Frankreich u. die deutsche Industrie.

Berlin, 27. Januar. Die französische Presse hat in sehr sensationeller Form ein Geheimabkommen veröffent. licht, das die deutsche eisenerzeugende Schwerindustrie mit der eisenverarbeitenden Industrie Ende des vergange­nen Jahres abgeschlossen hat. Die Sensation entspricht zwar nicht ganz dem Aufwand an sittlicher Entrüstung, den die französische Presse mit ihr betreibt. Ein Teil des Abkommens wurde nämlich schon vor längerer Zeit er­örtert. Was die deutschen Industriellen wollten, ist ganz klar. Sie sahen den französischen Willen, einen Keil zwi­schen sie zu treiben, wett ihre Interessen auseinander­gehen, und haben sich dagegen gewehrt, indem sie eine gemeinsame Grundlage suchen, übrigens nicht gegen die amtliche deutsche Vertretung wie in einzelnen links­stehenden Blättern behauptet wird, sondern in derem vollen Einvernehmen. Das ist auch ganz klar. Tie deutsche eisenverarbeitende Industrie, die ja ihren Hauptabsatz in Württemberg und Bayern hat, hatte an und für sich natür­lich das Bedür nis, Erze aus Lothringen und anderen Teilen Frankreichs billig zu bekommen. Aber und hier liegen ihre Interessen mit denen der Schwerindustrie zu­sammen nur auf kurze Sicht betrachtet, konnte sie sich von dem rheinisch-westfälischen Revier trennen. Auf weite Sicht hingegen mutzte sie sich sagen, datz sie mit der Abnahme der Rohprodukte noch lange keine Bürgschaft hatte, ihre Erzeugnisse auch unterzubringen. Deshalb fan­den die Verhandlungen mit den Franzosen statt, um in dieser Richtung eine Gemeinschaft herzustellen, den deut­schen Waren auch in Frankreich Absatz zu schaffen. Im Grunde genommen war das ganze ein Äitgegenkommen Deutschlands, denn man erkannte durchaus, datz Frank­reich einen Ueberschutz an Erzen besitzt, mit dem es allein nicht viel anzufmuzen weih. Statt diese Tatsache erkenne», versuch».» nun die Franzosen, den den ,» Industriellen aus ihren Vereinbarungen einen Strick zu drehen. Das ganze allerdings dürfte kaum den Gang der Besprechungen, der ja in Paris jetzt wieder einsetzt, son­derlich beeinflussen können. Was die deutsche Regierung von den Franzosen verlangt, bleibt immer das gleiche: Volle Meistbegünstigung, wobei wir uns mit einer kurzen Nebergangszeit einverstanden erklären können. Aber das Protokoll vom 12. Oktober mutz die Grundlage all dieser Besprechungen sein, während der Handelsminister Rai, naldn bekanntlich diese Basis preisgegeben hat.

Wir wollen uns nicht in Prophezeiungen einlassen, sondern ruhig abwarten, wie sich das Weitere entwickelt. Wenn die Franzosen glauben im Recht zu sein, so braucht man iie nur aus die eine Tatsache aufmerksam zu machen, dag sie nur ihren Verhandlungen bei keinem Staate zu einem Ergebnis kommen, weil ihnen ihre Gesetzgebung im Wege steht, während Deutschland eine Reihe von Ab­kommen bereits abgeschlossen hat. Soviel wir wissen, stehen auch die Verhandlungen mit Belgien durchaus nicht ungünstig. Die Belgier wollen die Meistbegünstigung sehr etnschränken, während Deutschland sie von beiden Seiten restlos gegeben wissen will, lieber diesen grundsätzlichen Punkt hat man zunächst die Auseinandersetzung vertagt und sich erst mit der praktischen Erörterung der Einzel­heiten beschäftigt. Dabei hat sich ein verhältnismäßig weites Einvernehmen ergeben Von beiden Seiten wur­den Zugeständnisse gemacht und wir glauben, datz nach einer Uebergangszeit, die nicht allzulange sein dürfte, doch zu einem endgültigen Vertrage geschritten werden kann. Selbstverständlich unter der Voraussetzung der Meistbegünstigung.

Die deutsche Regierung ist ja auch in einer etwas un­angenehmen Lage dadurch, datz sie ihre Zolltarife setzt schassen mutz. Wir sprechen ausdrücklich von der Mehr­zahl. weil, soviel wir wissen, mehrere Tarüe mit Höchst- und Mindestsätzen unvermeidlich sein werden. Deutschland mutz gerade in seiner gegenivür,' , i Lage die Möglichkeit besitzen, unter den Tarif hinunterzugehen, wenn es Staa­ten besonders entgegenkommen will und ihn sehr stark heraufsetzen, wenn es sich zu einem Zollkrieg gezwungen sehen sollte. Während man ursprün ' mit dem Gedan, Ken spielte, auf dem Verordn»» . die Frage zu regeln, wird man jetzt unter allen Umstanden gesetzliche Grundlagen schassen. Wir begrüßen das, denn an den Verordnungen haben wir allmählich genug. Diese Ver­ordnungen sind zwar ein Notbehelf, aber Kern guter. Das konnten wir erst jetzt erleben, als der Finanzgerichtshof in München gegen die Verordnung vom 4. November ent­schied. während das bayerische Oberlandesgericht und das Kammergericht in B rlm die Verordnung anerkannt hat. Wenn auch der Finanzgerichtshof nicht höchste Instanz ist und seine Entscheidungen auf dem Wege der ordentlichen Gerichte angesochten werden können, so zeigt doch dieser Vorfall, datz man in Deutschland Verordnungen möglichst vermeiden soll.

Das Wichtigste aus den politische. ' Zgnissen ist die gestrige Note der Alliierten, die sich ein ,h darauf beruft, datz die Räumung der Kölner Zone nach 5 und der Kob­lenzer nach 10 Jahren eine Begünstigung ist, die man Deutschland nur zugestehen kann, wenn es alle Bedingun­gen des Vertrages erfüllt hat. Einmal sind alle Bedingun­gen erfüllt, denn wir können in den kleinen Vorfällen beim besten Willen nichts Schwerwiegendes sehen, sodann bestreiten wir mit aller Entschiedenheit die Richtigkeit der angeführten Auslegung. Die Reichsregierung hat und darin findet sie unseren vollen Beifall um die Ver­schleppungstaktik der Gegner zu durchkreuzen, ihre Ant­wortnote sofort abgefatzt. Sie wird noch heute in Paris, London und Brüssel übergeben werden und wir nehmen an, datz sie morgen dem deutschen Volke zur Kenntnis gebracht wird.

, Und noch auf eines müssen wir in diesem Zusammen­hang zu sprechen kommen. Das ist die gestrige Kammer­debatte in Paris. Herriot war ja in einer gewissen Zwangslage und man soll daher nicht jedes Wort auf die Wagschale legen, das er seinen innerpolitischen Gegnern entgegengehalten hat. So etwa das über die 50 000 Mann Polizei, die Deutschland von Briand über den ursprüng­lichen Bestand seinerzeit zugestanden wurden. Wenn er sich aber wieder auf die 20 000 Gewehrläuse bei Krupp beruft, so scheint uns das doch etwas aus dem Rahmen heranszufallen. Zu dieser Frage ist von amtlicher deutscher Seile längst das Nötiae gesaut worden. Sehr interessant

aoer war eine Mmernung oes sranzSstscyen Minillerprast- denten, als er es ablehnte. Dokumente über den Ursprung oder die Vorgeschichte des Krieges zu erörtern, um die Gelegenheit zu Interpellationen zu vermeiden, die seinen Vorgängern schaden könnten. Deutlicher konnte er nicht auf Herrn Poincarö und dessen kriegshetzerisches Treiben Hinweisen. Wir unterstreichen jedenfalls diese Aussührun- gen mit aller Geflissentlichkeit. Sie sind diplomatisch das. was wir etwas gröber auszusprechen pflegen, wenn wir Pomcarö als den Anstifter des Weltbrandes bezeichnen Die Angriffe Fabris auf Getzler und Seeckt lassen uns kalt. Beide Männer haben nur ihre Pflicht getan und das deutsche Volk dankt ihnen das. Verdächtigungen reiche,» an sie nicht heran.

2>ohrrs Glück und Ende

Gerade wenn Meldungen sensationellen Charakter aus Rußland zu uns herüberkommen, empfinden wir so recht, wie wenig wir im Grunde von den Kämpfen in Moskau und den Verhältnissen in der Sowjetrepublik wissen. Rußland ist mehr denn je ein für uns unbekanntes Gebiet, über das ein dichter Schleier gebreitet ist. Wohl bringt die deutsche Presse zahlreiche Artikel und Männer, die in Rußland gewesen sind, äußern sich öffentlich, aber ihre Ausführungen widersprechen einander. Es geht uns nicht allein so. sondern im Grunde allen Völkern der Erde. Man braucht nur die englische Presse zu verfolgen, deren Kommentare zu dem Sturz Trotzkis in keine liebereiustinunung zu bringen waren. Nicht nur zwi­schen den Parteien, was sich ja mit der verschiedenen Einstel­lung zwanglos erklären ließe, sondern auch innerhalb der­selben Richtung, faßte man dieses Ereignis verschieden auf. Nicht einmal darüber wär man sich einig, ob das Ausscheiden dieser Persönlichkeit aus der russischen Politik folgenschwer sein würde oder nicht.

Deshalb ist es so unendlich schwer, zu den Vorgängen Stellung zu nehmen und den einzelnen Persönlichkeiten ge­recht zu werden. Trotzdem empfinden wir, daß es sich hier um Dinge handelt, die für uns im Laufe der Entwicklung außerordentlich wichtig werden können. Wenn wir auch übertriebenen Hoffnungen aus Rußland, die uns eine Zeit lang stark beherrscht haben und sogar auf unsere Politik ab» särbtcn, wir erinnern nur an den Rapallooertrag, inzwischen begraben haben, wissen wir doch, datz früher oder später Rußland wieder in den Vordergrund treten und dann oonk seiner Größe, mehr aber noch dank seiner gewaltigen Bodenschätze eine entscheidende Rolle spielen wird. Es hängt letzten Endes für die verschiedensten Probleme alles von der Entwicklung in dem einstigen Zarenreiche ab. Fügt sich Ruß­land wieder in die Weltwirtschaft ein. io wird es auch zum ausschlaggebenden Faktor. Ohne seine Hilssimliel ist Europa dem amerikanischen Wirischaftswillen unterworfen: stehen jedoch der alten Welt die Quellen im Moskowiter Reich zur Verfügung, so würde sich allmäklich eine gewisse Unabhän­gigkeit ergeben. Ebenso würde ein nach Europa gewandtes Rußland augenblicklich richtet es sich mit keiner ganzen Kraft nach Asien die Machtoerhältnisse auf dem Kontinent von Grund auf ändern.

In diesem Zusammenhänge muß der Sturz Trotzkis hinemgeftellt werden. Lr war zweifellos die bedeutendste Persönlichkeit neben dem lebenden Lenin, wenn er sich auch dessen alles beschattenden Ansehen beugen mußte, und er ist nach seinem Tode die stärkste Potenz gewesen. Seine politi­schen Auffassungen darzulegen, ist fast unmöglich. Die inner­politische Auseinandersetzung in Rußland ist für die west­europäischen Gedankengänge vollkommen unverständlich, Es

gey» um naaripauereien, um Nuancierungen, die wir gar nicht unterscheiden rönnen. Uns ist die Welt des Bolschewis­mus so fremd, daß wir sie als eine Einheit empfinden. Trotzki war das llnksnt terribls der Bewegung. Sein starkes Tem­perament durchbrach immer wieder die Grenzen des Dog­mas. Schon zu Zeiten Lenins, dem es freilich gelang, ihn dann auf eine gemeinsame Linie zurückzuführen. Entbehren konnte er ihn nicht. Trotzki hat die russische Armee neu geschaffen und damit auch ein Instrument in der Hand gehabt, das Achtung einflößte. Ein sonderbarer Zufall, daß dieser mili- tärische Reorganisator ein Jude ist. Der Antisemitismus hat sicher gegen ihn gewirkt, man sagt besonders Tschitscherin eine solche Gegnerschaft zu, aber entscheidend für seine Nie­derlage ist das nicht gewesen, denn auch seine siegreichen Feinde sind zumeist Juden.

Trotzki war in seiner Stellung längst erschüttert. Gerade ein lebhaftes Temperament ließ di« Macht zer­bröckeln, auf die er sich stützte. Er war eigenwillig und wahr­scheinlich oft auch für seine Anhänger ein Rätsel. Dazu kam, daß große Persönlichkeiten nie beliebt sind. Sie haben An­hang, solange sie an der Macht sind; das entspricht der menschlichen Natur, die gern mit den stärksten Bataillonen geht; aber er brachte in seine eigenen Reihen eine Unsicher­heit, die sich rächen mußte. In dem Augenblick aber, wo ihm die Zügel sichtbar entglitten, stand er allein. Diese Freund­schaften haken eben keinen Wert an sich. Und nun kommt die Tragik des Mannes. Er war nicht stolz genug, seinen Gegnern die Fehde «»»Zusagen oder sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, sondern er versuchte es, sich durch Unterwür­figkeit zu behaupten. Noch einmal stellte er sich der Partei­leitung oorbehaltslos zur Verfügung. Genützt hat ihm das in keiner Hinsicht. Wir dürfen annehmen, die genaue Kennt­nis der Vorgänge fehlt uns ja leider, daß das viel« Anhänger von ihm abgestoßen hat. Die Parteidoktriyäre aber erhielten dadurch erst recht Oberwasser. Sie waren klug genug, diese Unterwerfung zurückzuweisen, die ja sicher nur eine schein- bare gewesen wäre, und ihn für immer aus der Macht zu verdrängen. Ein Ketzergericht wurde eingesetzt. Das ist bei den Parteien der sogenannten Freiheit üblich. Unsere Kom­munisten gebärden sich rasend, wenn man sie irgendwie zügeln will, aber sagen selbst ganz offen, daß sie, zur Herr­schaft gelangt, noch ganz anders schalten und walten wür­den. Zu Ehren Moskaus schrecken sie vor nichts zurück. Wir kennen sa das gleiche aus der französischen Revolution, in der die Männer der Freiheit den Schrecken verbreiteten, bis sie selbst ein Opfer dieses Schreckens wurden. Danton, Mar- rat. St. Just und Robespierre sind keine Einzelerscheinungen sondern Typen, und eine spätere Geschichtsschreibung, die klarer die Moskauer Vorgänge übersieht, wird ganz sicher hier Parallelen ziehen.

Die Sieger im Kampf gegen Trotzki sind Kame- new, geistig wohl der bedeutendste von ihnen, Stalin und S»n owTeav. der in Europa am.bekanntesten ist^weit

alle kommunistischen Versuche, «ranvyerve für die «kelk- revolutton zu schaffen, sein Siegel und seine Unterschrift tra-> gen. Wir brauchen nur an seinen umstrittenen Brief an die englischen Kommunisten oder an sein Eingreifen in die deut­schen Verhältnisse zu erinnern. Daß Kamenew mit Trotzki verwandt ist. hat dem Unterlegenen sicker nur noch geschadet. Perwandteichaß ist das schlimmste. Es steht also einTrium- virat da, das wesentlich radikaler als Trotzki ist. Jede Prophezeiung darüber, was sich jetzt abspielen wird, ist ge­wagt. Wir wissen nicht, ob der Anhang des Besiegten sich aufbäumen wird, ob er überhaupt dazu die Kraft hat oder ob das Triumvirat seine Stellung zunächst als gesichert betrach­ten kann. Aber eines läßt sich schon jetzt mit Sicherheit sagen: In sich ist es brüchig. Darüber liegen bereits ein­wandfreie Meldungen vor. Gegen Sinowjew ist eine Untersuchung im Gange wegen entarteten Le­benswandels. Wer denkt da nicht an Danton, obwohl es zweifellos Unrecht ist, dielen französischen Bohemien von Geist und Witz, von einer überlegenen Weltanschauung, mit dem russischen Revolutionär zu vergleichen, der wirklich nichts Lympachisches an sich hat.

Kamenew hat erklärt, und das klingt durchaus glaub­haft, daß die Untersuchung einstweilen zurückgestellt werden müsse, da »nan mit der Angelegenheit Trotzki genügend zu tun habe. Das ist deshalb überzeugend, weil Trotzki noch eine höchste Instanz anrufen kann. Sie wird zweifellos gegen ihn entscheiden, aber ebenso zweifellos die volle Aufmerksam­keit der Radikalen in Anspruch nehmen. Denn Trotzki ist ein glänzeuoer Redner, der ihnen in den Verhandlungen manche Schwierigkeiten bereiten wird. Doch das ist nur ein Zeit- ausschub. Auf die Dauer läßt sich das Verfahren gegen Sinowjew nicht verhindern. Rein psychologisch wird man sogar annehmen müssen, daß die beiden andern Triumvirn mit der Absägung des Partners ganz einverstanden sind. Die Hälfte der Mach» ist mehr als ein Drittel. Dos wissen wir aus Rom, wo sich die gleichen Vorgänge »neh» ooespielt haben. Wahrscheinlich aber fühlen sie sich ooriäu>.g noch nickt starr genug, um zu diesem neuen Schlage auszuhoien. Eine an^:>e Frage taucht auf: Wird die Zersetzung dann nicht weitergehen? Man sollte es annehmen, wenn man sich auch angesichts des ungenügenden Nachrichtenmaterials äußerste Vorsicht im Urteil auferlegen muß. Wir wollen hier auch nur Möglichkeiten andeuten, ohne sie als Wchricheinlickkeitsn zu bezeichnen. Wir wissen ja noch nicht einmal, wer Trotzkis endgültiger Nachfolger in der Leitung der Armee wird. Man nenn» u. a. den General Budjenni. der freilich herzlich unbe- deutend ist, auch als Heerführer. Er hat im Kampf Legen Polen versagt. Aber gerade das würde sisrVhu ün Lmne Kamenews sprechen.

Aus der Grundschule

in die höhere Schule.

Durch eine Verfügung des Würti. Kultusministeriums wird der Uebergang aus der Grundschule in die höheren Schulen des Landes in eingehender Weise geregelt. Es ist u a. bestimmt worden:

Die Aufnahme eines Kindes in die unterste Klasse einer höheren Schule hat zur Voraussetzung, datz es die Grundschulpflicht erfüllt und in der Regel das 13. Lebens­jahr noch nicht überschritten hat. Ueber den llebertritl aus der Grundschule in eine höhere Schule entscheidet einer­seits der Entschluß der Erziehungsberechtigten, andererseits die geistige und sittliche Eignung der Kinder. Die für eine weitersührende Schule bestimmten Kinder müssen ord­nungsgemäß bei der ausnehmenden Schule angemeldet werden und eine Aufnahmeprüfung oblegen. Die Volksschule übergibt der ausnehmenden Schule rechtzeitig vor der Aufnahmeprüfung für jedes einzelne Kind die Klassenzeugnisse, die den neuesten Stand seiner Kenntnisse dartun müssen, sowie ein schriftliches Gutachten seines Klassenlehrers über Grad und Eigenart seiner Begabung, insbesondere über seine Auffassungsgabe, seine Fähigkeit, verschiedene Gedankenreihen zu verknüpfen, seine llrteils- und Gedächtniskrast, und. soweit dies als nötig erscheint, über besonders hervortretende körperliche und seelische Eigenschaften. Falls die Prüfung schon einmal ohne Erfolg abgelegt wurde, ist dies in dem Anmeldezeugnis zu ver­merken. An der Aufnahmeprüfung in die höhere Schule haben sich alle angemeldeten und zugelassenen Kinder zu beteiligen. Die Prüfung hat den Zweck, festzustellen, ob die Kinder zu der Erwartung berechtigen, daß sie den An­forderungen der höheren Schulen gewachsen sind. Die Prü­fung soll mehr die Fähigkeiten und das erreichte Können, als die auf dem gedächtnismäßiaem Wege erworbenen

Kenntnisse ermitteln."

Im Anschluß daran werden die Eltern der Grund­schüler auf folgende Bestimmung in dem Schulgelderlaß des Württ. Kultmin. v. 15. April 1924 aufmerksam ge­macht. wonach es auch bedürftigen Schülern möglich ge­macht ist, eine höhere Schule zu besuchen:

Bedürftigen Schülern der Volksschule, die die vier unteren Klassen der Volksschule besucht haben, kann im Fall ihrer Aufnahme in eine höhere Schule Aussicht auf ein« dauernde Freistelle eröffnet werden, wenn ,»e nach Unterrichtserfolg, Fleiß und Betragen von den Lehrern als besonders befähigt für den Besuch einer höheren Schule empfohlen werden "

Diese Bestimmung ist ganz besonders zu begrüßen, weil damit auch solchen Eltern, denen heute die Aufbringung des Schulgeldes schwer fallen würde, die Möglichkeit ge­boten ist, ihre Kinder in eine höhere Schule zu schicken. Grundsätzlich ist damit jedem begabten Erundschüler, ohne Rücksicht aus die wirtschaftlichen Verhältnisse des Eltern­hauses, der Zugang zu allen Berufsarten eröffnet.

Auch für die Anschaffung der nötigen Lernmittel (Bücher, Atlanten, Hefte. Reißzeuge usw.f ist Sorge ge­tragen,- die an allen höheren Schulen heute eingerichtete Schülerwohlfahrtspflege stellt allen bedürftigen und

fügung.

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