Aus Stadt und Land

Calw, den 4. September 1933. Nachdruck eigener Berichte nur mit Quellenangabe gestattet.

Die Calwer höheren Schulen zur Bersuchöschnle erklärt Durch Erlaß der Ministerialabteilung für die höheren Schulen sind mit Beginn des Winterhalbjahrs 1933/34 das Realprogymnasium und die Realschule Calw zur Ver­suchsschule erklärt worben. Im Lande Württemberg sind einige solcher Versuchsschulen bestimmt worden, deren Auf­gabe es sein wird, die kommende Neuordnung des Schul­wesens vorzubereiten, neue Unterrichtsformen und Unter­richtsgegenstände zu erproben und auf gewissen Gebieten Er­fahrungen zu sammeln. Zu diesem Zweck werden sic den Auf­trag und die Erlaubnis erhalten, die geltenden Stunden­tafeln und Lehrpläne freier zu gestalten.

Versammlung der Malermeister des Bezirks Calw Vergangenen Donnerstag fand im GasthausZum Lö­wen" in Calw eine Jnnungsversammlung der selbständi­gen Malermeister des Bezirks statt. Obermalermeister Bauer crvffnete die Versammlung und begrüßte die sehr zahlreich erschienenen Kollege». sVon 38 waren 34 anwesend und 4 entschuldigt.) Aus dem Inhalt der Tagesordnung wurden die wichtigsten Punkte herausgegriffen. Zu Punkt 1 wurde von der in NavcnSburg am 12. und 13. August statt- gefundenen Malertagung berichtet. Sehr eingehend wurde dann referiert von den Kollegen, welche an der Tagung teilgenommen hatten; über das Führerprinzip, Kultur und Wirtschaft sowie über Kalkulation und Preisbildung im Handwerk. Von der anschließenden Aussprache wurde dann auch reichlich Gebrauch gemacht und alle Zweifel restlos beseitigt. Sodann wurden verschiedene, wichtige Schreiben vom Landesverband durch Obermeister Bauer zur Kenntnis genommen und hierüber weitgehendst Auskunft gegeben, guch versuchte der Vorsitzende, jedem Kollegen klar zu zei- zeigcn, was für unser Handwerk Sinn und Bedeutung hat. Etwaige Mißverständnisse wurden durch den Obermaler­meister behoben und genügend Bescheid erteilt. Weiterhin kam als Punkt 3, welcher nicht gerade so erquicklich war, die Preisbildung innerhalb der Innung selbst zur Sprache. Wir haben nun seit der Gründung der Pflichtinnung Min­destpreise, ü. h. Preise, die jeder Kollege einhalten sollte; wie es sich aber an den verschiedenen Beschwerdeschreibcn zeigte, war dies nicht immer der Fall; denn es wurden von einigen Kollegen diese Preise zum Teil ganz erheblich unter­boten zum Nachteil der anderen, lieber diese Schreiben hat sich Obermeister Bauer sehr sachrf geäußert und die betref­fenden Kollegen mußte sich eine gehörige Rüge gefallen lasten. Gleichzeissig wurde auch bekanntgegeben, was in dic­ker Sache vom Landesverband aus zu geschehen habe; es wäre sehr zum Schaden eines jeden einzelnen, wenn die Mindestpreise nicht cingehalten werden. Obermeister Bauer erörterte nochmals die Preise und stellte fest, daß die In­nung dieselben im Nahmen des Möglichen ausgestellt hat, und bittet gleichzeitig, jeder Kollege möge in der Innung Mitarbeiten, zum Segen und Wohl unseres Berufs. Mit Worten des Dankes für die rege Mitarbeit aller Erschiene­nen schloß Obermeister Bauer die Versammlung.

Wetter für Dienstag und Mittwoch Bei westlichem Hochdruck ist sür Dienstag und Mittwoch wenn auch zu leichter Unbeständigkeit neigendes, so doch vor­wiegend freundliches Wetter zu erwarten.

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Stnttgart, S. September. Nach einer letzten Meldung der Rettungskolonne, die auf der Suche nach de» vermißten Stuttgarter Touristen Dr. Rall und Wieland war, steht fest, baß diese doch über die Noröwand des Matterharngletschers tödlich abgestürzt sind. Der Absturz erfolgte 1500 Meter tief von einer Stelle direkt unterhalb des Gipfels. Die Leichen können nicht geborgen werden.

Eßlingen, 3. Sept. Auf bisher ungeklärte Weise entstand in den 1. Nachmittagsstunden des Sonntag in den in der Schulstraßc in Liebersbronn gelegenen Anwesen des Gott­lieb Schlenz und Ernst Kimmich ein Grobfeuer, das 3 Wohn­häuser und 2 gefüllte Scheunen vernichtete. 4 Familien sind durch den Brand obdachlos geworden.

Göppingen, 3. September. In Geiölingen wurden in verschiedenen Wirtschaften falsche Einmarkstücke vertrieben. Als Täter kommen zivci Männer und zwei Frauensperso­nen in Betracht, die im Besitz eines Personenkraftwagens sind.

Aus aller Well

Deutscher. Greg im Großen Preis von Baden

Den Höhepunkt erreichte die Internationale Ncnnwoche in Iffezheim mit dem Rennen um den Großen Preis von Baden, eine der ältesten und berühmtesten deutschen Prü­fungen. Franzosen nnd Italiener bester Klasse waren Geg­ner der deutschen Pferde. Das Rennen endete mit einem überlegenen Siege vonAlchimist" unter Jockey Grabsch des staatlichen Gestüts Graditz.

Frciballon-Höhenrekord

In -er Nähe von Mayen lRheinprovinz) landete der große FreiballonBartsch von Siegfried", der in Gelsen­kirchen aufgestiegen war. Nach den ungefähren Messungen hat der Ballon die phantastische Höhe von 11000 Meter er­reicht und damit den bisherigen Höhenrekord für Frei­ballone, der vor etwa 30 Jahren von Professor Syrius, Berlin, mit 10 000 Meter ausgestellt worden war, gebrochen.

Kurznachrichten aus aller Welt

Während des Reichsparteitages der NSDAP, erhalten alle in Nürnberg aufgegebenen Briefsendungcn einen Er- innerungsstempcl mit der Inschrift:Reichsparteitag der NSDAP, in Nürnberg 30. 8. - 3. 9. 1933." Die vier Marschstandarten Dresden, Leipzig, Chemnitz und Plauen, insgesamt 4000 Mann trafen am Ziel ihres 200-Kilomcter- Gepäckmarsches in Nütnberg ein. Der Reichssportführer verlieh 1000 SA.-Lenten das deutsche Sportabzeichen. In der Leipziger Innenstadt wurde ein 19jähriger Oberpri­maner beim Ankleben kommunistischer Plakate festgenom­men. Er wird sich wegen Hochverrats vor dem Reichsgericht zu verantworten Haben. In Berlin ist Bischof Dr. Schrei­ber nach langem Krankenlager verschieden. Am Sterbebett weilte das gesamte Domkapitel. In Tannhausen bei Wüstegiersdorf wurde der Lumpenhändler Hannig im Fe­bruar 1919 im Bett liegend tot aufgefunden. Die Nachfor­schungen der Polizei führten damals zu keinem Ergebnis. Jetzt hat sich der Täter der Polizei selbst gestellt. In den Dolomiten sind in den letzten Tagen nicht weniger wie zehn Alpinisten tödlich verunglückt. Darunter befinden sich sechs Reichsdeutsche. Auf einem Gehöft in der Nähe von Padua jOberitalien) brach ein Brand aus, der so schnell nm sich griff, daß von 8 Personen nur drei gerettet werden

konnten. Die übrigen S kamen in den Klammen - Di' Schlafkrankheit in St. Louis lUSA.) hat bis heute insqc- samt 58 Todesopfer gefordert. Die Zahl der Neuerkrankun' gen nimmt ständig zu. Es ist das Vorhandensein der Tsetse Fliege sestgestellt worden. - Ein Wirbelstnrm richtete i, Havanna großen Schaden an und forderte sechs Menschen leben, sowie an die hundert Verletzte.

^ermiscyies

Die mittlere Lebensdauer des Deutschen.

Ein Menschenalter rechnete man vor noch aar nickst langer Zeck auf etwa 33 Jahre. Diese Zahl trifft'aber für unsere heutige Zett keineswegs mehr zu. Bereits nach dem Kriege von 1870/71 war die durchschnittliche Lebensdauer gestiegen, betrug sie doch für das Geschlecht etwa 36, für das weibliche sogar 38 ^ahre Seitdem rst eine ständige Besserung zu verreich- besonders in den letzten Jahren erfreuliche Fort­schritte gemacht hat. Nahm doch, wie der Berliner Bevolkerungsstatistiker Georg Wolfs in der Zeitschrift" Na­turwissenschaften" mittcilt, die mittlere Lebenserwartung sür die Nerlgeborenen seit dem Weltkriege um acht Jahre zu, , so daß ein heute geborener Knabe auf eine Lebensdauer vor. 56, ein Mädchen gar von 59 Jahren rechnen darf. Die Gründe liegen einmal in dem starken Rückgang der Säug­lingssterblichkeit; ferner hat aber die zielbewusste'Bekämpfung aluter Krankheiten ein gut Teil zu dem Erfolge beigetragcn.

Turnen und Svort

Fnßballsport am Sonntag .

FV. Althengstctt I FV. Calw ll 8:4.

Althengstett Jugend Calw Jugend 4:1.

Turner-Handball

TV. Calw I Turngcs. Pforzheim I 2:0 (2:1).

F a u st v a l l

FT. Calw -- Turngcs. Pforzheim 44:54.

Staffeln

Olymp. Staffel: Sieger TV. Calw I 3,88,2 Min, TV. Calw II 4,12,9 Min., Turngcs. Pforzheim 4,33,4 Min.. 4mal100-Mctcr-Staffcl: Swgcr TV. Calw I 40,1 Sek., Turngcs. Pforzheim 48,8 Sek., TV. Calw II 8g Sek. 4mal409-Mctcr-Staffel: Sieger TV. Calw l 3,80,3 Min., Turngcs. Pforzheim 4,04,2 Min., TB. Calw II 4,07,8 Min.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

Kartoffelmarkt «ms dem Leonhardsplatz

Zufuhr 100 Zentner, Preis 2,202,40 für 50 Kilo.

Calwer Wochenmarkt

Bei dem am letzten Samstag stattgesundcnen Wochen­markt wurden folgende Preise bezahlt: Kartoffel 3.50 der Zentner, das Pfund 4 eH/, Weißkraut 10, Blankraut 12, Wirsing 10, Bohnen 1520, Spinat 16, Zwiebel 10, gelbt Rüben 12, rote Rüben 10, Tomaten 1820, Gurken 1225. Endtvien 812, Rettich 35, Aepfel 1525, Birnen 1520, Tafelbirnen 2530, Zwetschgen 1520, Mirabellen 182(1 Pfirsiche 2535, Trauben 2535, Heidelbeeren 2530, Pre,- helbeeren 50 Tafelbutter 155, Landbutter 120, Eier 10 bis 10

Die örtlichen Kleinhandelspreise dürfen selbstverständlich nicht an dev Börsen- und Großhandelspreisen gemessen werden, da für jene noch die sog. wirtschaftlichen Verkchrskostcn in Zuschlag kommen. Die Schriftltg.

Ollenbronn.

Die Gemeinde vergibt das

UWslastern von ca. uv lsd. m Kandel- pslafter und ca. 4« isd. m NeupWer.

Bedingungen liegen auf dem hiesigen Rathaus zur Einsicht auf.

Schriftliche Angebote sind bis spätestens Donnerstag, den 7. September, abends 7 llhr, verschlossen mit der AufschriftPflasterarbeit" beim Bürgermeisteramt einzu­reichen.

Zuschlag erfolgt innerhalb 5 Tagen.

Bürgermeisteramt: Erlenmaier.

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Die diesjährige ordentliche

Hauptversammlung

findet am Montag, den 11. September 1883, abend»

8'/- Uhr imAdler" statt mit folgender

Tagesordnung:

1. Geschäftsbericht.

2. Bilanz sowie Gewinn- und Verlust-Rechnung auf 31. Dezember 1932.

3. Entlastung des Vorstands.

4. Festsetzung der zur Verteilung kommenden Dividende.

5. Ergänzung von Vorstand und Aufsichtsrat.

6. Aenderung des tz 59 der Satzung als Vorbereitung zur Auflösung der Genossenschaft.

7. Anträge.

Die Genossen werden zu der Hauptversammlung mit dem Anfllqcn eingcladen, daß Anträge, über die gemäß tz 28 der Satzung in der Hauptversammlung Beschluß gefaßt werden soll, so zeitig einzureichen sind, daß I>e mindestens 3 Tage zuvor bekannt gemacht werden können. Ealw, den 2. September 1933.

Der Ausstchtsrat: Vors. Göhner.

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