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Nr. 207
Amis- unä Anzeigeblait für äen Oberamtsbezirk Oalw
M
Mittwoch, den 6. September 1933
Bezugspreis:
In äerStaät356oläpfennige wöchentlich mit Trägerlohn Post-Sezugspreis 35 Solck- pfennige ohne Bestellgelä
Schluß äer Anzeigenannahme S Uhr vormittags
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verantwort!. Schriftleitung: Frieärich Hans Scheele vruck unä Verlag äer A. Oelschläger'schen Bnchäruckerei
Jahrgang 106
Reichskanzler Hitler besucht die Reichswehr
Der Kanzler nimmt an den Uebungen würlt. Reichswehrtruppenteile in der Umgegend
von Ulm teil
TU. Ulm, 6. Sept. In Leu Nachmittagssturrden öes Montags traf Reichskanzler Adolf Hitler in Ulm ein, kurz nach ihm auch der Ministerpräsident General Goering. Weiterhin kamen Ser Neichswehrminister Generaloberst von Blomberg, General Freiherr von Hammerstein, General von Molo, Exzellenz von Soden und andere höhere Offiziere der Reichswehr in Ulm an. Auch die Neichsstatthalter Murr, Wagner und Sprenger, sowie Obergruppenführer von Iagow erschienen. Als Vertreter der italienischen Regierung sah man General Rosst, Oberst Manzinelli, Oberstleutnant Mattielli und Oberst Marras.
Am frühen Morgen des Dienstag begab sich Reichskanzler Hitler ins U e b u n g s g e l ä n d e, auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb bei Münsingen, wo er bis zum späten Nachmittag die Uebungen einiger Reichswehrtruppenteile mit größtem Interesse verfolgte und sich die einzelnen Waffen- und Truppengattungen zeigen ließ. Wohin auch immer er kam, hatte sich seine Anwesenheit mit Blitzesschnelle herumgesprochen. So wurden ihm auf dem Weg, den er im Kraftwagen zurücklegte, sowie in den Dörfern, durch die er mit seiner Begleitung kam, stürmische Huldigungen zuteil.
Abends traf Reichskanzler Adolf Hitler wieder in Ulm ein, gefeiert und bejubelt von einer Riesenmenge, die sein Hotel umlagerte und nicht eher zufrieden war, als bis sich der Kanzler mehrmals am Fenster zeigte. Immer wieder erschollen das Deutschland- und das Horst-Wcssel-Licd.
Minister Seldte über die dentsche Wehrlosigkeit
Reichsminister Seldte veröffentlicht anläßlich der Enthüllung des Langemarkehrenmals zu Naumburg einen Artikel in der „Krcuzzcitung", in dem er u. a. schreibt: „Wir haben 1914 im Riesenmaß der uns erwachsenen Ausgabe der Landesverteidigung zwei schwere organisatorische Fehler gemacht: das ausgebildete aktive und Reservcoffizierkorps war ohne Zurückbehaltung einer starken Ftthrcrreserve eingesetzt. Der zur Führung befähigte Nachwuchs füllte, in seiner Begeisterung nicht zu bändigen, als Mannschaft die kriegsfreiwilligen Regimenter. Ende September 1S14, nach knapp siebenwöchiger Ausbildung, sind die ersten, die ausgesucht besten Kriegsfreiwilligen an der Front. Die aktiven
TU. London, 6. Sept. Von englischer zuständiger Seite wird bestätigt, daß am 18. September eine englisch-französische Aussprache in Paris stattfinden wird, an der aller Voraussicht nach der englische Unterstaatssekretär Eden tetlnimmt. Ob sich Außenminister Simon ebenfalls daran beteiligen wird, ist noch nicht entschieden. Möglicherweise wird sich auch der Amerikaner Norman Davis an den Besprechungen beteiligen, während Italien voraussichtlich nicht vertreten sein wird. Die Besprechungen erstrecken sich nur auf die Abrüstung, nicht aber auf die österreichische Frage.
Wie erinnerlich war nach der ersten Lesung des englischen Abrüstungsentwurfes eine Reihe von Punkten offen geblieben, über die noch keine Einigung erzielt worden war. Hcn- dcrson war beauftragt worden, sie in den verschiedenen Hauptstädten Europas zu erörtern. Auf dem Rückweg von Genf nach London hatte seinerzeit Unterstaatssekretär Eden eine Unterredung mit den Pariser Stellen über dieselben Fragen. Sie nunmehr fortgesetzt werden soll. Man kann an- nchmcn, daß die Frage des Ueberwachungsaus- schusses einer der hauptsächlichsten Verhandlungsgegenstände sein wird, da bisher zwischen England und Frankreich in dieser Frage Meinungsverschiedenheiten bestanden, jetzt aber Neigungen in London bemerkbar werden, sich den französischen Forderungen anzuschließen.
Die englische Politik, so heißt es in London, verfolge das Ziel, die Annahme des englischen Planes in seiner Gesamtheit in der zweiten Lesung zu erwirken,- in diesem Zusammenhang seien die Pariser Besprechungen vereinbart worden. Norman Davis wird eine Unterredung mit Außenminister Simon haben.
Französische Hoffnungen ans den 18. September
Die Aufmerksamkeit der Pariser politischen Kreise ist jetzt auf die angekündigte Pariser Konferenz vom 18. September zwischen dem englischen Außenminister und seinen Begleitern einerseits und dem französischen Ministerpräsidenten und dem Außenminister andererseits gerichtet. Man erhofft von diesen Besprechungen eine wesentliche Annäherung der beiderseitigen Auffassungen in der Abrust u n g s f r a g e. Der „Jntransigeant" schreibt, daß man sich französischerseits nicht einbilden dürfe, Eng-
Regimenter waren unübertroffen in ihrer Ausbildung, die Kricgsfreiwilligenregimenter unübertroffen in ihrem inneren hinreißenden Schwung. Aber was an Ausbildung fehlt, ist durch nichts zu ersetzen. Ei« Volk, das geistig «och so stark «nd geschloffen ist, bleibt wehrlos, wenn es ihm durch Zeit oder Diktat versagt ist, seine Jugend im Wafsenhandrverk zu schulen. Das sei all den Verleumdern gesagt, die das Zusammenwachsen der heutigen deutschen Jugend in Geist und Bund deuten wollen als Kriegsrüstung Deutschlands. Wir sind noch tausendmal wehrloser, als es jene Jugend war, die Sen geübten Soldaten der Feinde nichts entgcgen- zusctzen hatte als die Opferkraft ihre» Liebe zu Deutschland. Gerade darin allerdings beruht auch ihr unvergänglicher Ruhm."
Abbau der Fürsorgelasten der Gemeinden
zur Erleichterung der Arbeitsbeschaffung Einen wesentlichen Schritt zum Abbau der kommunalen Fürsorgelastcn bedeutet eine vom Neichsarbeitsminister getroffene Maßnahme. Nach den bisher geltenden Bestimmungen waren die bei Notstandsarbeiten gewährten Zuschüsse, die sogenannte G r un d f ö r d e r un g für die von Krisen- untcrsttttzungsempfängern geleisteten Tagewerke zu einem Fünftel von den Gemeinden, für die von Wohlfahrtsunterstützungsempfängern geleisteten Tagewerke völlig aus Mitteln der öffentlichen Fürsorge zu zahlen. Nunmehr ermächtigt ein Erlaß des Neichsarbeitsministers den Präsidenten der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, bei allen Notstandsarbeiten die Grunbförderung für die von bisherigen Empfängern der Krisen- oder Wohlfahrtsunterstützung nach dem 31. Juli 1933 geleisteten Tagewerke in vollem Umfange auf die Mittel der Reichs« n st alt zu übernehmen. Die Inangriffnahme öffentlicher Notstandsarbeitcn unter Heranziehung aller Arten von Unterstützungsempfängern wird nach dieser neuen Regelung erheblich erleichtert sein, so daß der Erlaß des Neichsarbeitsministers auch als wesentlicher Beitrag zur Arbeitsbeschaffungspolitik der Reichsregierung gewertet werden kann.
land werde mit Frankreich ein Bündnis schließen oder denke an die Wiedergeburt der ehemaligen „Entente cordiale". Man könne aber schon mit Befriedigung feststellen, daß man auf Ser anderen Seite des Kanals beginne, die Augen über die „ewige deutsche Gefahr" zu öffnen 01. Der Friede der Welt werde von dem Klarblick Englands abhängen. Mit dem Tage, an dem England erkläre, Satz es keinen deutschen Angriff gegen irgendeine Macht dulde, werde der Friede wieder einziehen.
In der Pariser Presse wird die Vermutung geäußert, daß England der französischen Regierung vorschlagen werde, als Gegenleistung für die Errichtung einer Rüstungskontrolle die Senkung -er Landrüstungen vorzunehmen.
Herriot für russisch-französische Kulturverbrüderuug
Der französische Botschafter Alphand veranstaltete am Dienstag in Moskau einen Empfang, an dem die Sowjetregierung, das diplomatische Korps und Herriot teil- nahmen. Anschließend fuhr Herriot in Begleitung Litwi- nows zum Museum der Noten Armee und Marine. Herriot hielt nach Abschluß der Besichtigung eine Rede, in der er Stalin und seinen Mitarbeitern huldigte und seiner Begeisterung über das Gesehene Ausdruck gab. Herriot sprach ferner den Wunsch aus, Maxim Gorki zu sehen und hatte daraufhin am Dienstag spät abends mit diesem eine Unterredung, in der besonders Sie Frage einer kulturellen-fran- zösischcn Annäherung behandelt wurde.
Großes Bombenflugzeug bei Moskau abgestürzt
TU. Moskau, 6. Sept. Am Dienstag stürzte bei Moskau ein schweres Bombenflugzeug ab, in dem sich der stellvertretende Kommissar für Schwerindustrie, Varanow, der außerordentliche Kommissar für den Ausbau des Flugzeugwesens, Golcmann, der Generaldirektor der russischen staatlichen Flugzeugwerke, Gorbunow, das Mitglied des Staatsplankomitees der Sowjetunion, Sar sar, und vier Begleiter befänden. Alle 8 Paffagiere sind tot. Sie spielten in der Verwaltung des Flugwesens eine große Rolle. Ba- ranow war früher EHef der russischen Militärfliegerei, Sar-
Tages-Spiegel
Reichskanzler Hitler hat gestern an den kleinen Herbstübnn- gcn württ. Reichswehrtruppenteile in der Umgegend von Ulm teilgenommen.
Der Beginn des großen Propagandafeldznges für die Dentsche Arbeitsfront, -er ursprünglich am 15. September beginne« sollte, ist anf 1. Oktober verschoben worden. Vizekanzler von Papen beabsichtigt im Herbst nach Budapest zu fahren. Der genaue Zeitpunkt der Reise steht noch nicht fest.
I« Paris wird am 18. September eine englisch-französische Vorkonferenz über die Abrüstuugsfrage stattfinden. England. bezeigt dem französischen Plan einer zwischenstaatlichen Rüstungskontrolle Entgegenkommen.
Mussolini soll die Absicht haben, in voller Uebereinstnnmnng mit Frankreich eine Reihe von Besprechungen mit den führenden Staatsmännern der Donanländer abznhaltc«? er will zunächst den tschechoslowakischen Antzenminister Dr. Benesch empfange«.
Der belgische Verteidigungsminister beabsichtigt, im Parlament einen Kredit von 799 Millionen Franken für die Organisierung der Grenzverteidignng z« verlange».
In der Nähe von St. Brienx (Frankreich) stießen gestern morgen ein Schienenanto und ein Personenzng in voller Fahrt zusammen. Der Unfall forderte einen Toten «nd 19 Verletzte.
Ein Taifun ging über den westlichen Teil Japans hinweg «nd überschwemmte in Osaka über 3V Ü9V Häuser «nd in Tokio über 1999 Häuser. In Korea brachen über 59 Häuser znsamemn.
Im Verlaus eines kommunistischen Patsches in Kuba haben Soldaten «nd Unteroffiziere sämtliche Offiziere des Heeres «nd -er Marine abgesetzt und den Präsidenten sowie das Kabinett znm Rücktritt gezwungen. Amerika hat zum Schutz seiner Interessen Kriegsschiffe nach Kuba entsandt. Ganz Chile wird von einer schwere« Typhnsepidemie heim- gesucht, die bisher schon 499 Todesopfer gefordert hat. Uever 2999 Personen find znr Zeit noch erkrankt.
sar befehligte das russische Fluggeschwader bei seinem Flug Moskau—Peking—Moskau. Amtlich wird als Grund des Unglücks ein Fehler am Motor angegeben.
Wochenlohn statt Stundenlohn
Wie Berliner Blätter der „Braunen Wirtschaftspost" entnehmen, sieht der von der Deutschen Arbeitsfront geplante Rcichsrahmcntarif die Ablösung der Stundcnlöhne durch Wochenlöhnc vor, um jedem Arbeiter ein Mindesteinkommen zu gewährleisten. Eine Beschäftigung unter dem Minöestlohn soll nach Inkrafttreten des Neichsrahmcntarifs unter Strafe gestellt werden. Durch diese Maßnahme soll - die Verwirklichung des Volks- und Vctricbsgemeinschaftsgcdankcns gefördert werden, in dem der Arbeitnehmer auf eine kleinliche Arbeitszeitbercchnung verzichten und der Arbeitgeber von Lohnabzügen für Ausfallstunden Abstand nehmen muß. Der künftige Wochcn- lohn soll ' zugleich Ausdruck der neuen berufsständischen Auffassung sein. _
Die Zahlung rückständiger Sieuern
TU. Berlin, 9. Sept. Es ist in der letzten Zeit wiederholt festgestellt worden, daß Steuerpflichtige der Ansicht sind, die vom Reichsfinanzministerium angekündigte Steuerreform werde sich auch auf die rückständigen Steuern erstrecken, und zwar in der Weise, daß die rückständigen Steuern erlassen würden. Dazu wird von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß ein allgemeiner Erlaß rückständiger Steuernundenkbar ist. Rückständige Steuerschulden werden nach wie vor beigetrieben und sie erhöhen sich nach wie vor um die üblichen Verzugszinsen oder Stunöungszinsen. Durch die in Aussicht genommene Steuerreform wird an dieser Tatsache nichts geändert werden.
Ist eine fällig gewesene Steuerschuld auf Antrag öes Steuerpflichtigen gestundet worden, so erhöht sich die Steuerschuld für die Zeit der Stundung um Stundungszin- s c n. Diese betragen 5 v. H. jährlich. Ist eine Steuerzahlung rückständig, ohne daß der Steuerpflichtige dafür Stundung erlangt hat, so erhöht sich der rückändigc Betrag um Verzugszinsen. Diese betragen 12 v. H. jährlich. Stundung wird nur auf Antrag des Steuerpflichtigen gewährt. Das Finanzamt wird dem Stundungsantrag nur entsprechen, wenn ihm durch den Steuerpflichtigen glaubhaft gemacht wird, daß die sofortige Einziehung des Betrags für den Steuerpflichtigen mit erheblichen Härten verbunden ist, und der Steucranspruch durch die Stundung nicht gefährdet wird.
Es ist Pflicht eines jeden Volksgenossen, durch pünktliche Entrichtung der laufenden Steuerzahlungen und durch baldige Beseitigung etwaiger Rückstände den heutigen Staat in seinem Kampf um die Verminderung der Arbeitslosigkeit und in seiner Absicht, bald eine grundlegende Steuerreform und Steuervereinsachung durchzusühren, tatkrästig zu unterstützen.
Englisch-französische Aussprache in Paris
Entgegenkommen Englands in der Frage der zwischenstaatlichen Rüstungskontrolle