und poli­tischen Gebieten so nötig gewesen. Die Uebcrwindung unserer individuellen Schwierigkeiten erheischt einen gemeinsamen Kraftaufwand. Damit dieser zum Erfolg führen kann, ist ein gegenseitigcsBerhältntsvonTre üG ndGlau- ben unerläßlich."

Der Herr Reichspräsident führte in seiner Erwide­rung u. a. aus:Auch ich bin der Ueberzeugung, daß zur Uebcrwindung der Schwierigkeiten jedes einzelnen Landes in Zukunst gemeinsame Bemühungen notwendig werden, die nur auf der Grundlage gegenseitigen Ver­trauens zum Erfolge führen können. Mit Genugtuung habe ich Ihren Worten entnommen, daß Sie es sich zur Aus­gabe setzen, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern zu pflegen. Seien Sie ver­sichert, daß dies auch mein und der Reichsregierung Bestreben sein wird."

Arbeitsbeschaffung in Frankreich

Die französische Regierung hat in der Kammer sechs weitere Gesetzentwürfe eingebracht, die der Belebung der Wirtschaft dienen sollen. Ein Plan der nationalen Aus­rüstung sieht die Ausführung von Arbeiten in Höhe von 13,7 Milliarden Franken im Laufe von vier Jahren vor, von denen auf den Staat 9,5 und auf die Gemeinden

4.2 Milliarden entfallen sollen. Von diesen Beträgen wer­den 3 Milliarden der L a n d w ir t s ch a f t, 2 Milliarden dem Schulwesen, 2,7 Milliarden dem Innenministerium und

2.2 Milliarden dem Bau von Straßen zugute kommen. Außerdem ist eine Milliarde für das Flugwesen be­stimmt. Die weiteren Gesetzentwürfe betreffen Maßnahmen gegen die Teuerung, den Schutz des Sparkapitals, Stützung des Getreidemarktes usw.

Ein neuer Fall Paoli Schwach?

Wieder ei» deutscher Kriegsteilnehmer unter französischer

Anklage

TU. Paris, 19. Okt. Aus Lille wird schon wieder der Fall berichtet, daß ein früherer deutscher Kriegsteilnehmer, Staub, der sich 1939 mit seiner Familie in Frankreich nie­dergelasten hatte, verhaftet wurde, weil er von den Behörden als französischer Staatsangehöriger betrachtet wird. Staub stammt zwar von deutschen Eltern ab, ist aber in Frankreich geboren und hat es augenscheinlich Unterlasten, beim Eintritt seiner Volljährigkeit an zuständiger Stelle ausdrücklich zu erklären, daß er für Deutschland optiert habe. Der heute Fünfzigjährige wird sich nunmehr zu verantworten haben, weil er unter deutscher Fahne gekämpft hat.

Der Reichsjugendführer über die Gefolgschuftsireue des Arbeiters

Aus Anlaß der Eingliederung der Berliner Jugendbe­triebszellen in die Hitlerjugend sprach Reichsjugendführer Baldur von Schirach im Berliner Sportpalast vor der Hitler- und Betriebszellenjugend. Der Andrang der Jugend war so stark, daß der Sportpalast polizeilich gesperrt werden mußte. Baldur von Schirach führte u- a. aus:

Wenn ich Eure gewaltigen Massen vor mir sehe, dann vermag ich es kaum zu fasten, baß es nur eine kurze Zeit her ist, daß nur wenige zu unserer Fahne standen. Damals, als das Bekenntnis zu dieser Fahne Verfolgung, ja sogar Tod bedeuten konnte, waren wir eine kleine Schar von unentwegt Glänbigen, und wir haben aus dieser Schar heraus viele

Luftfahrt tut not!

junge Kameraden opfern müssen, bis diese Millioncngefolg- schaft entstand. Die breite Masse des Bürgertums vermochte die sieghafte Gewalt unserer Idee nicht zu erkennen, und wir mußten die bittere Erfahrung machen, daß sich jene Menschen unserem jugendlichen Wollen verschlossen und nicht bereit ivaren, Opfer und Verfolgung auf sich zu nehmen. Anders beim Arbeiter. Hier fanden wir die Gefolgschaft, die Deutschland groß gemacht hat. Hier fanden wir unsere treuesten Kameraden, und ich möchte es auch hier wieder fest­stellen: Nicht das Bürgertum hat Deutschland befreit, sondern die Arbeiterschaft! Wir von der nationalsozialistischen Jugend sind stolz darauf, daß 70 v. H. unserer Gefolgschaft aus der handarbeitenüen Jugend besteht. Das ist auch das Geheimnis unseres Erfolges.

Arbeilerkundgebungen an die Reichsregierung

Der Reichsregierung sind wieder zahlreiche Kundgebun­gen zugegangen, in denen es u. a. heißt:Erfüllt von dem Wunsche, an dem friedlichen Aufbau der Gleichberechtigung und Ehre des deutschen Volkes mitzuhelfen, sind die im Holzarbeiterverband organisierten 400 009 deutschen Holzarbeiter zutiefst überzeugt von der Richtigkeit des Schrit­tes ihres Führers Adolf Hitler."Die 200 000 im deut­schen Arbeiterverband des graphischen Gewerbes zu-

Der Reichskanzler auf der Führerbesprechung der NSDAP im Gebäude des Preußischen Landtags zu Berlin. Links neben ihm der Stabsleiter der PO und Führer der

Fm Kraftwagen durch den Montblanc

Vor der Durchtunnelung des höchsten Berges Europas.

Von Theodor Lindenstädt.

Der große Plan Adolf Hitlers zur Schaffung eines deut­schen Autobahnnetzes scheint dazu beigetragen zu haben, daß man neuerdings im Auslande einem anderen höchst inter­essanten Projekt ernstlich näher tritt: der Durchtunnelung des höchsten Berges unseres Erdteils, des Montblancs. Der Ge­danke, hier eine unmittelbare Verbindung zwischen Frank- reich und Italien zu schaffen, ist an sich keineswegs neu, sckeiterte aber bislang weniger an den technischen Schwierig­keiten als an den wenig befriedigenden Beziehungen der beiden genannten Länder. Vor allem Italien sah seine starke Alpen­front nach der Herstellung eines Tunnels militärisch gefährdet. Nachdem neuerdings eine gewisse Entspannung zwischen Rom und Paris eingetreten ist, rechnen die Befürworter des Plans offenbar damit, daß diesem von italienischer Seite keine Hinder­nisse mehr in den Weg gelegt werden.

Von früheren Plänen einer Montblanc-Durchbohrung, die einen neuen Alpentunnel für den Eisenbahnverkehr ins Auge faßten, unterscheidet sich das Projekt der beiden In­genieure Lugeon und Uljanoff in bemerkenswerter Weise. Sie wollen eine Kraftfahrstraße bauen, d.ie in 12 Kilometer langer schnurgerader Strecke unter dem Gebirgsmassiv hinwegführt. Der Gedanke erscheint zunächst phantastisch, ist es aber keines­wegs, wie die bereits seit Jahren durchgefnhrtcn Vorarbeiten, Messungen und Berechnungen bewiesen haben. Die Linien­führung denkt man sich in der Weise, daß zunächst mittels zweier Kehrtunnel von einem bezw. fünf Kilometer Länge eine genügende Höhe über dem Tal von Chamonix gewonnen wird, worauf erst der eigentliche Montblanc-Tunnel be­ginnt, der in gerader Linie unter der 3462 hohen Pointe Helbronner hinweg zu dem Ausgang auf italienischer Seite bei der Ortschaft EntrLves führt. Von hier aus läuft bereits eine gute Straße in das Tal von Aosta und weiter in die lombar­dische Ebene, nach Turin, Mailand und Rom.

Diese Streckenführung bietet nach Ansicht der Urheber des Plans den besonderen Vorteil, daß sie durchweg unter ewigem Eis und Schnee liegende Teile des Gebirgsmassivs durchbohrt, weshalb man im Innern des Berges die bei ähn­lichen Tunnelbauten so sehr gefürchtete Hitze stark gemildert zu finden hofft. Besonders beim Bau des Simplon- und des Lötschbergtunnels mußten wegen der unerträglichen Tempera­turen kostspielige Kühlanlagen eingerichtet werden. Beim Montblanc-Tunnel rechnet man mit einer Höchsttemperatur von nur 38 Grad gegenüber 55 Grad beim Simplon, selbst diese dürste nur auf einer Teilstrecke von drei Kilo- Metern Länge zu finden und durch gewöhnliche Lüftungs­anlagen zu bewältigen sein.

Alle Untersuchungen des Montblancmafsivs vom geologi­schen Gesichtspunkt aus haben es als für Tunnelbauten recht geeignet erwiesen. Sehr schnell stößt man auf kristallinisches Gestein, das, da es reichlich mit Glimmer durchsetzt ist, sich leicht bearbeiten läßt. Das Innere des Berges besteht vor- AttUiÜ yLLJrrMledLKN Härte, cher.krwe ,br-

sammengeschlostenen Arbeiter begrüßen den Schritt der, Neichsregierung. Die deutschen Arbeiter sind bereit, jedes Opfer auf sich zu nehmen, das ein ehrliebendes Volk im Hin­blick auf seine Zukunft tragen muß."700 000 organisierte deutsche Textilarbeiter billigen die Maßnahmen der Negierung und begrüßen die entschlossene Haltung der deut­schen Regierung in Genf."Genfer Vorkommnisse ver­anlassen Steinarbeiterverband, im Namen 200000 deutscher Steinarbciter rückhaltloses Vertrauen zur Negie­rung Adolf Hitler zu erklären."

Die Frage an das Volk

Im Neichsgesetzblatt ist jetzt die Aenderungsverorönung zur Verordnung zur Durchführung der Volksabstimmung über ö<n Aufruf der Neichsregierung an das deutsche Volk erschienen. Der Stimmzettel auf grünem Papier, der am 12. November bei der Volksabstimmung abgegeben wird, trägt entgegen der früheren Fassung folgenden Aufdruck:

Billigst du, deutscher Mann, und du, deutsche Frau, die Politik deiner Neichsregierung, und bist d« bereit, sie als de« Ansdruck deiner eigenen Ansfassnng und deines eigenen Wik- lens zu erklären, und dich feierlich z« ihr z« bekennen?"

Unter diesem Aufdruck befinden sich zwei quadratische Felder, von denen eines mit Ja, das andere mit Nein überschrieben ist.

Deutschen Arbeitsfront Dr. Ley, rechts der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß.

sonderen Schwierigkeiten bieten dürfte. Vor allem wird mit den oft so gefährlichen Wassereinbrüchen hier kaum zu rechnen sein.

Gleich allen neueren großen Eisenbahntunnels will man auch diesen ersten Autostraßentnnnel als Doppeltunnel an- legen. Er soll aus zwei parallel zu einander laufenden kreis­runden Galerien von 6,5 Meter Durchschnitt bestehen, die in Abständen von je einem Kilometer durch fünf Meter breite Durchbrüche miteinander verbunden sind. Außer Zweck­mässigkeitsgründen im Falle einer zeitweiligen Außer­betriebsetzung eines Teils eines Tunnels kann der Verkehr durch den anderen umgeleitet werden sprechen für die Wahl der Doppelanlage vor allem wirtschaftliche Gründe, da die beiden Parallelstollen sich billiger stellen als ein einzelner Tunnel von entsprechend größerem Durchmesser.

Das feste Gestein, aus dem das Montblancmassiv durch­weg aufgebaut ist, erleichtert die Arbeiten außerordentlich, da die in anderen Fällen erforderlichen, so außerordentlich kost­spieligen Mauerarbeiten so gut wie völlig in Wegfall kom­men. Die Kostenberechnung, welche die geistigen Väter des Plans vorlegen, erscheint daher auch recht günstig. Berück­sichtigt wurde dabei die 19,1 Kilometer lange Gesamtstrecke von Chamonix nach Enträves, mit allen Straßenbautcn, Tunneln, verschiedenen Gebäuden für Zolldienst und Ver­waltung, außerdem die Kosten der Vorarbeiten. Unter Ein­schluß eines Postens für unvorhergesehene Ausgaben rechnet man mit einem Gesamtkostenaufwand von 300 Millionen französischen Franken, mithin rund 50 Millionen Mark. Auf der Einnahmeseite ist eine Abgabe von 25 Franken für jeden den Tunnel benutzenden Kraftwagen vorgesehen, nötigenfalls auch noch ein Zuschlag für jeden Insassen oder bei Frachtwagcn für eine bestimmte Gewichtsmenge.

Die Bedeutung des großzügigen Planes liegt auf der Hand. Die neue Verbindung wird nach ihrer Fertigstellung nicht allein den französisch-italienischen Warenaustausch weit­gehend beleben, sondern auch dem Reiseverkehr in die Hoch­alpen neuen Aufschwung verleihen. Heute kreuzen etwa zwei Millionen Kraftwagen die französisch-italienische Grenze ber Ventimiglia. Etwa ein Drittel davon, rund 600 000, hofft man auf die Straße unter dem Montblanc hinweg ablcnken zu können, wobei dann die erwähnte Abgabe von 25 Franken ;e Kraftwagen zur Deckung der Kosten ausreichen würde. Dabei ist noch nicht in Rücksicht genommen, daß eine derartige bequeme und gefahrlose Verbindung zwischen Paris-Genf einerseits und der Apennincnhalbinsel andererseits auch zahl­reiche Kraftfahrer aus Nordfrankreich, Großbritannien, Holland und Belgien, ja auch aus dem Westen und Süden Deutsch­lands zur Bevorzugung dieser neuartigen Verbindung nach dem Süden veranlassen mag. Uns Deutsche kann bei dem Plane des Montblanctunnels eins mit Genugtuung erfüllen, ob er nun in absehbarer Zukunft verwirklicht wird oder nicht: Die Tatsache allein, daß dieser neue Weg als doppelteEin^ bahnstraße" durch den höchsten Berg Europas dem Kraft-, wagen Vorbehalten sein soll, zeigt, daß die im Bau des deut- scheu Autobahnnetzes zum Ausdruck kommende Ueberzeugung von der Bedeutung des Kraftwagens im Fernverkehr auch nn Auslande sich durchzusetzen beginnt. ^ ^ '

Die Führerbejprechung der NSDAP

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